'Jeden Tag, jede Stunde' - Seiten 072 - 138

  • Den zweiten Abschnitt habe ich jetzt auch durch, aber an meiner Meinung hat sich nicht viel geändert.
    Ich kann mir wirklich alles Mögliche an Liebesgeschichten vorstellen und bin auch nicht abgeneigt außergewöhnliche Situationen zu akzeptieren, aber das hier ist einfach zu ... viel.
    Für mich liest sich das ein bisschen so, wie ich mir ein Drehbuch für einen Film oder ein Theaterstück vorstellen könnte. Alles ziemlich theatralisch und aufgesetzt, sodass es visuelle Unterstützung benötigt um die Sprache zu kompensieren. (Ich hoffe, ihr könnt euch vorstellen, wie ich das meine)


    Auch nerven mich die ewigen Wiederholungen. Die sind zwar in diesem Buch ausnahmsweise mal gewollt, aber bei mir kommt die Botschaft, die sie wahrscheinlich vermitteln sollen nicht so an, wie es sein sollte. Eben alles zu dick aufgetragen. Das entlockt mir immer öfters ein Stöhnen.


    Tja, und nun schon wieder Klara. :-(


    Jetzt muss ich erst mal ein Päuschen machen. :gruebel

  • Zitat

    Original von Eisnebelhauch
    Auch nerven mich die ewigen Wiederholungen. Die sind zwar in diesem Buch ausnahmsweise mal gewollt, aber bei mir kommt die Botschaft, die sie wahrscheinlich vermitteln sollen nicht so an, wie es sein sollte. Eben alles zu dick aufgetragen. Das entlockt mir immer öfters ein Stöhnen.


    Ich finde mich mit meiner Einschätzung des zweiten Teils voll in Deinem posting wieder, Eisnebelhauch! Und das ganz besonders, was die Wiederholungen angeht. Ich mag die Geschichte schon noch genug, um sie nicht abzubrechen, aber der Stil behagt mir wirklich nicht sonderlich.

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Hm, ich kann mich meinen Vorrednern nicht ganz anschließen.


    Ich finde es nicht ganz abwegig, das man sich in so frühem Alter schon dermaßen verlieben und zueinander hingezogen fühlen kann, obgleich man das in dem Alter noch nicht so erwartet. die Autorin mag etwas überzeichnen, ich empfinde das aber eher als beabsichtigt und gewollt.


    Zur Geschichte:


    Die beiden werden durch den Umzug von Doras Eltern getrennt, also ungewollt. Jeder muss damit umgehen, auf seine Weise und sich in und mit dem neuen Leben zurechtfinden. Es gibt neue Begegnungen in beiden Leben, neue Lieben, aber alles scheint nicht so perfekt zu sein wie das, was sie beim ersten empfunden und erlebt haben. Doch dann begegnen sie sich zufällig wieder und alles ist wie gestern und ihre Liebe zueinander ist nicht verblasst. Dies beschreibt die Autorin mit einer großen Zärtlichkeit, ich mag die Erzählweise und den Schreibstil.

  • Mir gefällt der Schreibstil immer noch.


    Aber meine Symphatie hat sich geändert.
    Dora ist Schauspielerin geworden und hat seit 4 Jahren einen Freund, sie ist ehrlich und trennt sich von ihm als sie Luka wiedergetroffen hat.


    Und Luka hat es nicht mal nötig Klara, die in der Geschichte allerdings etwas verschwommen wahrgenommen wird, anzurufen.


    Als er zurückkommt und sie ihn am Busbahnhof abholt, sagt sie ihm, das sie schwanger ist. Diesmal hat sie nicht abgetrieben.


    Ja Luka und was machst du nun?

  • Mir ist Dora ebenfalls sympathischer geworden, Luka mag ich dennoch immer noch :-)


    Was ich ein bisschen vermisse: Die jugoslawische Sprache ist eine sehr bildhafte farbige Sprache. Diese wird leider gar nicht richtig wiedergegeben. Das hatte ich mir von einer Autorin des Landes doch erhofft (nein, eigentlich habe ich es fest erwartet) *seufz* :gruebel

    Mögen wir uns auf der Lichtung am Ende des Pfades wiedersehen, wenn alle Welten enden. (Der Turm, S. King)


    Wir fächern die Zeit auf, so gut wir können, aber letztlich nimmt die Welt sie wieder ganz zurück. (Wolfsmond, S. King)


