Das Erbe der Elfen - Andrzej Sapkowski

  • Was? :lupe Waaaas? Bin ich blind, oder ist da wirklich keine Rezi?


    Naja, das kann man ja ändern.


    DAS BUCH:


    Wer die beiden Kurzgeschichten-Sammlungen gelesen hat, kennt den Anfang schon:


    Cirilla, Enkelin und Erbin der Löwin von Cintra, ist in den Kriegswirren, die ihrer kriegerischen, königlichen Großmutter Land und Leben kosteten, spurlos verschwunden.


    Nö, nicht spurlos, denn ein angeblich verstorbener Hexer Namens Geralt von Riva hat mit dem ihm von der Vorsehung bescherten, angeblich verstorbenen Kind und einer angeblich verstorbenen Zauberin eine quicklebendige Familie gegründet, und sie lebten glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage - so singt zumindest ein augenscheinlich verdorbener Dichter namens Rittersporn.


    Nur, man weiss, dass Rittersporn, der Haderlump, mit besagtem Hexer befreundet ist, und wenn der unter Druideneichen singend vor bunt gemischtem Publikum so unvorsichtige Gerüchte über vermeintliche Leichen ausstreut, könnte daran was Wahres sein.
    Rittersporn findet bald ein Messer an seiner Kehle und sieht sich kurz vor dem aprupten und vorzeitigen Ende seiner Karriere als größter Künstler der bekannten Welt, denn...


    - die Zauberer wollen wissen, wo Cirilla ist, denn sie birgt in sich eine große, geheimnisvolle Macht
    - die Könige wollen wissen, wo Cirilla ist, denn sie bringt in die Ehe einen guten Kriegsgrund
    - der Feind will wissen, wo Cirilla ist, denn sie verschafft seiner Herrschaft Legitimation


    Zu Rittersporns blödem Glück sterben andere, denn...


    - eine gewisse, angeblich verstorbene Zauberin will wissen, wo zum Geier Geralt ist, mit oder ohne Kind, denn die angeblich verstorbene Zauberin, die grad bei ihm und dem Kind ist, ist eine andere, und nicht sie selbst.


    DER AUTOR:


    Andrzej Sapkowski, Jahrgang 1948 war eigentlich Wirtschaftswissenschaftler, auch Literaturkriter, ehe er zum Schluss kam: schriftstellern kann er selber besser.
    Und die Selbsteinschätzung trog ihn nicht, denn in seiner polnischen Heimat und in Osteuropa hat man ihm den Entschluss den Fantasy-Zyklus um den Hexer Geralt von Rivia zu schreiben mit einer Millionen-Auflage, dem Literaturpreis der Politiyka (1998), einer Fernsehserie und zuguterletzt einem wunderbaren PC-Rollenspiel gedankt, das im Mai 2011 in die zweite Runde geht.
    Wer wissen will, was in Osteuropa Begeisterungsstürme und ein Fandom hervorgerufen, hat, das man westlich von Polen so nur vom Herrn der Ringe kennt, soll sich an Geralt versuchen. Ich glaube nicht, dass er es bereuen wird.


    MEINE MEINUNG:


    Ich wollt grad im bislang nicht vorhandenen Thread zum Buch die rhetorische Frage stellen, ob das fünfte Kapitel dieses Buches nicht eines der Besten ist, die es in den letzten 20 Jahren in der Fantasy gab, es hat mich so erheitert, dass man auch im Bus von finster dreinblickenden, lebensfreudlosen Leuten bedrängt, hellauf losgackern muss.


    Das Buch liest sich stellenweise fast wie Pratchett, ist aber viel düstrer, es hat Abercrombie-Momente, wenn geopferte, kleine Nebenfiguren beim Sterben begleitet werden.


    Ich sag nur: Everetia maxiliosa pitti


    [SIZE=7]Edit fragt: So, sind jetzt auch alle Beistriche drinnen?[/SIZE]

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

    Dieser Beitrag wurde bereits 5 Mal editiert, zuletzt von MagnaMater ()

  • Zitat

    Original von Eskalina
    :wave Also etwas ausführlicher könntest du schon werden, oder willst du uns absichtlich so auf die Folter spannen? :wave


    Ihr sollt das buch selber lesen, wo kommen wir denn da hin, wenn ich in band 1 schon das ende von band 5 verrat?

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

  • KLAPPENTEXT:
    „Wer ist dieses Kind? Wer ist dieses Mädchen?“ „Sie ist...“ Geralt stockte. Das Mädchen fühlte seine kräftigen Hände auf den Schulterm. Und plötzlich war die Furcht weg. „Sie ist unsere Vorherbestimmung.“


    Seit dem blutigen Überfall auf Cintra ist die Erbin des Reiches verschollen. Es gehen Gerüchte um, dass sie nicht tot ist, sondern von Geralt, dem Hexer, entführt und an einen geheimen Ort gebracht wurde... In dem fast verwaisten Stammsitz der Hexer soll sie in den geheimen Künsten ausgebildet werden. Schon bald zeigt sich, dass sie ein großes magisches Potential besitzt. Dann aber wird sie immer öfter zum Medium einer geheimnisvollen Macht, die allen in ihrer Umgebung ein böses Ende voraussagt...


