Dämonisch verführt - Karen Chance

  • Karen Chance - Dämonisch verführt
    Originaltitel: Midnight’s Daughter
    aus dem Amerikanischen übersetzt von Andreas Brandhorst Piper
    ISBN 9783492291989
    ISBN 3492291988
    Fantasy
    Deutsche Erstausgabe 2010
    Umschlaggestaltung Guter Punkt, München
    Taschenbuch, 400 Seiten


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    Wenn man ihren Lebenslauf so liest, könnte man die US-amerikanische Urban-Fantasy-Schriftstellerin Karen Chance fast als Nomadin betrachten – immerhin lebte und arbeitete die Autorin in der Vergangenheit auf drei Kontinenten (in den Staaten, Europa und Asien). Doch es zieht sie immer wieder in ihre Heimat Florida zurück. Aus ihrer Feder stammen neben vier bekannteren Beiträgen zu Anthologien auch die Cassie-Palmer-Reihe sowie die mit Dämonisch verführt beginnende Dorina-Basarab-Reihe.


    Dorina ist eine Dhampirin – Vater Vampir, Mutter Mensch. Sie ist mit ihren 500 Jahren nicht mehr die Allerjüngste, aber vermutlich eine der ältesten Dhampire, die laut Karen Chance für ihr aufbrausendes Temperament und ihre berserkerhafte Wut bekannt sind, was sie nicht allzu lange leben lässt. Ihre Verwandtschaft ist illuster, zählt dazu doch ihr allseits berüchtigter und gefürchteter Onkel Dracula. Normalerweise geht Dorina den Vampiren aus dem Weg oder sie jagt sie als Kopfgeldjägerin schon mal gnadenlos, weil sie es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Menschheit vor den Dämonen zu schützen. Ihr Verhältnis zu ihrem Vater ist sehr gespalten, zumal er ein führende Position bei den Vampiren einnimmt.


    Vampire und Dhampire sind in Chances neuer Reihe nicht die einzigen übernatürlichen Wesen. Es gibt auch Elfen und Trolle und noch eine Reihe anderer Kreaturen. Als ihre beste Freundin Claire eines Tages spurlos verschwindet, verbündet Dorina sich zähneknirschend mit den Vampiren, um deren Unterstützung bei der Suche nach Claire zu erhalten. Im Gegenzug soll sie den Vampiren wiederum helfen, ihren Onkel Dracula zur Strecke zu bringen, der zu bösartig für die Welt ist. Statt wie sonst alleine ihre Arbeit zu machen, bekommt sie den Vampir Louis-Cesar zur Seite gestellt. Der sorgt mit seinem guten Aussehen und seiner Art dafür, dass Dorina etwas anders über ihre Verwandtschaft zu denken beginnt und dafür, dass hin und wieder eine Horde Schmetterlinge in ihrem Bauch zu flattern beginnt.


    Bücher dieser Art überschwemmen ja seit einiger Zeit den Markt. Bei einigen muss man den Kopf schütteln, weil sie oft nur aus einer Aneinanderreihung mehr oder weniger prickelnd-erotischer Szenen um ein paar Fänge herum bestehen, die kaum einen verfolgenswerten Handlungsfaden enthalten. Und nach Lektüre der Inhaltsangabe oder diverser Bewertungen könnte man fast versucht sein, Chances Auftaktroman in diese Schublade zu stecken. Doch damit täte man ihr Unrecht. Man kann ihren Auftaktroman zwar schwerlich als sonderlich tiefsinnig bezeichnen. Unterhaltend ist er jedoch allemal. Durch die Geschichte zieht sich ein roter Faden, der Jagden und Kämpfe rasant abwechselnd mit magischen Elementen und einem Hauch Romantik bzw. Erotik verbindet. Chance hält die Liaison zwischen dem etwas undurchsichtigen Louis-Cesar und der hin und wieder zickig wirkenden Dorina in einem ausgewogenen Verhältnis zum Rest der Geschichte.


    All das ist, wie von Chance gewohnt, flüssig und spielerisch leicht geschrieben, mit amüsanten, leicht prickelnden und spannenden Passagen. Blut fließt, es wird viel gekämpft – wobei sich die Beschreibung davon in einem erträglichen Rahmen hält. Übernimmt die Berserkerin in Dorina die Führung, ist sie quasi nicht bei Bewusstsein und kann – da sie die Geschichte erzählt – logischerweise nichts davon berichten.


    Ein kleiner Minuspunkt ist, dass manche der Figuren etwas diffus bleiben und dass ein Anfreunden mit ihnen dem einen oder anderen zu Beginn vielleicht sogar schwer fallen könnte. So ist Dorina kein hyperempfindliches Frauchen, sie vertritt eher die erst-zuschlagen-dann-fragen-Fraktion. Das ergibt sich natürlich logischerweise aus ihrem bisherigen Dasein, das sie ausgegrenzt und angefeindet verbracht hat und zeigt sich auch schon im Covermotiv, welches eine bewaffnete junge Frau in schwarzem, eng anliegendem Lederoutfit zeigt. Dessen ungeachtet kann die Zickigkeit, die sie dabei an den Tag legt fast nerven. Doch bald schon lernt der Leser, dass Langlebigkeit und Beinaheunsterblichkeit auch so ihre Tücken haben. Dass Vampire und Dhampire nicht unbedingt in glücklichen Familien leben und beide leiden, wenn man sie permanent missachtet oder verleugnet, wenn man ihre Angehörigen quält und tötet. Dass, egal wie tough sie wirken also jemand dahinter steckt, der durchaus verletzlich ist. Das gilt auch für Trolle, die treue Partner sein, und für Elfen, die jede beliebige Gestalt annehmen können. Und man lernt auch, dass eine verschwundene Freundin nicht immer das Schlimmste bedeuten muss.


