"Das Portal" von Elke Pistor

  • Die Geschichte


    Die junge Komissarin Nia Hallmann hat Schlimmes erlebt. Seitdem ist sie des Lebens müde und will Allem ein Ende setzen. Doch dann lernt sie den geheimnisvollen Psychologen Eliah Kahmen kennen. Er fasziniert sie, berührt ihre Seele und weckt tiefe Gefühle. Bevor Nia versteht wohin das führen wird, ist es bereits fast zu spät. Eine Weissagung nimmt ihren Lauf.
    Parallel zu dieser Geschichte lernt man das Leben von Anna Parler im Jahr 1348 kennen. Sie ist die Tochter von Heinrich Parler, einem Steinmetzmeister, der in der Dombauhütte zu Köln tätig ist. Ihrer Familie fehlt es an Nichts, doch Anna hat das Leben in der Gemeinschaft der Beginnen vorgezogen und sich der Pflege Bedürftiger verschrieben. Hier hat die Prophezeiung, die sich 2010 in Köln zu erfüllen droht, ihren Ursprung.


    Fazit


    Dieses Buch hat mich von Anfang an gefesselt. Ich finde die Idee der Geschichte, als auch die Umsetzung sehr gelungen. Die verschiedenen mystischen Themen gestalten das lesen sehr interessant und abwechslungsreich. Die Vielfältigkeit der transportierten Gefühle und der gute Spannungsaufbau machen es schwer das Buch aus der Hand zu legen.
    Die beiden Handlungsstränge werden parallel behandelt, doch durch die gute Darstellung der Handlungsorte findet man sich sehr schnell in beiden Zeitepochen zurecht. Sowohl das Stadtbild Kölns im Jahre 1348, als auch 2010 sind sehr plastisch dargestellt und, soweit ich das beurteilen kann, gut recherchiert. Die Charaktere der Protagonisten wirken authentisch und Ausdrucksstark. Auch die Nebencharaktere werden zumeist gut beschrieben und erlangen eine gewisse Tiefe, soweit das für die Handlung relevant ist.


    Eine sehr gute und gelungene Mischung aus Mystery, Phantastik und Krimi vor historischer und zeitgenössischer Kulisse.

  • Köln 1348. Der Bau des Kölner Doms ist in vollem Gange und das Leben in der Stadt pulsiert. Anna, die Tochter des Dom-Steimetzes Parler, verweigert sich der von ihrem Vater geplanten Hochzeit und wird Begine. Ihr Bestreben ist es, Kranken zu helfen. Ein Unterfangen, das sich als schwierig erweist, den heilkundigen Frauen begegnet man auch in Köln mit Misstrauen. Beim Versuch, der Tochter einer Freundin zu helfen, begegnet sie dem Engel Halei, der die Seelen von Sterbenden ins ewige Reich begleitet. Niemand außer Ihr kann Halei wahrnehmen und auch für den Engel ist diese Begegnung schicksalhaft denn er verliebt sich in Anna und will ihretwegen zum Menschen werden. Mit seinem Entschluss ruft er Mächte auf den Plan, die eine uralte Prophezeiung verhindern wollen. Hat die Liebe zwischen Halei und Anna eine Chance?
    Mehr als 600 Jahre erleidet die Polizistin Nia bei einem inoffiziellen Einsatz ein schweres Trauma. Als sie mit dem Leben hadert begegnet ihr ein seltsamer Fremder, der ihr neuen Lebensmut gibt. Was hat es mit dem Fremden namens Eliah auf sich und wiederholt sich nach so langer Zeit die Geschichte von Anna und Halei?


