Anständig essen - Karen Duve

  • Zitat

    Original von Salonlöwin
    ... wären wir besser bedient, wenn wir uns Oliven- oder Leinöl aufs Brot geben.


    und das schmeckt auch noch oberlecker...


    Mein persönliches Problem mit veganer Lebensart ist, daß es einfach eine Verschiebung der Problematik bedeuten würde. Irgendwo finden immer Übergriffe statt. Sei es durch uns Fleischfresser bei Tieren oder, (angenommen, der Anteil an Veganern stiege immer weiter) bei Pflanzenfressern auf Landschaften. Die Anbauflächen werden nicht mehr reichen, abgesehen davon, daß bereits heute schon, zumindest in unserer Gegend, ein Großteil der Flächen nicht mehr für Nahrung, sondern für "saubere Energie" genutzt wird, sprich Biomasse.
    Die einzig zukunftsträchtige Lösung hier wäre Massenselbstmord. Und dann nochmal von vorn anfangen. :grin
    Meine persönliche Lösung ist die Nutzung von lokalen Anbietern, bei denen ich die Produktion durchschauen kann - diesen Luxus immerhin hat das Landleben. Es bedeutet zwar, daß es nicht oft Fleisch auf dem Tisch gibt, aus Preisgründen. Aber schmecken tut es allemal besser.


  • Warum so bissig? Ich weiß nicht, ob ich mich unklar ausgedrückt habe oder du einfach nur etwas reininterpretierst, aber ich sprach einfach davon, dass MIR im echten Leben solche Menschen nicht begegnen, ich es vielleicht für FB-Nutzer nicht ungewöhnlich finde, wenn es dort häufiger vorkommt und mein Post war nur überlegend und fragend gemeint (ja, ohne eine echte Frage), kein bisschen abwertend, angreifend oder sonst etwas. Den Sarkasmus in deinem "Herzlichen Dank für diesen Ratschlag" (wo habe ich einen erteilt?) versteh ich daher gar nicht.
    Aber gut, wenn du es so sehen magst, tue es ruhig. Ich weiß, wie es gemeint war. Schade, dass es anders ankam.


    Salonlöwin : Danke für die Präzisierung. Mir war nicht klar, ob du sagen willst, in der Margarine sind ja auch soviele Omega3-Fettsäuren oder eben nicht. Dem, was du jetzt ausführst, stimme ich zu.


    belladonna : Okay, was Ersatzprodukte angeht, bin ich deiner Meinung. Entweder ess ich Gemüse oder richtiges Fleisch. Die Ersatzprodukte mag ich einfach schon deswegen nicht, weil ich mich damit selbst veräppelt fühle und es meinem Körper schon aus Kopfgründen nicht schmecken würde. Ich finde auch, dass man selbst vegan ganz gut ohne kochen könnte (gut, ich tue es nicht, hab also gut reden :lache). Von Veganern, die es essen, hab ich gehört, dass es ihnen halt schmeckt. Sollen Sie, mir schmeckt es nicht.
    Finde es dennoch was anderes, wenn mir Analog-Käse verkauft wird, wo ich echten erwarte, darum fand ich den Vergleich nicht ganz passend.
    Aber wie du sagst - das ist bei dir persönlich (ist bei mir zurzeit auch, aber wer weiß, vielleicht ändert sich das, was ich bezweifle), das ist auch bei mir persönlich so, aber wenn es jemand essen möchte, soll er es tun. :-]

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  • Gummibärchen:


    nochmal- es war lediglich ein Beispiel. Weswegen das jetzt schon wieder psychoanalytisch auseinader gepflückt werden muss, ist mir schleierhaft. Es gibt sone und solche Veganer. und Fleischesser. Und Hirnlose. Es gibt immer und überall sone und solche. Nein, ich meine nicht alle.


    Zitat

    Die genetische Ähnlichkeit zum Schwein kann auch zum Problem werden, nämlich bei bestimmten Krankheitsbildern, die es ratsam erscheinen lassen, kein Schweinefleisch mehr zu essen.


    Gar keins? Wieso?

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • Zitat

    Original von rienchen
    Gummibärchen:


    nochmal- es war lediglich ein Beispiel. Weswegen das jetzt schon wieder psychoanalytisch auseinader gepflückt werden muss, ist mir schleierhaft. Es gibt sone und solche Veganer. und Fleischesser. Und Hirnlose. Es gibt immer und überall sone und solche. Nein, ich meine nicht alle.


