Und hiermit mag ein Schleier auf mein weiteres Ergehen fallen. Mit diesen Worten enden die „Jugenderinnerungen eines alten Mannes“. Doch schon recht bald wollte man diesen Schleier nicht akzeptieren, und es erschienen Briefe, Tagebuchauszüge, Gedichte und Notizen (1925) sowie eine Briefausgabe der Briefe an den Bruder (1923; Jahreszahlen beziehen sich auf meine Buchexemplare).
Eine neuere Ausgabe der Briefe erschien 1990 in einer sehr wohlfeilen Ausgabe im Beck Verlag. Das ist der erste und bisher einzige Briefband, den ich von Anfang bis Ende gelesen habe, trotz über tausend in relativ kleiner Schrift bedruckten Seiten!
Zum Inhalt (Quelle: Klappentext)
Wilhelm von Kügelgen hat sich mit seinen „Jugenderinnerungen eines alten Mannes“ in die Geschichte der Literatur und zugleich in die Herzen des bürgerlichen Zeitalters eingeschrieben. Mit der gleichen Beobachtungsgabe, dem gleichen kritisch-wachen Sinn und mit poetischer Kraft hat Kügelgen Briefe verfaßt. Fast dreißig Jahre lang schrieb er aus dem kleinen Residenzstädtchen Ballenstedt in das ferne Estland, wo sein geliebter Bruder Güter verwaltete.
Das Wort „Briefe“ freilich trifft den Charakter dieser vom Bruder überlieferten lebensvollen Texte nicht ganz. Sie sind nicht minder Tagebuch und Selbstdarstellung, ein Selbstzeugnis bürgerlicher Kultur mit ihren Überzeugungen und auch ihren Vorurteilen, insgesamt Spiegel eines ganzen Zeitalters vom Biedermeier bis an die Schwelle des Bismarckreichs. Ihr Reiz liegt vor allem in der Art, wie sie diese Welt in ihrer Lebensfülle wieder greifbar machen: im Alltag, beim Broterwerb als Maler, am Hofe, auf Reisen, im geselligen Leben, im liebenden Umgang mit der Familie, beim Sterben. Auf den 16 Quadratmeilen eines vergessenen Kleinstaats, umfaßt vom großen Preußen, entfaltet sich hier ein Bild deutscher Bürgerkultur in ihrer Blüte, ehe sie im großen Reich für immer unterging.
Kügelgens Briefe an seinen Bruder werden hiermit erstmals vollständig, unverkürzt und ohne Eingriffe von fremder Hand veröffentlicht. In einem großen Essay führt Walther Killy den Leser in das Briefwerk Kügelgens und in seine Lebenswelt ein.
Einleitung von Walter Killy, Prof. em. für Deutsche Philologie, Stammtafeln, Leben Kügelgens im Überblick, Personenregister
1088 Seiten, Leinen mit Schutzumschlag im Schuber
Verlag: C. H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung, München 1990
ISBN-10: 3-406-34210-8
ISBN-13: 978-3-406-34210-3
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