    Es gibt noch einen zweiten Minuspunkt, der die Auflösung von Dorinas und Mirceas (ihr Vater) Vergangenheit, ihr Verhältnis zueinander und damit im Besonderen den Tod ihrer Mutter betrifft. Dieser Teil der Geschichte wirkt im Vergleich zu den übrigen Handlungssträngen eher langweilig und etwas überhastet niedergeschrieben. Da er jedoch relativ kurz gehalten ist, fällt er gleichzeitig nicht weiter ins Gewicht und geht fast in dem rasant gehaltenen Auftaktroman der Dorina-Basarab-Reihe unter. Im Juni soll übrigens der zweite Band folgen.


    Fazit


    Ein leicht zu lesender, amüsant-rasanter Auftakt zu einer neuen Reihe, mit der einen oder anderen bereits aus der Cassie-Palmer-Reihe bekannten Figur. Der Erzählstil ist ebenfalls wie in dieser Reihe gehalten. Trotz aller Ähnlichkeiten setzt Chance aber doch neu an. Dass es nicht die volle Punktzahl gibt, liegt an den eben erwähnten Schwachstellen, die die Ausarbeitung der Figuren und die Auflösung, bezüglich Mirceas und Dorinas Verhältnis zueinander, betreffen.


    Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

    Der Unterschied zwischen dem richtigen Wort und dem beinahe richtigen ist derselbe Unterschied wie zwischen einem Blitz und einem Glühwürmchen.
    Mark Twain

  • Meine Meinung:
    Dorina Basarab ist eine Dhampirin, halb Vampir, halb Mensch, da ihr Vater ein Vampir ist und ihre Mutter ein Mensch war. Sie ist um die 500 Jahre alt und ihre einzige wirkliche Schwäche ist, dass sie ab und zu zum Berserker wird, es sie nach Blut gelüstet und sie sich nach dem Blutbad an nichts mehr davon erinnern kann.
    Seit einem Monat ist ihre Freundin Claire, eine Hexe, die weiße Magie praktiziert, verschwunden. Von der Suche nach Claire wird sie von ihrem Vater abgezogen, da sie nach ihrem Onkel, dem berühmten Dracula, suchen soll. Ihre Aufgabe ist, ihn zu finden und kampfunfähig zu machen. Leichter gesagt als getan, da er das Böse in Person ist und alle Tricks kennt.
    Während ihrer Suche nach Waffen, die sie für den Kampf gegen Dracula braucht, bekommt sie von einer Seite Unterstützung, von der es Dory nie gedacht hätte. Sie schlittert dabei mit einem, von ihrem Vater gesandten Verbündeten, Louis-Cesare, von einem Kampf in den nächsten, bis es zum Schluss in einem dramatischen Inferno endet.
    Durch diese Unterstützung bekam ich es neben Vampiren auch reichlich und regelmäßig mit anderen Fantasiewesen zu tun. Darunter gehörten Dämone, Trolle und Elfen.
    Was Dorinas Verbündeten angeht, so würde sie mit ihm zusammen eine gute Partie gegen das "Böse" abgeben, wenn er kein Vampir gewesen wäre und sie sich nicht geschworen hätte, die Gesetzlosen seiner Art zu vernichten ...


    Durch die vielen Verwicklungen war es ein recht abwechslungsreicher Roman, der richtig Spaß machte.
    Dory wurde als knallharte Frau beschrieben, die vor nichts Angst hat und es mit allem aufnehmen kann. Ihre Entschlossenheit, an Vorgänge heranzutreten, war enorm und sehr gut zu spüren. Sie machte mir von Anfang an einen toughen Eindruck mit einem willensstarken Charakter.
    Ihre erste Sorge galt immer ihrer Freundin Claire, auch wenn sie ihrem Onkel nachjagte. Dadurch bekam ich einen Eindruck, wie wichtig Claire ihr ist.
    Was mir sehr gefiel, war die Art, wie mir die Autorin Hintergrundinformationen von Dorinas Verwandtschaft und geballte Spannung abwechselnd näher brachte, ohne dass es irgendwann einmal langweilig wurde.


    Rückblicke und Empfindungen wurden kursiv dargestellt. Je weiter ich in das Buch eintauchte, umso öfter kamen solche Rückblicke aus Dorys Leben, aber auch von anderen, ans Tageslicht.
    Durch die kurzen Einblicke in die Vergangenheit konnte ich mir ein gutes Bild von der Protagonistin machen. Aber auch ihr Mitstreiter, Louis-Cesare, wurde im Laufe des Romans immer besser vorgestellt und gewann an Sympathiepunkten als ich seine Geschichte erfuhr.
    Der Schreibstil war flüssig und zudem sehr fesselnd. Ich musste immer wissen, was als nächstes geschehen wird und das Ende war regelrecht dramatisch.
    Die vielen Kampfszenen sind nicht jedermanns Sache, meine war es definitiv. Von mir aus hätte das gesamte Werk nur aus solchen Momenten sein können.


    Fazit:
    Ein gigantischer Auftakt für eine neue Serie, ich bin begeistert!
    Die volle Punktzahl von mir: fünf Sterne.


    Dhampirin Dorina Basarab-Serie:
    1. Dämonisch verführt
    2. Dämonisch ergeben (Juni 2011)


    © 1.4.2011 Tikvas Schmökertruhe