    Es ist ein erstaunliches Buch, das mir da in die Hände gefallen ist. Eines, das sich in keine Schublade stecken lässt. Elemente eines Krimis vermischen sich mit denen eines historischen Romanes, eines Heimatromanes und einer Liebesgeschichte und als besondere Würze ist das ganze mit einer ordentlichen Portion Fantasy abgemischt. Auf zwei Zeitebenen erzählt Elke Pistor die Geschichte von Halei und Anna und Eliah und Nia, eine Geschichte um eine Liebe, die alle Zeiten überwindet, sich Hass und Intrigen ausgesetzt sieht und am Fanatismus zu scheitern droht. Rasant geht es zu auf diesen 232 Seiten, denn die kurzen Kapitel und ständigen Wechsel der Zeitebenen lassen keine Langeweile aufkommen und ziehen den Leser immer weiter und weiter in die Ereignisse hinein. Hat mal einmal mit dem Lesen angefangen, lässt sich das Buch kaum noch aus der Hand legen. Dies gilt vor allem für den fulminanten Showdown im Gegenwartsstrang, als sich die Prophezeihung zu erfüllen droht und der Dom in seinen Grundfesten erschüttert wird.


    Besonders Halei, der Mensch gewordene Engel mit seiner Verletzlichkeit, seiner Neugierde auf das Leben und die Liebe hat es mir beim Lesen angetan und auf mich mindestens genauso anziehend gewirkt wie auf die Protagonistin Anna. Das lag vor allem an der Tiefe, mit der ihn die Autorin gezeichnet hat. Aber auch Anna, Annas Bruder Peter, der Steinmetz Hannes oder Nia sind von ihrer Schöpferin facettenreich ausgestaltet worden, sodass man ihr Handeln und ihre Gefühle jederzeit nachvollziehen kann.


    Für mich war dieses Buch zudem ein Schmankerl, da ich den Protagonisten auf Schritt und Tritt durch meine Heimatstadt folgen durfte, was mir beim Lesen immer viel Freude bereitet und im vorliegenden Buch zu einer persönlichen Schnitzeljagd wurde. Eines weiß ich nach der Lektüre dieses Buches sicher: Den Kölner Dom - meinen Kölner Dom - werde ich zukünftig mit anderen Augen sehen und jedes mal wenn ich daran vorbei komme versuchen, ihn nicht als selbstverständlich zu betrachten. Ganz besonders aber wird mein Augenmerk auf das Petersportal fallen, auf den Glockenengel über der Reihe der Apostel. Und wer weiß, wenn ich genau zuhöre, kann ich ihn vielleicht sogar spielen hören.

  • Schon die Leseprobe dieses ungewöhnlichen Romanes hat mich in ihren Bann gezogen. In kurzen Abschnitten wechseln die zwei Erzählstränge, einer spielt im 14. Jahrhundert, einer in der Gegenwart, ab. Beide repräsentieren sehr schön die Handlungszeit, sowohl in den historischen Details als auch in der Dynamik der Sprache. Trotzdem sind beide Stränge eng miteinander verwoben, nicht zuletzt durch die handelnden Personen, die mit vielschichtig gezeichnet sind und in ihrer Entwicklung glaubhaft dargestellt werden. Besonders interessant fand ich die Darstellung des Engels und seine Wandlung zum Menschen. Vieles, was für uns selbstverständlich ist, entwickelt sich bei ihm erst langsam. Als Nebenfigur hatte ich von Anfang an Sofie ins Herz geschlossen. Aber nicht nur die Handlungszeit, auch das Genre bewegt sich auf mehreren Ebenen. Der historische Roman vermischt sich mit Krimielementen in der Gegenwart, dazu eine ordentliche Portion Mystik, herausgekommen ist ein vielschichtiger Roman, der mich mit seinen Protagonisten mitfiebern lies.
    Besonders spannend war für mich, dass ich den Roman während eines Aufenthalts in Köln gelesen habe. So hatte ich die Möglichkeit, mir die kenntnisreich beschriebenen Örtlichkeiten sofort anzusehen, dem Glockenengel und der Hl. Barbara einen Besuch abzustatten, die mächtige Replik der Kreuzblume zu bewundern und den Geschehnissen im Roman nachzuspüren.

    :lesendR.F. Kuang: Babel


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)