Theodor Buhl - Winnetou August

  • Inhalt:
    Der Krieg aus der Perspektive eines Jungen, der die Welt gerade erst entdeckt.
    Mit höchster sprachlicher Verdichtung erzählt Theodor Buhl eine erschütternde Geschichte von Flucht und Vertreibung.


    Winnetou August ist die Geschichte einer Familie in Schlesien, die in den Wirren des letzten Kriegsjahres und der Monate danach um ihre Existenz kämpft. Und es ist die Geschichte des achtjährigen Rudi, der Schreckliches sieht und die Ereignisse zugleich als Abenteuer erlebt: das Näherrücken der Roten Armee, der Verlust des Elternhauses, die Flucht kreuz und quer durch Schlesien. Die Welt des Krieges ist für ihn eine geheimnisvolle Welt der Erwachsenen, in deren Mittelpunkt August steht, der Vater, eine beinahe mythologische Figur.
    Theodor Buhl formt aus Erinnerungen eine fast gespenstisch präzise literarische Vergegenwärtigung von Kriegsterror, die zugleich vorführt, wie Erinnerungen entstehen und eine Seele geformt wird. So nimmt der Roman einer Kindheit Gestalt an, der - frei von Nostalgie oder Heimeligkeit - in seiner idiomatischen Genauigkeit gleichsam zum Bild und Zeugnis einer Zeit wird. (Quelle: Eichborn Verlag)


    Der Autor:
    Theodor Buhl, geboren 1936 in Bunzlau/Niederschlesien, studierte an der Kunstakamdemie Düsseldorf und an der Universität Köln. Während seines gesamten Berufslebens als Lehrer arbeitete er an literarischen Werken, daraus erwuchsen Kontakte zu Heinrich Böll und Peter Rühmkorf. Die erste Fassung von Winnetou August entstand Ende der achtziger Jahre, seitdem hat er immer weitern an diesem Text gearbeitet. Theodor Buhl lebt in mit seiner Frau in Düsseldorf.(Quelle: Eichborn Verlag)


    Meine Meinung:
    Theodor Buhl erzählt in seinem autobiographischen Roman von Vertreibung aus Schlesien und dem Kriegsalltag.
    1945, sein Alter Ego Rudi Rachfeld ist 8 Jahre alt, fliehen sie zunächst nach Dresden, wo sie die Folgen der Zerstörungen sehen können.
    Dann geht es weiter dann ins niederschlesische Plagwitz, wo sie unter polnisch-russischer Verwaltung leben.
    Der VaterAugust besteht auf der Bildung seiner beiden Söhne Willy und Rudi und unterrichtet sie auf seine Weise, denn: "Wer nicht nachschlägt, bleibt beschränkt! Wortschatz und Wissen ständig erweitern!" So hat der Vater ein verlassenes Haus ausfindig gemacht und sie nehmen die Bibliothek in Beschlag.
    Nicht nur die vom Vater ausgesuchten Bücher werden mitgenommen, Rudi findet dort auch Karl May-Bände.
    Das Lesen lenkt Rudi vom Kriegsalltag ab, er lässt sich in die Welt von Winnetou tragen.
    Viel Schreckliches müssen die Kinder sehen: Tote, Vergewaltigungen, gefolterte Frauen - Dinge, die ein Kind nicht sehen sollte.
    Ich musste oft das Buch zur Seite legen, um eine eben beschriebene Szene zu verarbeiten.
    Auch sprachlich ist das Buch beeindruckend.
    Der Roman hat mich insgesamt beeindruckt und ich würde ihm mehr Leser wünschen.


    Hier ist noch ein Interview
    und noch ein interessanter link

    Jeder trägt die Vergangenheit in sich eingeschlossen wie die Seiten eines Buches, das er auswendig kennt und von dem seine Freunde nur den Titel lesen können.
    Virginia Woolf

  • Herzlichen Dank für diese sehr interessante Rezi. Ich denke, ich werde dieses Buch gleich einmal bestellen. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Und wieder ein Buch für meine Leseliste. :-)
    Danke sehr für die appetitmachende Rezi und die Links, Conor. Bücher, die (zumindest teilweise) aus Kinderperspektive erzählen, konnten mich bisher noch nicht begeistern. Aber hier hat der Autor ja gute Gründe genannt, bei bestimmten (gewaltintensiven) Szenen in die Kinderperspektive zu wechseln.
    Interessant fand ich auch die Antwort des Autors auf die Frage, warum er denn keine Dokumentation, sondern einen Roman geschrieben habe.


