Sara Grant - Neva [12 - 15 Jahre]

  • Sara Grant - Neva
    Originaltitel: Dark Parties
    aus dem Englischen übersetzt von Kerstin Winter Pan-Verlag
    ISBN 978-3426283486
    ISBN 3426283484
    Jugendbuch, Dystopie
    Deutsche Erstausgabe 2011
    Umschlaggestaltung Zero Werbeagentur, München
    Gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag, 352 Seiten
    [D] 16,99 €


    Verlagsseite


    Zur Autorin (Information der Verlagsseite)


    Zitat

    Sara Grant wurde 1968 im amerikanischen Bundesstaat Indiana geboren, wo sie Journalistik und Psychologie studierte, bevor sie ihrem Mann nach London folgte; dort machte sie an der Universität den „Master in Creative and Life Writing“ und arbeitet seitdem bei einer Literaturagentur. Der Umzug nach England inspirierte sie zu ihrem ersten Roman: „Sowohl die USA als auch Großbritannien hadern mit Immigrationsthemen. Ich glaube daran, dass die Vielfalt uns stärker macht. Also stellte ich mir die Frage, was geschieht, wenn man Landesgrenzen schließt und sich vor fremden Menschen und fremden Gedanken abschottet. Mein Roman ist die Antwort darauf.“


    Zum Buch


    Der Schutzumschlag der deutschen Erstausgabe ist schlicht gehalten und dem Titel angepasst. Neva ist nicht nur der Name der Hauptfigur, er bedeutet Schneeflocke und solche finden sich auf dem Umschlag wieder. Sie sind genau wie der Titel glänzend aufgedruckt. Der Titel ist zusätzlich etwas erhaben abgebildet und bei Darüberstreichen deutlich fühlbar. Das Motiv zeigt das Profil eines jungen Mädchens auf grauem Grund, wobei die Haare sehr viel von ihrem Gesicht verdecken. Die Streifen, die sich ebenfalls auf dem Cover befinden und sich dort nicht nur durch den Titel ziehen, setzen sich im Inneren des Buches fort. Genau wie die Schneeflocken zieren sie beispielsweise die Kapitelanfänge. Alles in allem passt diese Gestaltung sehr gut zum Inhalt.


    Zitat

    Verliebt, verzweifelt, in größter Gefahr. Und verdammt mutig.
    Die 16-jährige Neva hat es satt, keine Antworten auf Fragen zu bekommen, die sie nicht einmal laut stellen darf: Warum wird ihr Heimatland von einer undurchdringbaren Energiekuppel von der Außenwelt abgeschottet? Warum verschwinden immer wieder Menschen spurlos? Und was ist mit ihrer Großmutter geschehen, die eines Tages nicht mehr nach Hause kam? Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Sanna beschließt Neva, Antworten zu verlangen und nicht mehr brav alle Gesetze und Regeln zu befolgen. Doch dabei verliebt sie sich nicht nur in den einen Jungen, der für sie tabu sein muss – sondern gerät auch in tödliche Gefahr …


    Meine Meinung


    Das Buch kam mit der Post und eigentlich wollte ich nur einen kurzen Blick hineinwerfen – es wurde ein Lesenachmittag daraus.


    Die Inhaltsangabe gibt erfreulicherweise ziemlich genau wieder, worum es grob betrachtet in dem Buch geht – was ja heutzutage nicht immer der Fall ist. Auch das Cover passt – für mein Dafürhalten wie bereits erwähnt, sehr gut zum Inhalt. Die das Gesicht größtenteils verdeckenden Haare, die Streifen, die das Bild oder die Schrift etwas verwaschen aussehen lassen. Gleichzeitig ist das Mädchen farbig dargestellt. Beides entspricht den Handlungsfäden der Geschichte. Neva will sich ihre Individualität bewahren. Heimatland – ein von einer gigantischen Kuppel geschütztes eigentliches Hightechland Land in der Zukunft auf dem Weg in die Vergangenheit – verblasst dagegen zunehmend. Die Menschen ähneln sich immer mehr, weil ihr Genpool durch Inzucht eingeengt wird. Die Ressourcen werden knapp, alles wird und wurde zu Tode recycelt. Die Individualität geht in einem Einheitsbrei an Vorschriften, Wiederholungen und Aufarbeitungen zugrunde. Während Letzteres ebenso wie die Ressourcenknappheit nachvollziehbar wirkt, scheint die Sache mit der Inzucht anhand des Zeitraumes der Geschichte etwas übertrieben. So etwas dürfte sich in zwei, drei Generationen noch nicht so stark bemerkbar machen. Doch dieses Detail stört nicht wirklich, zumal nicht klar wird, wie viele Bewohner Heimatland je hatte oder wie groß es ist.


    Wer das Buch aufschlägt, landet sofort mitten im Geschehen. Die Autorin schreibt keine seitenlange Einführung, man weiß sofort, worum es geht. Neva, mit ihren 16 Jahren gerade volljährig geworden, handelt zusammen mit einigen Freunden gegen Heimatland. Sie ist es, die die Geschichte in der Gegenwartsform erzählt. Der Leser sieht also alles nur mit ihren Augen und weiß nur von ihren Gedanken und Gefühlen bzw. ihrer Interpretation der Handlungen und Gedanken aller anderen. Obwohl sie gerade erst am Anfang ihres Erwachsenenlebens steht, scheint es aufgrund der Vorhersehbarkeit bereits beendet. Zukunft weckt keine Hoffnung in ihr, sie wirkt beängstigend. So beängstigend, dass sie sich auflehnt, beispielsweise in dem sie sich (wie viele andere auch) ein Merkmal aussucht, dass sie von anderen abhebt. In ihrem Fall ist es eine tätowierte Schneeflocke, im Fall ihrer Freunde eine Narbe, ein gemaltes Motiv oder Ähnliches. Der eine trägt es auffällig, der andere eher versteckt. Neva zum Beispiel macht Letzteres. Sie entstammt einer der Gründungsfamilien von Heimatland. Dieses wurde im Jahr 2051 von der Außenwelt abgeschottet, nachdem der Terror überhandnahm. Niemand weiß, was außerhalb von Heimatland noch existiert.


    Heimatland erwartet von seinen jungen Bewohnern brav zur Vermehrung der auf lange Sicht aussterbenden Bevölkerung beizutragen und die Arbeit zu tun, die man ihnen zuweist. Heimatland erwartet blinden Gehorsam und keine Fragen. Doch statt zu tun, was Heimatland von ihnen erwartet, rebellieren Neva und ihre Mitstreiter. Das geschieht durch kleinere Aktionen, in denen die Öffnung von Heimatland gefordert wird genauso wie durch das Gelübde, dass sie sich gegenseitig abgelegt haben und demzufolge sie keine Kinder in die Welt setzen wollen. Doch Heimatland sieht alles und hört alles, hält seine Bewohner absichtlich unwissend, füttert sie mit falschen Informationen und setzt seine Vorstellungen skrupellos abseits vom Bewusstsein des Hauptteils der Bevölkerung um. Noch nicht einmal die Regierungsmitglieder, wie etwa Nevas Vater, ahnen geschweige denn wissen alles.


