Titel im Original: Independence Day
Kurzbeschreibung:
Ausgezeichnet mit dem PEN/Faulkner Award und dem Pulitzer-Preis! Der geschiedene Frank Bascombe will den Unabhängigkeitstag mit seinem Sohn Paul verbringen. Frank bricht mit dem verschlossene Jungen zu einem Ausflug zu seiner neuen Freundin auf... Unverhoffte Augenblicke des Glücks, Episoden der Verzweiflung und der Missverständnisse: Das gemeinsame Wochenende wird nichts weniger als eine Odyssee durch den amerikanischen Traum am Ende des 20. Jahrhunderts.
Meine Meinung:
„Unabhängigkeitstag“ ist der zweite Teil der Frank Bascombe-Trilogie.
Erster Teil: Der Sportreporter
Dritter Teil: Die Lage des Landes
Seit „Der Sportreporter“ sind einige Jahre vergangen, Frank Bascombe lebt nach wie vor in Haddam, nun aber im damaligen Haus seiner Exfrau (die inzwischen wieder geheiratet hat und samt den beiden Kindern weggezogen ist), arbeitet als Immobilienmakler und ist mit Sally liiert. Das Wochenende vor dem Unabhängigkeitstag will er mit seinem schwierigen Sohn Paul zubringen, der heftig von der Pubertät gebeutelt wird und anscheinend die Scheidung der Eltern noch immer nicht verkraftet hat. Die beiden machen sich auf den Weg, nachdem Bascombe sich mit den ewigen potentiellen Hauskäufern, dem Ehepaar Markham herumgeschlagen hat, und führen einige schwierige Vater-Sohn-Gespräche von bellendem (!) Sohn zu zunehmend genervtem Vater, bis ein Unfall passiert. Und dann ist da noch Sally, mit der auch nicht alles reibungslos läuft und natürlich die Exfrau Ann, der Frank nach wie vor auf eine gewisse Weise Liebe entgegenbringt…
„Der Sportreporter“ konnte mich aus mehreren Gründen nicht so recht überzeugen und so ging ich mit niedrigen Erwartungen an „Unabhängigkeitstag“ heran, wurde jedoch sehr positiv überrascht. Auch dieser Roman hat das Potential, von Lesern aufgrund seiner Handlungsarmut als langweilig empfunden zu werden (und es gibt tatsächlich ein paar Längen), ist jedoch in meinen Augen bedeutend besser, packender und nicht so verworren wie Teil 1. Fords Schreibstil ist prägnant, mitunter beiläufig, fast lakonisch, aber dann auch wieder ausschmückend und beschreibend und lässt sich einfach sehr gut und unterhaltsam lesen. Die wahren Stärken dieses Werks sind zum einen der wunderbare Humor (ich musste mehrmals herzhaft lachen) und zum anderen die ungemein sympathische Erzählerfigur Frank Bascombe, der mit all seinen Widersprüchlichkeiten, seiner selbst eingestandenen Mittelmäßigkeit und seinem Bemühen, alles richtig oder zumindest gut zu machen, aus dem Leben gegriffen und weit entfernt von oftmaligen Schwarz-Weiß-Zeichnungen von Protagonisten ist.
Über dem Text liegt – in der typischen Tradition großer amerikanischer Romane – eine leichte Melancholie, eine gewisse Wehmut, die mir sehr gut gefällt und die ich generell gerne mag in Romanen, die aber nie ins Düstere kippt. Franks Gedanken und Ansichten nehmen wieder einen großen Raum ein, aufgelockert von den gut getroffenen, mitunter tief blicken lassenden Dialogen zwischen den Haupt- und Nebenfiguren.
Leser, denen es vor allem auf Handlung und Spannung ankommt, werden keine Freude an diesem Buch haben, wer jedoch gern amerikanische Romane liest, unaufgeregte, dahinmäandernde Bücher mag mit Figuren, die der Autor mit viel Anteilnahme und Zuneigung zeichnet und zudem Sitzfleisch mitbringt, der kann hoffnungsvoll zugreifen.
8,5 Punkte