Rita Hampp - Baden-Badener Roulette

  • Titel: Baden-Badener Roulette
    Autorin: Rita Hampp
    Verlag: Emons
    Erschienen: März 2011
    Seitenzahl: 332
    ISBN-10: 389705793X
    ISBN-13: 978-3897057937
    Preis: 10.90 EUR


    Endlich sind sie wieder da: Die Journalistin Lea Weidenbach, die Pensionärin und Vermieterin von Lea Weidenbach Marie-Luise Campenhausen und Kriminalhauptkommissar Maximilian Gottlieb. Die Pause für dieses „Kriminalisten-Trio“ war aber auch wirklich lang genug, aber nun hat das Warten glücklicherweise endlich ein Ende.


    Mit „Baden-Badener Roulette“ legt Rita Hampp ihren vierten Krimi vor. Und so viel sei bereits vorausgeschickt, auch ihr vierter Krimi muss sich nicht hinter seinen drei Vorgängern verstecken – ganz im Gegenteil.


    Erzählt wird die Geschichte über einen maskierten Räuber, der ältere Damen in Baden-Baden in Angst und Schrecken versetzt. Er will an das Geld und die Wertsachen seiner Opfer. Doch dann geht etwas gründlich schief. Eines seiner Opfer stirbt einen qualvollen Tod und für den vermeintlichen „Gentleman-Räuber“ ist nichts mehr so wie es war. Zu allem Überfluss taucht dann auch noch der Enkel des getöteten Opfers auf. Schnell gerät er in Verdacht, lebt er doch auf sehr großem Fuße und so richtig will ihm niemand glauben, dass er zur Tatzeit mit dem Geschenk seiner Großmutter, einem Porsche, auf der Autobahn unterwegs war.
    Kommissar Gottlieb ist gar nicht glücklich darüber, dass Marie-Luise Campenhausen und Lea Weidenbach – mal wieder – auf eigene Faust ermitteln. Die Ermittlungen in einem Tötungsdelikt sind ausschließlich Sache der Polizei und gehören nicht in die Hände von Amateuren, meint zumindest Maximilian Gottlieb. Natürlich beißt er mit dieser Ansicht bei den beiden Damen auf Granit. Aber was soll er auch gegen eine Journalistin ausrichten, mit der zu einem verbandelt ist und die zum anderen offenbar einen ganz besonderen Riecher für brandheiße Stories hat. Und hat ihre Journalistennase erst einmal Witterung aufgenommen, dann bringt sie nichts mehr von dieser Fährte ab. Da kann ein gestandener Polizist noch so viel reden wie er will. Und auch die krimibelesene Marie-Luise Campenhausen lässt sich auch von niemand vorschreiben was sie zu tun oder zu lassen hat.


    Baden-Baden ist nicht nur durch seine Rennwoche bekannt, sondern auch durch seine Spielbank. Und natürlich spielt auch diese Spielbank in diesem Krimi eine nicht zu unterschätzende Rolle. Mehr soll an dieser Stelle aber nicht verraten werden – vielleicht nur so viel: Auch Dostojewskij hat hier in Baden-Baden schon seiner Spielleidenschaft gefrönt; aber keine Angst, der berühmte Dichter tritt nicht in dieser Geschichte auf.


    Rita Hampp hat es geschafft einen herrlich unterhaltenden Krimi zu schreiben. Hervorzuheben ist, dass sie es schafft, ihren handelnden Personen so etwas wie eine „eigene Persönlichkeit“ einzuhauchen. Die drei Hauptpersonen agieren klischeefrei und sind genaugenommen Menschen wie du und ich – und gerade das ist es, was sie auch so glaubwürdig macht. Wer irgendwelche abstrusen Supertypen erwartet, der sollte wohl besser zu einem anderen Buch greifen.


    In jedem Falle aber gehört Rita Hampp ohne Frage zur Spitzengruppe der deutschen Krimiautorinnen, jetzt nicht nur bezogen auf die Regionalkrimis. In ihren Büchern schafft sie es immer wieder auf sehr beeindruckende Art und Weise dem Leser auch die Gegend nahezubringen, in der ihre Krimis spielen. Und man erfährt natürlich auch etwas über die Menschen dieser Gegend.


