Im Meer schwimmen Krokodile - Fabio Geda

  • Im Meer schwimmen Krokodile - Fabio Geda


    Inhalt:
    Über einen, der auszog, sein Glück zu suchen


    Als Enaiat eines Morgens erwacht, ist er allein. Er hat nichts als seine Erinnerungen und die drei Versprechen, die er seiner Mutter gegeben hat. Er durchwandert die Länder des Ostens bis nach Europa. Er reist auf Lastwagen, arbeitet, schlägt sich durch, lernt das Leben von seiner grausamen Seite kennen. Und trotzdem entdeckt er, was Glück ist… Fabio Geda erzählt die wahre Geschichte des zehnjährigen Enaiatollah Akbari in einem kurzen und zu Herzen gehenden Buch: eine Geschichte, die uns den Glauben an das Gute zurückgibt.


    »Drei Dinge darfst Du nie im Leben tun, Enaiat, aus keinem Grund: Erstens, Drogen nehmen. Zweitens, zu den Waffen greifen. Versprich mir, dass deine Hand nicht einmal einen Holzlöffel halten wird, wenn er dazu dient, einen Menschen zu verletzen. Drittens, stehlen. Was dein ist, ist dein, was nicht dein ist, nicht. Und merke dir, dass es sich immer zu leben lohnt, wenn man einen Wunsch vor Augen hat wie ein Esel eine Karotte.« Mit diesen Worten verlässt die Mutter ihr Kind. Sie hat Enaiat außer Landes geschmuggelt, mehr kann sie nicht für ihn tun. Die drei Lebensregeln sind der einzige Kompass des Jungen auf seiner Überlebensreise, die viele Jahre dauert. Also tut er nichts Böses, was auch immer geschieht. Arbeitet, gleich was, und besteht Tag für Tag das Leben, findet Freunde, zieht weiter. Und hat immer einen Wunsch vor Augen…
    Wer der poetisch erzählten Geschichte von Enaiat lauscht, bekommt eine Ahnung vom schieren Glück, am Leben zu sein.



    Autor:
    Fabio Geda , 1972 in Turin geboren, veröffentlichte mehrere Romane (unter anderem „Per il resto del viaggio ho sparato agli indiani“, nominiert für den Premio Strega). Neben dem Schreiben arbeitet er mit Jugendlichen aus Flüchtlingsfamilien und lernte so eines Abends Enaiatollah kennen, der ihm seine Geschichte erzählte. Ihr gemeinsames Buch „Im Meer schwimmen Krokodile“ eroberte in Italien die Bestsellerlisten, das Erscheinen wird in 18 Ländern vorbereitet.


    Enaiatollah Akbaris Lebensgeschichte steht in diesem Buch.


    Meine Meinung:


    Man stelle sich einmal vor, man selber wäre 10 Jahre alt, geht mit seiner Mutter in eine fremde Stadt und wird dort von ihr allein zurückgelassen.


    Genau das passiert Enaiatollah in diesem Buch. Es handelt sich dabei um eine Geschichte aus dem wahren Leben Afghanistans. Fortan muss er sich alleine durchschlagen, hart arbeiten, um irgendwie an Geld zu gelangen, Arbeit, die viel zu viel und zu schwer für einen Jungen sein sollte. Doch als Hazara ist Enaita in seinem Land nicht viel wert. Er wird verfolgt, verprügelt, immer wieder rausgeworfen und unmenschlich behandelt.


    Seine Reise bringt ihn in immer neue Orte, Landschaften und Länder. Mehr als einmal entkommt er nur knapp dem Tod. Ein Leben ohne Angst kennt er nicht.


    Mich hat dieses Buch sehr berührt. Enaita steht stellvertretend für so viele Menschen aus seiner Heimat. Der Leser beginnt nachzudenken - wie können wir uns hier nur über solche Kleinigkeiten aufregen, die unseren Alltag bestimmen, wenn solche Dinge woanders stattfinden.


    Das Buch öffnet den Blick für eine andere Kultur, ein anderes Land. Ich kann es jedem empfehlen, der sich interessiert. Es ist lesenswert und überdenkenswert.


    Würde mich über andere Leseeindrücke freuen.

  • Mich hat dieses Buch sehr berührt und auch betroffen gemacht. Da bekommen die hiesigen Probleme, mit denen wir Wohlstandsbürger uns herumschlagen müssen, gleich einen anderen Stellenwert.


    Der Schreibstil hat mich sehr angesprochen, ich hatte Stellenweise wirklich das Gefühl neben Enaiat und Herrn Geda zu sitzen und ihrem Gespräch zuzuhören.

  • Ich lese gern wahre Geschichten und diese hört sich ganz so an, als dass sie gelesen werden sollte. Werde mir das Buch also demnächst besorgen. Danke für die Rezi.

  • Dieses Buch gibt den unpersönlichen Immigrations- und Flüchtlingszahlen ein Gesicht. Dabei erzählt es die Geschichte des 10-jährigen Enaiats aus Afghanistan mit einer Leichtigkeit, dass ich es trotz aller schlimmen Erlebnisse sehr gerne gelesen habe.


    Der Autor Fabio Geda hat die wahre Geschichte eines Jungens, der sich alleine aufmachen muss, seine Zukunft in Freiheit zu finden, aufgeschrieben. Das hat auch mich sehr berührt, denn es bietet einen ganz anderen Blick auf Menschen, die ihre Heimat verlassen müssen und zeigt beispielhaft ein Schicksal von vielen.


    Dabei hat mir auch die Erzählart sehr gut gefallen: ruhig, unaufgeregt und passend für ein Kinderbuch in einfacher Sprache erzählt es Eniats Geschichte mit allen Höhen und Tiefen. Das macht auch die furchtbaren Erlebnisse Enaiats auf der Flucht gut lesbar. Es ist kapitelweise gegliedert in die einzelnen Länder, so dass sich die Odyssee von Afghanistan nach Italien sehr gut nachvollziehen lässt.


    Mittlerweile gibt es eine Fortsetzung, wie es Enaiat in seiner neuen Heimat Italien erging. „Im Winter Schnee, nachts Sterne“ ist schon auf meine Wunschliste gewandert, denn mich interessiert, wie es mit ihm und seiner Familie weitergeht.


    Fazit: Ein enorm wichtiges Buch, das sich zudem wunderbar lesen lässt. Sehr zu empfehlen für Kinder ab ca. 12, aber genauso für Erwachsene! Neun Eulenpunkte von zehn.


    ASIN/ISBN: 3328106650

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021