Ein Mord von bessrer Qualität - Ann Granger

  • Originaltitel: A better quality of murder


    Kurzbeschreibung (amazon)


    Oktober 1867. Wie ein Leichentuch legt sich der Nebel über die Stadt. In
    solchen Nächten, heißt es, geht es um, das Flussphantom. Und
    tatsächlich: Am nächsten Morgen findet man im Green Park eine Tote:
    Allegra Benedict, die bildschöne Frau eines renommierten Kunsthändlers.
    Was sie an diesem Tag in London gemacht und warum sie sich nur wenige
    Stunden vor ihrem Tod von ihrer Begleiterin heimlich getrennt hat,
    bleibt erst einmal ein Rätsel. Inspector Benjamin Ross vom Scotland
    Yard wird auf den Fall angesetzt. Die Zeit drängt, denn möglicherweise
    ist Allegra nicht die letzte Tote ...





    Eigene Beurteilung


    Dieser historische Kriminalroman ist der dritte Band aus Ann Grangers viktorianischer Reihe um Inspector Benjamin Ross und seine Frau Elizabeth Martin Ross. Die Vorgängerbände sind: "Wer sich in Gefahr begibt" ("A rare interest in corpses ") und "Neugier ist ein schneller Tod" ("A mortal curiosity").
    In nebligen Nächten geht in London das Flussphantom um, eine schauerliche, in ein blutiges Leichentuch gehüllte hohläugige Gestalt, die den Prostituierten auflauert und sie zu Tode erschreckt. Als eines Tages die Ehefrau eines wohlhabenden Kunsthändlers an einem nebligen Abend in einem Park erdosselt wird, denkt jeder zuerst an das Phantom, obwohl dieses bisher noch niemanden getötet hat und das Mordopfer nicht in sein Beuteschema passt... oder etwa doch? Dies herauszufinden ist die Aufgabe von Inspektor Benjamin Ross und seinem Assistenten Morris. Bald darauf gibt es einen zweiten Mordfall und der Druck durch den Vorgesetzten von Ross und Morris steigt. Ross hat außerdem inoffizielle Unterstützung durch seine Frau Lizzie und ihr Hausmädchen Bessie, die sich einer Temperenzlerbewegung angeschlossen und dabei einige Personen aus dem Umfeld des ersten Mordopfers kennengelernt hat.
    Die Struktur dieses viktorianischen Krimis weist deutliche Parallelen zu den Pitt- und Monk-Serien von Anne Perry auf. Auch hier ermittelt ein Inspektor mit der Hilfe seiner aufgeweckten Frau und eines bodenständigen Dienstmädchens, das die Dienstboten in den Herrenhäusern zum Reden bringt. Im Gegensatz zu den Büchern von Anne Perry wird hier nicht so sehr der moralische Zeigefinger erhoben und die Handlung spielt in nicht ganz so elitären Kreisen. Auch die Erzählweise ist anders: hier handelt es sich um die abwechselnde Ich-Erzählung von Benjamin und seiner Frau, was die Betrachtung der Vorgänge aus unterschiedlichen Perspektiven ermöglicht.
    Die Ermittlungen sind grundsolide aufgebaut und bedeuten in einer Zeit vor den modernen Kommunikationsmitteln eine Menge Laufarbeit. Eine bedeutende Rolle spielt die noch relativ junge Eisenbahn, die Ross zum Verdruss seiner Vorgesetzten häufig nutzt, obwohl das Budget der Kriminalbeamten begrenzt ist.
    Dieser Krimi ist kein Thriller und es fließt auch kein Blut, er besticht jedoch durch eine realistisch vermittelte Atmosphäre (London im Gaslichtzeitalter) und einen gelungenen logischen Aufbau. Wer sich für historische Krimis interessiert und keinen reißerischen Thriller erwartet, dem möchte ich dieses Buch, das mich sehr gut unterhalten hat, gern weiterempfehlen.


