Fremde Leute eher abweisend !?

  • Mir ist da schon vor einiger Zeit etwas aufgefallen, was ich nicht so ganz verstehe:


    Wenn man fremden Leuten auf der Straße oder sonst wo begegnet, dann ist dort meistens erst eine Abwehrhaltung zu erkennen, bis man sich als 'nicht-feindlich' herausstellt. Warum meint Ihr ist das so?


    Ich fahre für mich seit einiger Zeit die Strategie, dass ich wenn ich z.B. mit dem Hund gehe jedem, dem ich auf der Strasse begegne, freundlich zulächele und hallo sage... Das schöne daran ist, dass die Leute mich dann erst ganz verdutzt anschauen und dann freudig überrascht zurück lächeln... Ich mach mir daraus mittlerweile einen richtigen Spaß daraus die überraschten Gesichter zu sehen... :]


    Habt Ihr ähnliche Erlebnisse gehabt? Findet Ihr auch, dass die Leute meistens zuerst ablehnend reagieren? Was meint Ihr woher das kommt?

    "Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig."

    - Ernst Reinhold Hauschka

    Zitat

  • Du lebst doch in einer großen Stadt, nicht?


    Es kommt doch nicht von ungefähr, wenn sogar schon am Land Fälle passieren, wo Tote wochenlang unentdeckt in den Wohnungen buchstäblich verwesen. :(


    Es existiert so gut wie keine Nachbarschaft mehr, jeder ist sich fremd, sei es auch der Nachbar gegenüber.


    Vereinsamung ist das große Übel unserer Zeit. Egoismus ist hingegen großgeschrieben.


    Das "Ich"-Denken zeigt sich auf offener Straße:


    Grüßen ist eine Last geworden, war es früher üblich, jeden möglichen Menschen den man trifft zu grüßen oder anzulächeln, ist es heute eine Last.


    Fällt man dann vom Mainstream ab, wird man ziemlich dumm angeschaut, der Gegenüber ist verdutzt, weil so eine Freundlichkeit vielleicht einmal im Monat passiert ...


    Schöne Grüße

  • @ Morgana


    Warum machst du das nur, wenn du mit deinen Hund spazieren gehst, ist das dann dein Beschützer.


    Oder ist das reiner Zufall, weil der Hund ja von zeit zu Zeit raus muss (logischer weise).


    @ Historikus


    Diese Nachbarschaft ist der große Vorteil der Menschen die in den neuen Bundesländern wohnen. Denn es ist eins der wenigen Überpleipsel aus der alten DDR, was mindestens zu 50 % noch erhalten ist. Man schließt sich nicht einfach ein, wenn man nach Haus kommt. Jedenfalls bei uns ist es so. Hier kann es passieren, dass man sich einfach so nach Feierabend, vor der Tür mit seinem Nachbarn zu einem Bier trifft.


    Und ich muss sagen, ich finde das gut so.


    Tschüß Micha !!!

    Auf dem Dachboden lebten wir vier, Christopher, Carrie, Cory und ich.
    Nur drei gehen wieder fort von hier.


    V.C. Andrews

  • Historikus :


    Nein, eigentlich lebe ich nicht in einer großen Stadt. Frechen ist eigentlich eher eine Kleinstadt. Aber gerade da war es - nachdem ich vor ein paar Jahren von Köln aus dahin gezogen bin - sogar noch extremer als in der 'Großstadt'. Da bin ich morgens mit dem Hund rausgegangen und habe die Leute angelächelt und freundlich gegrüßt. Die Leute haben mich einfach nur angeschaut und sind weiter gegangen. Wenn es hoch kam, haben sie dann mal den Hund angelächelt und gestreichelt, aber mich einfach ignoriert... :] Nachdem ich dann ein paar mal ganz demonstrativ und freundlich das "Guten Morgen" wiederholt hatte, ging es dann auf einmal... ;)


    Aber was glaubst Du woher das kommt, dass die Leute gegenüber anderen so unfreundlich sind? Was glaubst Du warum die Leute sich nur noch mit sich selber beschäftigen und sich nicht um andere kümmern?


    Das ist etwas was ich nicht wirklich begreifen kann... Wir leben doch alle 'miteinander' auf dieser Welt. Ist es denn dann zuviel verlang jemanden einmal freundlich anzulächeln?



    Micha :


    Der Spaziergang mit dem Hund war jetzt hier nur ein Beispiel... Ich mache das eigentlich immer... Wie schon oben geschrieben mache ich mir da mittlerweile einen richtigen Spaß draus. Es ist einfach nur schön, die überraschten Gesichter der Leute zu sehen, die einen erst ganz verdutzt ansehen und dann auch freudig zurück lächeln.... :]

    "Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig."

