ZitatOriginal von kleines-schaf
Marina war das erste Buch, dass ich von Zafón las.
Das ist wahrscheinlich der Grund, warum ich durch und durch begeistert bin von diesem Buch - ich kann es nicht vergleichen.
Stimmt bei mir nicht ganz. Ich habe schon sein allererstes Buch gelesen (wie "Marina" auch auf Spanisch - daher weiß ich den deutschen Titel nicht; der Originaltitel wäre übersetzt "Der Nebelprinz"); gleichwohl habe auch ich den Vorteil, nicht mit Windschatten und Engelsspielen zu vergleichen.
(Das erinnert mich an Jonathan Stroud: außer Bartimäus hat er mit "Drachenglut", "Die Spur ins Schattenland" und "Tal der Wächter" noch weitere tolle Bücher geschrieben, die aber keinen Vergleich zu Bartimäus darstellen, nicht weil sie schlechter sind, sondern weil sie einfach völlig anders sind. Möglicherweise hier dasselbe.)
Da ich die relativ mauen Kritiken kannte, ging ich ohne allzu große Erwartungshaltung an "Marina".
Zafón schwankt erzähltechnisch stark zwischen fast referierenden Passagen voller Jahreszahlen und sehr gehobenen, metapherreichen Abschnitten mit ausgedehntem Vokabular - weder bei Allende noch bei Lorca musste ich so oft mein Spanischwörterbuch zurate ziehen. Dabei ist mir auch aufgefallen, das er die Sprache an ihre Grenzen treibt. Ich wüsste zu gern, ob man das der Übersetzung anmerkt.
Die Charaktere sind zugegeben eher blass, die Geschichte hat mich dagegen voll mitgenommen (ich fand sie übrigens weniger konstruiert als 97,5% aller Kriminalromane). Sie ist spannend, weil sie keine und doch eine Einheit bildet: mit Kolvenik, Eva, Oscar, Marina, ihrer Mutter, Germán, Claret, Sentís, Florián, Doktor Shelley und dessen Tochter werden zahlreiche Charaktere zusammengeführt, die eines verbindet:
Und meiner Meinung nach ist es das, worum es wirklich geht, worin sich sowohl die eigentliche Handlung als auch die Sache mit Oscar und Marina einfügen: wer bin ich, was lebe ich, was bleibt danach? Kurz: es geht (im allerundramatischsten Wortsinne) um Leben und Tod.
Und gerade deshalb wird sich dieses Buch bei mir festsetzen, noch mehr als wegen der sentenzenhaften Sätze (Sólo recordamos lo que nunca sucedió!; s.u.): es stellt eine wichtige Fage sehr anschaulich auf, es lässt nachdenken.
In Schulnoten würde ich deshalb sehr gut (glatt) verhängen.