Hier könnt ihr Jan Fragen stellen, die nicht das Buch der aktuellen Leserunde "Hundewache" betreffen.
Fragen an Jan von der Bank
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Gleich mal eine Frage, die mir beim Lesen von "Windstärke 1" gekommen ist. (Weiter bin ich leider noch nicht gekommen.) Du wirfst ja ziemlich mit nautischen (oder wie benennt man die richtig?) Begriffen um dich, was dem ein oder anderen Leser vielleicht zu viel werden könnte.
Hast du keine Bedenken, dass du damit den ein oder anderen Leser abschreckst?
Wie wägst du ab, wieviel du dem Leser "zumutest"?
Warum kommt es im ersten Kapitel gleich so geballt und nicht besser verteilt im ganzen Buch? -
Hallo Su,
du hast recht. Am Anfang sind recht viele nautische Begriffe drin. Der Gedanke dahinter ist, dass ich die Atmosphäre und die "ganz eigene Welt" dieses Schiffes auch sprachlich einfangen wollte. Das wäre natürlich sehr schwer ohne diese Worte, weil es für viele Teile an so einem Schiff überhaupt keine anderen "zivilen" Begriffe gibt...
Außerdem, Thies oder jemand anders der neu auf das Schiff kommt, ist ja in natura auch erst mal geplättet von den vielen Nieder- Auf- und Sonstwas-Hohlern, Ober-, Unter- und Wasweißich-Rahen...Allerdings habe ich dann beim Schreiben tatsächlich gerätselt, wieviel ich dem Leser zumuten darf. Meine fünf heimlichen Testleser (alles Nichtsegler!) fanden die Menge tragbar.
Aber keine Sorge, nachher kommt es nicht mehr zu solchen Fachchinesisch-Orgien. Da stehen dann andere Dinge im Vordergrund.
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Meine Meinung als Nichtsegler ist auch, daß es okay ist. Klar verstehe ich nicht alles (und Nachschlagen im Glossar stört den Lesefluss doch ein wenig (ist aber gut, dass man es kann, wenn man will)), aber das ist okay, wenn ja auch aussen schon "maritim" draufsteht. Ich kaufe mir ja auch keinen Grisham und wundere mich dann, wenn ich nicht jedes juristische Detail sofort verstehe. Und das ist (für mich zumindest) doch das Schöne am Lesen: daß einem fremde Welten nähergebracht werden!
Aber nun zu meiner Frage: Jan, Du beschreibst in beiden Büchern Menschen mit besonderen Fähigkeiten. Gibt es diese Fähigkeiten (gut, Thies kenne ich jetzt noch nicht so gut, wie Ole - mal sehen, wie er sich noch entwickelt...) tatsächlich, die Farben des Meeres oder die Geräusche des Windes so interpretieren zu können, wie diese beiden es tun? Und wenn ja, hast Du schon jemand kennengelernt, der so etwas konnte? Und wie häufig/selten gibt es das?
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Liebe Waldmeisterin,
jemanden mit besonderen Fähigkeiten oder Eigenarten zu beschreiben - also jemand, der per se ungewöhnlich ist - ist aus schriftstellerischer Sicht einfach dankbarer, als zu versuchen, jemanden interessant rüber zu bringen, der gänzlich normal wäre.
Tolle Figuren, wie ich sie bei anderen Autoren liebe, haben einfach etwas besonderes. Damit meine ich nicht irgendwelche stumpfen Überhelden (Supertoller Polizeiermittler, superharter Terroristenjäger, superattraktiver Frauenumgarner), sondern eher die mit den Brüchen, den Ängsten, den Unvollkommenheiten... oder auch der dunklen Seite in sich.Zu Ole Storm: Im wirklichen Leben kann man der Farbe der See einiges ablesen... Aber das, was Ole kann ist schon ein bisschen übernatürlich - und von daher auch nicht mehr real. (Wobei jeder Regattasegler sich glücklich schätzen würde, wenn er es so könnte! ;-))
Zu Thies Hansen: HSP wird gerade erst erforscht, es ist eine "neue" psychische Eigenart, obwohl recht viele Menschen dauerhaft oder vorübergehend mit Hochsensiblität zu schaffen haben... (Zu Anfang im ersten Thread habe ich ein paar Links zum Thema eingefügt, die mir die Recherche vereinfacht haben!)
