Anständig essen - Karen Duve

  • Alles Argumente, die ihre Richtigkeit haben, rienchen. Lauter Fragen, die gestellt werden müssen und sollen.


    Aber Antworten oder Lösungen dafür sind extrem schwierig zu finden. Vielleicht geht auch alles bereits seinen Gang und wir können tatsächlich nichts mehr daran ändern..........aber soweit möchte ich doch noch nicht gehen.

  • Rosenstolz, ich finde es gut, sich damit zu beschäftigen und einfach zu sehen und selbst für sich zu entscheiden, was man selber machen kann.


    Es stört mich eben nur, wenn so einige ( meiner Freunde, Bekannten etc) meinen, sich auf einen Schemel stellen zu müssen, weil sie durch vegane Ernährung was "Besseres" darstellen als einer, der vielleicht zweimal in der Woche Fleisch vom Biobauern isst und einmal im Monat zu McDonalds geht.


    Das ist eben nicht so einfach und viel komplexer. Das wollte ich einfach mal sagen. :-) :wave

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • Einfach, weils thematisch so gut paßt, für alle, die mehr kritische Infos haben möchten: fordert Euch mal den foodwatch-newsletter an :-)

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

  • Theoretisches Geschwätz unserer Wohlstandsgesellschaft.
    Wie will man denn rd. 7,2 Milliarden Menschen ernähren - wenn nicht durch Massenproduktion?
    Mit dem vollen Supermarkt um die Ecke kann man leicht große Reden schwingen. Natürlich gibt es Missstände - die gibt es aber auch bei den Vegan-Fetischisten.
    Bisher wurde die Frage, wie man alle Menschen vernünftig und ausreichend ernähren kann, nicht einmal ansatzweise beantwortet.
    Vielleicht mal jemand erzählen der nichts zu beißen hat, er solle vegan leben. Ich glaube, man muss bei einer solchen Frage dann sehr schnell laufen können - und zwar weglaufen.


    Diese ganze Vegandiskussion wird doch von denen befeuert, die vor Langeweile nicht wissen welchen Unsinn man sonst noch so anstellen kann.
    Und am Wochenende war ich hier in einem Veganer-Supermarkt - die Preise waren unverschämt hoch; wieder alles offenbar nur für Leute die sich für unglaublich elitär halten.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ab jetzt lebt Duve für drei Monate vegetarisch. Der Alltag wird härter.
    Sind Vegetarier gesünder? Wird ja oft behauptet. Duve konterkariert das mit Berichten über ihr Befinden. Ich mag ihre Art, wie sie Zweifel sät.
    Das Nachdenken über Tierquälereien wird intensiver. Einen Augenzeuginnenbericht aus einem Schlachthof gibt es nicht, die Schlachthöfe wiegeln ab. Verstehe ich. Nicht, daß da noch ein Aufstand entsteht!
    Aber wir wissen auch ohne das genug. Und die frei arbeitenden umherziehenden Schlachter aus anderen Ländern, die aus Not unsere Drecksarbeit heimlich und unkontrolliert erledigen müssen, sind in der Rechnung noch gar nicht aufgeführt. Sind wir nicht toll? Aus reiner Herzensgüte darf so ein armer Sack ausm Osten oder vom Balkan unsere Schweine abmurksen. Das ist Menschenfreundlichkeit.


    Der Gedanke brachte mich dazu, für mich aufzuzählen, wie viele sogenannte Lebensmittelskandale ich seit dem Ende der 1970er Jahre miterlebt habe. Es kam einiges zusammen und das betrifft nicht nur die Fleischerzeugung.
    Den Anfang machte Glykol im Wein. Damals habe ich noch gegrinst, ich geb‘s zu. Mehr Süße im Wein für Leute, die Zuckerwasser trinken wollen, sich aber nicht trauen, zum Likör zu greifen. Ein schickes Etikett auf einer noblen Weinflasche muß es sein.
    Seither habe ich aber nicht mehr gegrinst.


