Die Blutgabe - Franka Rubus

  • Die Blutgabe Franka Rubus


    Originalausgabe
    470 Seiten/ Taschenbuch
    Aufbau Verlag
    9,90€


    Klappentext (von Amazon)


    n einer nicht all zu fernen Zukunft ist die Menschheit beinahe ausgestorben. Seit im frühen 21. Jahrhundert eine rätselhafte neue Vampirrasse die Welt überschwemmte, ist die Zahl der Vampire enorm gestiegen. In den Machtkampf zwischen ursprünglichen und neuartigen Vampiren gerät der junge Mensch Red September, der loszieht, um seine verschollene Geliebte zu suchen. Er schließt sich einer Extremistengruppe an, die sich zum Ziel gesetzt hat, alle neuartigen Vampire wieder auszurotten. Von ihnen lässt er sich zu einem Vampirjäger ausbilden - doch dann muss Red feststellen, dass seine Geliebte längst selbst zum Vampir geworden ist ...


    Über die Autorin:


    Franka Rubus, Jahrgang 1983, wuchs in einer kleinen Stadt am Teutoburger Wald auf. Sie hat Biologie studiert und legt nun ihren ersten Roman vor. Derzeit lebt Franka Rubus in Bielefeld.



    Inhalt & meine Meinung


    Wow. Was für ein tolles Buch!
    Vorab möchte ich vermuten, dass ich dem Roman vielleicht Unrecht tue, ihn bei Fantasy einzuordnen. In meinen Augen handelt es sich hier um klassische science fiction, auf Wissenschaft beruhende Fiktion. Ich möchte aber nicht riskieren, dass diese tolle Dystopie unter Weltraumbüchern untergeht.


    Fangen wir von vorne an. Im ersten Teil des Buches begleiten wir den jungen Mann Red September, der bislang auf einer von Vampiren geführten Menschenfarm lebte und - bis auf die Tatsache, dass er ein Gefangener war und hin und wieder Blut spenden musste -, ein bequemes Leben hatte, mit dem er nicht unzufrieden war. Ganz anders seine Freundin Blue. Sie verspürte den Wunsch nach Freiheit, nach mehr Leben, und so floh sie vor einiger Zeit und bat Red, ihr zu folgen.
    Statt Blue findet Red die Bloodstalkers, eine Gruppe aus Vampiren und Menschen, die erbittert Jagd auf „Bluter“ machen, progressive Vampire, die schwach sind, nicht ganz bei vollem Bewusstsein, und dadurch sehr aggressiv und gefährlich.
    Red wird zum Vampirjäger ausgebildet, und dem Vampir Kris zur Seite gestellt. Kris ist von allen Vampiren der Düsterste. Er ist mächtig, scheint allem überlegen und wirkt nicht nur auf den zunächst ahnungslosen Red, sondern auch auf mich als Leserin auf seine ruhige, dunkle Art enorm verlockend ;-)


    Im zweiten Teil erfahren wir mehr über Kris, und es stellt sich heraus, dass der Vampir zwar mordsgefährlich ist - denn er verfolgt seine Ziele gnadenlos - aber durchaus seine Schwächen hat. Leider hat auch das Buch in diesem Abschnitt einen kleinen Tiefpunkt (und damit seine einzige Schwäche). Man liest denselben Zeitabschnitt, den man aus Reds Perspektive erlebte, noch einmal von anderen Figuren an anderen Orten. Zwar kommt dadurch mehr Licht ins Dunkel, aber da man bereits ahnt, worauf es hinaus läuft, zieht sich dieser Abschnitt ein wenig. Das kann aber auch daran liegen, dass ich persönlich den Vampir-Wissenschaftler Cedric, seine Assistentin, die progressive Vampirin Katherine und deren Perspektiven nicht ganz so mitreißend empfand, wie die von Red oder Kris.


    Dennoch sind die Erkenntnisse des zweiten Abschnitts natürlich von großer Bedeutung. Hier geht es ans Eingemachte, an die Biochemie der unterschiedlichen Vampire und die Forschung an dieser. Hier spürt man deutlich, dass Franka Rubus studierte Biologin ist und nichts dem Zufall überlässt, sondern alles glaubhaft und verständlich (auch für eine Bio-Null wie mich) erklärt. Diese Ergebnisse schmelzen letztlich alle Stränge zusammen und führen zum Showdown in Part drei.