    - Ernst Reinhold Hauschka

    Zitat

  • Diese ganze Anonymität haben die Wohnsilos und die Stadtghettos mit sich gebracht.


    Vielen Dank an die Archtikten der 60er, 70er Jahre.


    Dann kommt die Rate der Verbrechen hinzu. Mord, Totschlag, Raub, Drogen, und, und, und.


    Und die vielen entführten Kinder, die misshandelt wurden und getötet. Bringt Ihr Euren Kindern nicht auch bei, ja nicht mit Fremden zu reden und schon gar nicht mitzugehen???


    All das zusammen macht die Menschen unsicher und die meisten sind froh, dass sie unbehelligt wieder ihr Heim erreichen.


    LG
    Caren

  • Ich habe beobachtet, dass in der Großstadt, vor allem in Hochhäusern oder Gemeindebauten die Nachbarschaft fast gar nicht besteht. Die Leute sind alle gestresst, man trifft sich vielleicht einmal im Aufzug in der Früh oder am Abend und das war es. Ich weiß von einigen Freunden, dass sie nicht einmal den direkten Nachbarn kennen, ja sogar nicht einmal seinen Namen wissen.


    Ich wohne am Stadtrand in einem Haus mit Garten, also in einer ganzen Siedlung und da kenne ich fast 2/3 der Leute. Unter kennen meine ich aber so, dass man sich auch immer wieder trifft, speziell im Sommer Gartenfeste veranstaltet oder einfach nur beisammensitzt. Man kann bei jedem aus und eingehen ohne dass man sich anmelden muss. Wenn wir irgendwelche Feten haben oder Geburtstagsfeiern, sind wir gleich so an die 30-40 Leute.


    Ich glaube, es liegt einfach an der Kommunikation. Ich bin z.B. nicht so der Typ, der Menschen anspricht, glaube immer, dass ich da aufdringlich bin. Spricht aber jemand mich an, bin ich sofort bereit mich zu unterhalten.

  • Wir wohnen seit 1990 hier und fühlen uns sehr wohl. Alle, die ich kenne, grüße ich mit Namen und alle anderen mit einem Hallo oder Guten Tag, wie es gerade paßt. Den Kindern habe ich beigebracht, immer zu grüßen, auch wenn sie jemanden nicht persönlich kennen. Ich wurde auch schon oft auf die immer freundlichen, grüßenden Kinder positv angesprochen.


    Es ist auch üblich, sich im Sommer einfach mit dem Nachbarn auf eine Bank oder Hauseingangstreppe zu setzen und eine Runde zu quatschen. Oft kommen in kürzester Zeit andere dazu und wir haben so schon viele nette Stunden verbracht.


    Wir wohnen allerdings auch ländlich und man kann es sicherlich nicht mit Großstädten vergleichen. Aber ich denke, es gibt ein schönes Sprichwort: "Wie man in den Wald reinruft, schallt es auch wieder raus!" Das haben meine Eltern schon zu mir gesagt und ihr kennt es sicherlich auch.


    Die Reaktion der Leute auf dich, Morgana, bestätigt das ja auch.

  • Das Sprichwort wollte ich auch gerade zitieren ;).


    Mir ist aber auch schon aufgefallen... wenn ich gut gelaunt und vor mich hinlächelnd herumstreife, lächeln mich die anderen Menschen auch oft an... oder unbekannte grüßen sogar einmal.


    Bin ich aber in Gedanken und gucke "neutral", dann tun sie es auch. Mit Ablehnung würde ich das aber nicht gleichsetzen. Meist ist halt jeder irgendwie in sein eigenes Tun vertieft.


    Vielleicht ist das in der Stadt mehr verbreitet als auf dem Land, wo man praktisch "an jeder Ecke" auf jemand Bekannten stoßen kann. Ich denke, da achtet man dann vielleicht aufmerksamer auf seine Umgebung.


    In der Stadt siehst Du - von Deiner näheren Wohnumgebung mal abgesehen - meist nur durch puren Zufall bekannte Gesichter.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Ich musste mich erst daran gewöhnen. Aus Berlin kommend , war das Leben in "Hessisch Sibirien" (Vorort von Kassel) für uns fast schon unheimlich. Die Leute kannten uns alle - wir sie aber nicht. Sie beobachteten , wann wir unsere Rolläden herunter- bzw. heraufzogen. Sie wussten, wann mein Mann heimkam usw. - Grüssten wir jemanden, kam zwar ein Gruss zurück - aber eher "von oben herab". -
    Ein Jahr haben wir es ausgehalten, dann zogen wir weiter südlicher.
    Dort war es leider genauso. Bis auf Kontakte mit anderen "Zugezogenen" ergaben sich keine Freundschaften. Die "Urbevölkerung" blieb lieber unter sich.
    Hier in Österreich ist das genau umgekehrt. Die Leute sind ausnehmend freundlich und kommunikativ. Unsere Hausgemeinschaft ist sensationell. - Man kuckt sich aber nicht gleich jeden Tag in den Suppentopf. Idealer geht es nicht.


