Franz Kofler - Rauhe Sonnseite

  • ==Ein Stück Geschichte==


    Hallo lieber Leser, liebe Leserin.


    ===Einleitung===
    Heute möchte ich über ein Buch schreiben, welches mir freundlicher Weise vom Haymon Verlag zur Verfügung gestellt wurde. Es hat den Titel „Rauhe Sonnseite“ und beschreibt das Leben auf einem Bergbauernhof zur Jahrhunderwende.


    ===Buchdaten===
    Autor: Franz Kofler
    Titel: Rauhe Sonnseite
    Verlag: Haymon
    Erschienen: 2011
    ISBN-13: 978-3852188669
    Seiten: 232
    Einband: TB
    Kosten: 12,95€
    Serie: -


    ===Autor/in===
    Franz Josef Kofler, geboren 1894 in Heinfels bei Sillian/Tirol, gestorben 1961 in Schwaz. Priester, Lehrer, Literat, Käferforscher. Seine Käfersammlung mit 50.000 Exemplaren befindet sich heute im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum. Lange Zeit nach Der Sieger. Bergroman (1922) erschien Rauhe Sonnenseite. Erinnerungen an eine Kindheit am Bergbauernhof 1985 erstmals im Haymon Verlag. Sein literarischer Nachlass besteht aus 700 Manuskripten. (Quelle: Amazon.de)


    ===Zitierter Klappentext===
    Hart war es, aber trotz allem schön das Leben hoch oben auf der Sonnseite des Osttiroler Pustertales. In seinen Kindheitserinnerungen erzählt der österreichische Romanautor Franz Josef Kofler von Freud und Leid des bäuerlichen Lebens um die Jahrhundertwende. Locker, amüsant und detailgetreu berichtet er davon, wie es anno dazumal in Haus und Hof zuging, womit die Kinder spielten, was gegessen und angezogen wurde, wovor man sich fürchtete und worüber man sich freute. Seine Geschichten über die Welt im Kleinen, über Dienstboten und fremde Leute, Heumahd und Dreschen, Osterzeit und Prozessionen erzeugen eine einzigartig authentische Atmosphäre, die jeden in ihren Bann zieht.


    ===Meine Meinung===
    Das Leben 1900 war sicherlich nicht leicht und schon gar nicht auf einem Bauernhof. Doch wie fühlte es sich für die einzelnen Personen an, was erlebten sie und wie war die Zeit damals generell? Einen kleinen Eindruck davon, vermittelt dieses Buch. Schon das Cover zeigt, wie ärmlich die Verhältnisse waren.
    „Rauhe Sonnseite“ ist eine Art Biographie über Franz Kofler und seine Kindheit auf einem Tiroler Bergbauernhof.
    In kleinen Episoden versucht der Autor seine Erlebnisse, Eindrücke und Gefühle aus einer strengen, aber glücklichen Kindheit einer längst vergangenen Generation zu beschreiben. Es sind kleine Geschichten, die er und seine Brüder erlebt haben. Da wären Erinnerungen an Feste, die Reinigung des Schornsteins, die Geburten der Geschwister, die Ernte, die einfache Bekleidung oder die einfallsreichen Spielmöglichkeiten. Ausgesucht aus vielen kurzen Geschichten, die Franz Kofler an eine glückliche Kindheit aufgeschrieben hat. In zugeordneten Überschriften, wie zum Beispiel „Wir Kinder“, „Mutter & Vater“ oder „Fremde Leute“ bekommt der Leser viele kleine Erinnerungen erzählt, die mit dieser Überschrift verbunden werden. Da geht es dann zum Beispiel um die Geburt eines Bruders, die anschließende Besuche von Verwandten und Nachbarn; das süße Gebäck zu bestimmten Anlässen oder nette / böse Fremde, die nicht zur Familie gehören. Es sind schöne, aber auch traurige Erinnerungen, die der Autor in einer kindlichen Sprache wiedergibt. Anschaulich beschreibt er jede Situation wie er es als Kind erlebt hat. Dabei werden spätere Betrachtungen als Erwachsener einfach fortgelassen. Franz Kofler bringt dem Leser authentisch die Jahrhundertwende näher. Dabei sollte aber nicht nur der kindliche Blickwinkel, sondern stellenweise auch die etwas ältere Sprachwahl berücksichtigt werden. Anfänglich fällt sie sofort ins Auge, wird aber schnell typisch für dieses Buch und fällt schon nach einigen Seiten gar nicht mehr auf.


    Selbstverständlich erscheint dem Leser nicht jede Episode unbedingt lesenswert. Der Gang zum Kreuz, die Stunden in der Kirche oder andere Beschreibungen hätten kurz erwähnt, sicherlich interessanter gewirkt. Die damalige Zeit war sicherlich religiöser erzogen und aus diesem Grund gehören solche Beschreibungen in das Buch. Nur stellenweise wird es über mehrere Seiten geschildert und erscheint dadurch manchmal langatmig. Ich persönlich fühlte mich mit manchen Beschreibungen richtig aus dieser Zeit gerissen. Das lag daran, dass ich mehr über diese Generation und ihren Alltag erfahren wollte und mir manche Beschreibungen belanglos erschienen. Für Franz Kofler müssen aber auch diese Erinnerungen einen hohen Stellenwert gehabt haben, sonst hätte er sie kaum festgehalten.


    Franz Kofler ist mit diesem Werk ein gelungener Einblick in die schwere, aber trotzdem schöne Zeit der Jahrhundertwende gelungen. Aus Sicht eines Erwachsenen wäre es sicherlich noch realistischer gewesen. Schließlich sind Kinderaugen naiver und werden vor der harten Realität oft verschont. Trotzdem bekommen gerade junge Leser einen guten Eindruck, dass auch ohne Nintendo DS, Fernsehen oder Lego die Kinder viel Spaß hatten. Sie waren einfach unbeschwerter und hatten eine größere Fantasie. Aber auch die älteren Leser werden an kleinen Aussagen, wie zum Beispiel Notgroschen, wenig Speck, sterbende Geschwister, Kälte im Winter, raue Stoffe und vieles mehr erkennen, wie hart die damalige Zeit tatsächlich war.


    Die interessanten Einblicke in eine vergessene Zeit wurden mir jedoch erschwert. Als norddeutsches Mädchen sind mir die Tiroler Fachworte alles andere als. Vieles kann man erahnen, aber bestimmte Begriffe wie „Straubenstock“ konnten meiner Fantasie nichts entlocken. Gerade weil das Buch nicht nur in Österreich vertrieben wird, wäre eine kleine Legende sicherlich hilfreich gewesen.


    Ansonsten ist das Buch, welches mit einem Vorwort und einem biographischen Nachwort versehen ist, eine gute Möglichkeit sich über die Zeit zur Jahrhundertwende und das Leben zur damaligen Zeit auf einem Bergbauernhof zu informieren. Aus diesem Grund kann ich das Buch jedem interessierten Leser empfehlen.


    ===Bewertung===
    Franz Kofler ist mit dem vorliegenden Werk eine historische Biographie gelungen, die nicht nur seine Kindheit, sondern das Leben zur Jahrhundertwende auf einem Bergbauernhof authentisch und farbenfroh schildert. Für mich, trotz fehlender Legende, fünf Sterne.


    Pro: authentisch, interessant
    Contra: fehlende Legende, nicht jede Erinnerung ist interessant


    Danke fürs Lesen und Bewerten. Freu mich über Lob / Kritik, also her mit Kommentaren.



    Eure Sarah

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