Buchpremiere "Das Mädchen und der Leibarzt" Sina Beerwald am 10. März 2011 im Schloß Quedlinburg

  • Sina Beerwald las aus ihrem vierten Roman „Das Mädchen und der Leibarzt“ in Quedlinburg, in den Räumen des Schlossmuseums. In den Räumen, die die Atmosphäre der Zeit der letzten Fürstäbtissin des Domstifts zu erhalten versuchen hatten sich neben Kunden der veranstaltenden Quedlinburger Buchhandlung auch ein paar Eulengroupies eingefunden (dank des Strei(ch)kes der GDL weniger als erwartet).


    Der Roman spielt genau in diesen Räumen und es hatte schon etwas Besonderes die ehemaligen Privaträume der Fürstäbtissin und ihr Schlafzimmer gerade durchschritten zu haben und dann eine Stelle vorgelesen zu bekommen, bei der die Protagonistin des Romans am Bett der Fürstäbtisssin sitzt und mit dem anderen Titelhelden, dem Leibarzt der Fürstäbtissin Bekanntschaft zu machen und mit ihm zu streiten.


    Diese Figur war mir als Mann natürlich sofort sympathisch, hat ihm doch die Autorin einige fundamentale und ewige Wahrheiten über das Wesen der Frau in den Mund gelegt, die man als unterdrückter Mann heute einfach nicht mehr von sich geben darf. Der Roman schildert die Verhältnisse am Ende des 18. ten und zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Quedlinburg. Napoleon und seine Reformen bedrohen von der Ferne, das Stift wird im Jahre 1802 durch den Reichsdeputationshauptschluß aufgelöst. Die letzte Fürstäbtissin wird in Sina Beerwalds Roman als aufgeklärte Fürstin geschildert, die sich der Protagonistin annimmt und diese unterstützt. Dabei wird dem Leser auch ein Stück Medizingeschichte vermittelt, steht doch die Blatternplage vor dem Tore und die Pocken waren damals eine Krankheit mit hoher Letalitätsrate.


    Insgesamt drei Abschnitte las die Autorin und sicher hätten die Zuhörer gerne noch mehr gehört, wäre nicht die Authentizität der Räumlichkeiten eine deutlich auf das Wohlbefinden des modernen Lesers einwirkende gewesen. Mit anderen Worten : Es war a…kalt in dem alten Gemäuer. Nach dem Ende der Lesung kamen dann noch einige interessierte Fragen von Besuchern (die Eulen übten Zurückhaltung- werden doch alle Fragen während der Leserunde durch die Autorin beantwortet werden). Natürlich wurden dann die Bücher noch signiert, meines ist jetzt ganz tief im SuB vergraben bis zum 10.06., dem Beginn der Leserunde.


    Anschließend feierten wir die gelungene und sehr stimmungsvolle Buchpremiere nach einem Gang durch die Gassen der Weltkulturerbestadt beim Abendessen- Quedlinburg lohnt im Übrigen immer einen Besuch, das Lesen dieses Buches sollte Euch ein willkommener Anlaß sein.


    Das erste Bild zeigt die Autorin bei der Fragerunde, das zweite beim Signieren. Wegen der sehr historischen Lichtverhältnisse war das Fotografieren schwierig. Also keine Beschwerden bei der Dame die die Aufnahmen getätigt hat, sondern allein bei mir, der sie ausgewählt hat.

  • Danke Beo für den wirklich tollen Bericht :-) :anbet.


    Die Dame, die die Aufnahmen getätigt hat, steht zu den Fotos :grin. Die Lichtverhältnisse sind nun mal um die Uhrzeit in so einer alten Burg nicht sehr gut. Dafür aber war die Stimmung und die Lesung umso besser und vor allem wirklich passend in den Räumlichkeiten. Man fühlte sich gleich mittendrin.


    Und das DIR der Roman gefällt, habe ich wohl gemerkt :rofl. Soviel zustimmendes Nicken war ja schon unheimlich. Okay ... Frauen hatten damals nicht so viel zu sagen ... aber ... es wird ja wohl einen Grund haben, warum sich das im Laufe der Jahre geändert hat :gruebel.


    Es war wirklich ein toller Abend und man merkte nach der Lesung, dass abends hier die Bürgersteige hochgeklappt werden. Wir waren so ziemlich die einzigen, die abends um halb zehn auf den Straßen Quedlinburgs unterwegs waren. Und ich kann wirklich jedem hier einen Besuch des Ortes und natürlich des Antiquariats Gebecke mehr als empfehlen.

