'Gemini' - Part 4B Chapter 40 - 44

  • Hier gehe ich nun lieber wieder nach Kapitel getrennt vor, denn das nächste hat es in sich und die Kommentare sollten keinstenfalls vorab gelesen werden.


    In Kapitel 40 wird Nicco also an Simon verraten und als Doppelagent für Sandy/England statt umgekehrt für Schottland verleumdet. Für Simon natürlich ein wunderbarer Vorwand, sich seiner endgültig zu entledigen. Interessant finde ich, daß Henry durchaus überzeugt werden muß bzw. daß es hier mehr die Verachtung für den vermeintlichen Verräter ist, die Henry gegen ihn bringt. Nicht, daß sie Freunde geworden wären, aber ich denke doch, daß er ihm nicht mehr ganz so feindselig gegenüber ist, wie Simon. Aber eben doch, wenn er ihn für einen Verräter hält.

  • Kapitel 41
    Gestern wollte ich nicht mehr weiterlesen, heute habe ich mir das Buch geschnappt, um es hinter mich zu bringen, obwohl ich nicht wollte. Aber, Augen zu und durch.


    Henry denkt also, daß es Jordan war, der Nicco verraten hat und hält es für einen Test für ihn und Simon. Ob ich mir was einrede, wenn ich denke, daß er sich das einredet, um es sich leichter zu machen? Und doch spricht er Nicco zu Simons Ärger an, wie um sich zu rechtfertigen. Ich glaube das einfach so, daß es ihm um den vermeintlichen Verrat geht und um Simon und Jordan und nicht um den alten Haß.


    Höchst kompliziert auf jeden Fall, die Situation. Nicco und Wodman versuchen sich von den Engländern wegzustehlen, die von Simon und Henry angegriffen werden und Adorne ist auch nicht weit.


    Das Kapitel strotzt - leider naheliegenderweise - nur so vor emotionalen Einblicken in Niccos Seele. Als er denkt, sterben zu müssen, ist da nur Bedauern, aber weniger um sein eigenes Leben sondern um das des Mannes, den er für seinen Vater hält und den er - auch das glaube ich - auf seine Weise liebt. Und davor, als er zu Henry spricht und so viel sagt, was der natürlich nicht verstehen kann. "I only wish we had longer." (S. 539)


    Aber das "My father, my father ..." (S. 539) finde ich noch stärker. Hätte es einen Unterschied gemacht, wenn ihn Simon nicht als Bastard betrachtet hätte? Hätte sich ein kleiner Nicco gegen Jordan behaupten können oder hätte der ihn auch kaputt gemacht? Aber das Drama von Jordans Familie ist ja, daß sie so dumm waren, Lucia und Simon und er damit nicht umgehen konnte und dumm ist Nicco gewiß nicht.



    Und dann passiert es. Was für eine traurige Ironie, daß Henrys Verletzung und Sturz ins Wasser Niccos Leben hier rettet. Und hier erinnere ich mich auch wieder mal daran, warum ich den bösen und kaputten Simon trotzdem mag, wegen seiner Liebe zu Henry, die sich hier traurig aber wunderschön zeigt. Er denkt nicht eine Sekunde nach, sondern springt ihm sofort nach. Hätte es etwas geändert, wenn Wodman Nicco nicht zurückgehalten hätte? Es klang hier fast so, als wüßte Wodman um Nicco und Henry Bescheid. Kann natürlich nicht sein.


    Ich war damals beim ersten Mal natürlich vorgespoilt, bin ich immer. Aber egal wann und wie ich es erfahren habe, ich war geschockt, denn abgesehen davon, daß ich die beiden eben mag, hätte ich nie damit gerechnet, daß Henry stirbt. Simon schon eher, aber nicht Henry. Nicht zuletzt weil ich wegen St. Pol/Semple damit gerechnet hatte, daß er Sybillas Vater wird. Und ich hätte ihn Nicco einfach gern noch länger gegönnt und ihm selber eine Chance, der nettere Mensch zu werden, der hier zumindest zeitweise durchgeschimmert ist. Aber es sollte nicht sein. Und Niccos Betrachtungen, daß es Henry zerstört hätte, die Wahrheit zu erfahren, klingen logisch.


