Anständig essen - Karen Duve

  • die Links sind super, danke :wave


    hab das Buch vor zwei Wochen zum zweiten Mal gelesen, um mit einer Freundin darüber diskutieren zu können (die hat es sich nun ausgeliehen und es warten auch noch andere darauf :-) ) und mich hat Duves Stil wieder überzeugt: ihre Gedanken, menschlichen Schwächen etc. verschweigt sie nicht und auch der Humor hat mir gefallen.



    man muss allerdings auch darauf achten, dass man nicht in Depressionen verfällt, solange man sich mit sowas zu viel beschäftigt,
    siehe der Beitrag von Lumos.


    Zitat

    Original von Lumos
    Manches schlägt einem schon sehr aufs Gemüt. Das meiste hat man zwar irgendwann, irgendwo mal gehört, aber in dieser geballten Form vor Augen geführt sind die Exzesse der Massentierhaltung wirklich schwer zu verdauen.


    Ich glaube, ich muss das Buch häppchenweise lesen, sonst verfalle ich in Depression :-(.


    so ging es mir beim ersten Lesen auch, vor allem wenn man dann noch im Internet dazu recherchiert :-(



    naja, aber ich denke auch, dass man mit kleinen Überlegungen schon eine Menge bewirken kann :-) . Vor allem, wenn man in seinem Familien- und Bekanntenkreis darüber redet, wollen doch die meisten wissen, woher ihr Essen kommt und sind schnell bereit kleine Dinge zu ändern (wie Bio zu kaufen, zum kleinen Schlachter zu gehen etc.)


    habt ihr auch schon das Interview mit Karin Duve auf Youtube gesehen? glaube, da gings auch kurz um eins von den Hühnern, glaube auch Rudi :-)

  • Bücher von Leuten, die sich aufmachchen, ganz individualistisch die Welt zu verbessern, üben unvermeidlich Anziehungskraft auf mich aus. Da ich überzeugt bin, daß Weltrettung auf diese Weise nicht funktioniert, kann ich der Anziehungskraft meist widerstehen. Zuweilen aber auch nicht. Die Folgen muß ich tragen, ganz individualistisch.
    Manchmal sind sie angenehm, wie z.B. bei Wam Kats 24 Rezepten zur kulinarischen Weltverbesserung (die Linsensuppe ist besonders empfehlenswert, während man sie löffelt, denkt es sich gleich noch mal so gut über die Welt und deren Besserung nach), manchmal unangenehm, wie etwa bei Patel und sein Value of Nothing, der mir unruhige Denkstunden bringt, weil er so recht hat. Manchmal sind sie sogar abscheulich, wie bei Renée Schröders Fantastereien über Menschen, Zellen und Waschmaschinen, die mir gesundheitsgefährdende Wutanfällt beschert hat.


    Duves Buch mußte sein, weil ich schon den Titel gut finde. Er enthält ein schönes Spektrum von Deutungsmöglichkeiten. In ‚anständig‘ steckt das Thema Tischmanieren ebenso (‚Willi, iß anständig!) wie alles zwischen ordentlich, solide, ausgiebig, nicht ausgefallen (Gibt es hier nix Anständiges zu essen?‘ bis hin zum moralisch definierten Anstand.
    Kurz: alles Dinge, die ich mag.


    Das Karnickel auf dem Teller finde ich weniger passend. Ich hab’s nichts so mit Tieren auf dem Tisch. Darunter auch nicht. Ich hab‘s überhaupt nicht so mit Tieren, Menschen sind mir lieber. Wahrscheinlich bin ich deswegen Fleischesserin.
    Abgesehen von dem Bild (Tiere gehören nach draußen!), ist das Buch grün. Das entscheidet die Frage. Das Buch muß sein.


    Ich schlage es auf, lese den ersten Satz und muß gleich lachen. Humorvoll, ironisch, selbstironisch. Ich freue mich aufs Weiterlesen.
    Gewissensbisse, die ersten Fragen zum Verhältnis von Mensch und Tier. Da hat sich wirklich eine was dabei gedacht. Preisgünstiges Fleisch, ein geliebtes Haustier, für das man jedes Opfer bringt, die Perversität, VerbraucherInnen ein Tierparadies vorzugaukeln, nur damit sie ohne schlechtes Gewissen mehr Fleisch essen.
    Ja, wenn man mal anfängt, gerät man immer tiefer hinein.
    ‚Frutarier‘, nein, die kannte ich auch nicht. Aber die Überlegungen sind immer noch überzeugend.


    Der einleitende Satz fällt zum drittenmal, aha. Ich mag die Zäsuren, morgens, mittags, abends. Der Entschluß wird im Lauf des Tages immer fester. Die dreimalige Wiederholung dagegen hat magischen Charakter. Dreimal gesagt, der Zauber wirkt.
    Wer es weniger fantastisch mag, die sei auf die alte Sitte verwiesen, daß ein Wachtposten dreimal ‚Wer da‘ rufen mußte, ehe er schießen durfte. Nach dem drittenmal war es eine Sache auf Leben und Tod.
    Ist hier ja auch so, das ist schon klar.