Ob HSP es als Fluch oder Segen empfinden, hängt wohl vom Grad und der Situation ab. Wenn Du nicht mehr aus dem Haus gehen kannst, ohne physische Schmerzen durch Lärm und/oder aufdringliche Menschen zu haben, siehst du es wohl auch als Behinderung an. Wenn es Dir Vorteile bringt, z.B. weil Du Deine Mitmenschen besser "durchschauen" kannnst, oder musisch/künstlerisch hochbegabt (weil klang- farb- oder emotionsbegabter), dann dürftest Du Dich eher glücklich schätzen.
Ich hatte mal eine Mitbewohnerin (Hallo Jenny, ich hoffe du liest nicht mit :wave), die war ein HSP, ohne es zu wissen. Unter bestimmten Dingen hat sie ziemlich gelitten - und war dann unausstehlich! -
sorry, wenn ich mich zwischendurch melde.
Ich leide unter HSP, und damit meine ich LEIDEN. Die Weißkittel wissen keinen Rat, außer, dass es wohl posttraumatische Erinnerungen sein müssen...
Daher fand ich es sehr interessant, diesen Sympthom in einem See-Krimi wieder zu finden.
Jetzt halte ich die Klappe, bis zur Endabstimmung
euer hef
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Jan du warst selber auch auf der Gorch Fock, oder? Wie hast du die Enge erlebt? Und wie war das für dich, dass man auf so einem Schiff recht wenig Platz hat und praktisch nie alleine ist?
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Zitat
Original von Waldmeisterin
Jan : Wie lange warst Du auf der Gorch Fock? Ich habe damals den Gorch-Fock-Thread nicht so verfolgt...
Ich war "nur" vier Monate auf dem Schiff - was aber mindestens drei zuviel waren!
Meine Reise ging von Kiel über Gran Canaria, über den Atlantik nach Martinique, durch den Panama-Kanal nach Panama-City bis nach Acapulco ... Klingt ein bisschen nach Traumreise - war aber eher schrecklich! -
Zitat
Original von Königstochter
Jan du warst selber auch auf der Gorch Fock, oder? Wie hast du die Enge erlebt? Und wie war das für dich, dass man auf so einem Schiff recht wenig Platz hat und praktisch nie alleine ist?Die Enge war nicht das Problem für mich, und auch nicht die permanente Gesellschaft. (Zum "Alleinsein" hatte man seinen Walkman, wenn es ganz dick kam, konnte man fragen, ob man mal in den Mast klettern darf. Das war tagsüber ok, wenn keine Manöver anstanden. Da oben war man dann alleine - und hatte eine ziemlich grandiose (und entspannende) Aussicht.
Mich haben eher andere Dinge angefressen: Es wurde ziemlich viel geklaut. Die hygienischen Verhältnisse waren katastrophal (wir segelten in den Tropen - teilweise bei 40°C und 90% Luftfeuchte). Und insgesamt ging es an Bord meistens ziemlich stupide zu. Die Meisten haben nach oben gebuckelt und nach unten getreten.
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hef : Ist es nur Leiden oder gibt es auch Vorteile? Thies kann ja z.B. einen kryptischen Funkspruch verstehen, was keiner der anderen Anwesenden konnte.
Ich kann keine Vorteile entdecken, außer, dass ich sehr allergisch gegen jegliche Art von Lärm bin, und inzwischen, und damit hat Jan das sehr gut beschrieben, sehr feinfühlig für jede Art von Zwischentönen geworden bin.