    :lesend Mary Kay Andrews - Winterfunkeln

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    Hörbuch: Andreas Föhr - Totholz

    SuB: 324

  • @Beo
    Dein Bericht hat die Stimmung wirklich genau eingefangen. :anbet
    Ich kann dir in allen Punkten zustimmen. Die Lesung war eigentlich zu kurz, aber wegen der niedrigen Temperaturen akzeptabel. Tröstlich war auch das Versprechen, auf dem Eulentreffen noch etwas vom Leibarzt zu hören.


    Lob geht auch an die Organisatoren, die uns nach der Lesung noch spontan durch die Räume führten. Man merkte der Dame die Begeisterung für die Sache richtig an.


    Quedlinburg ist definitiv eine Reise wert. Dass Sinas neuer Roman dort spielt, ist quasi das Tüpfelchen auf dem i. Ich bin immer noch begeistert. Danke auch an alle lieben Eulen und Nicht-Eulen, die den Aufenthalt so besonders gemacht haben. :knuddel

  • Danke lieber beo für den Bericht! Ich wäre gerne dabei gewesen, aber die Kombination von Streik und Erkältung hat mich abgehalten. Ich denke, dass ich im Sommer Magdeburg und Quedlinburg nochmal einen Besuch abstatten werde. Und freu mich jetzt schon auf die Eulenlesung in Hannover!

    :lesendR.F. Kuang: Babel


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

  • Danke für den Bericht, Bernd.
    Das mit der Kälte liegt wohl daran, dass die Räume nicht einzeln geheizt werden können, dass es aber viel zu teuer ist, das ganze Schloss zu heizen. Da war es mir wirklich schon viel lieber, dass sie stattdessen nach der Lesung nicht gedrängelt haben und man sich noch umsehen konnte. Mein letzter Besuch im Schloss selber ist auch schon ein paar Jährchen her (die Stiftskirche besuche ich öfter - und das nächste Mal ist die Krypta fällig, da war zuletzt vor gut und gerne dreißig Jahren drin).


    Ach ja, die Bürgersteige. Das ist Quedlinburgs großes Manko. Nach sechs geht da wirklich nichts mehr. Genaugenommen war ich persönlich wirklich überrascht, dass wir noch etwas gefunden haben, wo man auch noch was essen konnte. Wirklich selbstverständlich ist das in der Stadt nämlich nicht.


    Ich persönlich und ganz uneigennützig freue mich, dass den "stadtfremden Eulen" das Städtchen so gut gefallen hat. Fremdwerbung in Sinas Lesungsthread ist wahrscheinlich Käse, aber trotzdem: wer mehr in der Stadt Handelndes lesen möchte, dem empfehle ich wärmstens Helga Glaeseners "Du süße, sanfte Mörderin", das im Mittelalter (13. Jahrhundert) auf der Burg und in der Stadt handelt. Weiterhin handeln diverse Bücher über die Kaiserin Theophanu zumindest teilweise in Quedlinburg, Brigitte Riebes "Liebe ist ein Kleid aus Feuer" spielt zumindest in der Gegend, Anke Michel hat sich in "Die Ärztin" der Dorothea Erxleben angenommen (man merkt dem Buch allerdings an, dass die Autoren nie in der Stadt gewesen sind, das als Warnung), Marion Hennenbergs "Die Entscheidung der Magd" hat ebenfalls Quedlinburger Szenen.


    Und jetzt weiß ich auch, welche Eule beim Griechen zu welchem Nick im Forum gehört - ICH hab das nämlich nicht gewusst!


    (Möchte noch den spukenden Leibarzt während der Lesung nicht unerwähnt lassen - hat der nicht äußerst penetrant sich reinschieben wollen in den Raum?)

  • @ Beo der Bericht ist sehr schön geschrieben, vielen dank dafür, so war ich auch ein bißchen dabei. :lache
    Das Städchen ist ja schnuckelig und würde mich auch mal reizen.
    Vielleicht mal im Sommer, dann freut man sich über die KÜHLE im inneren. :grin

  • Danke, lieber Beo, für den wunderschönen Bericht zu meiner Premierenlesung :knuddel1


    Und es freut mich auch von den anderen Eulen zu lesen, dass es euch gefallen hat.


    Ich hätte gerne noch länger gelesen (hatte ja auch noch eine Szene vorgesehen), aber das holen wir dann beim Eulentreffen nach - ohne Mütze, Schal und Handschuhe :grin


    Gestern habe ich die Nachricht bekommen, dass "Das Mädchen und der Leibarzt" eine Woche nach Erscheinen in die 2. Auflage gegangen sind! :wow Da sind wohl ein paar Eulen dran schuld :grin Danke euch!