    8 Punkte

  • Ich habe die englische Originalausgabe gelesen und kann daher nichts zur Qualität der deutschen Übersetzung sagen.



    Aus irgendeinem Grund funktioniert in diesem Forum die Verlinkung zur englischen Ausgabe bei amazon nicht.
    Für Interessierte: die ISBN lautet 9780755349098


    Edit: Ich habe die 10-stellige ISBN eingesetzt. Die funktioniert. LG JaneDoe

  • Diesen dritten Band um Lizzie und Benjamin habe ich heut nachmittag auch beendet.
    Ganz leicht fällt mir in diesem Fall die Rezension nicht.
    In einem Satz würde ich schreiben - nicht so gut wie Band Eins - aber um Längen besser, als Band Zwei, von dem ich doch schon sehr entäuscht war.


    Positiv ist, daß die Handlung wieder in London spielt und nicht außerhalb, so wie im letzten Band.


    Ebenso gut gefiel es mir, daß Lizzie und Benjamin endlich geheiratet haben. Schade nur, daß vom Eheleben so wenig dargestellt wird. Mir fehlt ein wenig das Zusammensein der beiden. Das miteinander.
    Außer Gesprächen und dem einweihen in den Mordfall findet nicht allzuviel statt.
    Mir fehlt einfach ein wenig das innige eines so jung verheirateten Paares.


    Zwar schön, daß Bessie das Hausmädchen so integriert wird, nur auch eben immer in den Szenen mit Lizzie und Benjamin zusammen, so daß schon von daher zwischen den beiden keinerlei Verbundenheit aufkommen kann.



    Der Mordfall selber hat sich doch noch interessanter entwickelt, als ich zu Anfang die Befürchtung hatte.
    Er kommt halt langsam in Schwung - rast zwar auch nicht mit D Zugtempo durch das Buch, sondern paßt sich dann doch eher dem Zeitalter der noch langsamen Eisenbahnen an.
    Aber die Auflösung hat dann doch noch eine Überraschung dargeboten, die ich so nicht erwartet hatte.


    Genau das macht das Buch dann doch gleich wieder spannender



    Fazit: Ein ruhiger Krimi in viktorianischer Zeit angesiedelt, der durch seine liebevollen Protagonisten lebt.


  • Ich kenne Fall 1+2 nur als HB,
    Und beide hatten mir mit Katharina Thalbach als Leserin sehr
    Gut gefallen. Der erste etwas besser als der zweite...
    Und den dritten jetzt hab ich selbst gelesen und weiß grad nicht,
    Ob mir nur die Thalbach gefehlt hat, oder
    Ob ich das Buch als solches etwas schwächer fand...?
    Etwas langatmig war es diesmal und irgendwie fehlt mir ein wenig
    Der Witz...ähm, wie soll ich sagen?
    Ich fand die ersten beiden Teile etwas spritziger...
    Aber vllt lag das auch nur an Fr. Thalbachs Vortrag?


    Insgesamt 6 von 10 Punkten von mir.

  • In äusserst dichtem Nebel wird Allegra Benedict, die Frau eines Kunsthändlers, in einem Londoner Park erwürgt. Benjamin Ross soll herausfinden, was passiert ist, wer sie umgebracht hat und auch warum sie sich in diesem unmöglichen Wetter im Park aufgehalten hat.
    Die Geschichte klingt interessant, leider kann sie nicht fesseln. Ein Ereignis reiht sich an das nächste, die Dialoge wirken unnatürlich und die Menschen reagieren manchmal richtig merkwürdig.
    Eine Passage habe ich dreimal durchgelesen, kann aber immer noch nicht nachvollziehen, was an einer Handlung verdächtig sein soll und warum das plötzlich eine heisse Spur sein soll.
    Das Buch bietet leichte Unterhaltung, mehr nicht. Vom ersten Teil der Benjamin Ross- Reihe war ich noch begeistert, vom zweiten schon viel weniger, bei diesem Teil hat man den Eindruck, dass die Autorin zwar sehr gut schreiben kann, aber sehr wenig Lust hat es auch zu tun.