    Darum ging es gar nicht, aber lassen wir es. Du hast recht. Fertig. :rolleyes

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  • Zitat

    Original von rienchen



    Gar keins? Wieso?


    Zitat aus einer Zeitschrift für Naturheilkunde:
    Der hohe Gehalt an Schwefel ist zum einen schädlich für das Bindegewebe: Dieses Gewebe, das die Aufgabe im Körper hat, alles miteinander zu verbinden, wird von kleinmolekularen Verbindungen gehalten, die ebenfalls zumeist schwefelhaltig sind. Je mehr von diesen schwefelhaltigen Verbindungen im Bindegewebe sind, desto mehr Wasser wird festgehalten. Auf diese Weise saugt das Bindegewebe sich voll wie ein Schwamm und quillt auf. Zum anderen ist der hohe Schwefelgehalt eine Schwächung für die Knorpel im menschlichen Organismus. Je weniger Schwefel in einem Knorpel vorhanden ist, desto kräftiger und widerstandsfähiger sind auch die Sehnen und Bänder, die unter anderem aus Knorpelgewebe bestehen. Schwefel weicht den Knorpel auf, und das kann wiederum zum Beispiel zu Bandscheiben- und Hüftschäden führen.


    Die Schleimsubstanzen aus dem Schweinefleisch lagern sich ebenfalls in den Sehnen, Bändern und Knorpeln ab. Die Sehnen überdehnen, Bänder können den Belastungen nicht standhalten, und Knorpel degenerieren. Arthritis, Arthrose und andere unter dem Begriff Rheuma bekannte Erkrankungen sind die Folge.
    Zitat Ende.


    Anscheinend ermöglicht grade die Ähnlichkeit der Bausteine Schwein/Mensch allen Stoffen im Schweinefleisch, ob schädlich oder nicht, den ungehinderten Zugang zum menschlichen Körper. Ob es stimmt, kann ich nicht sagen. Es hieß ja auch mal, Spinat sei das Beste bei Eisenmangel...
    Allerdings hat mir ein befreundeter Falkner erzählt, daß Greifvögel grundsätzlich kein Schweinefleisch gefüttert kriegen, weil das zu sehr belastet ist. Aber für uns Menschen scheint es ok zu sein ;-)

  • Andromeda, danke.
    Ich bin kein Mediziner und auch nicht in einer ähnlichen Berufsgruppe tätig, um es verständlich erklären zu können.
    Zwar ist vieles aus der Naturheilkunde umstritten, aber inzwischen sollen sogar verletzte Leistungssportler kein Schweinefleisch mehr essen und dieser Ansatz hat sich bewährt.


    rienchen, unter dem Stichwort "erhöhte Harnsäurewerte" bzw. Purin findest Du zum Thema mehr, vor allem auch Gichtpatienten sollen nicht nur kein Schweinefleisch essen, sondern auch weitere Fleischsorten und bestimmte Fischsorten meiden.

  • Zitat

    Die Schleimsubstanzen aus dem Schweinefleisch lagern sich ebenfalls in den Sehnen, Bändern und Knorpeln ab. Die Sehnen überdehnen, Bänder können den Belastungen nicht standhalten, und Knorpel degenerieren. Arthritis, Arthrose und andere unter dem Begriff Rheuma bekannte Erkrankungen sind die Folge. Zitat Ende.


    Ab welcher Menge Fleischgenuss ist das der Fall? Ab dreimal in der Woche oder zweimal im Monat? Es ranken sich sehr, sehr viele Mythen um "falsche" oder "richtige" Ernährung- ich bin der Meinung, dass sich nur schwer pauschalisieren lässt. Wie heißt es so schön- die Dosis macht das Gift. Dauernder Fleischgenuss ist für Gichtpatienten (und nicht nur die) sicherlich ungesund- das ist Oxalsäure in Spinat, Mangold und Rhabarber für Nierenschwache aber auch. Oder grünes gemüse für Herzpatienten usw. Fakt ist, dass man von vielen Erkrankungen doch gar nicht weiß, was sie letzlich auslöst. Diabetes Typ II und sonstige Stoffwechselerkrankungen mal ausgenommen.