    Flüssigeipampe in Eiernudeln. Ei mit Hühnerschalen, Dreck, Streptokokken und was weiß ich noch. Der Anteil Hühnerkacke war wahrscheinlich noch das Natürlichste darunter. Auch noch Birkel! Einer meiner Onkel war ein hoher Vertretermensch der Firma, Birkelnudeln waren Grundnahrungsmittel bei uns. Kosteten ja nichts. Ich habe schon Miracoli gegessen, als das Zeug noch gar nicht auf dem Markt war (und seither nicht wieder.) Er selber aß schon einige Zeit vor dem Bekanntwerden des Skandals keine Nudeln mehr. Die ganze Familie hat sich gewundert, die größer gewordenen Gaben aber dankbar entgegengenommen.
    Ein erster Fleischskandal, Abfall aus den Niederlanden. Ich erinnere mich noch gut an einen derer, die das Zeug verramschten. Groß, hübsch, blond lächelte er mit strahlendweißen Zähnen in die Kameras der aufgeregten JournalistInnen und erklärte mit diesem Holland-Akzent, den die Deutschen seit Rudi Carrell so lieben: ‚Die Deutschen fressen alles.‘


    Das war nicht ganz falsch, wie sich kurz darauf bei dem Hühnerskandal bei Wiesenhof herausstellte. Gefrierhähnchen sind seither bei mir nicht mehr über Schwelle gekommen, von keiner Firma, und von Wiesenhof überhaupt kein Produkt mehr. Die Zustände dort waren bekannt, der Tierarzt, der es zuerst meldete, flog aus dem Job. Er wurde nicht von einer ‚Fleischmafia‘ ermordet, wie es Duve von einem seiner belgischen Kollegen berichtet, aber die Arbeit zu verlieren ist auch eine Art Mord. Ebenso erging es einige Jahre später einem Tierarzt in Niederachsen, der gegen die dort grassierende Schweinepest anging. Sie war altbekannt, dem zuständigen Minister, den zuständigen Aufsichtsämtern, den Bauern. Die Tiere wurden gemästet, geschlachtet, weiterverkauft. Gegessen.
    Was waren wir froh, als die Rinderpest in England ausbrach. Endlich ein großer Konkurrent vom Markt. Ich wette, nicht wenige der organsierten Landwirtschaft hierzulande haben heimlich Dankesfeiern abgehalten und lauthals Gott gelobt.
    Dazu kamen Mineralöle im Reis einer angesehen deutschen Firma. Warf man den Reis ins Kochwasser, schwammen kurz darauf Ölflecken auf dem Wasser.
    Känguruhfleisch als Rehfleisch deklariert. Süße kleine Würmer in Fischen. Ein Tiermediziner, der im Fernsehen vorsichtig erklärt, daß er wegen der hohen Hormonbelastung kein Kalbfleisch mehr esse. Weiter durfte er nicht gehen, der sichtlich peinlich berührte interviewende Journalist änderte flugs das Thema. Wenige Jahre später das gleiche über Zuchtlachs.
    ‚Eigentlich‘, sagte der befragte Tiermediziner (ein anderer diesmal), ‚sollte man Lachs bloß noch auf Rezept verkaufen.‘


    Schadstoffe in Nordseefischen, Dioxin, wohin das Auge blickte, verstrahltes Milchpulver. Irgendwem haben wir das dann glücklich angedreht.
    Dann Pestizide, die die Rolle des Dioxin übernehmen. Falsche Etiketten, verstrahlte Kartoffeln und Zwiebeln.


    Es ist Absicht von Duve, ganz in die jeweilige Rolle zu schlüpfen und exakt die Argumente anzuführen, die VertreterInnen der jeweils gewählten Ernährungsart auf der Platte haben. Aber zuweilen fällt sie eben darauf herein.
    Man muß keine Mafia bemühen, wenn es um Lebensmittel und deren Herstellung geht. Wie mit Lebensmitteln verfahren wird, bestimmen Menschen, die am Profit interessiert sind, nichts weiter. Der Rest ist Lüge.
    Monokulturen, egal, ob von Pflanzen oder Tieren, schaffen Hunger, sie verhindern ihn nicht. Das sollen sie auch nicht, sie sollen Geld abschöpfen. Das muß man sich klarmachen.