    Niccos Trauer ist ebenfalls eine fürchterlich traurige, aber sehr starke Szene. Gerade er, der so selten wahre Gefühle zeigt und hier einfach übermannt wird, ohne daran denken zu können, wer ihn hört und was sie sich denken, wo er doch hier um einen Mann trauert, der ihm offiziell nichts war als ein Feind und dessen Sohn, der auf dem besten Weg war, das gleiche zu sein. Daß er - aus seiner Sicht - um Vater und Sohn trauert, wissen sie natürlich nicht. Adorne zumindest versteht das erste. Hier wird er wohl verstehen, daß Nicco es wirklich bis zum Ende geglaubt hat.
    Und dieser Doppelschlag trifft ihn härter, als alle Tode geliebter Menschen davor, die hier aufgezählt werden, Marian, Felix, Zacco (das kommt etwas überraschend), Umar, Godscalc und Astorre und die seinen. Was mir hier auffällt, keine Katelina. Aber geliebt hat er sie ja nie, das war ja das Drama. Aber ihren Sohn hat er geliebt.


    Schau an, jetzt werde ich doch noch gesprächig. Aber vor der Szene hatte ich die größte Angst. Überstanden. Alles, was jetzt noch kommt, wird einfacher.


  • In Kapitel 42 finde ich es interessant, daß Wodman nur Gelis und Kathi die Wahrheit über Simons und Henrys Tod - und seine Verletzung - erzählt. Daß er es Jodi erspart ist verständlich. Ansonsten geht es ihm wohl um den Ruf der Familie? Oder Jordan? Das vergisst man ja, durch die Kameradschaft zu Nicco, daß er eigentlich auch eine Bindung an Jordan hat, ähnlich wie Bel, die darin keinen Widerspruch sieht.


    Mir ist da erst aufgefallen, daß Simon nun ebenso wie seine Schwester Lucia ertrunken ist, sie damals im Eiswasser. Ich überlege gerade, ob das irgendeine tiefere Bedeutung hat.


    Julius, der in einem unglaublich Anfall von Anstands- und Gefühllosigkeit zu Jordan und versucht, ihm was über Nicco zu entlocken, das war schon hart. Sogar für Julius' Verhältnisse. Aber Nicco kann ihm dankbar sein, da er sich nun an ihm ein wenig abreagieren konnte.


    Und hat Jordan doch sowas wie Gefühle oder ist es das Ende seines Hauses, das ihn hier so schwer trifft?


    43
    Im Feldlager des Königs fand ich es sehr schön, Tobie, John und Moriz zu sehen. Wie gesagt, davon, von Niccos Entourage sieht man in dem Buch einfach zu wenig.


    Das ist aber auch eine ziemlich komplizierte Situation. James III will unbedingt kämpfen, aber seine Adeligen wollen ihn daran hindern, weil es keine Aussicht auf Erfolg gibt und um sein Leben zu schützen, koste es, was es wolle.
    Das mit "bell the cat" ist historisch und ich habe ergoogelt, daß sich Archibald Douglas hier diesen Spitznamen zugezogen hat.

  • An der Lauder bridge nehmen Whistle Willie und die anderen Vertrauten des Königs nun ein trauriges Ende. Das habe ich nicht ganz kapiert, wer dafür verantwortlich ist, die Adligen, die James III in Gewahrsam nehmen oder die einfachen Soldaten. An wem will sich Nicco dafür rächen?
    Leider ist Willie, wie Adorne, jemand, wo ich zwar zur Kenntnis nehme, daß Nicco sie ins Herz geschlossen hat und bewundert, an mir ging er leider komplett vorbei.
    Aber da er historisch ist, hatte er sowieso keine Chance.

  • ab Kapitel 41:


    Grisel, du hast alles rund um den Schock schlechthin so gut zusammengefasst, dass ich jetzt schon länger nachdenke, was man dazu noch schreiben könnte.


    So unerwartet und wie ein nasser Fetzen ins Gesicht diese Ereignisse auch gekommen sind und so verärgert ich anfangs das Buch zuerst einmal weglegen musste, um das zu verdauen, so genial finde ich es mittlerweile. Auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass Henry länger erhalten geblieben wäre, waren es doch einzigartig wuchtige Szenen. Nachdem ich sonst bei Autoren ja gerne bemängel, dass sie Konflikten zu oft ausweichen, hab ich hier halt mal sehen müssen, dass es anders auch kommen kann.

  • Zitat

    Original von taciturus
    Nachdem ich sonst bei Autoren ja gerne bemängel, dass sie Konflikten zu oft ausweichen, hab ich hier halt mal sehen müssen, dass es anders auch kommen kann.