    Sehr ernst und zugleich äußerst humorvoll geht es weiter. Keiner versteht die Absichten der Autorin.
    Kenne ich. Kennt jede. Teilt man der werten Umgebung mit, daß man etwas ändern will, will es keine glauben. Mit Verständnis kann man nicht rechnen, höchstens mit blöden guten Ratschlägen.
    Alles aus dem Leben gegriffen. Ich freue mich.


    Wohin führt der erste Weg? Ah, so, Bio. Alles klar.
    Ich wundere mich kurz, daß es noch Leute gibt, die nie etwas von chemischen Zusätzen im Salz gehört haben, damit es nicht klumpt. Ich will so was auch nicht in meinem Salz und ärgere mich jedesmal aufs Neue, daß es ein Land wie unseres, das Steinsalz in rauhen Mengen hat, nicht schafft, Salz ohne Zusätze in jeden Supermarkt zu bringen. Was soll ich mitten in Berlin mit Salz aus dem Atlantik? Oder ich bemühe Gourmet-Läden! Für stinknormales Salz. Absurd.


    O, Göttin! Ein Huhn ist tot. Füchse sind eben auch nur Tiere.
    Hätte ich das Huhn auch gegessen? Die Autorin stellt gute Fragen, aber am besten sind die, die unausgeschrieben im Text enthalten sind.


    Beschnuppern des Bio-Sektors zunächst im normalen Supermarkt. Die Entdeckungsreisen kenne ich aus eigener Erfahrung. Witzig, der Seitenhieb auf Bio-Müsli (ich finde Müsli scheußlich). Überhaupt die Seitenhiebe. Gut gedacht, gut formuliert. Ich freue mich.


    Ah, auf Seite 24 der erste Denkfehler: Bio und fair gehandelt gehören nicht automatisch zusammen. Was ‚bio‘ ist muß nicht fair gehandelt sein, Fair Trade ist keineswegs ein Bio-Siegel.
    Handeln und umweltverträglich, Wirtschaft und Schonung der Umwelt, einschließlich der Tiere, sind die eigentlichen Gegensätze.
    Ich nehme an, daß es damit weiterhin haken wird. Ach, ja, die lieben Weltverbesser(er)Innen.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

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  • Ich bin hell begeistert.
    Bis jetzt.


    Vielleicht haue ich es ihr aber doch noch um die Ohren.
    Zur Zeit sieht es jedoch so aus, als hätte ich eine ideale Lösung für sämtliche noch anstehenden Geburtstage und was es sonst noch für nichtsahnende Opfer gibt gefunden.


    :grin

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Inzwischen sind wir auf der Reise durch Bio-Supermärkte. Der Wiedererkennungseffekt ist groß. Immerhin hat sich einiges getan auf dem Gebiet in den letzten dreißig Jahren. Vor allem in den letzten zehn. Als ich nach Berlin zog, brauchte ich noch zwei U-Bahnen, um einen Bio-Supermarkt zu erreichen. Heute komme ich auf meinem Fußweg zu Real (*räusper*) an zweien vorbei und laß einen dritten weit links liegen. So ändern sich die Zeiten.
    Ob das aber gut ist? Nein, ist es nicht. An der Produktionsweise unserer Lebensmittel hat sich nämlich wenig geändert. Gemessen an der Zeit, in der darüber seit den 1980ern darüber diskutiert wird, erschreckend wenig. Statt dessen hat sich nur ein zweiter ‚Markt‘ entwickelt, auf dem sich inzwischen ganz gut Geld verdienen läßt.


    Das ist es, was eine aufhorchen lassen sollte. ‚Bio‘ ist so besehen eben nicht ganz von selbst auch ökonomisch und ökologisch verträglich. Im Gegenteil. Es gibt inzwischen einen Bio-Discounter, dessen Arbeitsbedingungen denen von Lidl früher (äh, früher?) ähneln sollen.
    Ähnlich beunruhigend ist das Angebot in Bio-Supermärkten. Saisonal? Regional? Guter Witz. Erdbeeren im Dezember, Tomaten rund ums Jahr, dito Bananen. Gewürze und getrocknete Kräuter immer noch in Pappschächtelchen, aber, wie ich entsetzt feststellen mußte, nicht mehr, wie vor einem Jahr noch, im Cellophanbeutel mit Papier-Drahtclip, sondern in vier Einzelportiönchen in vier verschweißten Plastikbeutelchen.
    ‚Da hält das Aroma besser.‘
    Ja, nee, schon klar. Ich habe das Aroma von Petroleum in der Nase und vor meinen Augen dreht sich die Plastikmüllinsel mitten im Pazifik.
    Bio. Ja, ja.


    Zurück zum Text: die Autorin ist noch auf Entdeckungsfahrt.
    Cola!
    Omegoddess! Allein von dem täglichen Cola-Verbrauch zu lesen bereitet mir Schwindel. Wie konnte sie damit so alt werden?
    Die Beschreibung ist urkomisch. Schrecklich. Richtig lebendig und lebensecht. Ich amüsiere mich prächtig. Aus dem Augenwinkel nehme ich den Berg von PET-Flaschen wahr.
    Noch so ein Thema, s.o.
    Aber sie weist darauf hin, indem sie es nennt. Tolle Art zu arbeiten, Bröckchen für Bröckchen zuzufüttern. Die Erkenntnisse vorsichtig servieren, damit den Leserinnen die Augen langsam aufgehen. Trotzdem wäre mir ein politischer Ansatz lieber. Wäre auch hilfreich bei der Frage, warum eine Tomate im Januar trotz schönster Rotfärbung dank der Laborkünste bei Monsanto (keine Angst, der Konzern kommt hier nicht vor) nicht schmeckt. Lustig ist es trotzdem.
    Ich füge noch an, daß mein Versuch mit Bio-Cola genauso endete. Hab ich gelacht an der Stelle! Allerdings mußte ich damals in der vergleichbaren Situation das halbe Glas schlucken, weil ich mich an einem öffentlichen Ort befand.
    Boah, hab ich mir leidgetan.