Ein beifälliges Wort, in der Kneipe aufgeschnappt, und ich kann sowohl den Menschen sowie das auslösende Moment analysieren und sofort eine Strategie entwickeln, was ich tun müsste, wenn mir dieser Mensch zu nahe kommen würde.
Aber....ob das unbedingt erstrebenswert ist, diese Fähigkeit zu haben Es ist jedenfalls sehr anstrengend.
euer hef
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Zitat
Original von JanvonderBank
Ob HSP es als Fluch oder Segen empfinden, hängt wohl vom Grad und der Situation ab.Ich bin auf das Buch erst kuerzlich aufmerksam geworden und hab es daher leider nicht hier liegen. Diese Frage interessiert mich allerdings auch aus persoenlicher Sicht, da meine Tochter betroffen ist, wenn auch sicherlich nicht am extremen Ende des Spektrums.
Auffallend sind erstmal all die Situationen, in denen Hypersensibilitaet als Last empfunden wird, sowohl im physischen wie im emotionalen Bereich.
Da bricht das Kind in allen moeglichen Situationen in Traenen aus, fuehlt sich beim kleinsten "falschen" Wort verletzt.
Laerm ist eine schwierige Sache, vor allem wenn es in der Schule ist, die generel einen hohen Geraeuschpegel hat. Bei einem Besuch in D wurde ein Gastspiel in einer deutschen Schule aus dem Grund zu einer absoluten Katastrophe. Hier ist sie in einem Sonderprogram, wo die Klassenstaerke begrenzt ist. Der erste Tag nach der Umschulung und Beginn in einer Klasse mit 16 Schuelern hatte als allerersten Kommentar, dass es ihr gefaellt wie leise es ist.
Wir haben daher so frueh wie moeglich versucht, Situationen hervor zu heben, in denen die besondere Sensibilitaet zum Vorteil ist.
Sie kann auch ihre Sensibilitaet auf Mitmenschen uebertragen. Wir haben sie daher unterstuetzt als sie bei einem Fundraiser fuer Kinder mit Krebs mitmachen wollte. "Shave your lid for a kid" heisst es und dafuer wird das Haar abrasiert und man sammelt Gelder. Sie hat mit nur 8 Jahren sich sehr gut ueberlegt was die Vor- und Nachteile waeren, wenn sie als einziges Maedchen der Klasse dabei mitmacht, welche Reaktionen im Umfeld kommen koennten und wie sie damit umgehen sollte. Und wir haben kreativ nicht nur Gelder bei der Familie gesammelt sondern auch das Haus aufgeraeumt und Dinge auf dem Flohmarkt verkauft.
Sie wird bestimmt spaeter keinen Beruf waehlen, fuer den man ein dickes Fell braucht (Rechtsanwalt z.B.), aber es sollte durchaus was zu finden sein, wo sie trotz oder gerade wegen dieser Besonderheit Erfolg haben kann.
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Hallo Beatrix,
ich glaube, zu wissen, woran man mit einer Sache wie HSP ist, ist schon die halbe Miete. Dazu kann man Euch immerhin schon mal beglückwünschen. Und bei allem Stress, den Hochsensibilität mit sich bringt dürfte es für Euch als Eltern bestimmt auch spannend sein, die ausserordentlichen Begabungen Eures Kindes wahrzunehmen und zu versuchen, sie so zu unterstützen, dass sie sie auch einsetzen kann.
Aber da Elaine Aron, die als erste Psychologin das HS-Syndrom beschrieben hat, aus den USA kommt, seid Ihr auf Eurer Seite des großen Teichs vermutlich schon ein paar Schritte weiter als wir hier drüben. Good Luck!Ich selber gehöre eher zur Fraktion "Dickes Fell" und bin auf HSP nur dadurch aufmerksam geworden, dass ich es für mein Buch recherchiert habe.
edit:
Hier nochmal ein paar Links für alle, die sich ein bisschen mehr über HSP informieren wollen... (hatte das nur im anderen Thread eingestellt, aber eigentlich gehört es an diese Stelle)http://de.wikipedia.org/wiki/Hochsensibilität
http://www.hochsensibilitaet.ch/
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Zitat
Original von JanvonderBank
Ich war "nur" vier Monate auf dem Schiff - was aber mindestens drei zuviel waren!