    (Der Fehlerteufel ist wieder unterwegs gewesen...)

  • Da fällt mir doch glatt mein erstes *blinddate* mit Melkat ein......grins....


    Ich stand vor der falschen Buchhandlung und habe gewartet und gewartet und wirklich jede Frau die vielleicht in Frage kommen könnte, hoffnungsvoll angelächelt.
    Ich glaub die haben mich alle für total beknackt gehalten. :grin


    Naja wir haben dann doch festgestellt, daß es zwei Buchhandlungen mit gleichem Namen gibt und ich vor der einen und sie vor der anderen stand....*lach*


    Ansonsten bin ich eigentlich auch eher zurückhaltend und lasse erst wen an mich ran, wenn ich denjenigen ausreichend beschnuppert und für gut befunden habe.


    Auch kann ich Biloxis Erfahrungen teilen. Hier in Kerpen hat es einige Zeit gedauert bis ich mich einigermaßen eingelebt hatte....meine AHusgemeinschaft ist allerdings immer noch irgendwie nicht mein Fall, außer einem schnellen Wort im vorbeigehen aufm Flur, will ich da aber auch nicht mehr Kontakt.....

  • Zitat

    Original von Babyjane
    Ansonsten bin ich eigentlich auch eher zurückhaltend und lasse erst wen an mich ran, wenn ich denjenigen ausreichend beschnuppert und für gut befunden habe.


    Echt, SBJ? Da hätte ich dich doch ganz anders eingeschätzt, du bist immer so locker drauf, wenn wir per ICQ plaudern, ich dachte, du bist gerell so locker.

  • wolke....
    stimmt schon, aber im Reallife, bin ich anfangs eher zurückhaltend, erst mal schnuppern zu hören und dann ein mischen.....wenn ich aber einmal warm gelaufen bin, dann kann mich wenig bremsen.....grins

  • Zitat

    Original von Caren
    Diese ganze Anonymität haben die Wohnsilos und die Stadtghettos mit sich gebracht.


    Vielen Dank an die Archtikten der 60er, 70er Jahre.


    Genau!


    Wie geht der Spruch:


    "Man kann einen Menschen mit einer Wohnung erschlagen wie mit einer Axt!"


    Wenn die Architekten und ihre Auftraggeber gezwungen wären, in den Wohnungen, die sie planen, auch mal ein paar Jahre selbst zu wohnen, dann würde manches besser!

  • Ich denke, das ist ein eher normales Verhalten, wenn nicht jeder jedem, den man so trifft, um den Hals fällt. - Ich weiss, darum gehts nicht direkt, es geht ja nur ums "Guten Tag sagen". Das um den Hals fallen soll nur eine Grenzüberschreitung deutlich machen, denn als solche werden wir es gewiss empfinden, wenn uns ein fremder plötzlich um den Hals fällt.


    Wir sind stets und ständig bemüht eine gute Balance zwischen Nähe und Distanz zwischen für unser Verhalten unsern Mitmenschen gegenüber auszuloten. Ich empfinde es als äußerst schwierig, gerade in der Stadt (übrigens mitten in der alten DDR, ich denke, das spielt keine Rolle, wo das ist). Ich weiss nicht, ob ich einem völlig fremden Menschen zu nahe komme, wenn ich ihn mit einem Gruß anspreche. Ich nehme ihn wahr, trage ein Gesicht zur Schau, wie es eben gerade ist, fröhlich, oder nachdenklich, in Gedanken versunken und verträumt oder beobachtend aufmerksam ...
    Ich fände es komisch, wenn mich da jemand anspricht. Und ich empfände es fast als ungebührlich. Anders mit Menschen, die ich täglich am Bus treffe. Da nicke ich auch zum Gruß ... irgendwann wird daraus ein Guten Tag und etwas später ein kurzer Plausch bevor der Tag anfängt, aber das ist etwas anderes, als die willkürlichen Begegnungen mit Fremden.
    Anders ist es auch in Wohngebieten, wo man sich immer wieder über den Weg läuft, da finde ich ein Hallo durchaus angebracht ...