    Dem dient auch die alltägliche Herumpfuscherei an unseren Nahrungsmitteln. Kein unverdaulicher, ekelhafter, giftiger Zusatzstoff, der nicht schon ausprobiert worden wäre. Künstliche Aromen, Farbstoffe, Mittel zum Haltbarmachen, Strecken, Aufheller, Verdunkler, fester machen, cremiger machen. Fooddesign heißt das Schlüsselwort und es müßte eigentlich ‚Nahrungskatastrophe‘ buchstabiert werden.
    Die Lebensmittelindustrie bringt pro Jahr mindestens zweihundert neue Produkte auf den Markt. Das muß an Mann und Frau gebracht werden.


    Die Menschen wollen das? Beliebtes Argument und rundum falsch.
    Meine Mutter beklagte sich neulich in ihrem kleinen Vorort-Supermarkt, daß sie die Dinge, die sie kauft, ständig wieder in anderen Regalen suchen muß.
    Der Verkäufer seufzte mitfühlend. ‚Das müssen wir so machen‘, sagte er und guckte ganz lieb (sagte meine Mutter). ‚Wir bekommen so viele neue Produkte, die kauft doch sonst keiner, wenn wir die nicht dahin legen, wo die KundInnen ihre gewohnten Waren suchen.‘
    Genial gedacht.
    Dahinter stehen Heerscharen von ProduktmanagerInnen und VerkaufspsychologInnen. Sie sind dazu eingestellt, um andere Menschen zu hereinzulegen. Ihnen Dreck als Gold zu verkaufen.
    Mit reiner Tierliebe ist dem nicht beizukommen.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von Fritzi
    Einfach, weils thematisch so gut paßt, für alle, die mehr kritische Infos haben möchten: fordert Euch mal den foodwatch-newsletter an :-)


    Guter Vorschlag, danke Fritzi.
    Gehört auf jeden Fall dazu. Informationen zu dem Thema kann man sich gar nicht genug besorgen.




    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Theoretisches Geschwätz unserer Wohlstandsgesellschaft.
    Wie will man denn rd. 7,2 Milliarden Menschen ernähren - wenn nicht durch Massenproduktion?


    Darauf hatte rienchen ja schon eine passende Antwort.



    Im übrigen finde ich die Denkansätze sehr gut es hapert doch nur an der Umsetzung.


    Magali, :write :write

    "Leute die Bücher lesen, sind einfach unberechenbar." Spruch aus "Wilsberg "
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  • Zitat

    Original von Voltaire
    Wie will man denn rd. 7,2 Milliarden Menschen ernähren - wenn nicht durch Massenproduktion?


    Wir haben doch jetzt schon Überkapazitäten... und das mit freundlicher Subventionierung der EU. Wie sollen, von Fair Trade abgesehen weil sie eine andere Zielgruppe ansprechen, die Menschen in der 3. Welt einen Zugang zu unseren Märkten bekommen wenn europäische Bauern weiterhin fröhlich subventioniert werden? Wir leisten uns den Luxus alleine in Deutschland jedes Jahr mehrere Millionen Tiere umsonst zu schlachten - das Fleisch landet im Müll. Mit den bisherigen Strukturen könnten wir noch eine Milliarde Tiere mehr schlachten, in den Entwicklungsländern käme vom dem Fleisch nichts an. Massenproduktion nützt nichts wenn die Masse dann anschließend nicht auch gleichmäßig verteilt wird.


  • den hab ich seit mehreren jahren, :chen aber irgendwann mal geht die bettelei los, von wegen, werden sie mitgleid, spenden sie (hab ihn aber noch immer nciht abbestellt.) Ich weiss schon, eine chemische analyse kostet von 90€ aufwärts, je nachdem was man testen lassen will. Eine freundin von mir hat mal einen (enweder war's lidl oder familia) pudding eingeschickt, der ihr vom geschmack her seltsam vorkam. - Das war ihr die 100€ wert, er stellte sich als wenig genissbar heraus.
    Ich bin drauf und dran, sollte ich mal 100 € übrig haben, einen fett-klumpen in meinem bo-frost-gemüse einzuschicken. Ich möcht wissen, was das für ein fett ist, die italienische gemüsepfanne gestern war grenzwertig in ihrer verträglichkeit, davon abgesehen, dass die tomaten drin alle noch grün waren, war es überwürzt und überfettet, ich hab 20 halbe cherry-tomaten fettklümpchen rausgeklaubt, aber das was noch immer drin war, weil ich es mit cherrytomaten verwechselte, war noch immer zu gallig. Ich frag mich, was würze und fett in einer gemüsepfanne tut, das hat doch eh jeder in der küche, das kann man sich doch selber nach geschmack würzen und einfetten.
    Aber das einzige, das in dem fall beim kaufen hilft: Erstes mal, letztes mal.
    Dieses zeug bestell ich mir nie wieder, ich gehe reuevoll zu meinem unbefetteten Broccoli zurück.