    Was als vielleicht noch ganz gute Idee begann, ist innerhalb weniger Jahre bzw. Jahrzehnte zu etwas geworden, was sich mit den überall auf der Welt zu findenden Unrechtsregimen vergleichen lässt. Unwillkürlich werden Erinnerungen an die Zeit wach, als Deutschland noch zweigeteilt und der Ostblock noch abgeschottet war. An die Zeit, als der Wunsch nach Freiheit zu harten Strafen, Gefängnis, Zwangsarbeit oder gar dem Tod führen konnte. Ob man den Blick nach Kuba oder in Staaten lenkt, in denen fanatisch-religöse Vorschriften das Leben begrenzen und reglementieren, überall gab und gibt es Menschen, die den Wunsch daraus auszubrechen bitter bezahlen mussten oder noch immer müssen.


    Grant ist es in ihrem flüssig geschriebenen und gut zu lesenden Roman gelungen, die Atmosphäre dicht und düster zu malen, ohne den eigentlich omnipräsenten Bedrohungsteil durch die Regierung überhandnehmen zu lassen. Wer eine absolut dystopische Beschreibung hierzu erwartet, wird vielleicht enttäuscht. Grants Roman dürfte zu den eher leiseren Vertretern dieses Genres gehören. Heimatland bleibt bei allem etwas verschwommen. Ein Widerspruch? Nicht wirklich. Die Autorin lässt sich nur bedingt über diese begrenzte Welt aus, geizt gewissermaßen mit Hintergrundwissen - was vielleicht daran liegt, dass Neva, und nicht die Protektosphäre, im Vordergrund steht. Doch auch sie und mit ihr alle Figuren werden eher skizziert als detailliert beschrieben. So zeigen sich Neva und ihre Freunde altersgerecht in ihrem Aktionismus, ihrer stellenweisen Unentschlossenheit oder Naivität. Sie wirken einfühlsam und sympathisch. Auch die erwähnten Erwachsenen agieren überaus überzeugend. Allen Figuren gemeinsam ist, dass sie nicht vorhersehbar sind. Wem man vertrauen kann und wer ein Verräter ist, offenbart sich nicht auf einen Blick. Und keiner hebt sich wirklich vom Einheitsgrau der Protektosphäre ab. Unglaubwürdig oder durchscheinend werden die Charaktere und der Handlungsort dadurch jedoch nicht. Gerade durch das Weglassen gewisser Details scheint die zunehmende Vereinheitlichung und das sich steigernde Verblassen der Individualität des Einzelnen betont zu werden. Die wachsende Resignation, die ansteigende Lähmung durch Angst, Aktionen und Reaktionen - all das wirkt authentisch.


    Ohne Melodramatik beschreibt die Autorin Nevas Gefühlswelt, die den gleichen Raum wie die Bedrohungssituation einnimmt. Trotz, Rebellion, aufkeimende Verliebtheit in den Freund ihrer Freundin, damit verbundene Schuldgefühle. Die aufkeimende, eigentlich unmögliche Liebesgeschichte ist in ihrer Andeutung ebenfalls sehr gut in die Hoffnungslosigkeit der gesamten Geschichte verwoben. Sie drängt sich nicht in den Vordergrund. Die wenigen innigen Momente, die Grants Hauptcharakter mit Braydon erlebt, erscheinen sehr innig und wirken angesichts der Umgebung und der damit verbundenen Schuldgefühle kostbar. Obwohl sich Neva dagegen wehrt, kreuzen sich ihre Wege immer wieder mit denen von Braydon und Ethan, der Freund ihrer Kindertage, gerät ins Hintertreffen. Ein Ausweichen scheint aufgrund der räumlichen Begrenztheit unmöglich. Heimatland ist zwar tatsächlich ein größeres Land, doch die Menschen werden auf Anweisung der Regierung in wenigen Ballungsräumen zusammengedrängt.


    Die Geschichte um Freundschaft, verliebt sein und Verrat, Trostlosigkeit und aufkeimende Hoffnung, Angst und Zuversicht, nimmt einen Verlauf, der es schwer macht, das Buch beiseitezulegen. Das Ende birgt Hoffnung und Hoffnungslosigkeit gleichermaßen in sich.


    Fazit


    Ein bedrückendes Buch, das sich nicht einfach nebenbei liest. Wenn der neue Trend im Jugendbuchbereich auch Dystopien mögen, so hätte ich doch in gewisser Weise Probleme, das Buch ohne Weiteres allen in der avisierten Altersgruppe zu empfehlen. Das liegt nicht daran, das Grant den Fokus auf Gewaltorgien oder ähnliches lenkt – das tut sie definitiv nicht. Doch das Buch ist – wie Dystopien eben sind - keine allzu leichte Kost und bekommt 5 von 5 Punkten.


    Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

    Der Unterschied zwischen dem richtigen Wort und dem beinahe richtigen ist derselbe Unterschied wie zwischen einem Blitz und einem Glühwürmchen.
    Mark Twain

  • Ich habe das Buch auch bereits vor einiger Zeit gelesen und fand es sehr gut, wenn auch bedrückend.


    Ich hätte am Ende gerne erfahren, was danach geschah (um nicht zu viel zu verraten). Aber auch so war ich mit dem Ende zufrieden.


    Das Buch regt auf jeden Fall auch zum Denken an, man legt es nur schwer aus der Hand.


    Ich würde es Lesern von Die Auswahl oder Panem empfehlen...

  • KLAPPENTEXT:


    Die 16-jährige Neva hat es satt, keine Antworten auf Fragen zu bekommen, die sie nicht einmal laut stellen darf: Warum wird ihr Heimatland von einer undurchdringbaren Energiekuppel von der Außenwelt abgeschottet? Warum verschwinden immer wieder Menschen spurlos? Und was ist mit ihrer Großmutter geschehen, die eines Tages nicht mehr nach Hause kam? Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Sanna beschließt Neva, Antworten zu verlangen und nicht mehr brav alle Gesetze und Regeln zu befolgen. Doch dabei verliebt sie sich nicht nur in den einen Jungen, der für sie tabu sein muss – sondern gerät auch in tödliche Gefahr …



    ZUR AUTORIN:


    Sara Grant wurde in den USA geboren, und hat dort Psychologie und Journalistik studiert. Sie ging mit ihrem Ehemann nach London und arbeitet dort bei einer Literaturagentur. „Neva“ ist ihr erster veröffentlichter Roman.


    EIGENE MEINUNG:


    Beim Pan-Verlag hat man sich redlich Mühe gegeben die Spannung auf die neue Dystopie „Neva“ ins Unermessliche zu steigern. Auch ich habe mich davon anstecken lassen und war umso begeisterter als ich das Buch in der Hand hielt. Ein wunderschöner Schutzumschlag, der ein Mädchen zeigt, das nachdenklich oder auch traurig sein könnte, vor einem Hintergrund, der an die Kälte von Edelstahl erinnert, dazu eine Schneeflocke, die schon auf den ersten Blick verrät, dass sie in der Geschichte eine besondere Bedeutung haben muss, ziert den Roman. Hierfür ein großes Lob.


