Carlos Ruiz Záfon - Marina

  • Zitat

    Original von kleines-schaf
    Marina war das erste Buch, dass ich von Zafón las.
    Das ist wahrscheinlich der Grund, warum ich durch und durch begeistert bin von diesem Buch - ich kann es nicht vergleichen.


    Stimmt bei mir nicht ganz. Ich habe schon sein allererstes Buch gelesen (wie "Marina" auch auf Spanisch - daher weiß ich den deutschen Titel nicht; der Originaltitel wäre übersetzt "Der Nebelprinz"); gleichwohl habe auch ich den Vorteil, nicht mit Windschatten und Engelsspielen zu vergleichen.
    (Das erinnert mich an Jonathan Stroud: außer Bartimäus hat er mit "Drachenglut", "Die Spur ins Schattenland" und "Tal der Wächter" noch weitere tolle Bücher geschrieben, die aber keinen Vergleich zu Bartimäus darstellen, nicht weil sie schlechter sind, sondern weil sie einfach völlig anders sind. Möglicherweise hier dasselbe.)


    Da ich die relativ mauen Kritiken kannte, ging ich ohne allzu große Erwartungshaltung an "Marina".
    Zafón schwankt erzähltechnisch stark zwischen fast referierenden Passagen voller Jahreszahlen und sehr gehobenen, metapherreichen Abschnitten mit ausgedehntem Vokabular - weder bei Allende noch bei Lorca musste ich so oft mein Spanischwörterbuch zurate ziehen. Dabei ist mir auch aufgefallen, das er die Sprache an ihre Grenzen treibt. Ich wüsste zu gern, ob man das der Übersetzung anmerkt.


    Die Charaktere sind zugegeben eher blass, die Geschichte hat mich dagegen voll mitgenommen (ich fand sie übrigens weniger konstruiert als 97,5% aller Kriminalromane). Sie ist spannend, weil sie keine und doch eine Einheit bildet: mit Kolvenik, Eva, Oscar, Marina, ihrer Mutter, Germán, Claret, Sentís, Florián, Doktor Shelley und dessen Tochter werden zahlreiche Charaktere zusammengeführt, die eines verbindet:


    Und meiner Meinung nach ist es das, worum es wirklich geht, worin sich sowohl die eigentliche Handlung als auch die Sache mit Oscar und Marina einfügen: wer bin ich, was lebe ich, was bleibt danach? Kurz: es geht (im allerundramatischsten Wortsinne) um Leben und Tod.


    Und gerade deshalb wird sich dieses Buch bei mir festsetzen, noch mehr als wegen der sentenzenhaften Sätze (Sólo recordamos lo que nunca sucedió!; s.u.): es stellt eine wichtige Fage sehr anschaulich auf, es lässt nachdenken.


    In Schulnoten würde ich deshalb sehr gut (glatt) verhängen.

    "It is necessary to distinguish [...] between languages as such and their speakers. Languages are not hostile one to another. They are, in the contrast of any pair, only similar or dissimilar, alien or akin."
    -J. R. R. Tolkien, "English and Welsh"

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Alena Nebel ()

  • "Ein Roman wie ein Labyrinth. Hinter jeder Seite erwartet einen ein neuer Fortgang der Geschichte. Sie werden >Marina< in atemberaubender Geschwindigkeit lesen."


    Wie wahr diese Kritik doch ist! Nach "Der Schatten des Windes" wollte ich unbedingt ein weiteres Werk von Zafon lesen, und im Buchhandel ist mir Marina in die Augen gefallen. Laut Kritiken sollte es ja unheimlich gut sein, also kaufte ich es kurzerhand. Gestern morgen im Zug angefangen zu lesen, gestern Abend auf dem Sofa bereits durchgelesen (!). Ich konnte es einfach nicht weglegen, man musste nach jedem beendeten Kapitel unbedingt wissen, wie es nun weiter geht.


    Die Geschichte macht nie richtig "Pause", immer geht es mit neuen Geheimnissen, die gelüftet werden wollen, weiter. Mir hat Marina unglaublich gut gefallen, auch wenn die Story teilweise echt "krass" und übertrieben ist...


    Aber wenn ich es schaffe ein 350-Seiten-Buch an einem Tag durchzulesen muss das schon was heißen - das habe ich bisher sonst nur bei Harry Potter geschafft. :lache

  • Zitat

    Original von Minny
    Natürlich ist es nicht mit "Schatten des Windes" vergleichbar, aber das hatte ich auch nicht angenommen.
    .


    Das wäre wohl auch schwer zu schaffen.


    Ich habe mir auch überlegt, ob ich das neue Buch von Zafon lesen soll, war bis jetzt aber immer unschlüssig. Die Postings hier drängen mich aber eher dazu, das Buch nicht zu lesen.