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

  • Zitat

    Original von Seinfeld


    Wir leisten uns den Luxus alleine in Deutschland jedes Jahr mehrere Millionen Tiere umsonst zu schlachten - das Fleisch landet im Müll. Mit den bisherigen Strukturen könnten wir noch eine Milliarde Tiere mehr schlachten, in den Entwicklungsländern käme vom dem Fleisch nichts an. Massenproduktion nützt nichts wenn die Masse dann anschließend nicht auch gleichmäßig verteilt wird.


    Das gleiche gilt für den Obst- und Gemüseanbau. Kein Mensch auf der WElt müsste hungern, wenn die Lebensmittel nur gerecht verteilt würden ohne auf den Profit zu schauen.

  • Vier Monate vegan. O.o. Ab jetzt wird es kriminell.
    Der erste Zusammenstoß folgt gleich, ein Essen mit den Eltern. Seiten später dann ein Grillfest bei Freunden. Das alte Problem. Sobald man nicht mitißt, was angeboten wird, bricht Konflikt aus. Die anderen fühlen sich ungeliebt. Sie meinen es doch gut! Eltern, vor allem Mütter, kochen doch mit Liebe, aus Liebe. Sie tun Gutes.
    Tun sie natürlich nicht.
    Aber wer von den Jüngeren und Jungen heute hat Orbach gelesen, wenigstens ihr Antidiätbuch und Fridays ‚Ich sehe in den Spiegel und sehe meine Mutter‘? Wer kennt noch die Erkenntnisse der späten 1970er und 80 Jahre über Essensverteilung und Macht? Das war alles schon mal gedacht.
    Die Lebensmittelindustrie macht uns vor, sie bestimmt über unsere Nahrung. Sie hat Macht. Wie lästig einer auch enthusiastische VegetarierInnen und VeganerInnen werden können, sie versuchen doch eines: Macht darüber zu gewinnen, was sie essen.
    Was Familie und FreundInnen anlangt: etwas aus reiner Liebe essen, sollte man gar nicht. Anderen etwas Eßbares aus Liebe aufdrängen genauso wenig. Wer kennt nicht das Hickhack am Kaffeetisch, wenn man das zweite Stück Kuchen ablehnt, weil man tatsächlich keins mehr mag? Warum muß man sich in unserer Gesellschaft verteidigen, wenn man nicht essen will?


    Den Überschwang, eine neue Sichtweise lauthals zu verkünden, bloß weil man selbst auf etwas gekommen ist, kann man erstmal hinnehmen. Nicht alles ist gleich Missionieren. Abgesehen davon, daß es als normal betrachtet wird, wenn man un-be-dingt den neuen Nagellack, die trendy Boots und die angesagte Tasche kaufen soll. Wenn es ums Konsumieren geht, ist es nicht ‚missionieren‘.
    Duves Darstellung ist pointiert, die Fragen stehen aber trotzdem dahinter.


    Deargoddessme, sie besaß ausgestopfte Tiere! Daß die weichen müssen, wenn man vegan leben will, ist klar. Welche Probleme das macht, schildert sie auch. Ich kann es mir bildlich vorstellen. Sehr witzige Abschnitte, traurig auch. In diesen Kapiteln liegen überhaupt Ernst und Spaß sehr nahe beieinander.
    Beim Entfernen tierischer Produkte aus dem Haushalt tauchen dann meine Probleme mit veganer Lebensweise auf. Es muß andere Möglichkeiten geben, als all das durch Plastik zu ersetzen und das glaube ich nicht nur, weil ich an meinen mit Knochenleim versehenen alten Büchern hänge!
    Ich nage an dem Gedanken, warum ich die Forderung, Leder durch Plastik zu ersetzen kriminell finde. Leder ist ein langlebiges Produkt, selbst wenn es nicht gut gepflegt wird. Wird es gepflegt, halten die Stücke ein halbes Leben oder mehr. Was mich zur Frage bringt, was genau eigentlich mit dem Leder der vielen Tierleichen geschieht, die bergeweise täglich (außer samstags und sonntags) in Schlachthöfen anfallen. Wird das alles verarbeitet?
    Und was meinen VeganerInnen soll mit dem bereits herumliegenden geschehen? Soll man es begraben, mehr oder weniger feierlich? Anzünden? Einen wertvollen Rohstoff vernichten?
    Selbst wenn wir auf der Stelle damit aufhören, Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen zu töten, ist von den Leichenbergen hinter uns alles noch in Hülle und Fülle da. Was tun? Keine Ahnung. Ideen werden dringend gebraucht.