    Dazwischen gestreut Erlebnisse aus dem Alltag mit Tieren, drinnen und draußen. Das wirft Fragen auf, was Tierliebe eigentlich ist. Duve schweigt dazu, sie beschreibt einfach. Die Probleme, das Hin und Her, alles, was man macht, ist gleichzeitig falsch und richtig. Denken muß die Leserin selber.
    Das Verhältnis zwischen Mensch und Tier ist gründlich gestört. Das zwischen Mensch und Mensch allerdings auch, füge ich an. Sollte man unbedingt mal richten.


    Immer noch sehr gute Lektüre. Spannend, lustig, aufregend. So langsam wird es auch bedrückend. Und, o, Hilfe, ein Huhn zieht ins Haus.
    Geht‘s noch? Ich faß mir an den Kopf und bin zugleich hingerissen. Hallo, Piepsi.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • So, Bio, also die erste Phase ist abgeschlossen, wir stehen vor Phase 2, vegetarisch.
    Ich bin gespannt.


    Bis jetzt gab es die erste Lebensmitteldiskussion, es geht um Eier. PolitikerInnenbetrug versus Faulheit der VerbraucherInnen.
    Ist es wirklich so einfach? Das Produkt nicht mehr kaufen und schon rettet man Hühner?
    Es ist eben nicht so einfach.
    Was hier nicht gekauft wird, wird anderswo hingebracht. Inzwischen exportiert Deutschland Eier nach China. Ich glaube nicht, daß das Eier von Hühnern aus Freilandhaltung sind, die glücklich im Frühlngssonnenschein im gesunden Sand scharren.
    Die Rechnung geht nicht auf, wenn man außer Acht läßt, daß es um Gewinnmaximierung geht. Mit Moral kommt man in der Frage nicht weiter.


    Was ebenso fehlt, ist ein ganz großes Thema. Das vermisse ich in der Diskussion um Fleisch/ kein Fleisch eigentlich immer.
    Das ist die gezielte Überproduktion, bloß um das Zeug wieder vernichten zu können. Subventioniert wird beides.
    Es ist also egal, wieviel die KonsumentInnen kaufen. Produziert wird trotzdem.


    Ansonsten wird das Verhältnis zu Tieren thematisert, die Interaktion von Tieren und Tier und Mensch. Es klingt wie einfache Alltagserlebnisse, aber Duve weist immer auf die Schwierigkeiten. Schon das enthält ein halbes Dutzend Anregungen zu Diskussionen.
    Tier drin oder draußen?
    Wie stark darf/soll/kann/muß die Bindung an den Menschen sein?
    Wie steht es mit diesen Tieren heute, die Ergebnisse jahrhundertelanger Zucht sind?
    Geschrieben ist es zudem richtig gut. Könnte ich stundenlang lesen. Man darf sich aber nciht täuschen, es geht nicht um putziges 'Meine lieben Tiere und ich.'


    Und dann das Reizthema per se. Da sträuben sich sicher die Haare mancher.
    Wunderbar argumentiert. Bloß ...
    Der Mensch ist auch bloß ein Tier. Ach ja?
    Die Brüder und Schwestern-Tirade. Klingt ja schön.
    Deswegen soll man Tiere nicht töten. Je nun. Menschen töten aber auch Menschen und zwar in Massen.
    Was machen wir nun?


    GUTES Buch!
    :grin

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    K. Kraus

  • Ich schließe mich Rosenstolz an, magali. Sehr unterhaltsame Anmerkungen zu diesem Buch.


    Zitat

    Ob das aber gut ist? Nein, ist es nicht. An der Produktionsweise unserer Lebensmittel hat sich nämlich wenig geändert. Gemessen an der Zeit, in der darüber seit den 1980ern darüber diskutiert wird, erschreckend wenig. Statt dessen hat sich nur ein zweiter ‚Markt‘ entwickelt, auf dem sich inzwischen ganz gut Geld verdienen läßt. Das ist es, was eine aufhorchen lassen sollte. ‚Bio‘ ist so besehen eben nicht ganz von selbst auch ökonomisch und ökologisch verträglich. Im Gegenteil.


    Zu diesem mThema gibt es eine wirklich aufschlussreiche Dokumentation, wen das interessiert:


    Die Bioillusion


    Da würde aber mal so mancher überzeugte Biocompany- ler hinten über kippen, wenn er wüsste... sieht doch alles so korrekt aus. ich gehe sogar noch weiter und behaupte:


    Was dem Christen sein Kölner Dom, ist dem Hedonisten sein Biosupermarkt. Mit fünfmeter langen Kühltheken (mit Ökostrom betrieben). Ich nehme mich nicht aus.