    Ich kann magalis Anmerkungen bzgl "zuviel Nachdenken über Essen" aus der Apothekenpraxis nur unterstreichen. Nahrung scheint nichts mehr zu sein, was man zu sich nimmt, weil es satt macht, es wird grundsätzlich erstmal analysiert und eingestuft. Oft auch als was Gefährliches, vor dem man sich schützen muss. Fett scheint das Allerschlimmste zu sein. Weswegen werden sonst Abermillionen für "Almased" , "Yokebe" etc ausgegeben, anstatt mit dem Geld einmal über den Markt zu laufen und zu riechen, zu schmecken, zu sehen und zu riechen ( und sich zu erfreuen?). Nee, lieber Chemie in Form von Milch- und Honigpulver in sich rein kippen. Und das soll gesünder sein, als eine regionale, saisonabhängige Mischküche mit ab und zu mal Fleisch, Gemüse und fetten Ölen?


    Ich glaube, das natürliche Bauchgefühl ist irgendwo unter permanenten, neuesten Gesundheitstrends aus aller Welt, Ratgeber von Fernsehärzten und Kochshows verschütt gegangen. das ist aber nur meine Wahrnehmung und Meinung. Jedem bekommt halt was Anderes gut. Mir zB schadet Sport in jeder Form.

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    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • rienchen, jaja Du hast Recht, wenn man gesund ist.
    Wenn man angeschlagen ist, ist das ein anderer Fall.
    Genau aus diesem Grund möchte ich Duves Buch auch nicht lesen.
    Bei dem, was ich noch essen darf, würden mir die Ausführungen die letzte Lebensfreude nehmen.
    Und bevor ich an dieser Stelle Schläge bekomme: Ich bin nicht gedankenlos, aber wenn man sich zu viele Gedanken macht, dann darf man am Ende nur noch von Luft, Liebe und kaltem Leitungswasser leben.


  • Mich würde interessieren, aus welcher Zeitschrift das stammt, dann könnte man das etwas besser einordnen. Diese Theorie nennt sich soweit ich weiß Homotoxikologie, wurde von Dr. Reckeweg entwickelt und wirkt zumindest in meinen medizinisch recht ungeschulten Augen wie hanebüchener Unsinn. Selbst wenn ich jeden Tag Tonnen von Schweinefleisch esse, wird doch mein menschliches Gewebe nicht durch das vom Schwein ersetzt.


    Und Erkenntnisse über eine Spezies (Greifvögel) lassen sich keinesfalls ohne Weiteres auf eine andere übertragen (Menschen). Die Verdauung von Vögeln läuft ganz anders ab als beim Menschen.


    Zitat

    Original von Salonlöwin
    Andromeda, danke.
    Ich bin kein Mediziner und auch nicht in einer ähnlichen Berufsgruppe tätig, um es verständlich erklären zu können.
    Zwar ist vieles aus der Naturheilkunde umstritten, aber inzwischen sollen sogar verletzte Leistungssportler kein Schweinefleisch mehr essen und dieser Ansatz hat sich bewährt.


    Naturheilkunde ist nicht umstritten. Homöopathie und Homotoxikologie sind es, aber: die gehören nicht zur Naturheilkunde, die gehören zur Alternativ- oder Komplementärmedizin. Kurz gesagt: naturheilkundliche Methoden bzw. deren Wirkung lässt sich wissenschaftlich nachweisen, alternativmedizinische nicht.

  • Zitat

    Original von Tilia Salix
    Mich würde interessieren, aus welcher Zeitschrift das stammt, dann könnte man das etwas besser einordnen.


    Den Text habe ich mir von einer Bekannten durchgeben lassen, die sich mit dem Thema etwas mehr beschäftigt als ich. Quelle habe ich nicht erfragt. Aber kurze Internetanfrage hat mir eben gezeigt, daß es wohl reichlich Quellen dafür gibt.


    Zitat

    Diese Theorie nennt sich soweit ich weiß Homotoxikologie, wurde von Dr. Reckeweg entwickelt und wirkt zumindest in meinen medizinisch recht ungeschulten Augen wie hanebüchener Unsinn. Selbst wenn ich jeden Tag Tonnen von Schweinefleisch esse, wird doch mein menschliches Gewebe nicht durch das vom Schwein ersetzt.