    Die Tierbefreiungsaktionen habe ich mit angehaltenem Atem verfolgt. Ja, okay, ich war schon immer neugierig, wie das vor sich geht. Nun weiß ich es. Toll!
    Aber die Fragen, die man sich stellen muß. Befreie ich Hühner, die schon halbtot sind oder lasse ich die im Elend hocken und nehme die, die noch munterer sind? Das ist das, was Sanitäter auf dem Schlachtfeld entscheiden müssen. Tod oder Leben, die Frage taucht auf, wohin man sieht. Wer nicht auftaucht, sind die, die das Elend verursacht haben. Die Beschreibung dessen, was Hühner durchmachen müssen, ist sehr detailliert. So soll sie sein. Es ist wichtig, daß man sich die Haltungsbedingungen immer wieder mal klar macht. Auch wenn man nicht vegetarisch/vegan lebt.


    Aber was macht man mit den Eiern befreiter Hühner? ‚Wegwerfen‘, heißt es kategorisch auf die Frage der Autorin. Finde ich auch nicht richtig. Das Huhn kann doch am allerwenigsten dafür. Und dann tritt man sein Ei auch noch mit Füßen. Ist das tierlieb?
    Ich grüble.
    Bienensterben, Wolle und Schafe, die Frage der Jagd. Gehört verboten, ebenso wie unsere Wälder nach den Bedürfnissen von Freizeit Jägerinnen anzulegen. Wird nicht gemacht? Wird gemacht.
    Kennt jemand das Buch von Peter Wohlleben, Der Wald-Ein Nachruf?
    Faszinierend und niederschmetternd. Der Autor ist Förster und weiß, wovon er spricht.


    Zu den wichtigsten Erkenntnissen von Duve gehört es, daß alles unseren Bedürfnissen angepaßt wird. Die Umwelt, die Tiere, was nicht paßt, wird passend gemacht. Sie schildert Beispiel genug. Wen sie übersieht, ist der Mensch. Auch Menschen werden passend gemacht, so entstehen KonsumentInnen.


    Vegan ist schwierig umzusetzen, wirft aber grundlegenden Fragen auf. Einkaufen wird zum Problem, jedes Handeln muß hinterfragt werden. Nicht wenig ist sehr richtig, einiges so einigermaßen, nicht wenig ist Stuß. Märchen, Mythos, Legende, ich schrieb es oben bereits. So auch der Feind, der ausgemacht wird. Jede Freiheitsbewegung hat ihren Feind und was der Sheriff von Nottingham für Robin Hood war, das ist für tiefernst Eßbewegte – die Milch.
    Ich glaube es nicht, vor allem deswegen, weil in komplexen Zusammenhängen nicht alles auf einem einzigen Faktor beruht. Für mich hängt es eher mit den Mengen zusammen, die wir essen (sollen). In den Fünfzigern mußte Butter auf den Tisch, später Margarine, dann Joghurt, Obst, Cornflakes. Alles war ‚gesund‘. Milch sowieso.
    Dabei hatte das alles mit Gesundheit gar nichts zu tun, bloß mit den Landwirtschaftspolitik, wo es wiederum darum ging, eine Menge Geld hin –und herzuverschieben.


    Die moralischen Probleme mit Läusen, Ameisen (ich habe im Winter auch eine Ameisenstraße im Zimmer, altes Gemäuer, ganz normal. Und die sind superwinzig. Ich habe nie zuvor so winzig kleine Ameischen gesehen. Niedlich! Meine Zimmerspinnen mögen die auch. Die bauen dann im untersten Regal, an den Kanten von Atlas und Kunstbänden ihre Netze. Und futtern. Was soll ich machen? Niedliche Ameischen retten und meine Spinnen verhungern lassen? Eben.
    Ich feg die Leichen weg.