    Ich glaube, ich bin hier bei den Eulen goldrichtig: ich habe noch nie so viele gute Lesetipps abgeräumt. :-)

  • Vielen Dank Conor für die überzeugende Rezi - jetzt hast du mich ganz schön neugierig gemacht ;-)

    Herzlichst, FrauWilli
    ___________________________________________________
    Ich habe mich entschieden glücklich zu sein, das ist besser für die Gesundheit. - Voltaire

  • Titel: Winnetou August
    Autor: Theodor Buhl
    Verlag (Gebundene Ausgabe): Eichborn
    Verlag (Taschenbuchausgabe): Rowohlt
    Erschienen als gebundene Ausgabe: August 2010 (ISBN-10: 3821861185)
    Erschienen als TB: März 2012
    Seitenzahl der gebundenen Ausgabe: 315
    Seitenzahl der TB-Ausgabe: 318
    ISBN-10: 3499257667
    ISBN-13: 978-3499257667
    Preis der gebundenen Ausgabe: 19.95 EUR
    Preis der Taschenbuchausgabe: 9.99 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Winnetou August ist die Geschichte einer Familie in Schlesien, die in den Wirren des letzten Kriegsjahres und der Monate danach um ihre Existenz kämpft. Und es ist die Geschichte des achtjährigen Rudi, der Schreckliches sieht und die Ereignisse zugleich als Abenteuer erlebt: das Näherrücken der Roten Armee, der Verlust des Elternhauses, die Flucht kreuz und quer durch Schlesien. Die Welt des Krieges ist für ihn eine geheimnisvolle Welt der Erwachsenen, in deren Mittelpunkt August steht, der Vater, eine beinahe mythologische Figur.


    Der Autor:
    Theodor Buhl, geboren 1936 in Bunzlau/Niederschlesien, studierte an der Kunstakademie Düsseldorf und an der Universität Köln. Während seines gesamten Berufslebens als Lehrer arbeitete er literarisch, daraus erwuchsen Kontakte zu Heinrich Böll und Peter Rühmkorf. Theodor Buhl lebt mit seiner Frau in Düsseldorf.


    Meine Meinung:
    Ein interessantes, ein leswertes Buch, wenn auch mit Einschränkungen – kein Buch aus der 08/15-Bücherfabrik. Trotzdem schafft es dieses Buch nicht, mich wirklich und nachhaltig zu begeistern. Das mag sicher auch an diesem „etwas anderem“ Schreibstil zu liegen; es ist ein Buch in welches man sich erst einmal einlesen muss. Ein Buch, das sich nicht „mal so eben flüssig weglesen“ lässt. Zudem wird eine Geschichte erzählt, die auf ähnliche Art schon sehr oft erzählt wurde. Dabei reicht der Blick oftmals nur bis zum Tellerrand; es wäre sicher nicht schlecht gewesen das eine oder andere Mal auch mal über diesen Tellerrand hinauszublicken. Außerdem vermittelt das Buch eine vermeintliche Tiefe, die aber in der augenscheinlichen Form so nicht vorhanden ist. Das mag daran liegen, dass das hier mittelbar aus der Sicht eines Kindes erzählt wird.
    Es fällt nicht leicht zu diesem Buch eine klare Position zu finden, eine konkrete Aussage zu treffen. Es gibt Szenen die begeistern und dann wiederum findet man eben auch Szenen die überflüssig erscheinen, die dazu auch noch in sich selbst verdreht sind. Manchmal wirken die handelnden Personen echt und authentisch, dann wiederum scheinen sie lediglich Karikaturen von etwas zu sein.
    Ohne Frage ein interessantes Buch, das den einen oder anderen Leser verwirren kann, ihn vielleicht auch ratlos zurücklässt – das aber ganz sicher nicht kalt lässt.


    Fazit: Ein lesbares, durchaus auch interessantes Buch – ein Buch der eventuell etwas „anderen Art“. In jedem Falle ist dieses Buch aber auch ein Beweis für die Vielfalt der deutschen Literatur. 6 Eulenpunkte.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

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