    Auf den ersten Seiten ließ ich mich auch noch von dem Zauber des Gesamtpakets beeindrucken, doch schon bald ließ die erste Begeisterung nach. Der Autorin hat eine etwas gewöhnungsbedürftige Schreibe. Ihre Sätze sind sehr kurz, dennoch versucht sie möglichst viele Informationen rüber zu bringen. Das hatte zur Folge, dass ich anfangs etwas orientierungslos durch die Geschichte irrte und etwas Zeit brauchte, bis ich mich darin zurecht fand.
    Ich fühlte mich ein wenig so wie Protagonistin Neva, auf die auch so viele Erlebnisse, Gefühle und Neuigkeiten einprasselten, dass auch sie Schwierigkeiten hatte, sich in ihrem Leben zurecht zu finden.


    Für alle, denen es am Anfang genau so geht: keine Angst. Ab etwa der Hälfte nimmt die Story eine rasante Wendung. Ab da fesselt Sara Grant ihre Leser förmlich an Nevas Geschichte. Ohne zu viel zu verraten kann ich nur sagen: Unter der Protektosphäre geschehen Dinge, die kaum einer für möglich gehalten hätte...


    Anfangs fehlte mir etwas der Tiefgang. Der Autorin gelang es nicht so recht, mich in die Geschichte hinein zu ziehen, mir fehlten irgendwie die großen Gefühle. Ich konnte weder die Verzweiflung der Figuren, noch den grenzenlosen Aktionismus der Rebellen so richtig spüren. Doch auch das änderte sich auf einmal Schlagartigkeit und ich bekam nicht nur des öfteren Gänsehaut, sondern empfand auch Trauer und Mitleid.


    FAZIT:


    Ein Buch, in das ich mich erst etwas einlesen musste. Das ich aber aus der Hand gelegt habe mit dem Verlangen nach einer Fortsetzung. Sofort!!

  • Meine Meinung liest sich ungefähr so. :-)


    Buchinhalt:


    Neva Adams ist gerade 16 Jahre alt und hat die Schule abgeschlossen. In Heimatland, der Welt in der sie lebt, ist dies der Schritt vom Kind zur Erwachsenen. Etwas dazwischen scheint es nicht zu geben. In Heimatland scheint es so einiges nicht zu geben. Das wird Neva immer bewusster. Die Regierung hält die Hand vor allem. Alles bleibt für die Bewohner verborgen. Das Schicksal und die Zukunft wird vorher bestimmt. Neva wird es zu eng unter der durchsichtigen Energiekuppel, die sie und alle anderen Bewohner von der Welt dort draussen abschneidet. Doch laut der Regierung gibt es keine andere Möglichkeit. Denn die Luft ausserhalb von Heimatland soll voll von giftigen Toxine sein. Aber Neva glaubt immer mehr, dass dies nicht ganz der Wahrheit entspricht. Menschen, die auffallen und sich von der Masse abheben, verschwinden. Sie möchte Antworten und glaubt diese nur außerhalb der Energiekuppel zu finden. Auch Nevas beste Freundin Sanna möchte so nicht leben. Sie entscheiden sich für die Rebellion, und zwar in Form einer “Dunkelparty”. Nach dieser Party überschlagen sich die Ereignisse. Und zu allem Überfluss verliebt sich Neva auch noch in den Freund ihrer besten Freundin.



    Persönliche Meinung:


    Sara Grants Debütroman “Neva” ist eine Dystopie. Nun, für mich ist diese Art von Buch schon bekannt. Wer die Panem-Trilogie (Suzanne Collins), “Die Auswahl” (Ally Condie), oder “Die Stadt der verschwundenen Kinder” (Garrah O’ Brien) kennt, weiß wie Dystopien aufgebaut sind. Dies sind Geschichten, die eine fiktive Gesellschaft widerspiegelt, die sich komplett zum Negativen gewandelt hat.


    Nevas Welt ist eine Welt auf dem Planeten Erde. Doch die Welt ausserhalb existiert nicht mehr so, wie unsere. Zumindest wird das von der Regierung behauptet. Aus diesem Grund wurde Heimatland erschaffen. Dieses liegt unter einer durchsichtigen Kuppel. Neva ist ein junges 16-jähriges Mädchen. Sie hat gerade ihren Schulabschluss gemacht und soll nun einen Beruf erlernen, der ihr vorgegeben wurde. Doch in Neva schlummert eine Sehnsucht. Sie möchte entscheiden, was sie tun möchte. Sie möchte hinausblicken aus Heimatland und sehen, was dort wirklich noch ist. Es sind Träume, die sie nicht haben darf. Schon garnicht als Tochter eines angesehenen Regierungsmitglieds. Doch sie möchte ausbrechen. Heimatland beängstigt sie mehr und mehr. Alle Bewohner ähneln sich. Außerdem gibt es immer weniger Ressourcen. Alle müssen ihre Sachen tragen bis sie ihnen vom Leib fallen. Lebensmittel sind kostbare Güter. Das kann doch nicht das wahre Leben sein? Ihre Großmutter hat ihr so viele Geschichten erzählt von der Welt außerhalb. Ist sie deshalb verschwunden vor vielen Jahren? Verschwunden, wie soviele andere Menschen? Und was ist mit ihnen passiert? Neva muss Antworten haben. Und sie will sie schnell. Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Sanna, die ebenfalls ausbrechen möchte, veranstaltet sie ausgerechnet in ihrem Zuhause eine “Dunkelparty”. Sie planen einen Aufstand, einen Protest. Doch plötzlich gerät alles außer Kontrolle. Sie verliebt sich Hals über Kopf in den mysteriösen Freund ihrer besten Freundin. Und dann muss Neva begreifen, dass ihr Protest nicht ohne Konsequenz bleibt. Ihre Welt droht sie zu zerbrechen. Trotzdem gibt sie nicht auf und kämpft…


    Als ich das Buch erhielt war ich überrascht. Mit nur ca. 350 Seiten ist der Roman deutlich schmaler als vermutet. Dann schlug ich das Buch auf und nach einem etwas verwirrenden 1. Kapitel, konnte ich es kaum beiseite legen. Sara Grant hat einen sehr flüssigen Schreibstil. Die Seiten flogen nur so an mir vorbei. Die Hauptprotagonistin war mir von Beginn an sehr symphatisch. Ihre Verbissenheit und ihr Plan Antworten zu finden machen sie zu einem mutigen jungen Mädchen. Ihre beste Freundin Sanna versucht ihr stets beizustehen. Dann sind da noch Ethan (Nevas Freund) und Braydon (Sannas Freund). Letzterer verdreht ihr leider den Kopf und stellt somit ihre Welt noch mehr auf den Kopf. Zu Nevas Eltern, vorallem ihrem Vater, möchte ich hier nichts schreiben. Sonst würde ich vielleicht zu sehr auf den Inhalt eingehen.


