Die zwölfte Prohezeiung von Celestine - James Redfield

  • Autor: James Redfield
    Titel: Die zwölfte Prophezeiung von Celestine
    Erschienen: März 2011, Allegria
    Originaltitel: The Twelfth Insight (Grand Central Publishing New York)
    Ausstattung: Hardcover, Schutzumschlag, 282 Seiten
    ISBN 10: 9783793422051
    ISBN 13: 978-3793422051



    Zum Autor:
    James Redfield studierte Soziologie an der Universität in Auburn, Alabama. Er arbeitete 15 Jahre mit emotional getörten Kindern und begann Anfang 1989, neben seiner Arbeit als Therapeut in der Kinderhilfe, sein estes Buch zu schreiben. Als er nach einem Jahr erst ein Kapitel fertig hatte, entschied er sich, seinen Beruf aufzugeben und nur noch zu schreiben. Im Mai 1993 veröffentlichte Redfield schließlich im Selbstverlag >>>Die Prophezeiungen von Celestine<<< und allein durch Mundpropaganda wurde der Titel zum Weltbestseller.


    Klappentext:
    Das Vermächtnis von Celestine birgt eine neue Einsicht, mit der die Welt verändert werden kann. Die Suche nach der Zwölften Prophezeiung entwickelt sich zum Kampf für eine freie, selbstbestimmte Spiritualität, die der Menschheit das Überleben sichern soll. Wer die Zwölfte Prophezeiung erfüllt, kann die Menschheit vernichten oder in eine neue Zukunft führen. Am Berg Sinai beginnt ein tödlicher Kampf zwischen den Fundamentalisten der alten Weltreligionen und einem kleinen Kreis von Menschen, die die wahre Botschaft von Celestine verstanden haben.


    Mein Eindruck:
    Trotzdem die bisherigen Prophezeiungen als Kurzzusammenfassung am Ende angefügt wurden, ist die zwölfte Prophezeiung sicherlich kein Werk für Quereinsteiger. Ich bin bisher begeisterte Celestine-Leserin gewesen – und ja: die Betonung liegt auf <<<gewesen>>>. Habe ich die vorhergehenden Bücher der Prophezeiungs-Reise regelrecht verschlungen, wurde das Lesen dieses Buches zeitweise zur Qual. Wie auch andere Leser schon in ihren Rezensionen korrekt angemerkt haben, ist ein guter Schreibstil ganz bestimmt etwas anderes. Ich hatte bis ca. Seite 100 das Gefühl, als wenn James Redfield stellenweise selbst nicht so recht wusste, wie er das, was er meinte, zum Ausdruck bringen soll… eine sehr holperige Angelegenheit, die durch die häufig Verwendung des Begriffes Synchronizität nicht gerade geschmeidiger wurde; möglicherweise liegt es auch nur an einer eventuell schlechten Übersetzung und das Original liest sich weitaus besser.
    Gleich zu Beginn haben mich viele Passagen an die Vorgängerbücher erinnert, allerdings mit dem Unterschied, dass es mir bei der 12. Prophezeiung von Beginn an einfach zu viele Zufälle gab. Im Grunde genommen sind die beiden Hauptprotagonisten auf der Suche nach einem geheimen Dokument… und doch begegnen ihn auf der Reise ständig Menschen, die genau damit in irgendeiner Form direkt oder indirekt in Verbindung stehen, den Weg dorthin weisen oder auf selbigem Weg sind. Das war für mich einfach zu sehr an den Haaren herbeigezogen und nahm auch dem Gesamtwerk einen Teil seiner Spannung, denn vieles war zu einfach strukturiert, zu selbstverständlich gestrickt, zu durchschaubar. Hinter jeder Handlung und hinter jeder Begegnung eine Erkenntnis – einfach zu viel.


    Ein wenig mehr Spannung kam auf ab ca. Seite 150, als offensichtlicher wurde, dass – egal welcher Weltreligion angehörend – es keine Unterschiede gibt, wenn es um Spiritualität geht und Frieden auf der Welt wohl auch vor allen Dingen davon abhängig ist, dass man genau das anerkennt. An dieser Stelle auch das erste Mal ein Hauch von Emotionen, die auf den Leser zaghaft übergreifen konnten.