    Zitat

    Der Mensch ist auch bloß ein Tier. Ach ja? Die Brüder und Schwestern-Tirade. Klingt ja schön. Deswegen soll man Tiere nicht töten. Je nun. Menschen töten aber auch Menschen und zwar in Massen.


    Ja. Und was ist erst mit Tieren, die Tiere töten! Sauerei.
    Auch möchte ich hier gerne den folgenden Artikel verlinken:


    Verursachen Vegetarier mehr Blutvergießen als Fleischesser?


    Darum hat es ziemlich viel Wind gegeben, siehe auch hier:


    Vegetarier sind auch Mörder



    aber ich finde, der Autor hat Recht. Auch, wenn ich mich nur vegan ernähre, töte ich dafür. Oder ist das Leben eines Nagers etwa weniger wert als das Leben einer Kuh? Konsequenter Weise müsste man also aufhören zu leben, damit wer anders leben kann, weil wenn einer lebt, tötet er auch.


    Erklär das mal einem Veganer. Ich hab das mal versucht. :grin

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

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  • rienchen


    es ist ein grundsätzliches Problem. Ich bin auch der Ansicht, daß man kaum etwas ändert, wenn man sich allein auf die Nahrung konzentriert.


    Wir kommen aber auch nicht weiter, wenn wir uns gegenüberstellen und uns abrüllen:
    Du tötest auch Tiere.
    Du tötest aber mehr!
    Nein, Du!
    Nein, Du!!
    Nein, Du!!!


    Das ist ein Grund, warum ich mit dem Buch von Duve durchaus zufrieden bin. Sie hat zwar Schwerpunkte und sie fällt auch auf die Moraldiskussion herein, aber ihr Text enthält viele Hinweise mehr, über die man nachdenken muß.
    Deswegen würdde ich es vor allem LeserInnen empfehlen, die sich bis jetzt wenig Gedanken zu dem Thema gemacht haben.
    Die Mischung aus Alltagsleben, Spannung, Information, Ernst und Ehrlichkeit findet man nicht häufig. Eben weil das Thema sehr heiß ist und in Blitzesschnelle verbissen diskutiert wird.
    Gerade was vegetarisch und vegan angeht, baut Duve auch Ängste ab, finde ich.
    Die Art zu essen ist weniger verbreitet, als man annimmt. Es gibt Berührungsängste. Daß man das mal unverkrampft ausprobiert, ist ein Vorschlag, den man selten hört.


    Bloß Bio-Cola sollte man wirklich vermeiden. :uebel



    :lache

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Lol. Das buch ist nichts für mich, denn ich ess immer unanständig, nämlich römisch im liegen, und hasse es, wenn mich leute in restaurants mit bänken einladen, wo ich mich gekrümmt über den tisch kauern und meine füße dabei nicht hochlagern kann.


    Moral im essen ist mir also ziemlich wurscht, wenn's hart auf hart ginge, und WIRKLICH NICHTS mehr anderes da wäre, würd ich auch meine artgenossen verzehren, aber bei magali's post ist mir die idee zu einer anmerkung gekommen:

    ad Fruttarismus:


    Ich bin ja momentan, sprich seit etwa märz weitgehend fruttuarier, (wenn man von einer mir selbst ausdrücklich erlaubten genuss-sünde pro woche absieht, wie der gestrigen gemüselasagne, da waren die leichenteile einer wehrlosen karotte drinnen, und ich denke, dass zumindest ei und auch milchpulver drinnen war von wegen industriell gefertigtes bechamel und nicht-eifrei - nicht-roggen teigblättern).


    Aber ich kann ein eine zwischenbilanz meines fruttuarismus ziehen: seit märz von 84 kg auf 76,5, und das ohne jemals wirklichen hunger oder einen wirklich unwiderstehlichen gusto zu verspüren. Überall stehen schüsseln mit Nüssen und trockenfrüchten, wenn einen der gusto überfällt: eine handvoll nüsse reingestopft. Sonst bananen, beeren und beeren-gemüse.


    Im laufe dieses ernährungsexperiments bin ich auf dinge drauf gekommen, die ich mir vorher immer eingeredet habe:


    Lieblings-mythos: Ich vertrage nüsse nicht, und bekomme von nüssen pickel


    Davon abgesehen, dass eine handvoll haselnüsse bei mir ein pelziges, rauhes gefühl in hals und rachen hinterlassen, ist nichts als allergisch zu benennen.


    Die hartnäckigen pickel waren 2 monate lang völlig verschwunden, bis ich vor zwei wochen zufällig draufkam, wieso:
    Ich habe mir als vorvorwöchentliche sünde bei der arbeit eine schachtel mit topfennocken gegönnt, und die einfach so als einzelperson als hauptmahlzeit weggeputzt, zusammen mit zwei topfengolatschen als dessert. Ein, zwei tage später seh ich wieder aus, wie getupft, zwar nicht so übel wie zuvor, aber es ärgert doch.
    Ich sagte mir als enkelin einer osteoporosefreien milchbäurin: das bisserl topfen gilt nicht, das monatliche übel der frau ist im anmarsch, das sind nur die hormone, ausserdem sind in den topfennockerl zucker und weiss der himmel was drinnen, und topfengolaschen sind blätterteig mit irgendeiner abgestandenen industriebutter.