    Die Geschichte habe ich äußerst gern gelesen. Es bleiben jedoch viele Fragen offen. Und diese werden wohl nicht beantwortet, denn Sara Grant plant keine Fortsetzung. Zum einen stößt mir das schon bitter auf, zum anderen hat der Leser vielleicht so die Gelegenheit sich selbst seine eigene Fortsetzung zusammen zu spinnen.


    Zum Cover kann ich nur sagen, dass ich mir Neva genau so vorgestellt habe. Mit der Aufmachung des Covers hat sich der PAN-Verlag mal wieder selbst übertroffen. Und auch ohne Einband ist das Buch mit dem eingestanzten Autorennamen und Buchtitel zwar schlicht gehalten, aber wirklich sehr schön.

  • Zitat

    Original von Nightingale78
    Die Geschichte habe ich äußerst gern gelesen. Es bleiben jedoch viele Fragen offen. Und diese werden wohl nicht beantwortet, denn Sara Grant plant keine Fortsetzung.


    Das ist so nicht gesagt. Auf der Buchmesse sagte Sara Grant auf die Frage zur Fortsetzung, dass sie Ideen hätte, dies aber vom Verlag abhängig macht.
    Ich nehme daher an, dass es eine geben wird ;-)


    Das Buch braucht nicht unbedingt eine. Ja, das Ende lässt Fragen offen und nein, es gibt kein Happily After All (oder wie das heißt). Auch gibt Heimatland sicher noch viel zu erzählen her.
    Dennoch halte ich die Geschichte für abgeschlossen, man kann Neva wunderbar als abgeschlossenen Einzelroman lesen.


    Mir hat das Buch viel Spaß gemacht. Gerade DASS man der wenigen Seiten wegen so durch die Handlung jagt, sehe ich als Stärke des Romans. Das Buch hat es nicht nötig, bis ins Letzte ausformuliert zu werden, es funktioniert sehr gut als schnelle, emotionale Dystopie.
    Ein wirklich schönes Buch, habe es sehr gerne gelesen.

  • Sara Grant – Neva


    Inhalt
    Die sechszehnjährige Neva lebt in Heimatland. Dem Land unter der Kuppel, das seit Jahrhunderten abgeschlossen von allen äußeren Einflüssen nur durch eine starke Regierung beherrscht werden kann. Und diese lässt immer mehr Menschen aus Nevas Umfeld wegen „Verstößen gegen den Patriotismus“ verschwinden. Angefangen mit Nevas Großmutter, an die sie sich kaum noch erinnern kann.
    Doch mit ihren Freunden wagt sie den Beginn eines leichten Widerstandes, der aber bald wieder zum Erliegen kommt, da sich die Angst vor der Regierung verbreitet. Letztendlich regt sich nur noch in Neva die Rebellion und sie versucht auf all ihre Fragen endlich Antworten zu finden, was aber vor allem durch die staatlichen Zensurbehörden erschwert wird. Warum ist Heimatland von der Protektosphäre umgeben? Ist dahinter wirklich nur totes Land? Wohin ist ihre Großmutter verschwunden und was ist mit all den anderen passiert, die von einem auf den anderen Tag vom Erdboden verschluckt worden zu sein scheinen?
    Bald überschlagen sich die Ereignisse und Neva muss sich schnell entscheiden in welche Richtung sich ihre Zukunft wenden wird, ob sie die Lebensgefahr eingehen soll und wem sie noch vertrauen kann.



    Meinung
    Sara Grants Debüt hat mich beinahe umgehauen. Es steckt voller spannender und überraschender Momente, interessanter Gedanken und deteilreichen Schilderungen.
    Der Spannungsbogen dieser grandiosen Geschichte hebt sich gegen Ende hin bis in kaum auszuhaltende Höhen, die den Leser an nichts anderes als dieses Buch mehr denken lassen. Denn die Handlung steigert sich nicht nur in einem Strang, sondern in allen auch nur angerissen Handlungsteilen zu einem Höhepunkt, der das Buch mit Pauken und Trompeten in einem Sprint auf den Ausgang enden lässt.
    Doch obwohl dieses spannungsgeladene Erzählen im gesamten Buch vorherrscht, hatte ich keineswegs das Gefühl, an den Handlungspunkten vorbeizurasen oder alles nur verkürzt erzählt zu bekommen. Sara Grant hat einfach genau die richtige Balance zwischen bewegten Längen und aufwühlenden Kürzen gefunden, die keine Pausen zulassen.
    Bemerkenswert ist auch die schrittweise Einführung in Heimatland und all seine Eigenheiten, die Neva erst zu ihren Taten getrieben haben. Denn erst relativ spät im Buch hat der Leser das erste Mal eine grobe Vorstellung vom Leben unter der Protektosphäre, das meiner Meinung nach in mancherlei Hinsicht sogar an einige abgelöste oder bestehende Staaten erinnert. Zudem werden auch Probleme (vor allem in Bezug auf Ressourcen) angesprochen, die nicht nur im fernen Heimatland für rauchende Köpfe sorgen.
    Außerdem hat mir die Mischung der Genres in diesem Buch sehr gut gefallen, die sich von Science-Fiction über jugendliche Selbstfindung und verzwickte Liebesgeschichte ziehen.
    Einzige Kleinigkeit mit der ich mich nicht so recht anfreunden konnte, waren die meisten Charaktere um Neva herum. Die waren sicherlich auch wie Neva sehr genau durchdacht, nur nicht allzu gut näher gebracht, sodass ich viele ihrer Handlungen eher stirnrunzelnd hinnahm als sie zu verstehen.


    Fazit: Neva ist die durchweg mitreißende und aufwühlende Geschichte in einem abgeschotteten Land, die es versteht beängstigende Science-Fiction mit verzwickter Lovestory und jugendlicher Rebellion zu verknüpfen.

  • Von ihrer Großmutter erhielt Neva nicht nur ihren ungewöhnlichen Namen (der Schnee bedeutet), sondern auch den Drang nach Freiheit. Ein gefährliches Bedürfnis im totalitär regierten „Heimatland“.


    Schon vor Generationen haben die Gründungsväter Heimatland von der Außenwelt abgeschottet, in dem sie eine riesige Glaskuppel, die Protektosphäre, errichteten. Darunter wird jede Nonkonformität mit Polizeigewalt im Keim erstickt. Trotzdem oder gerade deshalb geht es mit Heimatland bergab. Entwicklung findet aufgrund der selbst gewählten Isolation nicht mehr statt, Technik kann nur noch recycelt werden, das Wissen über ihre Entwicklung ging schon vor Jahrzehnten verloren. Geschichte wird umgeschrieben, wie es den Regierenden gefällt. Den Menschen fehlt es an genetischer Erneuerung: Aufgrund der Inzucht gehen Lebenserwartung und Geburtenrate zurück, die Bewohner Heimatlands sehen sich immer ähnlicher. Da greift die Regierung im Kampf gegen den Bevölkerungsschwund zu radikalen Methoden.