  • Dies ist Band 3 der Reihe um Inspector Benjamin Ross und Lizzie Martin, die sich still und heimlich in Lizzie Martin Ross gewandelt hat. Die beiden Ich-Erzähler sind nämlich inzwischen verheiratet, was mir ein bisschen plötzlich vorkam, denn zwischen der sittsamen Schwärmerei der beiden ersten Bände und dem routinierten Eheleben fehlt mir ein ziemliches Stück Entwicklung der beiden als Paar.
    Das burschikose und clevere Hausmädchen Bessie hat eine größere Rolle bekommen und das Ermittlerduo im Grunde auf ein Trio erweitert.


    Besonders gefallen hat mir, wie in den anderen Bänden auch, dass man einen wunderbaren Einblick in die Zeit um 1867 bekommt, ganz nebenbei das tägliche Leben und die Moral dieser Zeit erleben kann und die Atmosphäre dieses Buches genießen.


    Der unblutige Mordfall selbst war schön zum Mitraten geeignet, es gab mehrere Verdächtige. Natürlich habe ich wie meistens daneben getippt und war überrascht von der letztenWendung der Handlung, auch wenn mir die Motivation des Täters am Ende ein bisschen schwach vorkam.


    Trotzdem fand ich das Buch wieder gut, ein gemütlicher Krimi, mal was anderes als meine bluttriefenden Thriller, die ich sonst lese.

  • Der Schauplatz London zur viktorianischen Zeit reizt mich an einem Krimi immer. Dieser 3. Teil der serie hat mir wieder besser gefallen als der vorherige, der nicht in London spielte. Allerdings war ich auch sehr verblüfft darüber, dass Lizzie Martin und Benjamin Ross auf einmal verheiratet sind. Das ist eher untypisch für eine Serie, bei der das schöne doch gerade darin liegt, dass die Charaktere sich langsam entwickeln und nicht so einen Sprung machen. Abgesene davon kommt mir die Ehe der beiden eher wie eine Zweckgemeinschaft vor. Erinnert hat mich das Ganze an Anne Perrys Reihe um Inspector Pitt und seine Ehefrau Charlotte. Es gibt sogar das dazugehörige pfiffige Hausmädchen. Bei Anne Perry allerdings pflegt das Ermittlerhepaar Pitt einen sehr liebevollen Umgang miteinander, der mir hier gänzlich fehlt.


    Die Handlung entwickelt sich recht gut, wartet allerdings wieder mit sehr vielen Zufällen auf und wirkt dadurch konstruiert. Das Buch ist nette Unterhaltung für zwischendurch, die Auflösung präsentiert sich zwar noch mit einer kleinen Überraschung, aber insgesamt eher beschaulich wie das ganze Buch.

  • Ich lese diese Reihe der Autorin eigentlich nur wegen der unheimlich gemütlichen Kuschelatmosphäre, die sie versprüht. Irgendeine tiefsinnige, kriminalistisch raffinierte Geschichte erwarte ich gar nicht. :-]


    Wenn man den vorherigen Absatz so liest, spricht das auf den ersten Blick irgendwie überhaupt nicht für die Autorin und ihre Lizzie Martin-Reihe. :lache


    Aber im ernst: Ich mag die Reihe einfach. Wie meine Vorschreiberinnen schon meinten: Die Geschichte ist zwar tatsächlich nicht besonders tiefgründig, das Buch hat durchaus seine Schwächen, aber dennoch besitzt die Reihe einen eigenen Charme, der es mir relativ leicht fallen lässt, über diese Schwächen hinwegzusehen.


    Wie gesagt: Eine gemütliche Kriminalgeschichte, angesiedelt im viktorianischen London; perfekt für einen kuscheligen Herbstnachmittag auf dem Sofa, wenn es draußen so richtig schön ungemütlich stürmt und regnet. :-]


    Von mir gibt es gute 7 Punkte.