    Meinst Du mit Konflikte die zwischen den Charakteren oder die Tatsache, daß sie gelegentlich Szenen schreiben, die den Lesern den Boden unter den emotionalen Füßen wegreißen können? Wobei die Frage ist, warum die Szene hier so wirkt. Ich halte mich ja für geschmacksverirrt, weil ich beide, Simon, aber vor allem Henry, so mag. Aber vielleicht ist es doch einfacher, zumindest bei Henry? Was aber auf jeden Fall wirken sollte, wenn man tief in dem Buch drin steckt, ist die niederschmetternde Wirkung, die es auf Nicco hat. Für mich funktioniert es auf beiden bzw. auf allen Ebenen, das macht es so schwer und deshalb hatte ich auch solche Panik davor. Es gibt solche Szenen, die werden auch nach dem 100. Lesen nicht einfacher. Ganz im Gegenteil.

  • Ich fange jetzt auch erst diesen Teil an :cry Bin bei Kapitel 41


    Irgendwie komme ich nicht so richtig weiter. Bislang ist Gemini das Schwächste der Bücher, oder? Fandest Du, liebe Grisel, Gemini nicht auch erst beim 2. Lesen gut?

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Zitat

    Original von Lesebiene
    Irgendwie komme ich nicht so richtig weiter. Bislang ist Gemini das Schwächste der Bücher, oder? Fandest Du, liebe Grisel, Gemini nicht auch erst beim 2. Lesen gut?


    Ja, beim ersten Mal hat es mir nicht gefallen. Der damalige Hauptgrund ist ein Spoiler, das kommt bald.
    Aber was mich auch irritiert hatte, war die totale Fixierung auf Schottland. Ich hatte überhaupt nicht geschnallt, daß das ja das Ziel war und vor allem vergessen, daß DD selbst Schottin war. An dem Aspekt habe ich also nichts mehr auszusetzen, weil ich es jetzt verstehe. Und mein früherer Hauptgrund stört mich auch nicht mehr.
    Abgesehen vom etwas plätschernden Anfang hat es mir diesmal sehr gut gefallen. Aber zu den Favoriten wird es wohl nie gehören, das stimmt schon. Das ist es eben, was ich das Drama des abschließenden Bandes nenne. Bei den Lymond Chronicles ist auch Band 6, das letzte, das von mir am wenigsten gemochte. Aber, das bin nur ich, andere sehen das wiederum komplett anders.


    Und gefallen hat es mir diesmal eben doch. Ich hatte mich schließlich doch so richtig schön festgelesen, wie es mir nur noch selten passiert.

  • In der Mittagspause habe ich Kapitel 42 gelesen.


    So, Henry und Simon haben ihr Ende gefunden. Gleichzeitig Vater und Sohn zu verlieren ist ein ganz gewaltiger Schock.


    Bislang spielt es nur in Schottland. Ist auch derzeit verständlich, aber enden sollten es für mich in Brügge. Nicco, Gelis, Adorne und die anderen Burgundiane sollten wieder nach Flandern zurück. Da lebt immerhin die nähere Verwandtschaft. Jawoll!!

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Zitat

    Original von Lesebiene
    Bislang spielt es nur in Schottland. Ist auch derzeit verständlich, aber enden sollten es für mich in Brügge. Nicco, Gelis, Adorne und die anderen Burgundiane sollten wieder nach Flandern zurück. Da lebt immerhin die nähere Verwandtschaft. Jawoll!!


    Was ich übersehen hatte, war die simple Tatsache, daß Nicco, wenn er Simons Sohn ist, ja durchaus auch Schotte ist, zur Hälfte. Und er hat eine Schuld dem Land gegenüber.
    Aber ja, ein wenig irritiert es mich schon noch, daß es Nicco so überhaupt nicht mehr interessiert, was aus Burgund wird. Wie gesagt, der Tod der jungen Herzogin war für ihn offenbar komplett belanglos.
    Und ich glaube mich zu erinnern, daß es irgendwo heißt, daß Diniz mit seiner Familie nach Antwerpen ziehen wird, weil sich in Brügge zu viel verändert hat. Irgendwie traurig.


    Dafür konnte ich nicht umhin, bei der Erwähnung von Maximilian und Marie an "Tu felix Austria nube" zu denken, hiermit haben die Habsburger ja die erste recht ertragreiche Hochzeit bewältigt. Spanien sollte bald folgen.