    Rita Hampp arbeitete nach ihrem Jurastudium zwanzig Jahre bei der MAIN-POST in Würzburg, kennt also sie Gedankengänge und Arbeitsweisen einer Journalistin aus dem eigenen Erleben. Zehn Jahre hat sie als Reporterin aus den Gerichten berichtet. Seit 2000 lebt sie nach einem mehrjährigen Aufenthalt in den USA in Baden-Baden.


    Man merkt als Leser mit jedem Satz dass die Autorin genau weiß worüber sie schreibt. Rita Hampp erzählt spannend und muss wohl dafür verantwortlich gemacht werden, dass man über das Lesen dieses Buches sogar das Schlafen vergessen kann und am nächsten Morgen mit verquollenen Augen die Arbeitsstelle entert. Interessant für den Leser ist es auch zu verfolgen, wie die einzelnen Fäden am Ende des Buches wieder zusammenfinden, nach einem wahrlich sehr ordentlichen Showdown.


    Eine Frage ist für mich dann aber doch offen geblieben:
    Gibt es wirklich Pralinen aus Büffelmilch-Sahne-Likör, aus Weihrauch mit Rosmarin, aus Feige an Balsamico, aus Tomate-Marsala, aus Birne-Kardamon, aus Blaumohn-Rotwein, aus Thymian-Limette, aus Süßholz-Lakritz oder aus der Tonka-Bohne? Und wenn ja – kann man die dann auch essen?


    Wer gute Krimiunterhaltung mag, der sollte sich dieses Buch nicht entgehen lassen.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Bestellt ist er schon, allerdings muss ich vorher noch die beiden Vorgänger lesen... Ich freu mich schon drauf!


    Voltaire kuck mal hier, da gibt es solch seltsame Kreationen, z.B. Bergkäse-Walnüsse-Trauben....
    würde ich allerdings nicht unbedingt essen...

  • Baden-Badener Roulette – Rita Hampp


    Kurzbeschreibung:
    Ein maskierter Räuber versetzt Baden-Badens reiche Witwen in Angst und Schrecken. Als sein letztes Opfer einen qualvollen Tod stirbt, nimmt die Kripo unter Maximilian Gottlieb die Ermittlungen auf. Während er den Enkel der Toten verdächtigt, geht die Reporterin Lea Weidenbach anderen Spuren nach. Eine davon führt zum einst legendären Goldtisch der Spielbank Baden-Baden, eine andere zu russischen Investoren. Leas eigenwillige Ermittlungen kommen Kriminalhauptkommissar Gottlieb gewaltig in die Quere. Da geschieht ein zweiter Mord ...


    Über die Autorin:
    Rita Hampp, Jahrgang 1954, arbeitete nach dem Jurastudium zwanzig Jahre als Redakteurin bei der Main-Post in Würzburg, davon zehn Jahre als Rechts- und Gerichtsberichterstatterin. Nach mehrjährigem Aufenthalt in den USA lebt sie seit zehn Jahren in Baden-Baden.


    www.rita-hampp.de


    Mein Eindruck:
    Der Roman beginnt mit einem aufregenden Prolog in einem Kasino beim Roulette. Ein exzellenter Einstieg in das Buch, das dann gleich mit einem detailliert geschilderten Einbruch im ersten Kapitel weitermacht. Das ist so glaubhaft geschildert, das man sich schon fragt, wieso die Autorin das so genau kennt. Glauben wir mal, dass es sich um ihre jahrelange Erfahrung als Gerichtsberichtserstatterin und der Recherche handelt. Dann begegnen wir endlich den liebenswerten Figuren dieser Reihe mit hohem Widererkennungswert: Die Journalistin Lea Weidenbach, der Kommissar Maximilian Gottlieb und die fast 80jährige Marie-Louise Campenhaus.


    Es gab schon einige Raubüberfälle auf ältere Menschen, aber hier endete es zum ersten Mal mit dem Tod des Opfers.
    An Schockeffekten mangelt es auch nicht, wenn z.B. eine Leiche mit aufgedunsenem Gesicht voller Maden aufgefunden wird. Überzeugender ist aber der Humor, der den Roman durchzieht.


