Children of the Sun - Max Schaefer

  • Ich hab die folgende Rezension fuers hiesige Literaturfestival geschrieben, daher ist sie auf englisch. Im Moment hab ich leider keine Zeit es zu uebersetzen, werd es aber sicherlich nachholen, spaetestens wenn das Buch in deutscher Uebersetzung erscheint.


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    The WordFest bookshelf may seem small but can offer you a glimpse into the huge world of literary experience. Sometimes, I might pick something from a familiar genre, sometimes I go for something well outside my comfort zone.
    Max Schaefer's debut “Children of the Sun” definitely falls into the latter category. What could be further away from my own life experience, i.e. that of a pretty liberal minded married women, than that of a gay skinhead living in Britain during the 1970s and 1980s?!?! An exciting book cover and a text that includes copies of newsprint from those times promise an interesting perspective into a very strange world.


    Schaefer gives us two fictional storylines, alternating between Tony, a young skinhead and clandestine gay and his life during the 1970s and 1980s, and James who is openly gay living with his boyfriend in London in 2003, and starts research for a film project on the life of Nicky Crane, a real-life neo-Nazi and openly gay man who died of Aids in the early 1990s. Tonys life is filled with violence and secretive encounters. James, who narrates his experiences in the 1st person appears as a middle class young man whose growing fascination with the neo-Nazi subculture worries his friends.


    I was quite impressed how Schaefer uses language to immerse the reader into those different worlds that over time become closer and closer. Tony's dialogues are rough and violent, James much more intellectual and emotional. In addition to this are the copies of far-right newsprints as well as a few regular newspapers.


    The result is that the characters have time to develop on their own in a very non-judgemental way. Some of the most memorable scenes for me are ones where skinhead Tony beats up an innocent black man or tries to pick up a young man for a one-nighter - and I feel like I'm right in his head seeing the world through his eyes. I feel sympathy for him on his way to prison more so than for the poor black guy who'll end up in the hospital.


    The intent of this book is quite ambitious and creates some very memorable scenes. But in parts Schaefer doesn't quite reach his ambitious goal. As much as I like the intent of using language and style to describe the different worlds it sometimes makes for some very difficult reading. There are words that are unfamiliar to me (British?), too many names and fractions of different neo-Nazi groups to keep track of, dialogues that hint at something but not quite tell me what's going on. Considering that most readers will find the world described in the book utterly foreign there need to be more explicit explanations to make sense of it. More social context and family background for the skins could have been quite beneficial.


    In conclusion, I'm very glad that I picked up this book giving me an insight into a foreign world that we all need to be able to better understand. Some more editing could have really helped to take this book from a very good one into an outstanding one.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

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  • "Children of the Sun" habe ich schon seit Monaten hier liegen, und es ist ein Buch das ich wirklich gerne lesen möchte und auch Erwartungen habe, dass es gut ist - und genau darum lese ich es nicht. Ich trau mich gar nicht an Romane über 150 Seiten ran, weil ich keine Ruhe und Entspannung zum Lesen habe, die meisten Versuche blieben in letzter Zeit unbeendet, auch wenn die Bücher noch nicht mal schlecht waren. :-(


    Ich hatte mir "Children of the Sun" für das kommende lange Osterwochenende vorgemerkt - mal schauen.



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  • Das Buch ist ein schwerer Fall für mich. Die Teile, die James erzählt hat, fand ich sehr interessant und nicht zuletzt er selbst ist sehr lebendig geworden, vermutlich, weil er das alter ego des Autors war, wie ich vermute. Ob Schaefer auch ein Drehbuch schreiben wollte und keinen Sender gefunden hat, der es drehen wollte? Das würde erklären, warum er zeitweise überwältigt mit seinem Informationsreichtum.


    Aber mit der anderen Hälfte des Buches, Tony, konnte ich nicht viel anfangen. Wie fasse ich dieses Problem in Worte?


    Zitat

    'Am I being thick, ... or have you not got a point?'
    S. 309


    Danke Tony, bist Du doch zu was gut!