    Aber Katzen vegan zu ernähren, also das gehört wirklich bestraft!

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von MagnaMater


    den hab ich seit mehreren jahren, :chen aber irgendwann mal geht die bettelei los, von wegen, werden sie mitgleid, spenden sie (hab ihn aber noch immer nciht abbestellt.) Ich weiss schon, eine chemische analyse kostet von 90€ aufwärts, je nachdem was man testen lassen will. Eine freundin von mir hat mal einen (enweder war's lidl oder familia) pudding eingeschickt, der ihr vom geschmack her seltsam vorkam. - Das war ihr die 100€ wert, er stellte sich als wenig genissbar heraus.
    Ich bin drauf und dran, sollte ich mal 100 € übrig haben, einen fett-klumpen in meinem bo-frost-gemüse einzuschicken. Ich möcht wissen, was das für ein fett ist, die italienische gemüsepfanne gestern war grenzwertig in ihrer verträglichkeit, davon abgesehen, dass die tomaten drin alle noch grün waren, war es überwürzt und überfettet, ich hab 20 halbe cherry-tomaten fettklümpchen rausgeklaubt, aber das was noch immer drin war, weil ich es mit cherrytomaten verwechselte, war noch immer zu gallig. Ich frag mich, was würze und fett in einer gemüsepfanne tut, das hat doch eh jeder in der küche, das kann man sich doch selber nach geschmack würzen und einfetten.
    Aber das einzige, das in dem fall beim kaufen hilft: Erstes mal, letztes mal.
    Dieses zeug bestell ich mir nie wieder, ich gehe reuevoll zu meinem unbefetteten Broccoli zurück.


    :lache


    Also, MagMa, wirklich!


    Jede/r weiß, daß Foodwatch und vergleichbare Organisationen auf Spendenbasis arbeiten. Man muß weder spenden noch Mitglied werden.
    Tu ich nicht, bin ich nicht. Ich glaube auch nicht alles, was sie schreiben und Bode geht mir manchmal gegen Strich.
    Trotzdem freue ich mich über die Informationen. Das ist doch wichtig.


    Gefriergemüse? Wieso ißt Du denn so Zeug? :yikes
    Kommt mir nicht in den Einkaufskorb.
    Ich nehme übrigens immer nur einen Korb, weil da nicht soviel reinpaßt.
    :grin



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali: In den Fünfzigern mußte Butter auf den Tisch, später Margarine, dann Joghurt, Obst, Cornflakes. Alles war ‚gesund‘. Milch sowieso.


    Der Konsum von Butter in der Nachkriegszeit war allerdings auch ein Zeichen dafür, dass man die schlimmste Not überstanden hatte, vor allem Kinder sollten zunehmen.


    Da ich mich schon länger mit dem Thema beschäftige und gesundheitlich angeschlagen bin, kann ich berichten, dass der Rat zu Butter immer noch erteilt wird, vor allem wenn man an Gewicht zulegen möchte.
    Ich denke allerdings auch, dass da der Gedanke mitschwingt, dass viele Margarineprodukte eine Menge Wasser enthalten und es mit dem hochgelobten Omega-3-Fettsäuren auch nicht soweit her ist.

  • Salonlöwin


    in Westdeutschland war das Argument eher vorgeschoben meiner Meinung nach. Ab den 1950er Jahren gab es eine Politik der großzügigen Subvention landwirtschaftlicher Produkte, durch die in Nullkommanichts eine Überproduktion entstand.


    Butterberg und Milchsee waren dann in den 1970ern die Folge.


    Grundsätzlich gilt für Westdeutschland, daß es in der Ernährungspolitik nie - NIE - um Gesundheit, egal, ob von Kindern oder Erwachsenen geht. Von Tieren auch nicht. Die Argumente sind immer verlogen.


