Sina Beerwald las aus ihrem vierten Roman „Das Mädchen und der Leibarzt“ in Quedlinburg, in den Räumen des Schlossmuseums. In den Räumen, die die Atmosphäre der Zeit der letzten Fürstäbtissin des Domstifts zu erhalten versuchen hatten sich neben Kunden der veranstaltenden Quedlinburger Buchhandlung auch ein paar Eulengroupies eingefunden (dank des Strei(ch)kes der GDL weniger als erwartet).
Der Roman spielt genau in diesen Räumen und es hatte schon etwas Besonderes die ehemaligen Privaträume der Fürstäbtissin und ihr Schlafzimmer gerade durchschritten zu haben und dann eine Stelle vorgelesen zu bekommen, bei der die Protagonistin des Romans am Bett der Fürstäbtisssin sitzt und mit dem anderen Titelhelden, dem Leibarzt der Fürstäbtissin Bekanntschaft zu machen und mit ihm zu streiten.
Diese Figur war mir als Mann natürlich sofort sympathisch, hat ihm doch die Autorin einige fundamentale und ewige Wahrheiten über das Wesen der Frau in den Mund gelegt, die man als unterdrückter Mann heute einfach nicht mehr von sich geben darf. Der Roman schildert die Verhältnisse am Ende des 18. ten und zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Quedlinburg. Napoleon und seine Reformen bedrohen von der Ferne, das Stift wird im Jahre 1802 durch den Reichsdeputationshauptschluß aufgelöst. Die letzte Fürstäbtissin wird in Sina Beerwalds Roman als aufgeklärte Fürstin geschildert, die sich der Protagonistin annimmt und diese unterstützt. Dabei wird dem Leser auch ein Stück Medizingeschichte vermittelt, steht doch die Blatternplage vor dem Tore und die Pocken waren damals eine Krankheit mit hoher Letalitätsrate.
Insgesamt drei Abschnitte las die Autorin und sicher hätten die Zuhörer gerne noch mehr gehört, wäre nicht die Authentizität der Räumlichkeiten eine deutlich auf das Wohlbefinden des modernen Lesers einwirkende gewesen. Mit anderen Worten : Es war a…kalt in dem alten Gemäuer. Nach dem Ende der Lesung kamen dann noch einige interessierte Fragen von Besuchern (die Eulen übten Zurückhaltung- werden doch alle Fragen während der Leserunde durch die Autorin beantwortet werden). Natürlich wurden dann die Bücher noch signiert, meines ist jetzt ganz tief im SuB vergraben bis zum 10.06., dem Beginn der Leserunde.
Anschließend feierten wir die gelungene und sehr stimmungsvolle Buchpremiere nach einem Gang durch die Gassen der Weltkulturerbestadt beim Abendessen- Quedlinburg lohnt im Übrigen immer einen Besuch, das Lesen dieses Buches sollte Euch ein willkommener Anlaß sein.
Das erste Bild zeigt die Autorin bei der Fragerunde, das zweite beim Signieren. Wegen der sehr historischen Lichtverhältnisse war das Fotografieren schwierig. Also keine Beschwerden bei der Dame die die Aufnahmen getätigt hat, sondern allein bei mir, der sie ausgewählt hat.