    Neva und ihre Freunde haben sich zur Volljährigkeit mit 16 geschworen, sich dem System zu widersetzen. Sie tätowieren sich unverwechselbare Kennzeichen, leben im Zölibat, um dem System den dringend benötigten Nachwuchs zu verweigern, sprühen Parolen und verteilen Flugzettel. Nur ihr Vater, selbst Regierungsmitglied, schützt Neva vor dem Zugriff des Staates. Ihren Freunden geht es da wesentlich schlechter. Viele verschwinden. Und die, die zurückkehren, sind nach einer Gehirnwäsche nicht mehr dieselben. Wie z.B. Ethan, Nevas Freund. Und dann ist da noch der geheimnisvolle Braydon. Ein Kuss im Dunkeln genügt und Neva verliebt sich unsterblich in den Freund ihrer besten Freundin.


    Beim Lesen des Klappentextes musste ich direkt an die Tribute von Panem Trilogie von Suzanne Collins denken. Auf der Erfolgswelle dieser Dystopie will wohl auch „Neva“ mitschwimmen. Im Gegensatz zu Panem konnte mich „Neva“ allerdings emotional nicht erreichen. Die Liebesgeschichte mit Braydon wirkte auf mich arg aufgesetzt und gezwungen, als wäre sie nur hineingeschrieben worden, um die Zielgruppe der Twilight Fangirlies zu erreichen. Der Entscheidungskonflikt eines Teenagers zwischen Anpassung und Rebellion wurde schon oft und besser erzählt, genau wie die Fiktion einer isolierten Glaskuppelwelt. Die Ergebnisse konnten mich daher nicht verwundern.


    Zu Gute halten will ich Sara Grant aber, dass sie der Versuchung widersteht, scharz/weiß Stereotypen zu entwickeln. Es gibt keinen unsäglich bösen Diktator. Es gibt nur eine Masse von Konformisten wie Braydon, Ethan und Nevas Eltern, die zur Beruhigung ihres Gewissens im Stillen zwar jeder auf seine Weise irgendwie Widerstand leisten, letztendlich aber das System mitragen. Eine, wie ich finde, realistische und damit umso erschreckendere Betrachtungsweise.


    Fazit: Wenig originelle, aber in sich stimmige Dystopie. 6 von 10 Punkten.

  • Ich muss gestehen, ich bin irgendwie zweigeteilt bei der Beurteilung dieses Buches und es fällt mir nicht leicht, meinen Leseeindruck in die richtigen Worte zu fassen. Einerseits hat mir das Buch sehr gut gefallen, andererseits fehlt mir unendlich viel.
    Sara Grant erzählt Nevas Geschichte wirklich sehr schön und fesselnd. Es geht mächtig rasant zu in Heimatland und zu keiner Zeit verliert das Buch an Spannung, so dass man es eigentlich in einem Rutsch durchlesen möchte, was viele Leser sicher auch tun. Immer wenn man gerade der Meinung ist mal eine kleine Pause machen zu wollen, taucht wieder irgendeine Wendung auf und man muss doch noch schnell weiterlesen und zwar bis zum Schluss.
    Sehr gut hat mir zum Beispiel auch gefallen, dass es selbst dann noch spannungsgeladen knisterte, wenn man die ein oder andere Wendung eventuell schon erwartet hat. Das schaffen nicht viele Autoren. Hut ab.


    Wenn man sich allerdings zu tief in Neva hineinversetzt, will man einfach mehr wissen, viel mehr. Hier könnte man dann den Eindruck gewinnen, dieses Buch ist ein sehr, sehr ausführliches Exposé für eine Trilogie ;-) All die Dinge, die hier nur kurz angeschnitten werden, wie z.B. : Fragen nach der Regierung - wer ist das eigentlich? Wie ist es zu der Protektosphäre gekommen? Wo nehmen sie die Energie her? Warum werden die Rohstoffe(welche?) nach so vielen Generationen knapp - wie hat das vorher funktioniert? Wie viele Menschen leben dort? Wie ernähren sie sich? Wie leben sie? Wie sieht der Fortschritt aus? Wie regelt man die Genfrage? Und ... und ... und ...
    Es gibt so viele offene Fragen.
    Natürlich kann sich jeder selber was zusammen reimen, aber das ist doch nicht der Sinn einer Dystopie, oder?


    Für mich war es dennoch eine sehr fesselnd geschriebene Geschichte über ein rebellisches Mädchen, das versucht frei zu sein und etwas zu ändern.

  • Mit ihrem Debütroman „Neva“ springt Sara Grant auf momentan hochaktuellen Zug der Dystopien auf und widmet sich der Frage, was passiert, wenn sich die Welt abschottet und vor der Vielfalt, sowohl im Gedanken- als auch im Erbgut, verschließt. Eine interessante Frage, die neugierig auf dieses Buch macht. Doch leider wurden meine recht großen, vielleicht zu großen Erwartungen etwas enttäuscht.


    Von Anfang an hatte ich große Schwierigkeiten, mich in die Geschichte hineinzufinden. Sie war mir zu undurchsichtig, zu verworren und hat es nicht geschafft, mich in ihren Bann zu ziehen. Auch Sara Grants Schreibstil mit kurzen, abgehackten Sätzen bereitete mir Probleme, denn er steigert nur wenig die Lust aufs Weiterlesen. Zum Glück wurden die Sätze nach ein paar Seiten ausführlicher und so angenehmer zu lesen. Trotzdem hatte ich die ganze Zeit über das Gefühl, dass die Autorin einfach nur möglichst viele Informationen in einem Satz unterbringen wollte. Ihrem Stil fehlt irgendwie die Leichtigkeit.


    Die Idee hinter „Neva“ hat mir gut gefallen, auch die Tatsache, dass Sara Grant sehr mit Extremen spielt. So wird beispielsweise alles bis aufs Letzte recycelt, von Kleidung über Gebrauchsgegenstände bis hin zum menschlichen Erbgut. Und auch die Menschen unter der Glaskuppel sind extrem, entweder extrem angepasst (zumindest äußerlich) oder so sehr auf Individualität bedacht, dass sie sich verstümmeln, um sich von der breiten Masse abzuheben. Doch leider kommt das, was die Menschen dazu bewegt, so zu sein wie sie sind, nicht wirklich rüber. Der Geschichte und auch den Figuren fehlt der Tiefgang, man wird einfach nicht schlau aus ihnen.


    Hat man sich nach etwa der Hälfte des Buches endlich einigermaßen in Nevas Welt unter der Glaskuppel zurechtgefunden, überrascht die Autorin mit ein paar unvorhersehbaren Wendungen und erhöht die Spannung um ein Vielfaches. Man glaubt zu wissen, was unter der Protektospähre vor sich geht, doch das, was wirklich passiert, kann man kaum fassen…


    Zum Ende hin entwickelt sich „Neva“ doch noch zu dem spannenden Buch, das es eigentlich von Anfang an hätte sein sollen und auch sein können. Doch insgesamt ist die Geschichte mir zu oberflächlich, zu verworren und zu wenig durchdacht, es gibt zu viele Ungereimtheiten und am Ende bleiben zu viele Fragen offen. Die Grundidee bietet viel Potenzial für eine tolle Geschichte, aber an der Umsetzung hapert es leider ein wenig.