    Wenn ich an das erste Celestine-Buch zurückdenke, kann ich heute noch die Empfindungen spüren: da konnte man die Spannung spüren, war man hungrig danach zu erfahren, was denn diese Prophezeiungen sind, wäre man am liebsten als Mäuschen in den Rucksack gestiegen und wäre jeden Meter mitgereist, konnte man die Farben regelrecht sehen, die Faszination spüren. Doch bei diesem Buch absolute Fehlanzeige. Für mich stellenweise eher wie ein trockenes Lehrbuch, welches auf die Schnelle noch eben erklären möchte, worum es nun schlussendlich geht und was die Welt retten kann und immer wenn die Truppe eine Lektion verstanden hat, flog ihr auf oh wunderhafte Weise die nächste regelrecht entgegen.


    Ende gut, alles gut? Eine weitere Fortsetzung brauche ich nicht.

  • Seien wir ehrlich - ein Roman-Autor ist James Redfield sicher nicht. Denn obwohl er auch sein neuestes Buch über Spiritualität in eine Handlung kleidet, so merkt man doch genau, dass dies nicht seine eigentliche Stärke ist. Eher halbherzig wird hier versucht, möglichst viele Erkenntnisse in möglichst ebenso viele actionreiche Episoden zu pressen, wobei aber fast zwangsläufig einer der beiden Aspekte zu kurz kommen muss.


    Das merkt man schon daran, dass Redfield sein "Erfolgsrezept" seit dem allerersten Celestine-Band nicht verändert hat: ein namenloser Erzähler, der auch im Laufe des Buches nicht näher beleuchtet wird, macht sich auf zu einem Treffen mit einem alten Freund an einem öffentlichen Ort - dort erwartet er, vom Freund Informationen über ein Dokument zu erhalten - schon auf dem Weg zum Treffpunkt ereignen sich Dinge, die zu den späteren Erkenntnissen passen - sobald der Erzähler seinen Freund getroffen hat, brechen beide auf zu einer abenteuerlichen Reise - die Reise verläuft eher planlos, und wird von Zufällen vorangetrieben - auf jeder Station ereignen sich zahllose wundersame Begebenheiten - etliche Zufallsbekanntschaften kreuzen den Weg der Protagonisten - man wird getrennt, und gerät in Gefahr - und am Ende hat man nicht nur, oh Wunder, wie auf einer Schnitzeljagd das Dokument komplett beisammen, sondern auch neue Freunde und Einsichten gewonnen. So weit, so gut, und auch so bekannt.


    Ich persönlich kannte diese "Redfield-Masche" schon, und war insofern vorbereitet. Ich kann aber sehr gut verstehen, warum manche Leser von diesem Werk eher abgeschreckt waren, und einen erschwerten Zugang hatten. Denn in der Tat hat sich Redfield hier Besonderes vorgenommen. Erstens geht es in diesem Band nicht nur um Spiritualität allgemein, sondern es werden gleich alle großen Weltreligionen angesprochen und näher beleuchtet. Hinzu kommt zweitens eine weltpolitische Dimension, indem nämlich der Erkenntnisgewinn sowohl durch Links- als auch Rechtsextremisten bedroht wird. Die Protagonisten bewegen sich, besonders in den letzten Kapiteln, also zwischen zwei - jeweils bewaffneten - Fronten. Drittens finden im Laufe der Handlung Menschen unterschiedlichster Nationen und Konfessionen zueinander, um gemeinsam eine Gruppe zu bilden, welche die Erkenntnisse des Dokumentes nicht nur empfangen, sondern auch gleich noch für die ganze Menschheit zugänglich machen soll. Und als wäre das noch nicht genug, wird viertens eine Redfieldsche Interpretation des Maya-Kalenders und seiner Aussagen über die "Endzeit" mit eingeflochten. Ein pralles Pensum also. Man muss schon geübter Redfield-Leser sein, um sozusagen durch die eher kümmerlich ausgestaltete Handlung "hindurchzulesen", um alle diese Fäden nicht aus den Augen zu verlieren.


    Und genau hier liegt auch für mich der sprichwörtliche Hase im Pfeffer. Es war selbst mir schon fast zu viel des Guten. Redfield hatte überhaupt keine Zeit mehr, seine Charaktere gründlich zu porträtieren, oder sie insofern auszubauen, als es für einen "Roman" erwartbar wäre. Nein, Menschen tauchen einfach auf, sie sind eben, wer sie sind, sie wechseln wenige Sätze, und sind gleich mittendrin. Jede Episode geht in die nächste über, ohne sich auch nur im Geringsten um Dinge wie Wahrscheinlichkeit oder Plausibilität zu kümmern. Besonders in den Szenen, die auf einer Wanderung oder im Gebirge spielen, wurde das deutlich. Immerzu geht es um gefährliche Ecken, und um Aussichtspunkte auf Plateaus. Ich habe es irgendwann aufgegeben, nachzuprüfen, welchen Weg sie jetzt gerade gegangen sind, und ob das Sinn macht. Als ich mich dann einfach von den geschilderten spirituellen Erkenntnissen treiben ließ, wurde mein Lesegefühl besser, aber eben immer noch nicht recht "rund". Mir will einfach nicht einleuchten, warum jemand sein Zelt ins Gebirge schleppt, nur um es nach einer gefährlichen Begegnung mit dem Militär gleich wieder abzubauen. Doch das war nur ein Beispiel.