    Kein Mensch braucht solche Massen an Butter und Milch. Und überhaupt: es gab hierzulande klassisch Schweineschmalz, Rindertalg, Speck. Das wurde nicht besonders gefördert, im Gegenteil, diese Nahrungsmittel sind recht verrufen. Butter mußte es sein.
    Von Schmalz nimmt man auch prima zu.
    :lache

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali


    Grundsätzlich gilt für Westdeutschland, daß es in der Ernährungspolitik nie - NIE - um Gesundheit, egal, ob von Kindern oder Erwachsenen geht. Von Tieren auch nicht. Die Argumente sind immer verlogen.


    Unfug!
    Und wenn hier schon von "Westdeutschland" gesprochen wird - muss ich dann daraus schließen, dass in der DDR ernährungspolitisch um den Menschen ging?

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Richtig ist aber, dass es immer um Profit und nie um Gesundheit ging- übrigens egal ob Ost oder Wert. Sonst würden die Leute nicht überteuertes Biogemüse kaufen, das überlagert, vertrocknet, ohne jede Inhaltsstoffe als Frischware vermarktet wird, sondern Tiefkühlgemüse, schockgefrostet nach der Ernte, voller Inhaltsstoffe, die der Gesundheit förderlich sind.

  • Zitat

    Original von beowulf
    Richtig ist aber, dass es immer um Profit und nie um Gesundheit ging- übrigens egal ob Ost oder Wert. Sonst würden die Leute nicht überteuertes Biogemüse kaufen, das überlagert, vertrocknet, ohne jede Inhaltsstoffe als Frischware vermarktet wird, sondern Tiefkühlgemüse, schockgefrostet nach der Ernte, voller Inhaltsstoffe, die der Gesundheit förderlich sind.


    Natürlich ging es auch um Gewinn. Wie anders sollte ein Betrieb auch sonst existieren. Aber es ist eben falsch, dass es "nur und ausschließlich" um Gewinn ging und geht. Das ist eine Behauptung die kaum zu halten ist. Es sei denn, man steht eh auf dem Standpunkt "im Kapitalismus ist eh alles Scheiße".

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Salonlöwin


    Der Konsum von Butter in der Nachkriegszeit war allerdings auch ein Zeichen dafür, dass man die schlimmste Not überstanden hatte, vor allem Kinder sollten zunehmen.


    Da ich mich schon länger mit dem Thema beschäftige und gesundheitlich angeschlagen bin, kann ich berichten, dass der Rat zu Butter immer noch erteilt wird, vor allem wenn man an Gewicht zulegen möchte.
    Ich denke allerdings auch, dass da der Gedanke mitschwingt, dass viele Margarineprodukte eine Menge Wasser enthalten und es mit dem hochgelobten Omega-3-Fettsäuren auch nicht soweit her ist.


    Salonlöwin, würdest du mir bitte den letzten Satz kurz erklären? Ich bin gerade nicht sicher, ob ich ihn richtig verstehe, würde ich aber gerne. ;-)
    Ich kehre zurzeit aus vielen Gründen von Margarine zu Butter zurück (wobei ich eigentlich derzeit recht wenig überhaupt davon esse) und würde tatsächlich magali zustimmen und (wenn's mir denn schmecke würde) lieber Schmalz als Margarine essen.


    Ich folge aber gespannt dem Thread, da ich mich seit kurzem auch intensiver mit diesen Themen beschäftige und das Buch jetzt ins Auge gefasst habe, wenn ich auch etwas Angst vor belehrenden Charakter habe. Aber egal, spannend klingt es auf jeden Fall.

    With love in your eyes and a flame in your heart you're gonna find yourself some resolution.


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  • Zitat

    Original von Voltaire


    Unfug!
    Und wenn hier schon von "Westdeutschland" gesprochen wird - muss ich dann daraus schließen, dass in der DDR ernährungspolitisch um den Menschen ging?


    Ich habe das eigentlich so verstanden, dass magali sich schlicht und einfach nur über westdeutsche Ernährungspolitik äußern wollte. Wenn ich sage, dass es heute in Österreich herrlichstes Sommerwetter gibt, will zumindest ich doch damit auch nicht automatisch zum Ausdruck bringen, dass es in Ungarn schneit.


    @ magali: Danke für deine interessanten Ausführungen!
    Aber: Was hast du gegen Gefriergemüse - abgesehen jetzt einmal von vorgewürztem Fertigessen?

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)