    LG Helmut

  • Nach einer dreiwöchigen Lesepause,griff ich gestern nach diesem Buch und bin seither in einen Lesefluss eingetaucht ,wie ich ihn länger vermisst hatte.
    Soeben auf Seite 148 angekommen ,bin ich nicht mal bei des Buches Hälfe angekommen und dennoch verzaubert.
    Sprachlich ein Meisterwerkt ,toll konstruierte Sätze und schöne Vergleiche und Schilderungen sind eine Lesewohltat.
    Die Handlung ist rasch,spannungsgeschwängert und mit symphatischen Charakteren ausgeschmückt . Toll! Ich bin begeistert und werde weiterhin gespannt dem Geschehen entgegenfiebern !


    Nun ab Seite 200 jedoch sinkt ein wenig meine Euphorie ,die Erzählungen sind mir ein wenig zu lang .Immer noch spannend zwar ,aber die erste Hälfte des Buches gefiel mir deutlich besser . Mal sehen ,was die letzten 40 Seiten birgen .


    Zum Glück wurden die letzten 40 Seiten wieder schön ,die Länge hatte ein Ende. Ich bin mit dem Buch echt sehr zufrieden .Daumen hoch :anbet


    :lesend :lesend :lesend

    Das geschriebene Wort ist ein Geschenk!
    Genitiv , Imperfekt und Konjunktiv Fan :D

    Dieser Beitrag wurde bereits 3 Mal editiert, zuletzt von Giflor ()

  • Ich hab "Marina" gerade zu Ende gelesen und ich bin mal wieder begeistert von Zafóns Erzählkunst! :-]


    Hatte vorher bereits "Der Schatten des Windes", "Der Gefangene des Himmels" und "Der Fürst des Nebels" von Zafón gelesen. Auch diese drei Bücher hatten mich völlig in ihren Bann gezogen, weshalb ich mir auch "Marina" besorgt habe.


    Am Anfang des Buches war ich zwar noch etwas skeptisch wegen der wirklich sehr skurrilen Geschichte, die mich kurzzeitig etwas abgeschreckt hat. Wollte dennoch wissen, wie sich das Ganze dann noch aufklärt und wie es mit Oscar und Marina ausgeht.



    Die Skepsis hat sich jedoch recht schnell gelegt. Die Story ist zwar sehr gruselig und brutal, aber spannend & mitreißend wie immer in Zafóns Geschichten. Für ein Jugendbuch ist es aber wirklich sehr brutal.


    Man merkt am Schreibstil recht deutlich, dass "Marina" zwischen seinem Erstlingswerk "Der Fürst des Nebels" und seinen neueren Barcelona-Romanen ("Der Schatten des Windes" etc.) geschrieben wurde. Der Schreibstil hat sich nämlich seit "Der Fürst des Nebels" deutlich weiterentwickelt und verbessert, aber an die Barcelona-Romane kommt er noch nicht ganz heran. Aber schon sehr nah. :grin


    Fazit: Die Story trifft sicher nicht jedermanns Geschmack, aber trotzdem kann ich dieses Buch jedem Zafón-Fan nur empfehlen!


    Von mir gibts 8 von 10 Punkten.


    Als Nächstes kommt nun "Das Spiel des Engels" dran.. :chen

  • 518bD46szlL._SX327_BO1,204,203,200_.jpgIch habe das Buch gerade ausgelesen und wieder einmal hat der Autor geschafft, mich mit seiner Erzählkunst zu fesseln.

    Was man allerdings nicht tun sollte ist, dieses Buch mit den nachfolgenden, wie z.B. seinen Geschichten um den Friedhof der Vergessenen Bücher, zu vergleichen.


    Hier "spielt" Carlos Ruiz Zafon zum ersten mal mit dem geheimnisvollen Barcelona, das seine anderen Bücher prägt und das er so eindrucksvoll vor dem inneren Auge entstehen lassen kann. Gepaart ist das Ganze mit einer Geschichte um Liebe, Verlust und der Frage, ob und wie es ein Leben nach dem Tod geben kann.


    Dabei lehnt er die Geschichte sicher nicht ganz zufällig an einen echten Klassiker der Literatur an und benennt sogar eine seiner Protagonistinnen ähnlich, was dem Lesespaß aber keinen Abbruch tut.


    Im Gegensatz zu seinen späteren Büchern fand ich dieses hier ziemlich gruselig und teilweise ganz schön heftig, auf der anderen Seite begegenen einem hier viele unterschiedliche und interessante Charaktere, die man entweder mag oder nicht, ohne die die Geschichte aber nicht funktionieren würde.


    Mein Fazit: Eine spannende, dunkle, geheimnisvolle Geschichte, die den Leser in die unheimlichen Schatten Barcelonas entführt.

    "Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben: die Sterne der Nacht, die Blumen des Tages und die Augen der Kinder!" (Dante Alighieri)