Erschienen (TB) 12/2009
448 Seiten
ISBN- 13 : 978-3-492-25728-2
Kurzbeschreibung:
Als Aisha in jungen Jahren an den Propheten Mohammed verheiratet wird, ahnt sie nicht, dass dies der Anfang einer großen Liebe sein wird. Früh geübt in der Kunst, ein Schwert zu führen, muss sie erst lernen, was es heißt, eine Frau zu sein. Doch wie soll sie im Harem den Freiheitsdrang leben, den Mohammed so sehr an ihr schätzt? Die Geschichte einer starken Frau und einer großen Liebe – und ein Buch, das uns den Islam und seinen Propheten Mohammed von einer bislang unbekannten Seite zeigt.
Über den Autor:
Sherry Jones schreibt als Journalistin seit 1979 für renommierte Zeitungen und wurde bereits mehrfach für ihre Arbeit ausgezeichnet. Zurzeit ist sie als Korrespondentin des Bureau of National Affairs, einer internationalen Nachrichtenagentur in Washington, tätig. Ihr Roman »Aisha. Das Juwel von Medina« sorgte international für Aufregung. Ihm folgte zuletzt »Aisha. Das Erbe des Propheten«.
Meine Meinung:
Das hätte sie gerne gehabt, die Autorin, dass ihr Roman für internationales Aufsehen sorgte. Doch dem war offensichtlich nicht so. Vor Erscheinen des Buches gab es einen großen Skandal, als Random House das Erscheinungsdatum "auf unbestimmte Zeit" verschoben hat, weil Terroranschläge radikaler Muslime befürchtet wurden. Über diesen Akt der Selbstzensur wurde dann heftig gestritten- über das Buch dann - Schweigen. Eine Rezension bei amazon, bei Lovelybooks steht es in mageren fünf Bibliotheken- einen Erfolg oder eine breite Diskussion kann man das kaum nennen.
Daran ist sicher nicht zuletzt die Qualität des Buches schuld. Eine Provokation stellt es meines Erachtens nicht dar. Sicher- es ist in der Ich- Form, also sehr subjektiv aus der Sicht Aishas geschrieben und daher werden z.B. einige Beweggründe des Propheten für seine vielen Hochzeiten zwar genannt, aus der Sicht der eifersüchtigen Ehefrau heraus kann man aber durchaus behaupten die Autorin habe Mohammed als notgeilen Mann dargestellt. Ich hielte das für übertrieben, weil die Autorin eben den objektivierenden Ausgleich schon darstellt- aber ich bin auch kein radikaler Muslim. Ansonsten ist das eben ein historischer Roman mittlerere Art und Güte- nichts was man wegen Langeweile in die Ecke haut, aber auch nichts was den Leser zu Begeisterungsstürmen veranlasst. Flüssig geschrieben (übersetzt?). Nett - aber harmlos.
Über historische Wahrheit einer Geschichte aus dem siebten Jahrhundert möchte ich nicht richten- nicht zuletzt, weil es zwar viel verschriftlichtes an Quellen zu diesem Geschehen gibt, dies aber aus jeweils sehr parteilichen Sichtweisen kommt und daher sicher nicht ohne jeweilige geeignete Beleuchtung der historischen Wahrheit niedergeschrieben wurde. So wie man im christlichen Mittelalter stets bedenken muss, dass die Quellen meist kirchliche Chroniken sind, also der Schwerpunkt sicher auf den Fehlern der Feinde der aktuellen Kirchenpolitik und nicht auf den Kritikern derselben lag, haben auch hier die Sieger die Geschichte geschrieben.
Deutlich erinnert wird durch das Buch aber auch daran, dass viele üble Sitten, die teilweise in islamischen Ländern heute noch Brauch sind vorislamisch waren- Allah hat Mohammed nie offenbart, dass Frauen beschnitten werden sollen. Mohammed war für seine Zeit sehr fortschrittlich in der Behandlung seiner Frauen- seine Begleiter waren diejenigen, die die vorislamischen Traditionen aufrecht erhalten wollten und durchgesetzt haben.
Eigentlich schade, eine breite Diskussion über die Rolle der Frau im Islam wäre sicher gut gewesen- dieses Buch war als Initiator dafür offensichtlich nicht gut genug.