    Geschrieben ist das Ganze in einer jederzeit stimmigen, sauber formulierten Sprache, der es gelingt, mit wenigen Worten klare Linien zu zeichnen und emotional tief in die Figuren reinzuziehen, ohne dass es auch nur einmal Kitsch bedarf.
    Großes Kino!


    Zum Ende sei verraten, dass ich mit jeder gelesenen Seite unruhiger wurde und auf der letzten dann tatsächlich hätte ins Buch beißen können. Das Ende ist gut gewählt - ein Abschnitt im Leben der Hauptfiguren endet. Einen Cliffhanger würde ich es nicht nennen, dennoch bleiben viele Fragen noch unbeantwortet. Das Ende lässt in jedem Fall jetzt schon ungeduldig auf den zweiten Teil warten, der unter dem Titel „Die Blutgabe - Unberührbar“ im Feb. 2012 erscheinen soll.


    Fazit:
    Unbedingt empfehlenswert für die Liebhaber von Dystopien, Vampir-Thrillern, vielschichtigen Figuren ohne Gut-gegen-Böse-Status, actionreicher Fantasy oder einfach nur gut geschriebener Bücher.
    Wie ist der Superlativ von großartig? Er wäre hier angebracht und nicht mal übertrieben. Volle Punktzahl.

  • Vielen Dank für diese mehr als ansprechende Rezi. Das Buch will gekauft werden, das merk ich schon :-]


    Ist schon klar wie viele Bänder die Reihe haben wird?

    :lesend
    Rachel Aaron - The Spirit Rebellion
    Patrick Rothfuss - Der Name des Windes
    Stefan Zweig - Sternstunden der Menschheit

  • Shadow, ich weiß bislang nur von zwei Teilen. Aber da der Titel ja gerade erst raus ist und der nächste ja erst im nächsten Jahr kommt, kann da durchaus noch mehr kommen.
    Verdummich. Ich hätte den zweiten gerne jetzt sofort :help


    JaneDoe - ich würde fast darauf wetten, dass dir das Buch zusagt! Nachdem ich deine Kommentaren in der letzten Leserunde gelesen habe, denke ich, dass du Die Blutgabe lieben wirst!

  • Zitat

    Original von Mulle
    JaneDoe - ich würde fast darauf wetten, dass dir das Buch zusagt! Nachdem ich deine Kommentaren in der letzten Leserunde gelesen habe, denke ich, dass du Die Blutgabe lieben wirst!


    Okay, wandert vom Wunschzettel in den amazon-Einkaufskorb :lache

  • Klärt mal bitte einer die ahnungslose Suzann auf, was Dystopien sind, ohne dass sie Google bemühen muss ?( Ist das eine ernste Bildungslücke? :-(


    Liebe Mulle,
    du bist furchtbar! Immer wenn ich so eine begeisterte Rezi von dir lese, werde ich schwach :bonk

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Zitat

    Original von Suzann
    Klärt mal bitte einer die ahnungslose Suzann auf, was Dystopien sind, ohne dass sie Google bemühen muss ?( Ist das eine ernste Bildungslücke? :-(


    Wenn ich nicht ganz falsch liege, ist eine Dystopie eine zukünftige Gesellschaft die sich wegen konsequenzreichen Geschehenissen in unserer jetzigen Gegenwart, ins Negative entwickelt hat. Das Gegenteil einer Dystopie ist eine Utopie, also eine perfekte positive Gesellschaft ohne irgendwelcher Macken. Stimmt das so? :grin

    :lesend
    Rachel Aaron - The Spirit Rebellion
    Patrick Rothfuss - Der Name des Windes
    Stefan Zweig - Sternstunden der Menschheit

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Shadow91 ()

  • Viel kann man Mulle nicht mehr hinzufügen. Die Blutgabe ist ein Buch, bei dem man ein wenig Geduld hat, denn den ersten Teil lang versteht man eigentlich nur Bahnhof. Ich hatte keine Ahnung, was es denn nun genau mit den verschiedenen Vampiren auf sich hat und was das ganze so soll. Erst ab Teil 2 wird man in die Geschichte gezogen und man kann es kaum mehr aus der Hand legen.
    Bei mir gibt es 8 Eulenpunkte.


    Eine Frage stellt sich mir aber immer noch - was ist denn nun das Wahre Blut? :gruebel

    Ich lese grade:


    Der Herr des Turms - Anthony Ryan
    ________
    Save the earth - it's the only planet with chocolate!