    Wieder weiter im frucht&nussritual, und dann in der woche drauf am samstag das experiment: wenn ich jetzt auf den bauernmarkt geh, mir dort einen frischkäselaib kaufe, ist ja eine schachtel topfen in runde form gepresst und in schnittlauch gewälzt, kann ja nit falsch dran sein, oder? Kein zucker, keine weiss der himmel was für zusatzstoffe, und diesen esse, frisch und ehrlich von meiner milchbäurin... - ich habe ihn mittags als hauptmahlzeit gegessen, zusammen mit selbstgemachter paprika-tomatensoße, und einer handvoll nüsse und trockenfrüchte als dessert.
    Facit: solche vier tiefen, eitrigen pickel wie an den tagen darauf hatte ich seit Februar nicht mehr.


    Und das trotz zweier wochensündetag-mahlzeiten beim Burger King, die aus Veggie-king und Chilli-cheese-nuggets bestanden, wobei einem bloss der name 'Burger' schon die grauspickel aufziehen sollte, und zweier wochensünden in richtung pizza Margherita (ich nehm mal so frei an, das ist raffinierter analog-käse, der unter umständen nie eine kuh gesehen hat, sondern irgend ein gensoya)


    Es scheint so zu sein, dass das, was mir letztendes lebenslang die pickel aufzog, und was ich eigentlich als ovo-lacto-vegetarier in käse zu wahren massen vernichtete: MILCHEIWEISS ist.


    Ich meine, fleisch kann's nicht sein, das mochte ich schon als säugling nie, es hat mich - ausser in zwei kalbsschnitzel&leberkäs-phasen in meinen stärksten wachstumsschüben - angewidert. - Und zwar so angewidert, dass ich, sobald ich in einem säuglingsbrei fleisch schmeckte, ihn umgehend meinen eltern zurück ins gesicht spuckte und solange jammerte, bis ich meine übliche, handgeriebene karotten-äpfel-karfiolmischung bekam.


    Eier können's auch nicht sein, die hühnern mich an, und seitdem ich eines Osterns einmal 20 eier aß, kann ich sie als ei nicht mal mehr sehen, und in drei-eier-nudeln auch schon nicht mehr riechen; der höhepunkt der gefühle sind seitdem drei eischeiben in einem gasthaussalat, und die geb ich gern meinen nebenan sitzenden mitessern weiter.


    Milcheiweiss: Ich hab was drüber gesucht und glatt gefunden:


    Der veganer-kongress, der ärzte einlud, und dazu vortragsreihen ins internet gestellt hat, und mir den tag damit restlos vergällt hat, mir mitzuteilen, dass rattenstudien und auch mehrere vergleichbare studien an menschen gezeigt haben: für jeden der mehr als 5% seiner täglichen mahlzeiten aus tierischem eiweiss einnimmt, ist das gesundheitsrisiko eklatant. nagetiere bekommen ab einer dosis von 20% anteil an tierischem eiweiß in der nahrung multiplen krebs... die studie wurde mehrmals von mehreren teams wiederholt.
    Der käse auf dem broccoli ist nicht das tödliche problem, sofern er sich in maßen hält: es scheint das zweite und dritte käsebrot nach dem braten/schnitzel mit den eierspatzeln und der eierspeise und dem rührei und dem milchmüsli und joghurt zu sein, das deutsche, österreichische, schweizer, niederländische und skandinavische frauen letztendlich verfrüht tötet. Wir können es auf die ingezüchteten gene schieben, die die disposition zu wucherungen erhöht, aber viel wahrscheinlicher: an unserer pan-germanischen milchkuh-diät ist etwas falsch.


    Wie ihr zu den videos kommt: gebt auf You tube ein "Why did Steve Jobs die" (ich persönlich nahm mal so frei an: er war ein mensch, kein gott, und menschen sind prinzipiell sterblich, ergo war auch Steve Jobs sterblich)


    Der redner ist so ein dürrer arzt, ich denk Mitchell, oder so ähnlich. Wenn ihr den namen vom arzt eingebt, bekommt ihr irgendwann mal in der leiste irgend einen Veg-is/ie? (vergessen) eintrag, wenn ich lang genug durch die vorträge clickt, wird auch der andere arzt mit seinen 5% animalprotein auftauchen. Hört ihn euch an. Dann vergeht euch die lust auf topfennockerln genauso wie mir.
    Der zweite witzbold war: 'NO OILS, NO OILS!' denn auch oliven- und pflanzenöl lagert sich an den gefäßwänden ab. Ich hab mir danach aus purem trotz eine extra-ladung kürbiskernöl über meine petersil-tomaten gegossen.
    Und dann gibts da noch einen Vortrag von der University of California Mini-med-reihe gegen Wheat / Grains (es ist nicht nur das gluten, das problem im korn liegt offenbar tiefer, gluten-frei ist gut, meinte er zu einer schlussfrage, sofern man auch auf mais und soya verzichtet), den Herrn Doktor Lustig von derselben vortragsreihe, und den Sugar ('bloss kein Zucker und bloss kein soda und keine gesüssten säfte-vortrag'), kennen wir ja schon, zu dem gibts übrigens bereits einen zweiten, erweiterten vortrag.