    ZUM AUTOR:


    Andrzej Sapkowski wurde 1948 geboren und lebt in Lodz. Er ist Wirtschaftswissenschaftler, Literaturkritiker und Schriftsteller. Seine Werke wurden mit zahlreichen Preisen ausgestattet. Unter anderem mit dem David Gemmel Legend Prize.


    EIGENE MEINUNG:
    Der Einstieg in „Das Erbe der Elfen“ gestaltet sich als etwas schwierig. Es ist der typische erste Band einer Reihe. Zu aller erst einmal, muss dem Leser alles erklärt und erläutert werden, bis endlich mal die eigentliche Geschichte anfängt. Andrzej Sapkowksi gelingt es zwar diese Einführung mit sehr spannenden Elementen wie Überfällen und anderen Bedrohungen zu paaren, da Geralt sich aber maßgeblich in der Politik einmischt, wird anfangs geklärt, wer nun wen bekämpft, welche Reiche befreundet, welche verfeindet sind. Es ist alles recht politisch und damit auch sehr trocken.


    Davon sollte sich der Leser aber keinesfalls abschrecken lassen, denn auch das Gehirn des Lesers muss sich anstrengen, genau aufpassen, um einordnen zu können, wer denn jetzt die gute und wer die böse Seite ist. Das lässt der Autor ziemlich offen, so dass man sich ein eigenes Bild machen muss. Dadurch bekommt das Buch Bezug zur Realität. Man könnte es ein bisschen mit einem Wahlkampf vergleichen. Der Autor lässt die Charaktere so geschickt handeln, schreibt ihnen Finten auf den Leib, die den Leser immer wieder in die Irre führen, und er sich nur schwer ein Bild machen kann, auf wessen Seite er nun stehen soll. Das ist aber keineswegs negativ, sondern macht das Buch eher noch interessanter.


    Das tollste an den Geralt Büchern sind die Figuren. Andrzej Sapkowski gibt sich immer unglaublich viel Mühe Charaktere zu kreieren, die den Leser auf vielerlei Art und Weise amüsieren und in ihren Bann ziehen. Widerliche Schurken, gerissene Zauberer, schlaue Zauberinnen, charismatische Hexer, Elfen, Zwergen und andere Fabelwesen begeistern mit Wortwitz, Charme oder Bösartigkeit.


    Ich mag am meisten den Humor, der untergründig in den Geschichten mitmischt und besonders bei Dialogen durchschimmert.


    FAZIT: Willkommen in der Welt von Hexer Geralt! Lasst euch von Abenteur, Spannung und Magie mitreißen.

  • Nach einem Überfall auf Cintra ist die Thronerbin Ciri spurlos verschwunden. Gerüchte machen die Runde, Ciri sei tot, sie sei entführt worden, sie wäre bei Geralt von Riva, dem Hexer …


    „Das Erbe der Elfen“ ist, nach den Kurzgeschichten, der erste Roman um den Hexer Geralt von Riva. Wer die Kurzgeschichten bereits kennt, wird hier eine ganze Reihe bekannter Charaktere wiedertreffen. Bereits die Kurzgeschichten hatten mir sehr gut gefallen, und mit diesem Band zeigt der Autor, dass er auch einen lesenswerten Roman schreiben kann.


    Andrzej Sapkowskis Schreibstil hat schon etwas Besonderes, nicht nur, dass er sehr bild- und lebhaft schreibt, den Leser hautnah die Emotionen der Charaktere miterleben lässt, verschiedene Perspektiven wählt, immer wieder Humor einfließen lässt, nein, manche Handlungsstränge werden rein über Dialoge erzählt, wie etwa eine Diskussion über den Wahrheitsgehalt einer gerade vorgetragenen Ballade Rittersporns. Über Dialoge unterhaltsam erzählen, ist eine Kunst für sich, und die beherrscht Sapkowski perfekt.


    Auch die Charaktere gefallen mir, bis in die kleinste Nebenrolle, sehr gut, sie werden beim Lesen lebendig und lassen den Leser an ihrem Leben teilhaben. Zudem sind sie durchweg interessant, auch, weil der Autor größtenteils auf Schwarz-Weiß-Zeichnung verzichtet, gerade die „Guten“ sind durchaus auch mit Vorsicht zu genießen.


    Gewundert hat mich ein wenig, dass Geralt eher eine Nebenrolle spielt. Im Zentrum der Handlung steht eindeutig Ciri, und auch andere Charaktere, wie etwa Yennefer und Triss Merigold, nehmen einen größeren Part ein als er. Es dauerte auch eine ganze Zeit, bis das erste Ungeheuer seinen Auftritt hatte. Aber das macht rein gar nichts, denn die Geschichte ist interessant, spannend und abwechslungsreich erzählt, so dass der Roman ruckzuck gelesen ist, auch wenn man das bedauert, denn am liebsten würde man direkt weiterlesen, auch wegen des recht offenen Endes. Gut, dass der Roman der erste Band einer Reihe ist, die bereits komplett erschienen ist, so ist für Lesefutter erst einmal gesorgt.


    Ich bin von Andrzej Sapkowskis erstem Geralt-Roman genauso begeistert wie von den Kurzgeschichten und freue mich auf die restliche Reihe. Wer gerne erwachsene Fantasy liest, die sowohl mit ihren Charakteren als auch mit der erschaffenen Welt, den Geschichten und dem Erzählstil überzeugt, sollte unbedingt zugreifen.