    Rita Hampps Methode, besonders am Anfang kontinuierlich die inneren Gedankengänge der Figuren zu zeigen, also einen stream of consciousness mit Perspektivwechseln zu erzeugen, lässt den Leser intensiv teilnehmen. Die unterschiedlichen Denkensweisen der Protagonisten werden dadurch verdeutlicht, insbesondere auch die des süchtigen Spielers.
    Später ist diese Methode nicht mehr so stark spürbar, stattdessen wird die Handlung konsequent vorangetrieben.


    Es sind außerdem die vielen kleinen Beschreibungen hervorragend, wie z.B. die Fahrt im mit vielen Schülern überfüllten Bus. Das gilt auch für die Fülle origineller Ideen, z.B. der Verkäufer im Käsespezialitätenladen, der die Menschen heimlich in verschiedene Käsetypen einteilt. Lea betrachtet er z.B. als einen französischen Käse aus Kuhmilch.

    Obwohl Marie-Louise Campenhaus gesundheitlich eingeschränkt ist, macht sie sich ihre eigenen Gedanken über den Mord. Die Tote war ihre Freundin gewesen. Marie-Louise befragt andere Opfer und besucht sogar selbst das Casino.
    Lea und Maximilian leiden inzwischen immer stärker darunter, ihre Beziehung geheim halten zu müssen. Lea beginnt schließlich auf eigene Faust zu ermitteln und gerät in Gefahr. Den Leser erwartet ein packendes Finale.

  • Grade im Moment eingetroffen. Ich werde mich jetzt sofort in die Sonne begeben und anfangen zu lesen :-]

    Manchmal ist es besser durch Schweigen den Eindruck von Inkompetenz zu erwecken, als durch Reden letzte Zweifel daran auszuräumen.


  • Nach den durchweg guten Rezis zu den Büchern von Rita Hampp, wollte ich mir heute dieses und die Vorgänger bei Thalia kaufen.
    Ich war ziemlich überrascht, dass sowohl die Autorin, als auch die Bücher dort völlig unbekannt und auch nicht erhältlich waren.
    Jetzt werden sie eben bestellt, da ich sie unbedingt lesen will.

  • Danke für eure schönen Rezis, Voltaire und Herr Palomar. Nach dem Eulentreffen war mir eh schon klar, dass ich dieses Buch demnächst lesen muss, aber ihr habt mich noch einmal darin bestätigt. :wave


    LG harimau

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Ich möchte mich an dieser Stelle auch ganz, ganz herzlich für die Rezensionen bedanken, und zwar für die, die oben stehen, als auch jetzt schon für alles, was - und zwar wie auch immer - unter mir noch gepostet wird. Nach der Eulen-Diskussion im letzten Jahr über die Anwesenheit von Autoren in den Rezi-Threads ihrer eigenen Bücher bin ich etwas verunsichert. Ich finde auch, dass wir nicht ständig mit Dankesworten in die Diskussionen hereinplatzen sollten, will aber auch nicht den Eindruck entstehen lassen, ich würde Besprechungen nicht lesen oder schätzen oder gar unhöflich sein.
    Ich hoffe, Ihr versteht es richtig, wenn ich mich hier nach außen hin etwas rar mache.


    Trotzdem werde ich natürlich immer antworten, wenn es Fragen gibt!


    Voltaire möchte ich deshalb antworten: Ja, es gibt solche Pralinen-Kreationen, ich habe sie aus dem Internet geklaut, denn soweit geht meine süße Fantasie beileibe nicht :grin. Ob sie schmecken, weiß ich nicht, denn soweit geht nun wiederum meine Neigung zum Selbstversuch nicht. :lache


    Herrn Palomar kann ich versichern, dass ich weder Spielerin noch Einbrecherin bin, aber einige der Anfangsszenen ... (mehr dazu nach dem 20. April in der Leserunde) ;-)


    :wave

  • In Baden Baden geht die Angst um. Ein maskierter Räuber überfällt bevorzugt alleinstehende reiche Witwen, die er zuvor offenbar umfassend ausgekundschaftet hat. Bislang galt er als Gentleman, denn trotz des erlittenen Schreckens hat er die alten Damen zuvorkommend behandelt.
    Der letzte Raubzug jedoch ging schief, denn das Opfer war herzkrank und hat den Überfall nicht überlebt. War dies vom Täter geplant oder hat er in diesem Fall einen Fehler gemacht? Während die Polizei fieberhaft nach dem Täter sucht, macht sich Marie-Louise, die Freundin des letzten Opfers, mit Hilfe der Journalistin Lea auf eigene Faust auf die Suche nach dem Täter.