    Irgendwie will mir letzerzeit wirklich JEDER das essen vermiesen.


    Da ich immer zu viel gegessen hab, und mir einen geraumen vorrat anfraß, werd ich es aushalten, einige zeit sparsam zu sein, da meine 106-jährig-verstorbene großcousine die letzten 40 jahre ihres lebens an der schwelle zum untergewicht stand, ebenso wie ihr inzwischen 90-jähriger in spanien lebender sohn (dessen lieblingsspeise allerdings ausser einer handvoll nüsse ein halbes schafshirn, und ein schöpfer gulasch mit einer fünftel-semmel ist :wow) Und wer erst mal entdeckt, dass bei einer weitgehend sitzenden tätigkeit, nüsse, hirse, gersteln, hafer, bohnen und linsen und tomaten und gurken, birnen und äpfel auch satt machen... (- ah, habt ihr die eu-studie zu den äpfeln gelesen? Äpfel sind wahre giftcocktails, es sei denn, die von eurem gartenbaum, den ihr nicht gespritzt habt: ihr wisst, die kleinen schrumpligen, schorfigen und wurmigen dinger, denn nur wo der wurm drin leben kann ist die frucht unverdächtig. - Mangos sind laut der analyse die pestizid-unverdächtigste frucht im regal - darum hatte ich vielleicht mal einen riesenengerling in der Mango. Ein anderes mal in der Bio-Banane, ich hab die beiden aber nicht groß gezogen, um zu sehen, was für ein insekt draus wächst, sondern im biomüll verstaut, aber wenn ich das nächste mal wieder einen finde, werd ich die banane aufheben, und unter einen glassturz stellen, und rausfinden, was das für ein exotisches tier ist, das in meinen früchten nistet. Vielleicht wird ein wahnsinnig toller blauer riesenschmetterling draus, oder so ein cooler, grün schillernder käfer?)


    :gruebel ... wo war ich im satz?... - ach ja, der braucht nix anderes mehr.

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

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  • @MagMa


    Interessanter Beitrag, noch ein Selbstversuch.
    Aber wenn ich von Haselnüssen oder was immer einen rauhen Hals und eine pelzige Zunge bekäme, würde ich das Zeug nicht essen Punkt.
    Was ich mit Mangos soll, weiß ich auch nicht.


    Das Problem mit Äpfeln kenne ich.
    Ob's so stimmt, weiß ich nicht. Es wird ein Schmarrn erzählt, was Lebensmittel angeht, daß es eine grausen kann. Heute ist das gesund und jenes tödlich, morgen jenes und das. Wahrscheinlich wäre man schlauer, wenn man die Börsenkurse von Lebensmitteln studierte, den Ölpreis und die aktuellen Bodenpreise, bevor man auf den Markt trabt.


    Bis zu den Frutariern brauche ich noch ein paar Kapitel. Zur Zeit spielen wir Vegetarier.
    Phase 3 wird vegan.
    In Phase 4 wird's endgültig Nacht, ich meine, dann komen die Frutarier und noch so ein paar in-ter-essante NahrungszufuhrprojektvertretrInnen.
    Kurz: es bleibt spannend.


    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Wir sind am Ende der Bio-Phase angekommen.
    Vier Kilo mehr. Damit ist sie bei dem Verbrauch an Süßkram noch gut weggekommen, würde ich sagen.
    Gummibärchen. Ach, ja. Tiiiefer Seufzer. Scheiß-Formaldehyd oder was auch immer da drin war. Ich gehöre bestimmt nicht zu denen, die immer sagen: früher war alles besser. Aber Ausnahmen bestätigen die Regel. Gummibärchen mit Formaldehyd (oder was immer) waren besser. Ihre Farben intensiver. Nein, das sind nicht nur meine verklärten Kindheitserinnerungen!!
    Gummibärchen heute sind wunderbar. Fruchtig, die reinste Geschmackssinfonie. Ich sehne mich trotzdem nach den alten giftigen.
    Schokolade, noch so ein Problem. Wirklich mies wurde sie, als Glucose in großem Ausmaß durch Fructose ersetzt wurde. Klar, die Maiserzeuger mußten ihren Ekel-Mais loswerden. Das Zeug ist heutzutage wirklich überall drin. Alles süß. Widerlich.
    Als ob die Zuckerrevolution nach der Mitte des 19. Jahrhunderts nicht gereicht hätte. Schon damals verschlechterten sich die Lebensmittel, weil Zucker billig geworden war. Ganze Kochkulturen gingen zugrunde, Süßspeisen und Kuchen hielten Einzug. Und breiteten sich aus. Und breiteten sich aus und aus …
    Kinderschokolade war nur die logische Folge. Manchmal geht es wirklich abwärts mit der Kultur.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Auf S. 78 betreten wir einen Eine-Welt-Laden. Kein Bio-Supermarkt mit den dem Supermarkt inhärenten Problemen. Ein gemütliches Lädchen. Das merkt man an der Kasse. Aber damit kommt ein wichtiges Problem(erneut) zur Sprache: gute Lebensmittel sind teuer. Müssen teuer sein, weil, was mit Sorgfalt hergestellt wird, Zeit und Energie braucht.