    Ja, natürlich wäre das hanebüchener Unsinn. Das wird doch aber auch nicht behauptet? :gruebel Zumindest hab ich das so nicht aufgefasst. Meinem Verständnis nach geht es um die Aufnahme von Spurenelementen, Mineralstoffen und Medikamentenrückständen. Soweit ich weiß, ist zumindest das auch nachgewiesen. Das kann dann aber m.E. nicht nur für Schweinefleisch gelten, sondern für das komplette Nahrungsspektrum. Und für alle Spezies.


    Wie rienchen bin ich der Meinung, daß es entschieden zu viele Mythen und entschieden zu wenig Fakten in diesen Ernährungsgeschichten gibt. Und solange sich die "Fakten" alle paar Monate ändern, ernähre ich mich lieber weiter wie bisher: nach meinem Geschmack...

  • Zur Frage Gesundheit und vegetarisch/vegan:


    das Thema taucht im Buch immer wieder einmal auf. Da kommen die Vorstellungen, daß VegetarierInnen/VeganerInnen schlank und fit sind, zur Sprache. Das räumt sie aus.
    Auf die Bedeutung ärztlicher Kontolle bei veganer Ernährung weist sie ausdrücklich hin, der B 12-Mangel wird genannt.
    Duve selbst ist Ende vierzig, als sie die Versuche macht, und nicht rundum gesund. Diabetes etwa ist 'erblich' in ihrer Familie. darauf muß sie z.B. achten. Sie macht Experimente, indem sie ein Medikament absetzt. was sich nciht als besonders günstig erweist.
    Sie wird auch nicht pauschal gesünder durch die neue Ernährung.


    Wenn man eine Fehlfunktion von Organen hat, Krebs oder sonstige schwere Krankheiten, hat man ohnehin Auflagen bei der Ernährung. Die Entscheidung, was man ißt, hat einer der Körper dann bereits abgenommen.
    Darum geht es auch nicht.
    Es geht darum, wie eine Mehrheit sich 'anständig' ernähren kann.


    Salonlöwin


    man kann sich nie zuviele Gedanken machen, man kann sich zuviele falsche Gedanken machen.
    In der Regel macht man sich aber zu wenig.
    Ausnahmen bestätigen die Regel nur.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • also wenn ich den Titel des Buches und Magalis höchst kurzweilige Erläuterungen so angucke, habe ich den Eindruck, es geht eben nicht um die allgegenwärtige Selbstoptimierung. Noch fitter, noch gesünder, noch schöner durch vegane Ernährung.


    Sondern darum, wie wir durch die bewusste Wahl unseres Essens Verantwortung für Menschen, Tiere und Landschaften übernehmen können. Und dass das alles nicht so einfach ist.


    Die Schweinefleischdebatte hat mich schon immer fasziniert und ich finde, dabei kann man eine ganze Menge lernen.
    Zum Beispiel das Schweinefleischverbot bei Moslems und Juden. Es wird ja immer gerne kolportiert, die hätten ja schon immer gewusst, was gesund und was ungesund ist. Und dann wird womöglich noch angemerkt, dass Schweine nicht schwitzen könnten, also der ganze Mist drin bleibt (gerne als Schlacke bezeichnet, was auch immer das sein mag). Nun ist es so, dass die meisten Abfallprodukte des Körpers über die Nieren, das ist ihr Job, ausgeschieden werden, und dass Schweine pinkeln können, wird wohl niemand abstreiten (Eishaie können das übrigens tatsächlich nicht, weshalb ihr Fleisch tatsächlich erst durch Fermentation [= anaerober Abbau], eingebuddelt im Strand, genießbar wird. Dabei entsteht die Delikatesse Hákarl, was allerdings nur Isländer bei sich behalten können :grin).


