Titel im Original: The Sportswriter
Kurzbeschreibung:
Frank Bascombe hat sich vor einigen Jahren von seiner Frau getrennt. Er arbeitet als Sportreporter und ist das, was man einen Durchschnittstypen nennt. Doch eine Kette von dramatischen Ereignissen stört ihn jäh in der Ruhe der Mittelmäßigkeit: Er reist in Begleitung seiner Freundin Vicky nach Detroit, um ein Interview mit einem an den Rollstuhl gefesselten Ex-Footballstar zu führen. Anschließend erfährt er vom Selbstmord seines Freundes Walter, und es kommt zum Bruch zwischen ihm und Vicky...
Meine Meinung:
„Der Sportreporter“ ist Teil 1 der Frank Bascombe-Trilogie.
2. Teil: Unabhängigkeitstag
3. Teil: Die Lage des Landes
In „Der Sportreporter“ passiert, was die Handlung betrifft, nicht mehr, als den wenigen Zeilen der Kurzbeschreibung zu entnehmen ist, dafür erzählt der durchaus sympathische Ich-Erzähler Frank auf über 500 Seiten in vielen, teilweise verwirrenden Rückblenden aus seinem Leben, von seinen Erlebnissen, seinen Erfolgen und seinen Niederlagen.
Startet das Buch noch mit einer vielversprechenden Eröffnungsszene, wird schnell deutlich, dass der durchaus fähige Autor Ford diesen Roman über zu viele Seiten laufen lässt – der Inhalt rechtfertigt die Seitenzahl einfach nicht; es reihen sich Details an Details, Momentaufnahmen aus Franks Leben, während die Gegenwartspassagen gerade einmal an einem Osterwochenende vonstatten gehen. Durch diese vielen Rückblenden und die ungemeine Detailverliebtheit ergibt sich ein Eindruck der Langatmigkeit, der diesem Werk viel von seinem Reiz nimmt und mich im Fortlauf immer mehr genervt hat, vor allem, was die Landschaftsbeschreibungen und Schilderungen der Örtlichkeiten anging.
Mitunter blitzt im beiläufigen Erzählton die schriftstellerische Klasse von Richard Ford auf, und die Selbstreflektionen des Durchschnittsmenschen Bascombe sind ja auch interessant zu lesen, allerdings nicht in dieser Masse und so zügellos und unstrukturiert. Schade, obschon es kein schlechtes Buch ist, konnte es meinen Erwartungen somit leider nicht gerecht werden.
Die positiven Seiten des Romans, etwa die zerrissene, widersprüchliche Darstellung des Protagonisten, die ein durchaus realistisches Abbild eines modernen, geschiedenen Mannes darstellt, werden überlagert von den störenden, oben genannten Einflüssen. Mit einiger Straffung und Kürzung wäre dies wohl ein wahrhaft lesenswerter Roman geworden, in der vorliegenden Form bleibt allerdings ein schaler Beigeschmack zurück.