  • Meine Meinung:
    In der sicheren Dunkelheit wird über das Undenkbare gesprochen. Über das Verbotene, die Rebellion.


    Wie jeder andere Teenager auch, testen Neva und ihre Freunde ihre Grenzen aus und beziehen Opposition zu den vorhandenen Regeln. Nur, dass es im Falle der 16-jährigen wirklich gefährlich ist Kritik zu üben – denn sie lebt in „Heimatland“, einem Land unter einer Glaskuppel, in der nicht hinterfragt werden darf, was vor Generationen beschlossen wurde. Die komplette Abschottung von der Außenwelt wird der heutigen Jugend als Notwendigkeit erklärt. Doch in ihrem geschützten Refugium ist längst nicht alles so perfekt, wie es sollte: Güter werden knapp, die Kindersterblichkeit ist aufgrund der Inzucht hoch und immer wieder verschwinden einfach Menschen… und keiner weiß wohin.
    So auch Nevas Großmutter, die ihr damals den außergewöhnlichen Namen verlieh. Deshalb steht für die 16-jährige und ihre Freundin Sanna fest, dass sie Antworten auf ihre Fragen brauchen, dass sie sehen wollen, ob noch etwas außerhalb der Kuppel über Heimatland existiert.
    Dabei erfährt Neva schnell, dass sie nie wieder in die Unwissenheit zurückkehren kann und manche Wahrheiten nur schwer zu ertragen sind…



    Nachdem die Jugendliteratur die Fantasy für sich entdeckt hatte und geradezu ein Schwall an Neuerscheinungen auf den Markt drängte, gibt es spätestens seit den „Tributen von Panem“ eine neue Nische, die besonders reizvoll scheint: die Dystopien. Auch Sara Grants „Neva“ ist in diese Schublade einzuordnen und beschäftigt sich mit dem Leben eines Mädchens, das unter einem totalitären Regime aufwächst und beginnt, sich gegen die vorgeschriebenen Regeln zu wehren.


    Neva wurde in „Heimatland“ gerade für erwachsen erklärt – was dort automatisch mit einer Zeremonie im 16. Lebensjahr geschieht. Aber nur weil man auf dem Papier als erwachsen gilt, ist man es noch lange nicht. So hat auch das Handelnd der Protagonistin zunächst etwas von typisch jugendlicher Trotzhandlung. Hauptsache gegen die Regeln. Zusammen mit ihrer besten Freundin Sanna scheint ihre Rebellion eine Art aufregendes Spiel zu sein: es wird eine Dunkelparty (inklusive Knutschspielen) veranstaltet und ganz in Geheimagenten-Manier eine illegale Sprayaktion in der Stadt geplant.
    Schnell jedoch wird den Beteiligten klar, dass es viel mehr als ein aufregender Spaß ist, gegen das Regime zu protestieren – es ist sogar bitterer Ernst. Und als Neva beginnt zu verstehen, was hinter der perfekten Fassade der Regierung steckt, stellt sie selber fest, dass Unwissenheit manchmal einfacher ist.
    Ihr Charakter entwickelt sich im Laufe der Geschichte weiter und tatsächlich wird aus ihr eine junge Erwachsene, die für ihre Meinung und ihren Willen eintritt, die die Hoffnung auf ein besseres Leben nicht aufgeben möchte und dennoch mit den Problemen, die auf sie zukommen, überfordert ist.


    Dass sie sich immer mehr von ihrer besten Freundin Sanna entfernt, erschwert das Vorgehen für die 16-Jährige. Aber während sie schon den Ernst der Lage erkannt hat, scheint Sanna noch immer alles als einen Nervenkitzel zu sehen… bis sie die Konsequenzen ihres Handelns selber erfahren muss. Ich fand es etwas schade, dass man als Leser von Sanna so wenig erfährt. Sie handelt manchmal widersprüchlich und bleibt einem leider relativ fremd, sodass man kaum Mitgefühl für sie hat. Sogar als sie gegen Ende eine große Entscheidung trifft, fragt man sich unweigerlich warum sie nicht den Schritt nach Vorne wagt – so, wie es Neva stattdessen tut.


    Die weiteren Charaktere des Buches waren eine Überraschung – mal positiv, mal negativ. Besonders Nevas Mutter und ihr Vater nehmen im Verlauf der Geschichte eine interessante Rolle ein. Ihre Entwicklung wird zwar nur am Rande, dafür aber umso spannender gezeichnet. Sowohl die unscheinbare Mutter als auch der regelkonforme Vater – der übrigens gleichzeitig der Minister für Altgeschichte von Heimatland ist! – sorgen für Wendungen, die viel Potential für einen Ausbau bieten würden. Umso mehr hat mich enttäuscht, dass es bei einer oberflächlichen Erwähnung der Familie der 16-Jähirigen bleibt und kein weiterer Einblick in das Denken und Handeln, die Beweggründe und das Leben der Eltern gewährt wurde.
    Genauso ein Rätsel bleibt mir der männliche Part im Buch: Braydon. Der Junge wird als ein Mysterium mit roten Stiefeln vorgestellt – und genau das bleibt er auch. Als Freund von Sanna tritt er eher unauffällig in Erscheinung, nimmt aber im Laufe der Geschichte eine wichtige Nebenrolle ein. Letztendlich kommt allerdings auch sein Charakter auf den knapp 350 Seiten viel zu kurz und es bleibt dem Leser kaum die Gelegenheit ihn richtig kennen zu lernen um sein Handeln nachvollziehen zu können.


    Das ist es schlussendlich auch, was mich hauptsächlich dazu verleitet „Neva“ mit nur drei von fünf möglichen Sternen zu bewerten. Die Geschichte ist ohne Frage interessant und spannend geschrieben. Durch den flüssigen Schreibstil und die angenehme Satz- und Kapitellänge ist der gesamte Text einfach zu lesen und verleitet dazu, beim Schmökern die Zeit zu vergessen. Leider passiert auf den wenigen Seiten aber so viel, dass dem Leser keine Zeit bleibt wirklich in der Geschichte abzutauchen. Zu viele Fragen bleiben ungeklärt, zu viel Thematik wird nur oberflächlich angekratzt. So wird zwar immer wieder in kleinen Bruchstücken geklärt was es mit „Heimatland“ auf sich hat, doch hätte mir gut gefallen noch mehr darüber zu erfahren warum eine ganze Bevölkerung überhaupt unter einer Kuppel sitzt. Es wird angedeutet, doch direkt ausgesprochen wird es nicht. Insgesamt pickt sich Sara Grant nur wenige Aspekte der Regierung heraus, die dann beleuchtet werden und stellvertretend für die Grauen der gesamten Machenschaften dort stehen. Als Leser würde man gerne mehr erfahren um sich ein besseres Gesamtbild über die Situation zu machen und ein feineres Gespür dafür zu bekommen, was letztendlich hinter Nevas Kampf für Freiheit steht. So jedoch rast man durch die Handlung und wird auf den wenigen Seiten mit einer Fülle von Vorkommnissen überschüttet, die dazu führen, dass man immer eine gewisse Distanz zu den Charakteren und deren Geschichte bewahrt. Dafür, dass der Schwerpunkt in „Neva“ nicht auf der Liebesgeschichte liegt, sondern viel mehr auf der Dystopie, erfährt man meiner Meinung nach zu wenig.