    Meine bescheidene Laienmeinung ist allerdings, dass das Schweinefleischverbot politisch begründet ist. Islam und Judentum wurzeln beide in einer Region, in der es wirtschaftlicher Unsinn ist, Schweine zu halten: der Wüste. Es gibt für Schweine kaum was zu fressen, vom Klima, viel zu wenig Wasser, mal ganz abgesehen.
    Es gäbe also zwei Möglichkeiten:
    Schweine werden trotzdem gehalten, es können sich halt nur die Reichen, die, die Wasser und Futter bezahlen können, Schweinefleisch leisten. Die anderen stehen blöd da, weil ihnen diese Luxustierchen Nahrung und Wasser wegfressen. Ich nehme mal an, heutzutage wäre genau das der Weg.
    Andererseits nehme ich mal an, das war vor 2000 Jahren noch anders. Da gab es zwar sicherlich auch schon ärmere und reichere, aber, von Königen mal abgesehen, eher wenig Superreiche, die ihre Interessen ohne Rücksicht auf Verluste durchsetzen konnten, sondern irgendwie waren alle gegenseitig abhängig.
    Deshalb ist der zweite Weg wohl praktikabler: einfach keine Schweine zu halten (und damit zu essen) sondern solche, die in der Wüste nachhaltiger funktionieren: Ziegen und Rinder. Klingt sozialistisch, ist aber genau betrachtet einfach vernünftig.


    Ähnlich ist vernünftig ist auch das Rindfleischverbot der Hindus.Wie schnell ist ein Tier vertilgt, das goldene Eier legt bzw. Milch liefert und Pflüge zieht. Es ist eindeutig nachhaltiger, dieses Tier leben zu lassen, und das ist nur durch ein eindeutiges Verbot durchsetzbar. Denn sonst müsste man ja bei jedem einzelnen Tier durchkalkulieren, ob seine zukünftige Milchleistung und die pflanzlichen Erträge, die man durch seine Arbeit am Pflug erhalten wird, mehr Kalorien bringt, als eine sofortige Fleischmahlzeit.
    Interessant, und hier wird es wieder politisch, ist dabei, dass es den oberen Kasten, also den Brahmanen, durchaus erlaubt ist, Rindfleisch zu essen. Hier hat sich das Prinzip der sozialen Ungleichheit (die einen [die Geld haben oder qua Geburt bestimmte Privilegien besitzen] dürfen etwas, was anderen verboten ist) in der Religion manifestiert.
    Das ist ungerecht, aber dennoch vernünftig, hält es doch den einfachen Bauern davon ab, sein einziges Kapital aufzuessen, sondern für die Zukunft zu erhalten.


    Nun bin ich mal wieder ganz grandios abgeschweift, aber, jetzt krieg ich ganz elegant die Kurve zu Duves Buch: Essen ist auch irgendwie politisch :lache

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Wobei das mit dem Schweinefleischverbot vermutlich banaler war. Da gibt es einen furchtbaren Schädling, weshalb auch bei uns heute noch die Fleischbeschau vorgeschrieben ist. Den Bandwurm.


  • In einigen Quellen schon. Aber das kann auch eine Fehlinterpretation sein. Daher hätte mich die Zeitschrift schon interessiert ;-)


    Zitat

    Original von Andromeda
    Wie rienchen bin ich der Meinung, daß es entschieden zu viele Mythen und entschieden zu wenig Fakten in diesen Ernährungsgeschichten gibt. Und solange sich die "Fakten" alle paar Monate ändern, ernähre ich mich lieber weiter wie bisher: nach meinem Geschmack...


    Das kann ich allerdings nur unterschreiben!


    Zitat

    Original von magali
    Zur Frage Gesundheit und vegetarisch/vegan:


    das Thema taucht im Buch immer wieder einmal auf. Da kommen die Vorstellungen, daß VegetarierInnen/VeganerInnen schlank und fit sind, zur Sprache. Das räumt sie aus.


    Das nervt mich auch immer, das von so vielen Seiten immer dieser Gesundheitsaspekt kommt. Der Verzicht auf Fleisch ist nicht per se gesünder, es kommt immer auf das Wie an. Wenn ich die Wurst auf dem Brot grundsätzlich durch Nutella ersetze, ernähre ich mich zwar vegetarisch, aber nicht wirklich gesund.



    Zitat

    [i]Original von DraperDoyle[/i


    Nun bin ich mal wieder ganz grandios abgeschweift, aber, jetzt krieg ich ganz elegant die Kurve zu Duves Buch: Essen ist auch irgendwie politisch :lache


    Oh ja. Und in Zeiten von genmanipuliertem Essen und Biomasse wird das Essen irgendwie zunehmend zum Politikum.

