„Wenn ich traurig bin, kocht Jan Kartoffeln für mich. Zum Frühstück.“
Was tun, wenn man eine sehr emotionale, sehr russische Mutter hat, die mindestens einmal täglich anruft? Und eine wunderbare, aber schrecklich vergessliche Großmutter, die nur in ihrer Sankt Petersburger Vergangenheit lebt? Dazu noch einen reizenden Bruder, der gerade beschlossen hat, sich dem Buddhismus zuzuwenden?
Eigentlich wäre Anja schon damit ausgelastet, in Deutschland Freund und Ex-Freund unter einen Hut zu bringen. Aber einer russischen Familie entkommt man nicht so leicht, auch wenn sie weit weg ist …
Die Autorin:
Lena Gorelik, geboren 1981 in Sankt Petersburg, kam 1992 zusammen mit ihrer russisch-jüdischen Familie als "Kontingentflüchtling" nach Deutschland. Nach ihrer Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule in München absolvierte sie den Elitestudiengang "Osteuropastudien". Ihr erster Roman Meine weißen Nächte wurde vom Magazin bücher als "der beste Roman über Deutschland" gelobt. Ihr zweiter Roman Hochzeit in Jerusalemwar für den Deutschen Buchpreis 2007 nominiert.
Meine Meinung:
Die Ich-Erzählerin Anja kommt mit elf Jahren von Sankt-Petersburg nach Deutschland. Rückblickend erzählt die Erwachsene Anja von ihren Erlebnissen in der alten Heimat und von ihrem Leben in der neuen Heimat.
Sie erzählt mit Leichtigkeit vom Übergangswohnheim, von den ersten Erlebnissen im fremden Deutschland und wie es ihr Zuhause wurde.
Die Beschreibungen ihrere Familie, das Miteinander und die daraus entstehende Situationskomik geht ans Herz und lässt den Leser teilweise sehr berührt zurück.
Ein sehr lesenswertes Buch, dass einen Eindruck vermittelt wie sich fremd sein anfühlt, ohne den moralischen Zeigefinger zu heben.
Zehn Punkte von mir