    Nichtsdestotrotz hat Sara Grant eine durchaus interessante Zukunftsgesellschaft gezeichnet, deren Prinzip gar nicht so fern liegt. Mit ein bisschen mehr Raum für Erklärungen und Details wäre das Buch ein Paradebeispiel für eine gelungene Dystopie – so ist es immerhin ein leicht zu lesendes und unterhaltendes Buch, das noch Platz für Spekulationen bietet. Da es keine Fortsetzung zu „Neva“ geben wird, bleibt mit Spannung abzuwarten, was der nächste Roman der Autorin bietet.

  • Die 16-jährige Neva lebt mit ihren Eltern in Heimatland, das vor langer Zeit durch eine sogenannte Protektosphäre von der Außenwelt abgeschottet wurde, angeblich, um die Bewohner zu schützen. Doch das Leben dort wird immer schlechter, die Rohstoffe gehen zur Neige, Rebellion wird im Keim erstickt.


    Mit 16 ist man in Heimatland erwachsen, und die Regierung erwartet, dass man schnellstmöglich Kinder bekommt, damit die Einwohnerzahl wieder steigt. Doch Neva und ihre Freunde wollen keine Kinder in diese Welt setzen, sie wollen rebellieren.


    Während einer „Dunkelparty“ wird Neva von Braydon, dem Freund ihrer besten Freundin Sanna, geküsst. Obwohl Braydon ihr zunächst suspekt ist, verliebt sie sich in ihn.


    Das Buch ist in der Ich-Perspektive aus Nevas Sicht in der Gegenwart geschrieben. Die Sprache ist klar, die Sätze einfach und zum großen Teil recht kurz, was bei mir eine gewisse Distanz hervorgerufen hat. Auch insgesamt ist die Erzählung ziemlich kurz gehalten, 100 – 200 Seiten mehr hätten dem Buch sicher gut getan. Dann hätte man viele Szenen besser ausschmücken und die Hintergründe für verschiedene Handlungen klären können. So wurden mir leider einige Dinge nicht ganz klar, z.B. auch die Entwicklungen der verschiedenen Protagonisten.


    Dadurch, dass man nie sicher sein konnte, wem man nun trauen kann, wer für die Regierung arbeitet, wer wirklich ein Freund ist, war durchgehend eine gewisse Spannung zu spüren. Am Schluss war es mir dann aber doch ein bisschen zu viel mit dem ständigen Hin und Her von Verrat und Rettung.


    Von der Idee her finde ich das Buch aber recht gut, und wenn es einen 2. Band gibt, werde ich ihn sicher auch lesen. Die Aufmachung des Buches finde ich sehr gelungen, das Cover ist ein echter Hingucker.


    Ich gebe 7 von 10 Punkten.

  • Meine Meinung


    Die Jugendliche Neva lebt in Heimatland, welches sich komplett von der restlichen Welt abgeschottet hat. Es wird deutlich, dass es bei diesem Staat der Zukunft um die heutige USA handelt. Neva erzählt ihre Geschichte aus der Ich-Form heraus und im Präsent. Es geht mehr um Freundschaft und Liebe als um Rebellion. Einfühlsam wird beschrieben, wie sich langsam und bedächtig eine bestimmte Richtung abzeichnet, bis Neva letztlich eine für ihr gesamtes zukünftiges Leben wichtige Entscheidung treffen muss.


    Nevas Geschichte in Heimatland ist erzählt, weitere könnten folgen, da genug Potenzial vorhanden ist. Geschieht dies nicht, ist dies ein guter Einzelroman in einem Genre, bei dem es oft nur über Trilogien geht.
    Interessant ist, dass die deutsche Übersetzung knapp 5 Monate vor der amerikanischen Original veröffentlicht wurde. Wer mehr über die Autorin wissen möchte sei das Interview des deutschen Verlages mit Sara Grant empfohlen.

  • Ich habe das Buch gleich nach dem Erscheinen gelesen. Bzw es direkt bei der Autorin auf der LBM gekauft und signieren lassen ;)


    Ich denke, was mich am meisten gefangen hat, war die Begeisterung der Autoin selbst und daraufhin konnte ich gar nicht anders, als das Buch lieb zu gewinnen. Leider ist es nie sonderlich mehr geworden.
    Ich habe es liebgewonnen. Es ist süß. Als Dystopie lockt es mich besonders und schafft es auch hin und wieder Spannung aufzubauen. Aber leider hat mir das Überlaufen das Glases gefehlt. Etwas, das ein Schritt weiter geht.
    Die ganze Geschichte scheint in einem Rahmen zu liegen und abzulaufen, aber mir hat dieser Augenblick gefehlt, der einen den Atem nimmt. Der einen Überweltigt.
    Neva enthält einige spannende Ansätze und ich hoffe, dass die Autorin die Reihe weiterführen darf. Vielleicht wird sie diesen Punkt dann noch erreichen.
    Ansonsten ist es ein nettes Buch, das ich sicher noch einmal lesen werde, das es aber nicht in meine Lieblingslisten schafft.

  • Dystopien sind ja zur Zeit der Renner bei den Jugendbüchern und ich liebe Dystopien.
    Neva ist ein sehr niedliches Buch das schön zu lesen ist. Esgibt etwas spannung und die Figuren sind auch gut beschrieben.
    Bei der Figur Brandon fand ich es toll mit zu vermuten auf welcher Seite er steht.

  • Die 16-jährige Neva hat es satt, keine Antworten auf Fragen zu bekommen, die sie nicht einmal laut stellen darf: Warum wird ihr Heimatland von einer undurchdringbaren Energiekuppel von der Außenwelt abgeschottet? Warum verschwinden immer wieder Menschen spurlos? Und was ist mit ihrer Großmutter geschehen, die eines Tages nicht mehr nach Hause kam? Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Sanna beschließt Neva, Antworten zu verlangen und nicht mehr brav alle Gesetze und Regeln zu befolgen. Doch dabei verliebt sie sich nicht nur in den einen Jungen, der für sie tabu sein muss – sondern gerät auch in tödliche Gefahr …


    Ein spannender Roman über die Frage, was passieren kann, wenn man Teile der Welt abschottet und Freiheit in all seinen Formen abschafft. Diese Fragen hat Sara Grant zu einer spannenden und erschreckenden Zukunftsvision verwoben, die den Leser zum Denken und Handeln anregt. Sie zeigt ebenfalls, dass man selbst in den dunkelsten Stunden sie Hoffnung nicht aufgeben darf, da sie das ist, was uns ausmacht und am Leben erhält. Dystopische Romane gibt es momentan ja viele, vieles wird in verschiedenen Romanen aufgegriffen, aber dennoch ist es Sara Grant gelungen einen eigenständigen Roman zu schaffen, der lange nachwirkt und dem hoffentlich noch ein zweiter Band folgen wird, da etliche Fragen noch nicht geklärt worden sind und das Ende doch auch sehr offen ist und förmlich nach einer Zugabe schreit.