    Was nach einem gemütlichen Krimi im beschaulichen Baden Baden klingt, entwickelt sich im Lauf der Geschichte fast schon zu einem Thriller, als sich die Vorgehensweise bei den Überfällen furchtbar verändert.
    Neben den Ermittlungen der Polizei sowie des Duos Marie-Louise und Lea kommt in eingeschobenen Passagen auch der Täter selber zu Wort, gibt dem Leser einen Einblick in sein verkorkstes Leben, seine Spielsucht, aus der er keinen Ausweg mehr findet. Es hat schon etwas Beunruhigendes, wenn man Zeuge seines immer weiter voranschreitenden Absturzes wird, der Skrupel, die ihn befallen und nie ganz loslassen. Verstärkt wird diese Beunruhigung noch durch einen weiteren Aspekt in seinem Leben, den Rita Hampp nach und nach vor dem Leser aufdeckt und mit dieser Wendung, die man nicht erwartet hat, durchaus überrascht. Menschliche Abgründe tun sich auf und Fassaden werden eingerissen, hinter die man lieber nicht geblickt hätte.


    Aber es gibt auch Verschnaufpausen, in denen man sich von den weniger schönen Seiten des Lebens - und den eigenen Ermittlungen, die man beim Lesen anstellt - erholen kann, nämlich wenn man mit Lea in Olivers Käselädchen sitzt, mit Marie-Louise beim Tanztee über das Parkett schwebt oder einen heißen Sommertag in Baden Baden genießt. Viel Lokalkolorit bringt Rita Hampp in ihrem Buch dem Leser nahe und man merkt, dass sie die Stadt, über die sie schreibt, kennt und liebt. Zwischen den Zeilen spürt man oft die Freude, die die Autorin beim Schreiben der Geschichte hatte und das Augenzinkern und den liebevollen Humor, wenn Sie die Eigenarten und Schrullen ihrer Protagonisten beschreibt.


    Als Quereinsteiger ohne Vorkenntnisse der ersten drei Bücher der Autorin hatte ich kein Problem, das komplizierte Beziehungsgeflecht der Hauptprotagonisten zu verstehen und nachzuvollziehen. Es ist also durchaus auch für Leser geeignet, die die ersten drei Bücher nicht kennen.
    Ich jedenfalls habe dieses Buch sehr gerne gelesen und freue mich schon auf weitere spannende Geschichten aus Baden Baden.

  • Als ich das Buch begonnen habe, war mir nicht klar, dass es sich um den vierten Teil einer - nebenbeigesagt - unglaublich tollen Serie handelt.
    Glücklicherweise habe ich vor ein paar Wochen den ersten Teil "Mord im Paradies" gelesen und kannte die Protagonisten zumindest schon mal ein wenig.


    Besonders hat sich Marie-Luise Campenhausen, die Vermieterin und Nachbarin der Polizeireporterin Lea Weidennbach, in mein Herz geschlichen. Sie liest gerne Krimis und hilft Lea bei den Ermittlungen von Mordfällen. Natürlich heimlich, denn Max Gottlieb, der mir schon allein deswegen sympatisch ist, weil er gerne Süsses isst, darf davon nicht wissen. Denn er ist der ermittelnde Kommissar in der Überfallserie, um die es in diesem Buch geht.


    Marie-Luise findet ihre Freundin tot ihn ihrer Wohnung. Sie ist nicht an Altersschwäche gestorben, sondern sie wurde kaltblütig ermordet. Das kann Marie-Luise natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Sie ist es ihrer Freundin Ingeborg schuldig, den Mörder zu suchen. Sie und Lea ermitteln ohne Wissen des Kommissars und kommen sogar selbst ins Visier des Mörders.


    Mir hat sehr gut gefallen, dass auch die Perspektive des Mörders unter die Lupe genommen wurde. Manchmal konnte er einem regelrecht leid tun.


