Schalt den Fernseher an. Wechsel die Programme. Momentan werden keine 5 Minuten vergehen, ohne das Leid in Asien mitzubekommen. Menschen sterben. Tausende.
Ich scheine durch das Gerät hindurch distanziert zu sein, fühle mich sicher. Dennoch betrifft es mich, macht mich hin und wieder etwas traurig. Aber egal wie oft mir im TV sterbende, kränkelnde Menschen präsentiert werden, egal wie oft ich von Terrorismus oder perversen Foltermethoden höre, dieses lähmende Gefühl, wenn dir gesagt wird, dass jemand aus deinem Bekanntenkreis gestorben ist, das wird nie vermittelt.
Dieses lähmende Gefühl, dass in mir hochkroch, als ich letztes Jahr von dem Tod einer Freundin erfuhr. Dieses lähmende Gefühl, das gestern wieder in mir einkehrte, als etwas ähnliches passierte. Ein neues Jahr und es beginnt so, wie das letzte geprägt wurde.
Damals noch lief ich tage-, wochenlang wie in Trance durch diese Welt, die in diesen Momenten so trübe und grau erscheint. Die Tränen laufen dir einfach aus den Augen hinaus. Du schaust in den Himmel und weinst. Siehst die Sonne und weinst. Keine einzige Regung in deinem Gesicht. Nur Tränen, die sich ihren Weg über deine Wangen bahnen. Die so oft beschriebene unendliche Traurigkeit kehrt in dich ein. Eine Grundstimmung, die dich manchmal gar nichts mehr fühlen lässt.
Gestern war das auch so. Kurzzeitig. In Gedanken bin ich allein durch die Straßen gegangen, habe geschrieen und irgendetwas kaputt gemacht. In Angesicht des aktuellen Trauerfalls, aber auch in Erinnerung an meine Freundin. Erinnerungen, die immer und immer wieder kehren.
Früher war ich allein. Nein, früher fühlte ich mich allein. Gestern auch. Kurzzeitig. Doch dann bemerkte ich diesen Menschen an meiner Seite, der mich seit 3 Monaten begleitet. So oft habe ich mich gefragt, ob das mit ihm wirklich richtig und gut ist. Ob er für mich da sein könne, wenn es mir schlecht geht.
Und ja, er kann es. Und dann scheiß ich auf Schmetterlinge im Bauch. Auf seine schönen Augen, seinen niedlichen Mund und seinen perfekten Körper. Dann ist es mir egal, wie gut er küssen kann und wie schön es ist, wenn er mich streichelt. Denn dann weiß ich, dass es Liebe ist. Dass er stark genug für mich und meine Probleme ist. Wenn es einfach nur hilft, wenn er da ist. Und er meine Trance, in der ich vor lauter Trauer hin und wieder schwebe, aufheben kann. Mich ins Leben zurückholt.
Das ist so eine Geschichte, bei der ich beim Schreiben weine. Weil ich traurig bin. Aber auch unheimlich froh.
Seit gestern gibt es einen Stern mehr am Himmel.