    Roland Deschain

  • Zu Anfang dieses Abschnitts ist mir besonders die Einführung von Klara auf S. 73 ins Auge gefallen. Es braucht doch nach dem "Ich liebe dich." noch ganze drei Zeilen, ehe man begreift, welche Rolle Klara im Buch hat. Sie liebt Luka, er sie aber nicht, kann sie aber auch nicht wenig genug leiden, um nicht mit ihr zu schlafen. Nach diesen drei Zeilen war mir klar, dass sie es sein wird, die das junge Glück trübt.
    Für mehr ist sie auch nicht gut, sie bekommt daher auch nicht mehr Charakter als nötig ist, um zu verstehen: Sie klebt an Luka, ist ihm lästig, aber losmachen will er sich auch nicht.
    Das war so derart mit dem Holzhammer und Klischee-lastig, dass ich mich echt geärgert habe. Ich meine, der Roman wird verkauft als: "von großer, emotionaler Strahlkraft, poetisch und mitreißend". Sowas schürt bei mir Erwartungen, mehr als bei einem LiRo-Taschenbuch ... und dann wird mir derart lieblos eine vermutlich sehr wichtige Figur vor die Füße geklatscht.


    Leider fand ich den ganzen Abschnitt nichts besonders überzeugend. Luka entwickelt sich zum Arschloch. Okay, dass er mit Frauen rummacht und nicht den Mut hat, rechtzeitig mit Klara schlusszumachen - okay. Ist alles menschlich und stört mich nicht. Was mich stört, ist, dass ich es in keinem Moment nachvollziehen kann. Klara war schon mal von ihm schwanger und er hat offenbar nichts daraus gelernt? Macht sich nicht mal Gedanken? Er taumelt so durchs Leben, das ist realistisch und nicht selten bei Künstlern, klar. Aber es interessiert mich nicht besonders. Die Figur nimmt mich nicht mehr mit.


    Gut gefiel mir diese Angst vor André, die eigentlich die Angst vor Klara symbolisiert.


    Dora allerdings ist mir sympathischer geworden und auch dieses etwas überzeichnete Verliebtsein gefiel mir eigentlich ganz gut. Süß.


    Aber wirklich mitfiebern kann ich auch hier nicht, ohne benennen zu können, woran es liegt. Möglich, dass es der Schreibstil ist. Er wirkt so Notizen-artig, wie jemand, der rasch mitschreibt, was die Figuren tun, aber vergessen hat, es auszuformulieren.
    Ich mag eigentlich Experimente mit dem Schreibstil. Aber das hier ist nicht meins. Ich rattere so schnell dadurch, dass ich nicht mitfühlen kann, ich kann mich aber auch nicht überwinden, langsamer und genüsslicher zu lesen, denn dazu finde ich zu selten Gründe.


    Mal sehen, wie's weitergeht.

  • Du hast meine Gefühle/Meinung wunderbar ausformuliert, Mulle, danke!
    Und bei dem unterschwelligen Grummeln während des Lesens ging die Poesie - unter, Babyjane, sorry....

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Zitat

    Original von Babyjane
    Kein Wort über Neruda?
    Diese phantastischen Verse und keiner von euch erwähnt sie?


    ICH BIN ENTSETZT!!!


    Na doch, die sind sehr schön. Die hätte ich auch lobend erwähnt, wenn Neruda eine fiktive Gestalt wäre, und die Zitate damit von der Autorin selbst wären.
    So sind sie immer noch sehr schön, ja, aber ... letztlich ja dann nur übernommen. Dafür gibts keine Extrapunkte :lache

  • Ich kann mich Mulle in allen Punkten anschließen.
    Und Eisnebelshauch Gedanke, dass das auch die Vorlage für einen Film oder ein Theaterstück sein könnte, finde ich auch sehr passend.


    Die Abschiedsszene war mir viel zu dick aufgetragen. Aber die Idee, dass man sich mit dem Zug nur langsam voneinander entfernt, fand ich ganz schön.

  • Ich gebe meine Symphatiepunkte inzwischen auch lieber für Dora ab und schließe mich damit Deichgräfin an.
    Ich finde Dora zwar immer noch ein bisschen "anstrengend", aber inzwischen viel glaubhafter als noch im ersten Abschnitt. Ihr wird zwar viel geschenkt, weil die Eltern es eben ermöglichen können, aber ich habe das Gefühl, dass sie auch etwas dafür tut und Schauspielerin scheint ja für sie eher eine Berufung als ein Beruf zu sein. Auch in Liebesdingen finde ich sie ehrlicher und gradliniger als Luka. Zwar lässt sie Andre in der Galerie stehen, erzählt Luka nicht von ihm und reagiert am nächsten Tag nicht auf seine Anrufe, aber dann ruft sie Andre an und macht bei einem Treffen und nicht am Telefon reinen Tisch. Das ist für Andre zwar unheimlich traurig (er tat mir wirklich sehr Leid), aber es ist sehr fair.
    Luka hingegen... :rolleyes Der scheint immer nur zu warten, bis die zeit Sachen für ihn regelt und wenn sie es nicht tut, dann fügt er sich eben, von Charakterstärke ist da leider nicht so viel zu sehen. Schade für Dora.