    Ich habe das Buch so gut wie in einem Rutsch verschlungen und werde auch den zweiten und dritten Band auf jeden Fall kaufen. Und natürlich hoffen, dass es schnell einen fünften Band um Marie-Luise, Lea und Max gibt.


    Man muss übrigens nicht die anderen Teile gelesen haben um zu verstehen, um was es bei dem Buch geht. Es ist vielmehr so, dass man liebgewonnene Bekannte wiedertrifft.

  • Rezension
    Rita Hampp – „Baden-Badener Roulette“ – emons-Verlag – erschienen März 2011 - 331 Seiten
    Das aus Rita Hampps vorangegangenen drei Romanen gut bekannte und bewährte Ermittlungstrio ist wieder unterwegs: Lea Weidenbach, die quirlige Journalistin, Maximilian Gottlieb, Kommissar und mehr sowie die liebenswerte, knapp 80-jährige Marie-Luise Campenhausen. Seit Monaten wird Baden-Baden vom sogenannten Gentleman-Räuber in Atem gehalten, der sich darauf spezialisiert hat, alleinstehende, ältere, vermögende Damen zu berauben. Doch dieses mal scheint etwas schief gegangen zu sein: Es gibt eine Tote. Ausgerechnet eine Freundin von Marie Luise. Doch die drei ermitteln in völlig verschiedene Richtungen – die Mordkommission nimmt den Enkel der Toten ins Visier, Lea gräbt Zusammenhänge mit dubiosen russischen Investoren aus und Marie-Luise beginnt im Umfeld der Baden-Badener Spielbank zu recherchieren. Eine weitere Leiche folgt.


    Wenn man nun glaubt, es wäre unmöglich, Tanztee, überreifen Käse, der geradezu erotisch von einem Arm geleckt wird, eine von Maden wimmelnde Leiche, die Schilderung einer ruinösen Spielsucht, massenhaft auftauchende grellbunte getöpferte Göckel, erstklassiges Gebäck, Telefonkabel durchbeißende Kaninchen, einen verliebten Kommissar, die Atmosphäre der Baden-Badener Spielbank, ehrgeizigen Journalismus, den Charme eines uralten Wohngebiets der Sommerhauptstadt Europas, sonnendurchflutete Hinterhöfe und den dramatischen Kampf ums Überleben in ein einziges Buch zu packen, der irrt.


    Rita Hampp gelingt es wieder, dem Leser durch verschiedene Handlungsstränge die völlig individuelle Sicht und Motivation der Beteiligten nahe zu bringen, man kann sich gleichsam in die Handelnden hineinversetzen und wird jäh, fast auf dem jeweiligen, vermeintlichen Höhepunkt unterbrochen, indem man in einen anderen Handlungsstrang eintaucht. Der Leser hat das unmittelbare Bedürfnis weiterzulesen, zu erfahren, wann sich die Handlungen denn nun verbinden. So gibt es in diesem Roman kaum eine Atempause, keine Langatmigkeit, die einen zum Weglegen des Buches ermuntern könnte. Allein schon der Beginn des Romans fesselt, die Spielsucht eines Menschen, der sich zwischen Gier, Hoffnung und Selbstzerstörung bewegt wird so bedrückend nahe geschildert, dass man sich förmlich selbst am Roulettetisch sitzen sieht. Erst wenn der Leser alle Personen vollständig in sich aufgenommen hat, treibt Rita Hampp die Handlung konsequent weiter, manchmal schockierend, meist unerwartet, jedoch immer mit einer Prise Humor und dem Charme des schläfrigen Baden-Badens gewürzt. Das Finale ist dramatisch, der Kontinuität der Handlung angemessen.


    Trotz aller Spannung und Dramatik hat Rita Hampp Zeit und Raum gefunden, eine liebevolle Beziehungsgeschichte einzuweben, unkapriziös und ohne zu stören, es ist Platz für einen Käseverkäufer, der seine Kunden in Käsetypen einteilt, Wurstsalat und Mozarts „Türkischer Marsch“ finden ihren Platz. Charmant.


    Sicherlich überfordert dieser Roman niemanden intellektuell, das soll er aber auch nicht. Denn er liefert solide, manchmal atemberaubende Spannung und gute Unterhaltung. Ein Buch das sich auf der Sonnenterasse so gut liest, wie am prasselnden Kaminfeuer, im ICE oder in der Kartenschlange am Festspielhaus.