    Die Personen sind sehr authentisch dargestellt worden in ihren Gedanken und Gefühlen, sowie in ihren Handlungen. Man glaubt ihnen und kauft ihnen ab, was sie tun, sodass ein realistisches Bild geschaffen wird von den Menschen innerhalb dieser Protektosphäre.


    Durch einen lockeren und flüssigen Schreibstil ist es der Autorin gelungen den Leser zusätzlich zu fesseln und zu begeistern.


    Das Cover passt gut zur Geschichte, da es einen direkten Zusammenhang zu dieser herstellt, auf den ich nicht näher eingehen werde, da sonst etwas von der Geschichte verraten werden könnte.

  • Die kleine, rebellische Neva ist ein Teenager, der gerne Fragen stellt. Leider bekommt sie auf all ihre Fragen keine Antworten, was an "Heimatland" liegt. Dort herrscht ein strenges Regiment, welches die "Heimatländler" von den anderen Menschen fern hält. Neva lebt in einer Art Glaskugel, die unnter Strom gesetzt ist und es scheint so, als ob ihr Leben vorbestimmt ist, was ihr widerrum nicht passt. Eines Tages reicht es ihr und sie beschließt zu Rebellieren. Zusammen mit ihrer Clique gereht sie dadurch aber in Schwierigkeiten....


    Meine Meinung:


    Nach langer Zeit habe ich überhaupt mal wieder ein Buch in die Hand genommen (ich hatte eine verdammt lange Leseflaute) und wusste, dass wenn ich eine Dystopie lese, die Leseflaute auch nicht mehr zurückkommen würde - naja, zuerst einmal.


    Ansich gefällt mir die Idee. Ein Teenager dem gesagt wird, was er zu tun oder zu lassen hat. Noch dazu ist die protagonistin weiblich und muss somit mehr Mut aufbringen, als dass man es von einem Jungen erwarten würde. Jetzt würde ich sagen, dass das eigentlich recht klischehaft ist, doch ich muss bedenken, dass Neva damals recht früh rauskam und ich noch nicht so viele Dystopien gelesen habe. Deswegen wirkt der Charakter auf mich authentisch.


    Der Schreibstil:


    Er lässt sich gut lesen. Auch ist die Schrift recht groß, sodass man die Kapitel und das Buch sehr schnell lesen kann.


    Das Cover:


    Da ich nicht genau weiß wie Neva in der Vorstellung der Autorin aussehen würde, würde ich sagen, dass es stimmig ist. Auch wird im Buch nicht viel über ihr äußeres beschrieben. In "Heimatlan" sehen sich viele einfach nur ähnlich.


    Fazit:


    Das Buch lässt uns zum Ende hin nochmal grübel. Einige Fragen bleiben unbeantwortet, obwohl wir sie uns stellen. Vielleicht soll sich der Leser genauso fühlen wie Neva in "Heimatland." Allerdings glaube ich auch, dass das nicht beabsichtigt war und eher durch Zufall entstanden ist. Vielen fällt das bestimmt auch nicht auf. Aber wie gesagt, es ist nur eine These.


    Was mich an den Buch ein wenig gestört hat ist, dass es keine wirkliche Rebellion gab - vielleicht bin ich aber auch anderes gewöhnt.


    Man kann sagen, dass das Buch eine gute Dystopie ist mit einem Ende, welches viele Fragen aufwirft. Allerdings für Leute, die härtere Sachen gewöhnt sind ist dieses Buch eher durchschnitt. Ansich kann man auch sagen, dass das Buch keine Fortsetzung braucht, da es ein stimmiges Ende hat.


    Da ich keine Erwartungen an das Buch hatte kann ich mit guten Gewissen sagen, dass ich dem Buch 7/10 Punkten gebe.

  • Neva und Senna sind die besten Freundinnen und hecken etwas aus. Sie fühlen sich gefangen unter der Energiekuppel. Zudem werden alle Menschen sich immer ähnlicher, es gibt mehr Krankheiten und die Ressourcen werden knapper. Die Mädchen wollen raus. Raus in die Welt, die angeblich giftig ist. Doch ihr Protest wird schneller erstickt, als sie glauben wollen. Zudem befindet sich Neva auch emotional in einer Zwickmühle: sie hat sich in den Freund von Senna verguckt.


    "Neva" ist mein erster Roman von Sara Grant und er hat mir sehr gut gefallen. Die Autorin erschafft eine Dystopie, die zwar von der Thematik nicht neu ist, aber dennoch dunklere Gefühle vermittelt als andere Werke.


    Die Geschichte wird von Neva aus der Ich-Perspektive erzählt. Dabei wird man direkt in die Mitte eines angehenden Protestes geworfen und muss sich darin erstmal zurecht finden. Die Vergangenheit bleibt weitgehend unbeleuchtet und so muss man sich beim Lesen Stück für Stück die Hintergründe zusammenreimen. Das fand ich auf der einen Seite sehr gut, auf der anderen Seite hätte ich gern mehr Informationen gehabt.


    Wie in fast jedem Jugendbuch gibt es auch in "Neva" eine Liebesgeschichte mit Hindernissen. Leider zeigen sich die Figuren hier wenig emotional und die Gefühle bleiben oberflächlich. Das hat mich gestört, denn es wirkte lieblos und ich hatte den Eindruck, dass Sara Grant diesen Teil nur eingebaut hat, weil er halt dazu gehört.


    Der Stil ist sehr gut und flüssig zu lesen. Die Erzählungen von Neva wirken reif und abgeklärt. Nur ab und an blitzt jugendliche Naivität durch. Dieser Mix hat mir gut gefallen.


    Fazit: ein guter Auftakt um Neva und ihren Kampf. Wer sich an der Oberflächlichkeit der Gefühle nicht stört, kann beherzt zugreifen.

  • Also, ich bin zwar erst auf Seite 60, aber bin schon jetzt begeistert. Ich sehe es nur nicht als Jugendbuch, sondern eher Young-Adult.


    Ich mag den Zwiespalt in dem Neva sich befindet und bin gespannt, wie es weiter geht.

    Ein Haus ohne Bücher ist arm, auch wenn schöne Teppiche seine Böden und kostbare Tapeten und Bilder die Wände bedecken.




    Herrmann Hesse