weissbooks.w
Geb., 150 Seiten
Kurzbeschreibung:
„Jetzt reicht es!“, sagt sich die alte Dame, die genug hat von den Sticheleien ihrer Stieftochter, und mietet sich in einem Seniorenstift ein: um frei zu sein, um tun und lassen zu können, was sie für richtig hält. Mit Witz, Wagemut und unstillbarem Erfahrungshunger taucht sie ein in ein neues Leben mit neuen Freunden und Verehrern, begleitet von ihrem Hund Cora und ihrem Laptop. Und entdeckt, dass es, auch für sie, noch Liebe gibt – und dass es nie zu spät ist, zu sich selber zu kommen.
Letzte Liebe erzählt von einer Junggebliebenen, die sich mit einer Mischung aus List und Neugier in jeder Situation zu behaupten weiß.
Über die Autorin:
Dorothea Razumovsky arbeitete für den Rundfunk und namhafte Zeitungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Autorin mehrerer Sachbücher, überwiegend zu Themen der Geschichte und Außenpolitik. Sie lebt in Lich in Hessen. „Letzte Liebe“ ist ihre erste literarische Arbeit.
Mein Eindruck:
Dieses Buch habe ich mir nicht nur wegen der interessanten Thematik ausgeliehen, sondern auch weil es vom fabelhaften weissbooks.w-Verlag stammt. Dorothea Razumovsky erzählt aus der Perspektive ihrer fast 80zigjährigen Protagonistin, die nach dem Tod ihres Mannes und Zerwürfnis mit der Stieftochter zusammen mit ihrer Hündin Cora im Sensorienheim lebt. Dort lernt sie einen 15jähigren Jungen kennen, der Cora für ein Taschengeld regelmäßig Gassi führt. Sie schätzt ihn sehr. Ich möchte aber betonen, dass es sich hierbei nicht um Harald und Maude (den bekannten Film über eine Liebe zwischen jung und alt) handelt. Die Zuneigung ist vollkommen platonisch.
In diversen Zeitungskritiken wird dem Buch Klischeelastigkeit vorgeworfen, sowohl was die Darstellung einer älteren Person angeht als die eines Migrantenjungen.
Dieser Kritik stelle ich jedoch entgegen, dass konsequent aus der Sicht der Protagonistin geschrieben wird. Wenn es vorurteilsbehaftete Wahrnehmung gibt, dann ist das der Protagonistin geschuldet und nicht in erster Linie der Autorin. Zugegeben, einige unnötige Klischees haben mir auch missfallen, aber dafür gibt es auch viele durchaus realistische Einschätzungen, die ich glaubhaft finde. Zudem muss die Erzählerin sich im Handlungsverlauf schließlich auch selbst Falscheinschätzungen zugeben.
Im Grunde genommen gefällt mir der Roman überwiegend ganz gut, nur das letzte Drittel hat mich dann nicht mehr besonders gepackt. Der Junge ist verschwunden, einige Überlegungen werden zu theoretisch, das Ende erscheint mir nicht so glaubwürdig.
Die Darstellung, wie sich die Grundstimmung von anfangs sehr pessimistisch (aufgelockert durch Ironie) bis am Ende hoffnungsvolle Ansätze ändert, ist hingegen überzeugend. Das gilt auch für die Passagen, die sich mit dem alltäglichen Leben im Alter beschäftigen.
Es bleibt ein gemischtes Gefühl, aber bereut habe ich das Lesen des Buches nicht.