    Wer noch nie einen der Romane Rita Hampps gelesen hat, kann ohne weiteres mit diesem einsteigen – das liebenswerte Ermittlertrio nimmt einen sofort und ohne Vorkenntnisse gefangen.


    Besonderen Charme hat das Buch für Personen, die Baden-Baden und Umgebung gut kennen oder dort wohnen. Viele Handlungsorte hat man schon oft begangen oder gesehen, manche Person kommt einem verblüffend bekannt vor. Wer ortsfremd ist, bekommt eine liebevolle und äußerst zutreffende Schilderung der kleinen Kurstadt.


    Ein nach meiner Meinung uneingeschränkt zu empfehlendes, spannendes Buch für´s Osternest!

  • Also in einem muß ich meinem Vorposter uneingeschränkt Recht geben- das Buch lässt sich wunderbar in einem ICE lesen, da nervt höchstens der Schaffner, der nicht begreift das es wichtigeres gibt als eine Fahrkartenkontrolle.


    Von Rita Hammps Traumtrio kann ich nie genug bekommen. Ein echtes Dreamteam mit "echten" Figuren, Menschen wie du und ich in einer völlig realistischen Umwelt. Da gibt es einen Kommissar, der halt schon etwas schnauft, wenn er rennen muß und auch manchmal eine Spur erst beim dritten hinsehen bemerkt, eben einen Menschen und keinen Supermann, da gibt es eine Journalistin, die mit ihrem Berufsethos einerseits, mit den gesetzlich zulässigen Grenzen ihres Berufes andererseits und mit ihrem Gefühlschaos kämpft und da gibt es die liebenswerte alte Vermieterin der letzteren, die es faustdick hinter den Ohren hat, der kein Weg zu krumm und keine Kurve zu eckig ist um ihre Neugier zu befriedigen, eine Neugier aber nicht um ihrer selbst willen, sondern geboren aus dem Verantwortungsgefühl für die verstorbene Freundin und der Tatsachee, dass sie sich der Unschuld des Hauptverdächtigen sicher ist. Jeder ermittelt von einander getrennt, jeder nach seinen Möglichkeiten und seinen Characterzügen. Manche Ermittlung führt in die falsche Richtung, auch das ist in der Realität oft so. Man merkt einfach, dass da jemand schreibt, der weiß wovon er berichtet.


    Einfach schade, dass wir wieder lange warten müssen, bis uns die Chronistin der fiktiven Baden- Badener Mordszene neue Abenteuer ihres Ermittlertrios serviert- dafür warten wir mit Spannung auf ihre anderen Werke und freuen uns um so mehr, wenn dann Nachschub kommt.

  • Auch wenn dieser Roman unter dem Label "Regionalkrimi" firmiert, so ist er doch viel mehr. Natürlich wird das besondere Flair von Baden-Baden und der Gegend detailliert und atmosphärisch dicht von Rita Hampp beschrieben. Ich sah beim Lesen die alten Villen, die Gärten, den Marktplatz und das Casino förmlich vor mir. Aber die spannende Handlung mit einem fulminanten Schluss, die liebevolle Figurenzeichnung, die aus Scherenschnitten "echte" Menschen macht, die Täterperspektive, verbunden mit der Frage nach den Gründen für sein Handeln und nicht zuletzt die kenntnisreiche Schilderung der Polizeiarbeit machen daraus schon fast einen Thriller. Wären da nicht hin und wieder die Schilderung kulinarischer Genüsse, ich wäre kaum zum Verschnaufen gekommen.
    Ein sehr gelungener vierter Teil der Reihe aus Baden-Baden, ich hoffe, ich muss nicht allzu lange auf den nächsten warten!

    :lesendR.F. Kuang: Babel


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

  • Meine Vorposter haben mir aus der Seele gesprochen. Für mich war es das erste Buch des Baden-Badener Trios, was sich aber bald ändern wird. Das einzige "Problem", dass ich mit dem Buch hatte, war, dass ich bei diesen köstlichen Rezepten immer sofort Hunger bekommen habe und ich genau das auch gerade essen wollte. :lache

  • Ich kann mich den Vorposter voll und ganz zustimmen.
    Besonders gut fand ich auch die ganze Beschreibung der Spielsucht. Sie wird mit allen Höhen und Tiefen der Sucht dargestellt. Ich freue mich schon auf einen neuen Teil mit den Dreien...