    Mir gefällt ausgesprochen gut, wie Duve mit dem immensen Stoff umgeht. Erste Hinweise, langsame Verdichtung, Wiederholung mit mehr mehr und mehr Nachdruck. So wurden aus den lustigen Gesprächen mit der Freundin immer intensivere Diskussionen über wesentliche Fragen. Im Wurzelladen kommt ein neuer Aspekt dazu: ernährungsmythologische Elemente. ‚Gestauchtes Wasser.‘ Das sich frei entfalten muß.
    Ich konnte es geradezu hören! Brilliant eingefangen.
    Aber es ist tatsächlich so: unsere Ernährung ist eine Ersatzreligion geworden. Voller Mythen, Legenden, Märchen. Mit ihren HeldInnen, MärtyrerInnen, Opfern und bösen Mächten, die die Weltherrschaft anstreben.
    Okay, letzteres stimmt so.
    :grin


    Toll gemacht auch der Übergang zur vegetarischen Ernährung.
    ‚Wir und die lieben Tiere‘ oder auch ‚Unsere Tierliebe und wir‘.
    Haustiere ist ein ganz übles Thema, finde ich. Duve tippt es nur an. Ich geh mal einen Schritt weiter.
    Gefährliches Terrain. Wohnungskatzen, Hunde an Leinen samt Würgehalsring, Meerschweinchen in Kinderzimmern, Käfigvögel. Sind Tierhandlungen eigentlich endlich verboten? Aquarien, Terrarien?
    ‚Ich hab drei Vogelspinnen, aber die hocken dauernd in ihren Höhlen. Gibt es so Käfige, wo unten Glas ist, daß man die Spinnen sehen kann und was kostet das?‘
    fragen die Leute auf Websites über Vogelspinnen.

    Reiten, Dressur. Artgerecht? Lippizaner. Au wei. Da darf man ja gar nichts sagen.
    ‚Für die hat sogar ein Kaiser ein Ballett geschrieben‘, wurde ich mal belehrt.
    Weiß ich. Ich weiß auch, daß es, als der Mann 1705 starb, in den Wäldern rund um Wien kein Tier zum Jagen mehr gab. Kein Bär, kein Wolf, kein Luchs, kein Hirsch, kein Wildschwein, vielleicht noch den ein oder anderen Hase und ein verwaistes Eichhörnchen. Leidenschaftlicher Jäger, der Mann. Kein Wunder, daß er Ballettmusik für Pferde schrieb.
    Seine Töchter, die Erzherzoginnen, waren übrigens hervorragende Schützinnen. Es geht doch nichts über Emanzipation.


    Sind Zoos normal? Genpools sind sie heute, Forschungsstationen.
    ‚Guck mal, um drei werden die Seehunde gefüttert. Oder lieber die Pinguine?? – Sooo süß, wie sie nach den Fischen jappeln.‘
    Wie groß sollten Nilpferdbecken sein? Warum gehen Löwen dauernd hin und her? Und wenn ich ‚Streichelzoo‘ höre, sehe ich rot.
    Dabei kann ich die Leute nicht mal anbrüllen: Kauft euch doch ein Plüschtier!
    Sie haben schon vierunddreißig Stück davon rumliegen, alle in asiatischen Sweatshops genäht, für 3 1/2 Cent/Stück, von Zwölfjährigen, die bloß deshalb fünfzehn und älter werden, weil sie das Glück haben, daß der Schuppen, in dem sie zum Arbeiten eingesperrt sind, wie die Meerschweinchen im Streichelzoo, kein Feuer fängt.
    Wer Menschen nicht achtet, achtet auch Tiere nicht.


    Und dann gibt es noch die, die wilde Tiere toll finden. In Brandenburg z.B. wurden Wölfe ausgewildert. Die greifen Menschen nicht von sich aus an. Schon wahr.
    Aber wie verhalten sich die Menschen?
    Vor ein paar Monaten war ‚Tag des Wolfs‘. Keine Ahnung, wer so einen Quatsch ausruft. Wegen des tollen Tags durften Leute beim Radiosender anrufen und etwas über Wölfe erzählen.
    Ältere AnruferInnen sahen die neuerdings freien Wölfe kritisch. Jüngere, vor allem die, die mitten in Berlin leben und sonntags höchstens mal im SUV an den Müggelsee kutschen, waren entzückt. 'So natürlich.‘
    Der Clou war eine Jungmutter, die erzählte, daß es ihr Traum sei, daß ihr Kind (sie hatte diesen Übermutter-Kiekser in der Stimme, wenn sie ‚mein Kind‘ sagte) einmal mit einem Wolfsjungen spielen würde. In freier Wildbahn.
    Ich würde Herzrasen kriegen, sähe ich ein kleines Kind mit dem Jungen eines Wildtiers spielen, selbst wenn es kein Wolf wäre.
    Ehrlich gesagt, traue ich nicht mal einer Kuh auf der Weide. Kühe können enorm sauer werden. Auch wenn sie recht haben, möchte ich dann nicht in ihrer Nähe sein.


    Ich habe den Eindruck, daß unser Verhältnis zu Tieren nicht nur falsch ist, sondern sich überhaupt nie richtig entwickelt hat. Wir können die nicht einordnen. Uns nicht zu ihnen in Beziehung setzen. Wir murksen nur dran rum. Was wir erwischen können, verzüchten wir. Einen Weg zurück sehe ich da nicht. Um die Produkte unseres Tuns müssen wir uns kümmern. Einfach in die Wildnis setzen können wir sie nicht. Tun ja manche TierschützerInnen.