  • Ich habe mich von all eurer Begeisterung anstecken lassen und das Buch zu lesen begonnen - allerdings, leider leider, werde ich nicht warm damit. Dabei ist es stellenweise wirklich gut geschrieben, auch mir gefällt die schnörkellose Sprache, die Figuren sind glaubwürdig, das Setting interessant -


    ABER -
    bei mir erzeugt die Tatsache, dass so wenig verraten wird, nicht Spannung, sondern eher den gegenteiligen Effekt. Ich bin jetzt zu ca. 2/3 durch und mir ist mittlerweile alle Motivation abhanden gekommen, weiterzulesen. Denn den roten Faden habe ich vollständig verloren. Mir fehlt die übergreifende Motivation, ein echter persönlicher Grund, warum die alle tun, was sie tun. Die Tage plätschern so dahin, man redet und trainiert und redet und streitet ein bisschen und zweifelt und trainiert wieder, und es geschieht wenig, was mich weiter in die Handlung hinein zieht.
    Selbst Red, der in meinen Augen die stärkste Motivation hat, indem er seine Liebe Blue wiederfinden will, bleibt in seinem Antrieb seltsam blass. Es wird nie klar, was ihm Blue wirklich bedeutet hat und was sie überhaupt ausmacht, was sie miteinander geteilt haben. Sie ist für mich nur ein Name, aber keine Persönlichkeit.
    Der abrupte Perspektivbruch, als in der Mitte des Buches die Zeitachse zurück an den Anfang gespult wird, nur jetzt aus der Sicht einer neuen Gruppe von Protagonisten - Kris, Cedric, Katherine - trägt m.E. auch nicht dazu bei, die Handlung zu beschleunigen oder mit mehr Klarheit zu füllen. Denn wieder 'eiern' die Figuren um ihre Motivationen herum, so bemüht, ihre Geheimnisse geheim zu halten, dass ich als Leser irgendwann versucht bin zu sagen: Dann behaltet es eben für euch. Interessiert mich eh nicht mehr.


    Deshalb breche ich an dieser Stelle leider mit Bedauern ab.
    Dieses Buch und ich kommen einfach nicht zusammen.


    - Elena

    Ich hab' mich verirrt.
    Ich bin dann mal weg, um nach mir zu suchen.
    Sollte ich zurückkommen, bevor ich wieder da bin, sagt mir bitte, ich soll hier warten!

  • Die Grundidee des Buches ist - um es mit Mister Spock zu sagen - faszinierend.
    Im 23.Jahrhundert beherrschen Vampire die Welt, Menschen gibt es kaum noch, sie spielen höchstens eine Rolle, um auf Farmen regelmäßig Blut zu liefern. Dafür wird unterschieden zwischen "konservativen" und "progressiven" Vampiren, wobei letztere einst Menschen waren. Leider werden einige Dinge nicht genügend erklärt, so z.B. das World Parliament, die Bloodstalkers, der Bürgerkrieg oder Wahres Blut vom gleichen Stamm. Zwar kann man sich vieles zusammenreimen, eine ausführlicherere Erklärung wäre mir aber doch lieber gewesen. Und ich muß zugeben, daß auch das Cover so gar nicht nach meinem Geschmack ist.
    Darfür wartet der Roman mit einer interessanten Story auf, wenn auch nicht alle Charaktere sympathisch sind. Aber das müssen Vampire schließlich auch nicht sein und dieses Buch kommt ganz ohne Schmalz und Schmacht daher, ist also meilenweit entfernt von den "Biss-Romanen".
    Menschen zum Beispiel haben keinen eigenen Namen, so heißt Red September 38.07 so, weil er im September 2238 als siebtes Kind im roten Wohnblock auf der Farm geboren wurde. Genauso verhält es sich mit Blue March 35.11. Gerade deshalb fasziniert das Konzept eines eigenen Namens Red September so und auf Seite 22 heißt es: "Namen müssen etwas ganz Ungeheuerliches sein. Stell dir vor, es gäbe keinen einzigen Red September außer dir!"
    Im zweiten Teil gibt es dann einen Perspektivenwechsel und die Geschehnisse des ersten Teils werden aus der Sicht des Vampirs Kris erzählt, statt wie bisher aus der Sicht des Menschen Red. Das verleiht einigen Dingen ein ganz anderes Gewicht und macht es interessant.
    Erfreulicherweise ist der Roman im Großen und Ganzen abgeschlossen, wenn es auch viele Dinge gibt, die einer Fortsetzung harren. Die soll übrigens im Februar 2012 erscheinen - und ich freue mich schon darauf.

    liebe Grüße
    Nell


    Ich bin zu alt um nur zu spielen, zu jung um ohne Wunsch zu sein (Goethe)