    An den Schreibstil habe ich mich inzwischen gewöhnt.

  • Zitat

    Original von Mona87
    Aber die Idee, dass man sich mit dem Zug nur langsam voneinander entfernt, fand ich ganz schön.


    Wobei diese Idee mindestens genauso viele Jahre auf dem Buckel hat wie Nerudas Verse :gruebel

  • Zitat

    Original von Eisnebelhauch


    Wobei diese Idee mindestens genauso viele Jahre auf dem Buckel hat wie Nerudas Verse :gruebel


    Was sie aber nicht weniger phantastisch macht.
    Ich bin immer noch hingerissen und habe das Buch jetzt fertig. Tränchen in den Augen stehen und verstehe euer Gegrummel so gar nicht. :gruebel

  • Zitat

    Original von Babyjane


    Was sie aber nicht weniger phantastisch macht.
    Ich bin immer noch hingerissen und habe das Buch jetzt fertig. Tränchen in den Augen stehen und verstehe euer Gegrummel so gar nicht. :gruebel


    Das habe ich ja auch gar nicht gesagt, ganz im Gegenteil. Ich kenne das schon sooo lange und finde es immer noch super schön.


    Dass dir das Buch gefallen hat sei dir auch gegönnt - hat eben jeder einen anderen Geschmack und jeder liest auch anders. Ein Glück.
    Ich hatte auch einige faszinierende und superschöne Momente in der Geschichte, aber ich habe mich dann geärgert, dass diese Momente sofort wieder entzaubert wurden.

  • Ich fand diesen Abschnitt eigentlich sehr schön und bewegend (Natürlich waren die Neruda- Zitate, da nicht ganz unwesentlich :heisseliebe) Ich fürchte nur, dass Lukas Handeln im nächsten Abschnitt nicht mehr so nachvollziehbar sein wird...!
    Naja ich lass mich gerne überraschen, aber wenn er das macht, was nach Kapitel 40 naheliegt, kann es mit der großen Liebe nicht weit her sein. Oder ist etwa seine besondere Beziehung zu seinem Vater daran Schuld, dass er sich so verpflichtet fühlt?

  • Richtig toll gemacht wie die beiden sich nach all den Jahren wieder treffen und sich nicht fremd sind. Jeder hat sein Leben gelebt und trotzdem ist es so, das man meinen könnte alles hat sich auf diesen Augenblick ausgeweitet.
    Das Luka wieder zurück will ist irgendwo verständlich, er lebt am Meer und dann einfach in die große Stadt das ist schwer für ihn auch wenn er eigentlich wieder zurück zu Dora will.
    Doch Klara macht ihm einen Strich durch die Rechnung. Doch ob Luka mit dieser Entscheidung glücklich wird und auch Dora bleibt abzuwarten.

  • Ich finde dieses Buch bis hierhin absolut bezaubernd. Die Sprache ist wunderschön und übt geradezu einen Sog auf mich aus. Die Geschichte von Dora und Luka, die sich in diesem Abschnitt endlich wieder finden, zieht mich regelrecht in ihren Bann. Das Widersehen ist kein Zufall, sondern Schicksal. ( So schön, diese Deja vu- artige Szene in der Galerie.) Dieses Hin- und Her und diese Melancholie, die über der Handlung schweben, mag ich sehr. :-]


    Großartig, bis jetzt!! :wow

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • Zitat

    Original von rienchen
    Ich finde dieses Buch bis hierhin absolut bezaubernd. Die Sprache ist wunderschön und übt geradezu einen Sog auf mich aus. Die Geschichte von Dora und Luka, die sich in diesem Abschnitt endlich wieder finden, zieht mich regelrecht in ihren Bann. Das Widersehen ist kein Zufall, sondern Schicksal. ( So schön, diese Deja vu- artige Szene in der Galerie.) Dieses Hin- und Her und diese Melancholie, die über der Handlung schweben, mag ich sehr. :-]


    Großartig, bis jetzt!! :wow


    :write
    Obwohl ich auch sagen muss, dass ich Mulles Meinung in Bezug Klara/Luka auch teile.


    Was man diesem Abschnitt anmerkte, er war irgendwie erwachsener. Oder ging das nur mir so. Auch von der Sprache. Die ich immer noch hinreißend finde, manche Formulierungen sind einfach nur schön, da bekomme ich Herzchen in den Augen (dazu Neruda, den ich vorher so gar nicht kannte). Hach, das ist wunderbar.


    Und ich frage mich, was nun kommt. Die Sache mit Klara... oh je. Na, mal abwarten.