Klappentext:
Das Königreich Württemberg am Vorabend der industriellen Revolution. Theres Ludwig wird als Tochter einer oberschwäbischen Vagabundin auf der Straße geboren. Als Kleinkind ihrer Mutter entrissen, wächst das sensible Mädchen im Waisenhaus auf. Mit der harten Arbeit als Dienstmagd kämpft sie um ihren Lebensunterhalt. Als sie in einem Anfall von Verzweiflung Gott und die Kirche verflucht, wird ein Pfarrer zu ihr geschickt. Der charismatische Mann soll ihr den Teufel austreiben. Doch dann wendet sich das Blatt. Theres hat wundersame Marienerscheinungen. Und gleichzeitig öffnet sich ihr Herz für die Liebe...
Die Autorin:
Astrid Fritz, Jahrgang 1959, ist im nordbadischen Pforzheim aufgewachsen. In München, Avignon und Freiburg studierte sie Germanistik und Romanistik. Nach dem Studium arbeitet sie zunächst als Fachzeitschriftenredakteurin, dann als Schulungsreferentin und technische Redakteurin für ein Freiburger Softwarehaus. 1994 ging sie mit ihrer Familie für drei Jahre nach Santiago de Chile, wo sie als freie Mitarbeiterin für eine deutsch-chilenische
Wochenzeitung schrieb und ihr erstes Romanmanuskript entstand. Inzwischen ist sie freiberufliche Texterin und Autorin und lebt mit ihrer Familie in Waiblingen bei Stuttgart.
Meine Meinung:
Dert Klappentext ist für meine Begriffe etwas dürftig und wird der Handlung des Buches nicht gerecht.
Mit ihrem Roman Die Bettelprophetin nimmt uns Astrid Fritz mit auf eine Zeitreise in das 19. Jahrhundert.
In dieser Zeit war es üblich, Müttern die auf der Straße lebten und keine Arbeit fanden, ihre Kinder wegzunehmen und in Pflegefamilien oder Waisenhäusern unterzubringen.
Beide Varianten waren keine guten Optionen für die Kinder, wurden sie doch häufig in den Pflegefamilien ausgebeutet und oft genug auch misshandelt, das gleiche geschah in den Waisenhäusern.
Dieses Schicksal ereilte auch die kleine Theres Ludwig als ihre Mutter aufgegriffen wurde.
Zuerst kommt sie in eine Pflegefamilie, die alles andere als liebevoll mit ihr umgeht, und dann, im Alter von sieben Jahren, wird sie in ein Waisenhaus gebracht, sie kann weder lesen noch schreiben, und wird deshalb, und auch wegen ihrer Freundschaft zu dem kleinwüchsigen Urle, der ebenfalls im Waisenhaus lebt, schnell zum Gespött der anderen Kinder.
Die Gleichgültigkeit des Anstaltsleiters und der Lehrer machen ihr das Leben nicht einfacher, genauso wenig wie die Gottesfurcht und starre Glaubenshaltung die den Kindern eingebleut wird.
Doch als eines Tages der Posten des Anstaltsleiters neu besetzt wird, wendet sich das Blatt.
Die Kinder werden ihrem Alter gemäß gefördert, und auch als Theres aus dem Waisenhaus entlassen wird, sieht es so aus, als würde sie in der Welt Fuß fassen können, hat sie doch eine Arbeit und ein wenig Gespartes.
Doch das Schicksal will es anders.
Die Existenz der Therese Ludwig als Heilige von Weißenau ist historisch belegt.
Ab der ersten Seite wird der Leser von der authentischen Handlung und der schönen Sprache gefangengenommen.
Nicht nur Theres, sondern auch die anderen Personen werden unglaublich gut beschrieben und dargestellt, so dass man das harte Schicksal der Menschen damals hautnah miterlebt.
Ich mochte das Buch gar nicht mehr zur Seite legen.
Interessant ist auch die Anmerkung der Autorin Hintergründe zum Roman, sowie ein Glossar zu heute nicht mehr gebräuchlichen Ausdrücken.
Doch irgendwann war die letzte Seite gelesen, und ich habe mit zwei kleinen Seufzern das Buch zugeklappt.
Ein Seufzer war für den herrlichen, gut recherchierten historischen Schmöker,
der zweite war ein Seufzer der Erleichterung, dass ich im 20. Jahrhundert aufwachsen durfte, und mir Glauben und Lebensweise selbst aussuchen konnte und noch immer kann.