    Genau das war aber mein Problem mit seinen Teilen. Grundsätzlich finde ich die Struktur, dieses Puzzle, ansprechend, wenn ich auch gleichzeitig ein Problem mit episodenhafter Erzählstruktur habe. Es ist wohl ein schmaler Grat für mich.
    Hier aber fand ich seine Abschnitte teilweise echt mühsam zu lesen und ich weiß immer noch nicht, warum sie nötig waren. Oder steht der Teil gar für das Drehbuch, das James(/Schaefer?) geschrieben hat?


    Denn kurioserweise kritisiert Philip in seinem Brief am Ende an James' Drehbuch ziemlich genau das, was mich u.a. bei Tony irritiert hat, dass wir nie erfahren, wer oder was Tony eigentlich ist, was er tut, was ihn dazu motiviert, zu tun was er hier unschönes (milde ausgedrückt!) tut. Nur dass mir Tony niemals ans Herz gewachsen ist, GSD. Aber dafür war er für mich einfach nicht fassbar genug. Nicht allein wegen der fehlenden Hintergrundinformation, sondern weil ich in seinen Teilen oft kaum kapiert habe, mit wem er gerade interagiert und wer was im Dialog sagt.
    Die Zersplitterungen der Neonaziszene waren dabei auch nicht hilfreich. Irgendwann dachte ich dabei nur noch an Judäische Volksfront vs. Volksfront von Judäa ("Das Leben des Brian" - Spalter!).


    Wie sich die beiden Hälften dann am Ende zusammenfügen, das war zwar hübsch gemacht, aber auch keine wirkliche Überraschung für mich, weil ich das bereits geahnt hatte. (Wirklich, sogar ohne Vorblättern!)


    Schreiben kann Schaefer, doch. Das mache ich immer daran fest, wenn mich ein Autor fesseln kann, ohne wirklich viel zu erzählen. Jedoch hat das für mich eben nur in den Abschnitten von James funktioniert. Ein freundlicher Lektor hätte da auch nicht geschadet, zeitweise. Allerdings ist dies offenbar ein Romandebüt. Irgendwo im Hinterkopf speichern werde ich den Namen Schaefer schon, denke ich. Aber dieses Buch lässt mich buchstäblich gespalten zurück.

  • Zitat

    Original von Grisel
    Denn kurioserweise kritisiert Philip in seinem Brief am Ende an James' Drehbuch ziemlich genau das, was mich u.a. bei Tony irritiert hat, dass wir nie erfahren, wer oder was Tony eigentlich ist, was er tut, was ihn dazu motiviert, zu tun was er hier unschönes (milde ausgedrückt!) tut. Nur dass mir Tony niemals ans Herz gewachsen ist, GSD. Aber dafür war er für mich einfach nicht fassbar genug. Nicht allein wegen der fehlenden Hintergrundinformation, sondern weil ich in seinen Teilen oft kaum kapiert habe, mit wem er gerade interagiert und wer was im Dialog sagt.


    Stimmt, das ist auch fuer mich die groesste Schwaeche des Buches gewesen. Sehr sehr schade, denn da hat der Autor eine Riesenchance vertan.


    Allerdings fand ich, dass trotz dieser Luecke noch genug an Material und Gefuehlen in dem Buch drin steckt, dass es einen bleibenden Eindruck hinterlaesst und durchaus empfehlenswert ist.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Zitat

    Original von Beatrix
    Allerdings fand ich, dass trotz dieser Luecke noch genug an Material und Gefuehlen in dem Buch drin steckt, dass es einen bleibenden Eindruck hinterlaesst und durchaus empfehlenswert ist.


    Wie gesagt, die Hälfte von James hat mir sehr gut gefallen und schreiben kann Schaefer zweifellos, keine Frage.


    Es ist halt vielleicht auch das Thema, das mich zumindest ein wenig auf Distanz gehalten hat, weil es zeitweise schon etwas irritierend war, den fehlgeleiteten Engländern dabei zuzulesen, wie sie Dinge tun und sagen, für die man bei uns eine Anzeige wegen Wiederbetätigung bekommen würde. Aber umso mehr hätte es mich interessiert, was junge Engländer dazu bewegt, sich dem anzuschließen.