    Gruss Hoffis :taenzchen
    ----------------------
    :lesend Der fünfte Tag - Jake Woodhouse
    ----------------------

  • Ich habe "Baden-Badener Roulette" in der Leserunde hier gelesen und war vom Buch absolut begeistert.
    Eigentlich bin ich mehr durch Zufall darauf gestoßen - über die Leseprobe, die Rita Hampp hier gepostet hat. Und auch ich musste leider feststellen, dass trotz 4 Stock Buchhandlung auch bei mir das Buch erst bestellt werden musste :-(


    Als es dann aber endlich da war, konnte ich es kaum mehr aus der Hand legen, denn die Personen sind liebevoll gezeichnet und haben alle irgendwie etwas besonderes - am besten gelungen fand ich die Figur der Lydia mit ihren feuerroten Haaren... und allen daraus entstehenden Spitznamen.


    Der Krimi kommt nie zu kurz, auch wenn zwischendurch immer wieder Episoden aus dem Privatleben von Lea und Max oder Marie-Luise und Joseph erzählt werden. Mir ist Baden-Baden als Reiseziel nun ein paar Listenplätze weiter nach vorne gerutscht, und auch ein Casino werde ich wohl irgendwann einmal besuchen wollen, um die spezielle Atmosphäre, die im Buch beschrieben wird, auch einmal selbst zu erleben. Wie ja einige schon erwähnt haben, wird die Thematik der Spielsucht eindringlich aber nicht aufdringlich geschildert, und am Ende gewinnt dann aber doch das Gute.


    Nicht ganz so toll fand ich als "Unwissende" die wiederholten Anspielungen auf vorhergehende Fälle von Lea, Max und Marie-Luise, da sehr viele Andeutungen für jemanden, der die Bücher nicht gelesen hat, einfach nur ins Dunkle laufen und man seiner eigenen Interpretation überlassen ist, was da nun geschehen ist.


    Ich werde garantiert die anderen Fälle lesen, die mir bisher noch unbekannt sind, und ich freue mich auf neue Fälle, die Rita Hampp schreiben MUSS :-)
    Mit "Baden-Badener Roulette" hat sie sich bei mir im Bücherregal zu meinen Lieblings-Krimi-Schreiberinnen Inge Löhnig, Viveca Sten und Nele Neuhaus gesellt - und da ist noch viel Platz!

  • Auch ich habe das Buch in der Leserunde gelesen und auch hier noch einmal der Dank an Rita für die nette Begleitung.


    Wieder einmal habe ich einen Ausflug nach Baden Baden gemacht, der mir sehr gut gefallen hat. Ich hatte die beiden Vorgängerbände auch diesen Monat bereits gelesen, daher waren mir die drei Hauptermittler sofort wieder nah.
    Interessant war diesmal auch die Perspektive des Mörders zu lesen und damit einen kleinen Einblick in die Psyche des Gentleman-Räubers zu bekommen. Das hat ihn mir nicht unbedingt symphatischer gemacht, mich ihn aber besser verstehen lassen.


    Schön auch der Handlungsstrang, als Lea sich auf das Parkett der internationalen Kriminalität begibt, natürlich wieder mit ihrer bekannten Furcht- oder auch Sorglosigkeit. Manchmal möchte ich sie dafür echt schütteln. Max kann einem da schon leid tun, der muss ja des öfteren Todesängste um sie ausstehen :-)


    Und am Ende schafft Rita es wieder uns Lust auf mehr zu machen und die Erwartung auf den nächsten Fall der drei zu wecken.
    Lass uns nicht zu lange warten, Rita!

  • Euren positiven Rezis kann ich mich nur anschließen: ein kurzweiliger und schlüssiger Krimi mit liebenswerten Figuren.
    Sehr gut gefallen haben mir auch die schönen Details wie Leckereien, die einem das Wasser im Mund zusammen laufen lassen und natürlich das Baden-Baden-Feeling.
    Und ein Blick in die Welt des Spielcasinos und gleichzeitig in die Welt eines Spielsüchtigen fand ich faszinierend.