    Ganz anders ist es in unsern Breiten auf dem Dorf: man grüßt. Es gehört einfach zum Anstand. Und wenn ich das weiss, werde ich also der Höflichkeit genüge tun und mich den Gepflogenheiten anpassen.


    So sehe ich das.
    Ich grüße Euch
    Licht

  • Also wir leben auf dem Land, nicht in einem Wohnsidlo und trotzdem bin ich abweisend. Das ist meine Art - ich bin eben sehr introvertiert. Wird oft falsch verstanden, leider :-( Dabei bin ich nur extrem schüchtern ?( Zwar grüße ich meine Nachbarn aber bin immer kurz um, was aber nicht persönlich gemeint ist. :rolleyes

  • Ich finds am Schlimmsten, wenn die Leute in den Bahnen so tun, als wenn man die Pest hätte.... Weit weg rücken und riesen Lücken lassen. Ich meine, ich kuschel auch nicht gern mit Fremden ;-), aber in einer Bahn sollten doch alle Plätze besetzt werden und nicht nur die am Gang....


    Ich bin so, dass ich versuche so auf die Leute zuzugehen wie die Leute auf mich zugehen. Aber es stimmt schon - es gibt wenige offene Leute... Die meisten sind in sich gekehrt und abwehrend.


    Zur Zeit hab ich das auch öfter - aber auch nur, weil ich von meinem Job total angenervt bin und am liebsten gar nicht vor die Tür möchte :-(
    Aber wenn sich ein Gespräch ergibt, hab ich auch kein Problem mitzumischen...

  • Zitat

    Original von Booklooker
    Ich finds am Schlimmsten, wenn die Leute in den Bahnen so tun, als wenn man die Pest hätte.... Weit weg rücken und riesen Lücken lassen. Ich meine, ich kuschel auch nicht gern mit Fremden ;-), aber in einer Bahn sollten doch alle Plätze besetzt werden und nicht nur die am Gang....


    Ich bin auch so jemand, der nicht unbedingt Körperkontakt mit fremden hat und rücke an den äußersten Rand.
    Gerade in der Bahn bin ich sehr abweisend und zeige das mit allem: Kopfhörer auf den Ohren, Buch vor der Nase und ... laßt mich bloß in Ruhe.
    Für viele ist eine Zugfahrt, gerade wenn man pendelt, ein notwendiges Übel und eine der wenigen Chancen mal auszuspannen... auf dem Weg zur Arbeit. Da kann ich so betont sozial-anhängliche Menschen wirklich gar nicht brauchen.
    Jeder so, wie er mag... aber laßt mich doch bitte in Ruhe... ;)

    :lesend
    If you can read, you can empathize, luxuriate, take a chance, have a laugh, hit the road, witness history, become enlightened, turn the page, and do it all again
    Oprah Winfrey

  • Gerade in der Bahn sitze ich auch sehr gern allein. Und ich finde, die Sitze sind zu eng gebaut (auch wenn ich einsehe, dass es aus wirtschatlichen Gründen sicher so geboten ist). Nur: im Normalfall sind es etwa 40 - 50 cm die man als Abstand zu fremden wahren sucht. Diesen Sicherheitsabstand zu unterschreiten ist normalerweise nur ausgewählten Menschen gestattet, alles andere erscheint unangenehm oder gar bedrohlich.
    In der Bahn wird dieser Abstand weit unterschritten, oft schrumpt er auf wenige Zentimeter und man darf die Ausdünstungen geniessen, man hockt sich gewissermaßen auf der Pelle. Ich gebe zu: das ist nichts für mich, auch wenn ich sicher weder Kontaktscheu noch prüde bin. Ich möchte gern selbst entscheiden, mit wem ich so eng zusammen sitze.

  • Diese 50cm Distanz hat wohl jeder Mensch, alles was näher rankommt wird sehr unangenehm.


    Ansonsten gehe ich auch fremde Menschen so zu, wie es mir gerade selbst geht, bin ich gut drauf, wird jeder angelächelt und alle lächeln zurück, es gibt aber auch Tage, da lauf ich lieber irgendwie inkocnito herum, nach dem Motto, seh ich dich nicht, registrierst du mich auch nicht.
    Ist aber eher selten.

  • Ich will ja auch nicht mit den Leuten in der Bahn kuscheln ;-)
    Aber ich finds schon nervig, wenn man sich wo hinsetzen will und erst mal über diverse Füsse steigen muss, nur weil diejenigen keine Lust haben sich ans Fenster zu setzen, weil sie ja dann eingengt werden könnten....


    Zu eng aneinander sind die Sitze wirklich - aber lässt sich nicht ändern.... Die meisten Leute haben ein Ticket gekauft und haben daher auch ein Recht auf einen Sitzplatz - meine Meinung.