    Übrigens bekam ich kurz bevor Duves Buch auf meinem Tisch landete einen Brief vom BUND. Mal wieder ein Aufruf gegen Massentierhaltung. Und ob das verboten gehört.
    Was schreib ich oben? Wer Menschen nicht achtet, achtet auch keine Tiere?
    Diese Fleischfabriken quälen nicht bloß Tiere. Sie rauben Boden, Wasser, Energie. Sie verschmutzen Boden, Wasser, Luft. Sie rauben Menschen Lebensraum. Arbeitsplätze schaffen sie auch nicht, im Gegenteil. Sie sind ebenso menschen – wie tierfeindlich. Deswegen sind nicht nur Leute, die kein Fleisch essen aufgerufen, sich zur Wehr zu setzen.
    Bloß übers Essen streiten genügt nicht.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Die alten gummi-zungen mit den sprüchen drauf warn sooo gut *seufz*
    Aber in formaldehyd legt man auf der anatomie doch auch leichen ein, damit sie frisch bleiben... was kann denn dann daran so falsch sein? Im Nagelfestiger, den ich mal hatte, war's auch drin...
    :help

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

  • Zitat

    Original von magali


    Diese Fleischfabriken quälen nicht bloß Tiere. Sie rauben Boden, Wasser, Energie. Sie verschmutzen Boden, Wasser, Luft. Sie rauben Menschen Lebensraum. Arbeitsplätze schaffen sie auch nicht, im Gegenteil. Sie sind ebenso menschen – wie tierfeindlich. Deswegen sind nicht nur Leute, die kein Fleisch essen aufgerufen, sich zur Wehr zu setzen.
    Bloß übers Essen streiten genügt nicht.


    :write :write
    Ich hoffe so sehr, dass es irgenwann ( bald ) einen Wandel geben wird.
    Diese Fleischfabriken ( und man darf das nicht anders bezeichnen ) sind mit das Schlimmste, was der Mensch erschaffen hat.

  • Zitat

    Zitat:
    Original von magali
    Diese Fleischfabriken quälen nicht bloß Tiere. Sie rauben Boden, Wasser, Energie. Sie verschmutzen Boden, Wasser, Luft. Sie rauben Menschen Lebensraum. Arbeitsplätze schaffen sie auch nicht, im Gegenteil. Sie sind ebenso menschen – wie tierfeindlich. Deswegen sind nicht nur Leute, die kein Fleisch essen aufgerufen, sich zur Wehr zu setzen. Bloß übers Essen streiten genügt nicht.



    Zitat

    Diese Fleischfabriken ( und man darf das nicht anders bezeichnen ) sind mit das Schlimmste, was der Mensch erschaffen hat.


    Zweifelsohne ist das widerwärtig, lebensverachtend und ethisch extrem zweifelhaft.


    Allerdings ist Obst- und Gemüseanbau das auch, wenn wir wie im Falle von Massentierhaltung von Massenanbau sprechen. Seht Euch die Kornkammer Europas in Spanien an- mit "besserem" Essen hat das nichts zu tun. Das dort Angebaute ( in Monokulturen) lebt unter Pestizidcocktails in gigantischen Plastikplanen und hat niemals die Sonne gesehen. Die Umwelt wird verpestet, Wasser (in der Wüste) verschwendet, Menschen ausgebeutet. Siehe auch hier:


    Migranten in Spanien - Wie Sklaven unter Plastik


    Seht Euch die Unterkünfte an. Und auch der "Bioanbau", den man direkt daneben in andern Plastikfeldern findet, unterscheidet sich nur in der verwendeten Chemie- Wasser- Brühe.


    Umdenken ist gut, nur wie? Kein Fleisch mehr essen, kein Gemüse? Nur noch selber anbauen? Wer hat dazu die Zeit und die Möglichkeiten? Von daher:


    Zitat

    Wir kommen aber auch nicht weiter, wenn wir uns gegenüberstellen und uns abrüllen: Du tötest auch Tiere. Du tötest aber mehr! Nein, Du! Nein, Du!! Nein, Du!!!


    Darum geht es auch nicht. Es geht nur darum, den Schritt von einem ich töte NICHT zu einem ich töte AUCH einzusehen. Das ist heutzutage sehr verklärt, weil wir uns gerne blenden lassen. Wir gehen nicht einkaufen, um was zu essen zu haben, wir gehen einkaufen, um einen Lifestyle zu pflegen. Um was mit Liebe zu bekommen und das gute Gewissen zu haben, irgendwem was Gutes zu tun. Sei es einem Tier, welches nicht geschlachtet wurde (dafür wurden ev drei andere geschreddert, aber das verheimlicht man uns), oder einem Kaffebauern, der dank Fair Trade drei Euro mehr im Monat verdient (dafür haben zwei andere ihre Arbeit ganz verloren und können ihre Familie nicht mehr durchbringen).


    Wann hat diese rosarote Brillensicht eigentlich angefangen?


    Im Grunde genommen gibt es nur eine Möglichkeit: Wohlstand reduzieren und die Hälfte der Menschheit. Dann könnte es vielleicht klappen.

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

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