Titel: Baden-Badener Roulette
Autorin: Rita Hampp
Verlag: Emons
Erschienen: März 2011
Seitenzahl: 332
ISBN-10: 389705793X
ISBN-13: 978-3897057937
Preis: 10.90 EUR
Endlich sind sie wieder da: Die Journalistin Lea Weidenbach, die Pensionärin und Vermieterin von Lea Weidenbach Marie-Luise Campenhausen und Kriminalhauptkommissar Maximilian Gottlieb. Die Pause für dieses „Kriminalisten-Trio“ war aber auch wirklich lang genug, aber nun hat das Warten glücklicherweise endlich ein Ende.
Mit „Baden-Badener Roulette“ legt Rita Hampp ihren vierten Krimi vor. Und so viel sei bereits vorausgeschickt, auch ihr vierter Krimi muss sich nicht hinter seinen drei Vorgängern verstecken – ganz im Gegenteil.
Erzählt wird die Geschichte über einen maskierten Räuber, der ältere Damen in Baden-Baden in Angst und Schrecken versetzt. Er will an das Geld und die Wertsachen seiner Opfer. Doch dann geht etwas gründlich schief. Eines seiner Opfer stirbt einen qualvollen Tod und für den vermeintlichen „Gentleman-Räuber“ ist nichts mehr so wie es war. Zu allem Überfluss taucht dann auch noch der Enkel des getöteten Opfers auf. Schnell gerät er in Verdacht, lebt er doch auf sehr großem Fuße und so richtig will ihm niemand glauben, dass er zur Tatzeit mit dem Geschenk seiner Großmutter, einem Porsche, auf der Autobahn unterwegs war.
Kommissar Gottlieb ist gar nicht glücklich darüber, dass Marie-Luise Campenhausen und Lea Weidenbach – mal wieder – auf eigene Faust ermitteln. Die Ermittlungen in einem Tötungsdelikt sind ausschließlich Sache der Polizei und gehören nicht in die Hände von Amateuren, meint zumindest Maximilian Gottlieb. Natürlich beißt er mit dieser Ansicht bei den beiden Damen auf Granit. Aber was soll er auch gegen eine Journalistin ausrichten, mit der zu einem verbandelt ist und die zum anderen offenbar einen ganz besonderen Riecher für brandheiße Stories hat. Und hat ihre Journalistennase erst einmal Witterung aufgenommen, dann bringt sie nichts mehr von dieser Fährte ab. Da kann ein gestandener Polizist noch so viel reden wie er will. Und auch die krimibelesene Marie-Luise Campenhausen lässt sich auch von niemand vorschreiben was sie zu tun oder zu lassen hat.
Baden-Baden ist nicht nur durch seine Rennwoche bekannt, sondern auch durch seine Spielbank. Und natürlich spielt auch diese Spielbank in diesem Krimi eine nicht zu unterschätzende Rolle. Mehr soll an dieser Stelle aber nicht verraten werden – vielleicht nur so viel: Auch Dostojewskij hat hier in Baden-Baden schon seiner Spielleidenschaft gefrönt; aber keine Angst, der berühmte Dichter tritt nicht in dieser Geschichte auf.
Rita Hampp hat es geschafft einen herrlich unterhaltenden Krimi zu schreiben. Hervorzuheben ist, dass sie es schafft, ihren handelnden Personen so etwas wie eine „eigene Persönlichkeit“ einzuhauchen. Die drei Hauptpersonen agieren klischeefrei und sind genaugenommen Menschen wie du und ich – und gerade das ist es, was sie auch so glaubwürdig macht. Wer irgendwelche abstrusen Supertypen erwartet, der sollte wohl besser zu einem anderen Buch greifen.
In jedem Falle aber gehört Rita Hampp ohne Frage zur Spitzengruppe der deutschen Krimiautorinnen, jetzt nicht nur bezogen auf die Regionalkrimis. In ihren Büchern schafft sie es immer wieder auf sehr beeindruckende Art und Weise dem Leser auch die Gegend nahezubringen, in der ihre Krimis spielen. Und man erfährt natürlich auch etwas über die Menschen dieser Gegend.
Rita Hampp arbeitete nach ihrem Jurastudium zwanzig Jahre bei der MAIN-POST in Würzburg, kennt also sie Gedankengänge und Arbeitsweisen einer Journalistin aus dem eigenen Erleben. Zehn Jahre hat sie als Reporterin aus den Gerichten berichtet. Seit 2000 lebt sie nach einem mehrjährigen Aufenthalt in den USA in Baden-Baden.
Man merkt als Leser mit jedem Satz dass die Autorin genau weiß worüber sie schreibt. Rita Hampp erzählt spannend und muss wohl dafür verantwortlich gemacht werden, dass man über das Lesen dieses Buches sogar das Schlafen vergessen kann und am nächsten Morgen mit verquollenen Augen die Arbeitsstelle entert. Interessant für den Leser ist es auch zu verfolgen, wie die einzelnen Fäden am Ende des Buches wieder zusammenfinden, nach einem wahrlich sehr ordentlichen Showdown.
Eine Frage ist für mich dann aber doch offen geblieben:
Gibt es wirklich Pralinen aus Büffelmilch-Sahne-Likör, aus Weihrauch mit Rosmarin, aus Feige an Balsamico, aus Tomate-Marsala, aus Birne-Kardamon, aus Blaumohn-Rotwein, aus Thymian-Limette, aus Süßholz-Lakritz oder aus der Tonka-Bohne? Und wenn ja – kann man die dann auch essen?
Wer gute Krimiunterhaltung mag, der sollte sich dieses Buch nicht entgehen lassen.