Total Cheops - Jean-Claude Izzo

  • Kurzbeschreibung aus der amazon-Redaktion:


    Ich war der Letzte. Die Ehre der Überlebenden liegt im Überleben. Aufrecht bleiben." Fabio Montale ist Polizist in den Vorstädten von Marseille. Fabio hat seine Jugendfreunde Ugo und Manu durch brutale Verbrechen verloren. Auf eigene Faust kämpft er um Gewissheit, Aufklärung und Sühne. Früh, zu früh hatten sich die Wege der Freunde getrennt. Montale wurde Polizist, die anderen gerieten auf eine schiefere Bahn. Montale scheint an seinen Selbstzweifeln und dem Verlust zu zerbrechen, doch Schuldgefühle und der Gedanke an eine wunderschöne gemeinsame und doch verschenkte Jugend halten ihn aufrecht.
    Jean-Claude Izzo hat einen beeindruckenden Krimi um Freundschaft und Ehre geschrieben, über die Träume der Jugend und das, was von ihnen in einer harten Realität ohne Illusionen übrigbleibt. Die eigentliche Hauptfigur des Romans ist Marseille, das alte Marseille, von dem Montale träumt und das neue Marseille mit seiner ausufernden Kriminalität, seinen zahllosen Einwanderern und ihren Problemen, seine Bars, Gassen und sein Hafen. Und trotz aller geschilderten Gewalt ist das Buch reich an großen poetischen und romantischen Momenten.



    Meine Meinung:


    Der erste Teil der Marseille-Trilogie und ein Krimi der ganz anderen Art. Izzo gelingt die Balance zwischen Romantik und Poesie auf der einen und brutaler Gewalt, Korruption und Rassismus auf der anderen Seite. Dass dabei der eigentliche Kriminalfall irgendwie zur Nebensache wird, stört nicht etwa, sondern macht sensibel für die außergewöhnliche Erzählweise Izzos. Wer ein Porträt von Marseille mag, liegt mit Total Cheops genau richtig, wer Marseille kennt (ich leider noch nicht), wird es bestimmt noch mehr mögen! Ich bin gespannt auf die Fortsetzung!


    Liebe Grüße,
    milla

  • Ich hab den ersten Teil "geschluckt" und kaue noch daran. Ob ich mir jetzt die Fortsetzung antuen soll weiss ich wirklich nicht.
    Mir war das zu namensüberlastig, verworren und natürlich traurig (was normalerweise für mich kein Nachteil ist).


    Solas : Du hast meine ganze Hochachtung. Auf Deutsch ist das schon schwerste Kost.... :wow

  • Mich hat dieses Buch auch sehr beeindruckt, wobei meine erste Konfrontation damit eine Hörspielfassung des Deutschlandradios war (leider kann ich Hörspiele nie zu Ende hören, weil ich immer vorher einschlafe). Ja, das Buch ist traurig, was in den folgenden Bänden auch nicht besser wird, aber es hat in mir ein positiveres Marseille-Bild zurückgelassen. Diese Stadt kenne ich nur vom ganz-schnell-durchfahren (nicht mal den Emmaus haben wir dort gefunden), und nach dem Buch dachte ich, hier leben auch nur Menschen, wenn auch vielleicht unter erschwerten Bedingungen. Und was die Lebenssituation der maghrebinischen Einwanderer in Frankreich angeht, liefert es doch eine sehr realistische Einschätzung, weil eben doch nicht ganz so klar ist, wer gut ist und wer böse (wie einem Villepin das weismachen will).

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • verstehe nicht, wie man zu izzo schwere kost sagen kann. er liest sich wunderbar leicht, hat aber durch seine melancholische grundstimmung und sein klasse hintergrundwissen einfach eine tiefe, die kaum ein kriminalroman erreicht. schwere kost ist für mich james joyce o.ä. .

  • Ich habe den ersten Teil jetzt abgeschlossen, eigentlich frage ich mich ob das nicht ein Roman über Marseille ist und die Einteilung in Krimi ein irrtum, aber auf meiner Ausgabe klebt dick ein Aufkleber deutscher Krimipreis, also wirds wohl einer sein. Die Kriminalhandlung ist in diesem Roman über die Entwicklung von Jugendlichen und der desillusionierenden Realität ihres Erwachsenenlebens und Sterbens eher im Hintergrund angesiedelt- das Buch beschreibt die Realität einer Stadt in der Kriminalität passiert und nicht so ganz klar wird, ob die Polizei weniger kriminell ist als die Kriminellen. Front National und Rassenhass und die Verbindungen zwischen Politik und Polizei, zwischen Politik und Verbrechen auf der einen Seite, das Bemühen der einfachen Menschen klarzukommen mit dieser Gemengelage und sauber zu bleiben in einer Stadt, die den Dreck in jeder Sekunde hochspült wird in einer sehr schönen Art erzählt. Die Liebe, die die Jugendlichen antreibt und die ihr Verhalten als Erwachsene wie ein Nachhall prägt, obwohl sie verloren und vergessen oder verschüttet scheint, die Freundschaft, die über den Tod hinaus geht und immer wieder die Stimmung der Stadt beschreibt Izzo so, das man am liebsten in diese Stadt eintauchen möchte um sie zu erleben, sie zu riechen und zu schmecken, wie es Fabio Montale tut und gleichzeitig nie in diese Stadt fahren möchte, da sie fremd und bedrohlich erscheint.