  • Zitat

    Original von Tilia Salix
    Daher hätte mich die Zeitschrift schon interessiert ;-)


    Och nö, zwing mich bitte nicht, da nochmal anzurufen. Die bewußte Bekannte gehört nämlich zu den Berufenen - zum veganen Missionar berufen. Und die glaubt jetzt eh schon, sie hätte mich am Haken, weil ich nach dem Artikel gefragt hab. Nochmal mach ich den Fehler nicht, ne danke. :schnellweg

  • DraperDoyle


    :gruebel


    Ich glaube, Nahrungstabus kann man nicht rational erklären. Und neben so etwas wie Rindfleischverbot oder Schweinefleischverbot stehen im jeweiligen religiösen Kontext ein-, zwei - und mehr hundert Verbote für andere Tierarten, Teile von Tieren, ein paar Pflanzen und sonstiges, wie Blut oder Exkremente, die eigentlich nicht direkt erklärbar sind nach unseren Paradigmen.
    Zudem sind solche Verbote auch Veränderungen unterworfen im Lauf der Zeiten. Was mal erlaubt war, wird verboten, Verbote werden gelockert, verschwinden, das ist im Fluß.
    Wir konzentrieren uns nur auf Schwein resp. Rind, weil das die Reibungsflächen sind mit konkurrierenden Religionen.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

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  • Wir sind am Ende. Erbsen in Kokosmilch reizen mich wenig, ich finde es tapfer von der Autorin. So etwas zu essen und sei es auch nur einmal am Tag.
    Das letzte Kapitel über Frutarismus zeigt Duve aber versöhnt mit der Natur, besonders mit der Insektenwelt. Ob es das Jahr war, das sie mit erhöhter Achtsamkeit in Bezug auf Tiere verbrachte oder der direkte Einfluß von Pflanzenfrucht der Grund für die neue Gelassenheit ist, ist schwer festzustellen. Aber sie hat etwas für sich. Duve reitet wieder. Es ist nicht leicht, Pferden Bewegung zu verschaffen, wenn sie direkt an einen Menschen gebunden sind.
    Essigbäume mag ich übrigens auch, keine Ahnung, warum die immer herausgerissen werden sollen. Die letzte Generation ist im letzten harten Winter übrigens völlig eingegangen. Die Natur halt.


    Kapitel 16 setzt den Schlußpunkt.
    Es gibt noch ein paar interessante Überlegungen. Da hat eine mal wirklich ernst gemacht mit einer Veränderung und staunt selbst. Ihre Schlußfolgerungen sind aufschlußreich.
    Inzwischen habe ich die Kritiken bei Amazon studiert. VegetarierInnen und VeganerInnen sind not amused. Das Buch ist kein Beitrag zur Missionierung in eine der beiden Richtungen. FrutarierInnen fand ich keine oder ich habe sie in der Menge überlesen. Aber die sind sowieso selten und scheinen, dem Vernehmen nach jedenfalls, eher friedlich gestimmt.


    Einiges hat mir gefehlt bei der Lektüre, das Ausmachen von Milch als eigentlichen Grund für das Übel ist mir zu einfach. Die sonst im Buch gezeigte Selbstkritik hat an dieser Stelle ausgesetzt.
    Was VegetarierInnen/VeganerInnen angeht, so kann man sicher vieles einwenden gegen sei. Man kann auch streiten, ob man über Nahrungsmittel umfassende gesellschaftliche Änderungen bewirken kann.
    Was man aber sehen muß, ist, daß sie die Diskussion über unsere Nahrungsmittel wach halten. Das ist extrem wichtig in einer Zeit, in der die Nahrungsproduktion in erster (und zweiter bis fünfzehnter) Linie dem primitivsten aller ökonomischen Prinzipien untergeordnet sind, nämlich dem Erzielen des höchsten Gewinns.
    Wer verweigert, was auf den Tisch kommt, und das auch begründet, ist unter diesen Umständen nicht verwöhnt, sondern versucht, selbstbestimmt zu handeln, sich von der Vormundschaft von Agrarpolitik und Konzernen frei zu machen, die weit von VerbraucherInnen entfernt ihre Entscheidungen eben über die VerbraucherInnen fällen.
    Von daher ist es trotz vieler Irrwege und Irrglaubens grundsätzlich gut, daß es so schräge Gestalten gibt, die rote Beete Paste auf Brot streichen. Aber nur auf Brot, das ganz bestimmt nicht auf einem mit Butter bestrichenen Blech gebacken wurde!