    Von mir gibt es 10 Punkte für dieses wunderbare Lesevergnügen!

  • Als ich zu lesen anfing, dachte ich, die Handlung würde sich nur um das Baden-Badener Casino und deren Glückspiele drehen - jedoch weit gefehlt.


    Wir treffen hier auf eine liebenswerte ältere Dame Marie-Luise Campenhausen und Ihre Vermieterin und Nachbarin, der Journalistin Lea Weidenbach. Beide versuchen die Einbrüche durch den Gentleman Räuber in den Villen reicher alter Leute aufzuklären. Dies muss leider heimlich geschehen, denn die Polizei hat das gar nicht gerne, dass sich die Presse dabei einmischt. Nebenbei hat Lea eine Beziehung zum ermittelnden Kommissar Max Gottlieb, was die ganz Angelegenheit noch erschwert, denn Polizei und Presse ermitteln beide in den Raubüberfällen und kommen sich mehr als einmal in die Quere.


    Als Marie-Luise dann ihre Freundin 2 Tage später tot in ihrer Wohnung findet, ist nichts mehr so wie es vorher war. Bald geschieht auch noch ein 2. Mord.


    Mir hat der Roman sehr gut gefallen und habe ihn in einem Rutsch verschlungen. Vor allem das letzte Drittel fand ich super spannend, das hatte schon Thriller Qualitäten!


    Sogar nachts habe ich mich (als ich alleine auf der Couch gelegen habe) bei jedem Geräusch gegruselt (obwohl ich nicht zur Zielgruppe des Täters gehörte) und nachschauen musste, was das ist. Mach ich ja sonst nie beim Lesen.


    Die Autorin spielt sehr gekonnt mit den menschlichen Abgründen: Zum einen die Spielsucht, Alkoholprobleme, Zwangspsychosen, Hilferufe der vereinsamten alten Menschen, etc.
    Gerade zu Beginn hatte ich des Öfteren ein beklemmendes Gefühl beim Lesen. Meine Psyche hat jedenfalls darauf reagiert. Die Figuren/Beschreibungen hatten Tiefe und reagierten emotional.


    Sogar mit den Tätern konnte man Mitleid haben. Sehr gelungen fand ich, dass auch die Gedanken/Gefühle und Triebe des Mörders in dem Roman eingebracht wurden.


    Man muss übrigens nicht die ersten 3 Teile kennen, um Baden-Badener Roulette folgen zu können.


    Ich empfand es weniger als Wohlfühlbuch. Die Süchte und Psychosen der Täter und auch Opfer in diesem Roman haben mich eher nachdenklich gestimmt. Gottseidank wurde der Roman durch die kulinarischen Genüsse etwas aufgelockert.
    Wie Oliver Böhlke seine Mitmenschen in Käsesorten katalogisierte fand ich schon sehr genial :-)
    Ich habe mich mit ihm mitgefreut, dass er sein Glück bei der tierliebenden, kuchenbackenden Lydia Riebe gefunden hat. Hoffentlich bleiben die Beiden uns auch in den nächsten Büchern erhalten.


    Von mir gibt es 9 von 10 Punkten :fingerhoch
    Ich vergebe eine 100%ige Kaufempfehlung und freue mich schon auf weitere Folgen rund um Lea, Max und Marie-Luise.
    Dann gerne auch mit Oliver, Lydia und Sophie :-]

    to handle yourself, use your head, to handle others, use your heart
    SUB 15
    _______________________________________________________
    :kuh:lesend

  • Das war er nun, der vierte Baden-Baden-Krimi von Rita Hampp. Wie auch seine Vorgänger konnte mich das Buch in fast jeglicher Hinsicht überzeugen.
    Das "Dream-Team" ermittelte wieder auf unterschiedlichste Weise im selben Kriminalfall. Für den Leser bedeutet dies Krimilektüre auf unterhaltsamste und kurzweiligste Art und Weise.


    Ich kann diese Krimi-Reihe nur wärmstens empfehlen und hoffe auf einen fünften Fall in nicht allzu ferner Zukunft.


    Das Buch bekommt von mir 9 von 10 Punkten.