Meine Reise ging von Kiel über Gran Canaria, über den Atlantik nach Martinique, durch den Panama-Kanal nach Panama-City bis nach Acapulco ... Klingt ein bisschen nach Traumreise - war aber eher schrecklich!Das heißt, Du bist jetzt so ein Reserveoffizier? Oder wird man das nicht automatisch?
Und was mir noch aufgefallen ist, das Buch hat ca. 345 Seiten Text + Anhang, ist aber bei amazon mit 416 (!) Seiten gelistet. Wie passiert denn sowas? Ist ja doch ein gewisser Unterschied.
Ach ja und natürlich die beliebteste Frage an einen Autor darf hier auch nicht fehlen (wundert mich eh, dass es noch keiner getan hat): Schreibst Du schon was Neues? Darfst/Willst Du was drüber sagen?
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Original von Waldmeisterin
Ach ja und natürlich die beliebteste Frage an einen Autor darf hier auch nicht fehlen (wundert mich eh, dass es noch keiner getan hat): Schreibst Du schon was Neues? Darfst/Willst Du was drüber sagen?
Das würde mich auch interessieren, die LR hat mir viel Spaß gemacht
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Schön, dass Euch das Buch und die LR so gepackt haben!
Ob ich aktuell schon etwas neues schreibe? Ja und nein. Ja, ich schreibe zwei Drehbücher für die aktuelle Küstenwach-Staffel. Davon lebe ich. Von zwei Romanen - auch wenn sie sich bisher beide sehr gut verkaufen - kann ich die Familie nicht füttern. Vom Drehbuchschreiben (und den genialen Wiederholungsgebühren) schon...
Einen neuen Roman habe ich im Moment noch nicht auf dem Schirm, gelobe hiermit aber feierlich, dass Hundewache nicht mein letztes Buch war.
Ich will mir fürs nächste aber wieder etwas mehr Zeit lassen, eher eineinhalb als ein dreiviertel Jahr... Die Schreibphase von Hundewache war sehr hart und sehr zeitintensiv... Das darfg gerne etwas entspannter laufen.Die Seitenzahlangabe bei Amazon stammt noch aus der Zeit, als der VErlag noch nicht wusste, wie dick das Buch wird, es aber schon vorzubestellen war (erstaunlicherweise schon letzen Sommer, als erst wenige Seiten Text existierten). Warum es noch nicht geändert wurde, weiß nur Herr Ullstein, oder die Amazone.
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Zitat
Original von JanvonderBank
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Einen neuen Roman habe ich im Moment noch nicht auf dem Schirm, gelobe hiermit aber feierlich, dass Hundewache nicht mein letztes Buch war.
Ich will mir fürs nächste aber wieder etwas mehr Zeit lassen, eher eineinhalb als ein dreiviertel Jahr... Die Schreibphase von Hundewache war sehr hart und sehr zeitintensiv... Das darfg gerne etwas entspannter laufen.Ich hätt da ja schon einen gute Idee für Dein nächstes Buch.....
Du kannst Dir bestimmt vorstellen, welche, ne? -
Mamelodee?
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Original von Waldmeisterin
Ach ja und natürlich die beliebteste Frage an einen Autor darf hier auch nicht fehlen (wundert mich eh, dass es noch keiner getan hat):
Schreibst Du schon was Neues? Darfst/Willst Du was drüber sagen?Ist das authentisch? -
Zitat
Original von JanvonderBank
Mamelodee?
So ähnlichHamburger Piraten, die mit ihrem Schreckensruf Maamelooodee alle Seeleute zum fürchten bringen