    Doch die ein wenig blutarme, weil gekünstelte, Handlung könnte ich ja noch verschmerzen. Was mich wirklich wurmt, ist die Inkonsequenz in einem wichtigen inhaltlichen Punkt. Redfield hat sich augenscheinlich vorgenommen, in diesem Buch alle Weltreligionen miteinander zu versöhnen - weil sie alle zusammenarbeiten müssen, um die zwölfte Prophezeiung umzusetzen. Gut, Judentum, Christentum, Islam, und indigene Religionen wie die Maya kommen vor. Doch was ist mit dem östlichen Gedankengut? Was ist mit Buddhismus und Hinduismus?? Ganz zu schweigen von den spirituellen Traditionen Japans und Chinas, wie Shinto und Taoismus/Konfuzianismus. Es ist erbärmlich - nur in einem einzigen Nebensatz erwähnt unser namenloser Hauptdarsteller, "er habe sich mal mit östlichem Gedankengut beschäftigt". Doch das wird nicht weiter in der Beschäftigung mit der zwölften Erkenntnis berücksichtigt. Und das ärgert mich! Und zwar nicht etwa deshalb, weil nun etwas fehlt, sondern weil es sich schlicht und ergreifend logisch widerspricht. In der Prophezeiung heißt es doch ganz deutlich, alle (!) Religionen müssten miteinander zu einer neuen Spiritualität finden. Und man kann doch nun wirklich nicht ganz Asien außen vor lassen.


    Ich kann nur vermuten, dass gerade der Buddhismus Redfield nicht ins Konzept gepasst hat - weil er eben nicht von einem Schöpfergott ausgeht, weil das Konzept "Gott" nicht vorkommt. Und gerade das Wort "Gott" taucht ja in den letzten Kapiteln oft auf - die "Gegenwart Gottes" wird für die Gruppe auf dem Berg Sinai spürbar. Eine andere Interpretation wäre, Redfield hat entweder nichts oder zu wenig über den Buddhismus gewusst, oder er hat ihn nicht als Religion gelten lassen. Doch wie es nun auch wirklich gewesen sein mag, das ist alles nicht befriedigend, und für den Autor nicht wirklich schmeichelhaft.


    Ein weiterer Punkt, der mir diesmal ein wenig aufgestoßen ist, wäre die Sprache. Ich würde doch dem Übersetzer raten, nicht allzu wörtlich vorzugehen. Sicher ist Redfields Stil schon im Original nicht gerade "literarisch". Aber muss man sich dann auch im Deutschen so verrenken, dass ein Unwort wie "Bewusstseine" (!!) dabei herauskommt?? Ich finde auch den Ausdruck "Schablonen-Gruppe" nicht recht geglückt, und frage mich, was im Original wohl gestanden haben mag. Und diese ständigen Satzanfänge mit "Hören Sie,..." oder "Sehen Sie,..." gingen mir nach ein paar Kapiteln gründlich auf die Nerven. Ich hätte dafür das schlichte deutsche "Nun..." verwendet. Oder ähnliches.


    Man mag sich wundern, warum ich nach all diesen Punkten trotzdem drei Sterne verleihe. Ich möchte es so formulieren: es war zwar ein wenig anstrengend, aber man konnte sich doch durch die ein wenig verquere Handlung hindurchlesen, und die Gedanken und Ideen "an sich" erspüren. Das, WAS Redfield sagt und meint, ist an sich gar nicht so dumm. Viele schöne Gedanken sind dabei, über Integration, über den Frieden zwischen den Religionen, über die Macht von Gebeten, über das Erkennen der Schönheit, über die Bedeutung des Todes. Und auch die Redfieldsche Deutung des Maya-Kalenders hat mir gefallen, weil sie eben nicht auf der handelsüblichen Panikmache beruht. Ja, man muss Redfield wohl eben nehmen, wie er ist. Viele andere spirituelle Autoren, ja eigentlich die meisten, entscheiden sich eher dazu, rein sachliche Bücher zu schreiben, wie Essays, Dialoge, oder Biographien. Eben keine Romane oder Abenteuergeschichten. Dass Redfield es dennoch versucht, mag seine persönliche Marotte sein.