    Klar habe ich auch ein paar Vorsätze nach der Lektüre. Gefallen hat mir dafür besonders die Stelle bei Duve, an der sie sagt, daß man viel tun kann, man dabei aber immer noch ein bißchen mehr tun kann.
    So ist es.


    GUTES Buch.


    :lache



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Ich habe ja keine Ahnung von Geschichte und vermute aber auch, dass frühere Gesellschaften anders getickt haben als unsereins. Und deshalb denke ich auch, dass all die Theorien, die gesundheitliche Aspekte als Ursache für Tabus annehmen, Folge einer Wohlstandsgesellschaft sind, die es sich leisten kann, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, ob nun Broccoli oder Blumenkohl gesünder ist.


    Allerdings denke ich, dass gerade bei jungen Religionen Abgrenzung ein wichtiges Motiv ist. Wenn man etwa das Judentum betrachtet, bleiben nicht viele Tiere, durch deren Verbot man sich von der heidnischen Umgebung abgrenzen kann: Ziegen und „normale“ Fische zu verbieten, wäre wohl Selbstmord gewesen, sind das doch wichtige Nahrungsmittellieferanten. Schweine dagegen sind für eine nomadische Lebensweise eh unbrauchbar.
    Ähnlich könnte das päpstliche Pferdefleischverbot des frühen Mittelalters in Europa begründet sein, immerhin haben die heidnischen Germanen und Slawen gerne und viel Pferd gegessen. Die Isländer wurden zwar auch im 11. Jhd christianisiert, allerdings konnte sich dort so eine Furzidee, wie auf Pferdefleisch zu verzichten, nicht durchsetzen. Dazu war Pferdefleisch überlebenswichtig.
    Bezeichnenderweise nahm der Pferdefleischkonsum nach der französischen Revolution auch in Mitteleuropa beträchtlich zu, vielleicht, weil da die Bedeutung der Religion für sämtliche Lebensbereiche abnahm? Passt dazu vielleicht, dass Pferdefleisch in der säkularen DDR bedeutend verbreiteter war als in der immer noch christlich geprägten Bundesrepublik? Aber ich gebe zu, das ist jetzt Hausfrauenanthropologie.
    Jedenfalls erfolgt auch in Indien mit seinen zig Kasten die Abgrenzung oft über Nahrungsmitteltabus. Interessant wäre mal, ob im ostasiatischen Raum, der ja bekannt dafür ist, dass sie alles essen, was Augen hat, auch Tabus existieren (wenn man mal von der Abneigung gegen Milch absieht).


    Womit wir beim zweiten Punkt sind: auf Milch zu verzichten können sich nur solche Völker leisten, bei denen Klima und Boden genug „Grünzeug“, das für den menschlichen Verzehr geeignet ist, hergeben. In kargeren Gegenden, etwa im hohen Norden, aber auch in der Steppe, braucht der Mensch Tiere, die aus kargem Gras und Gestrüpp Biomasse aufbauen können. Erzähl mal einem Mongolen oder Samen, er solle keine Milch mehr trinken, weil ungesund. Aber wenn ich Magalis Leseprotokoll richtig interpretiere, argumentiert Duve wahrscheinlich eher nicht auf der individuellen Ebene, sondern vielleicht, dass der Bedarf an Milch für eine Fleischschwemme sorgte, die die Ernährungsvorlieben verschob? Angebot schafft Nachfrage? Dass würde aber in unseren Breiten nur für Rindfleisch gelten, Schweinefleisch und der ganze Federkram liefern ja keine Milch :gruebel


    Ach ja, dann fällt mir noch was zum Thema Fruktarier ein: Wie sieht denn da der theoretische Überbau aus? Essen, was die Pflanze freiwillig hergibt? Dann ist es vollkommen in Ordnung, Kirschen zu essen und den Kern auf den Kompost zu spucken. Für Nüsse, aber auch Getreide, gilt das aber nicht, isst man diese Früchte beraubt man sie ja der Möglichkeit, sich fortzupflanzen. Schließlich isst man ja deren Kinder :wow

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)