Titel: Beim Griechen. Wie mein Vater in unserer Taverne Geschichte schrieb
Autor: Alexandros Stefanidis
Verlag: Fischer Taschenbuch Verlag
Erschienen: September 2010
Seitenzahl: 256
ISBN-10: 3596187583
ISBN-13: 978-3596187584
Preis: 8.95 EUR
Wer ist dieser Alexandros Stefanidis? Er wurde 1975 geboren und studierte in Heidelberg und Thessaloniki sowie in Toronto Germanistik, Politikwissenschaft und Soziologie. Anschließend besuchte er dann noch die Deutsche Journalistenschule in München. Alexandros Stefanidis schrieb als freier Journalistin unter anderem für die ZEIT und den STERN. Seit 2005 betreut er die Rubrik „Sagen Sie jetzt nichts“ im Magazin der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. 2008 gewann er den CNN-Journalist-Award in der Kategorie „Print“.
Auch wenn er für dieses Buch als Autor verantwortlich zeichnet, so lässt er doch mehr oder weniger seinen Vater Christoforos erzählen. Und sein Vater hat wahrlich eine Menge zu erzählen. Anfang der Sechziger kam dieser nach Deutschland, arbeitete zuerst bei Bosch und eröffnete dann nach einem Arbeitsunfall im Jahre 1970 sein erstes griechisches Restaurant. Für die Familie Stefanidis war ihr Restaurant auch immer „ihr Wohnzimmer“ – jeder Gast sollte sich dort fühlen, als sei er eben bei den Stefanidis in deren Wohnzimmer. Und mit dieser Einstellung haben sie es geschafft. Ihr Restaurant war in Karlsruhe bald mehr als nur ein Geheimtipp.
Aber dieses Buch ist auch ein Streifzug durch die Zeitgeschichte der Bundesrepublik Deutschland. Die zeitgeschichtlichen Abläufe werden deutlich gemacht an den vielen Ereignissen und Geschichten der Familie Stefanidis, die zusammen mit dieser Bundesrepublik Deutschland gemeinsam ein Stück des Weges dieses Landes gegangen sind. Die sich in diesem nicht immer zuhause gefühlt haben, die man hat auch hat fühlen lassen, dass sie eben „nur“ Ausländer seien. Dieses Buch ist eben auch ein Stück „gelebter Integrationsdebatte“ – wenn auch manchmal die Zusammenhänge ein wenig zu vereinfacht und nur „schwarz/weiß“ dargestellt werden. Dieses Buch macht aber auch sehr deutlich, dass Sonntagsreden deutscher Politiker und gelebte Wirklichkeit unendlich weit auseinanderklaffen.
Genaugenommen findet man in diesem Buch eine Generalaussage, eine sehr, sehr wichtige Aussage: Egal woher man kommt, egal wo man geboren ist, egal welche Hauptfarbe man hat – in erster Linie ist man nichts weiter als ein Mensch und es sollte immer der Mensch sein der zählt; nicht seine Herkunft, nicht seine Sprache, nicht seine Religion.
Alexandros Stefanidis hat ein ehrliches, ein sehr aufrichtiges Buch geschrieben – ein Buch das Lust macht, sich vielleicht einfach mal mit der griechischen Kultur zu beschäftigen, einer Kultur die mehr zu bieten hat als Gyros, Tsatziki oder den Zeus-Teller. Nachdem „Alexis Zorbas“ in die Jahre gekommen ist und leicht verstaubt im Schrank vor sich „hinregalisiert“ könnte man doch einfach auch mal beginnen, die neuere griechische Literatur zu entdecken. Gerade die Griechen sind doch die Begründer vieler unserer kulturellen Grundlagen. Sie sind unter Garantie aber nicht das Volk, die sich auf unsere Kosten hohe Renten auszahlen lassen – wie diese unsägliche BILD uns glauben lassen will.
Es ist ein lebendiges, ein zutiefst menschliches Buch. Unbedingt lesenswert.