HUNGERNDE POETEN

  • Blöde Idee eines Verlagswesens, das es meist mit US-Autoren zu tun hat: Die müssten doch rein von der Marktgröße her viel eher und schneller vom Schreiben leben können als die deutschsprachigen Autoren, oder?


    Mehr Bevölkerung = mehr Leser = mehr verkaufte Bücher = mehr Kohle für den Verfasser. Kein Wunder, dass da Anwälte und Ärzte scharenweise ihren Job hinhauen und vom Schreiben leben.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Vandam, den deutschen Buchmarkt mit dem amerikanischen zu vergleichen wäre Äpfel mit Birnen gleichzusetzen.


    Der US-Markt hat andere Gesetze. So sind US-Autoren in einer Gewerkschaft (writers Union) bestens organisiert, und treten auch mal in einen Generalstreik, um bessere Kondition zu erwirken. :schlaeger


    Das ist hier undenkbar :fetch


    Dann ist es für unsere Verlage letztendlich billiger, eine erfolgreiche Lizenz zu kaufen, als mit einem heimischen Autor das Risiko eines Flops einzugehen, denn der amerikanische Markt ist für Europäer nahezu nicht zu knacken, es sei denn, ein Deutscher wird verfilmt.


    Ergo teilen sich Verlage und Autoren den recht kleinen deutschsprachigen Bereich, von etwa nur 20 Mio Lesern. Mehr sind es nicht, die sich p.a. überhaupt ein Buch kaufen :bonk


    euer hef

  • Zitat

    Original von hef
    Dann ist es für unsere Verlage letztendlich billiger, eine erfolgreiche Lizenz zu kaufen, als mit einem heimischen Autor das Risiko eines Flops einzugehen


    Ähm, da hab ich mittlerweile aber auch andere Stimmen gehört. Dass man, da Lizenzen doch recht kostspielig sind (und die Übersetzung ja noch obendrauf kommt), dann eigentlich doch ganz gern auch einheimische Autoren aufbaut. Was nicht heißt, dass man die garantierten Bestseller a la Dan Brown&Co von der Bettkante stößt. Aber für das große, breite Mittelfeld unterhalb der garantierten Bestseller sind - so wie ich das verstehe - inzwischen auch deutsche Autoren gern gesehen.


    Zitat

    denn der amerikanische Markt ist für Europäer nahezu nicht zu knacken, es sei denn, ein Deutscher wird verfilmt.


    Das ist allerdings wahr. Die Anzahl deutscher Autoren, die es auf den amerikanischen Markt geschafft haben, kann man fast an zwei Händen abzählen... Die Gründe sind sicher vielfältig. Einer könnte das gigantische Angebot an englisch-sprachigen Titeln sein vs. ausländischen, bei denen man sich erstmal die Mühe der Übersetzung machen müsste. Dann gibts ja immer noch den latent vorhandenen Verdacht auf unverkäufliche Langweiligkeit deutscher Schriftsteller (der hängt uns im amerikanischen Markt einfach am Hals wie ein Mühlstein und hält sich hartnäckig). Und bestimmt noch drei Dutzend weitere Gründe, je nachdem, wen man fragt...

  • Der Deutsche Buchmarkt ist von Stereotypen geprägt wie kein Anderer. Die wesentlichen Grüne, warum z.B. keine Dt. Science-Fiction mehr den Weg in die Regale findet sind simpel wie absurd:


    - Das Genre ist mit Franchises wie Star-Wars und Warcraft mittlerweile so eng verzahnt, das ein Autor ohne Kinofilmreihe oder Computerspiel kaum Beachtung von den Verlagen findet. Das trifft in erster Linie Deutschen Autoren


    - Neuen Autoren wird in so ziemlich jedem Rategeber eingeredet (selbst in den wirlich guten), Sci-Fi & Fantasy wäre US-Autoren vorbehalten. Also schreiben sie natürlich auch nichts in diese Genre bzw. orientieren sich um, Richtung Kurzgeschichte für Sci-Fi Magazine etc..


    Ich bin selber Autor in diesem Genre und blicke manchmal etwas neidisch zu den vielen guten Dt. Nachwuchskrimiautoren hinüber, die es auf unserem Markt einfach wesentlich einfacher haben, gegen die Lizensierte-Konkurrenz aus Übersee anzukommen. Der Trend zu Urban-Fantasy/Vampirromanen hat die Eisscholle der Deutschen Autoren klassicscher Genres ebenfalls beträchtlich schmelzen lassen.


    Ein kleines Kopfexperiment: Geht mal in den nächsten Buchladen, stellt euch vor das Fantasyregal und denkt euch alle Star-Wars, Trek, Warcraft, Warhammer-Bücher und Vampirromane weg. Ich wette mit euch, das das was dort stehen bleibt in ein Handschuhfach passt und das was von Dt. Autoren ist, locker in die Hosentasche :chen

  • Gibt's denn in den USA noch - abgesehen von dem Merchandising-Gedöns - nennenswerte SF-Literatur? Der Verlag, für den ich arbeite, hat vor 20 jahren seine SF-Reihe eingestellt mit der Begründung: "Es gibt nix Gescheites mehr auf dem Markt. Nirgends." Fantasy wollten sie nicht.


    Ich hatte in den 80-er Jahren beruflich noch viel mit der SF-Szene zu tun, bin aber jetzt gar nicht mehr up to date.


    Manchmal denk ich, du kannst als (SF-)Autor heut gar mehr so schnell schreiben und so verrückt denken, dass dich die Realtiät nicht überholt. Vielleicht ist das mit ein Grund für eine globale SF-Krise.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Vandam : Es gibt sie noch, die gute SF. Leute wie John Scalzi, Peter F. Hamilton, Iain Banks, Vernor Vigne, Robert Charles Wilson, Richard Morgan und so weiter. Aber der Boom ist tatsächlich vorbei. Gleichzeitig ist die SF literarischer geworden, allerdings fehlt Bahnbrechendes. Das Star-Trek-Franchise hat viele Themen und Ideen ausgereizt, der Cyberpunk-Trend ist auch längst wieder abgeebbt. Eine Gelddruckmaschine - wie in den Siebzigern und Achtzigern - ist SF nicht mehr. Aber die Fanbasis ist immer noch sehr groß. Und die (wenigen) guten SF-Romane, die es gibt, sind literarisch besser als die Masse früher je war. Hoffen wir, dass Dan Simmons bald wieder in diesem Bereich nachlegt. Das Kernproblem aber sind die fehlenden Ideen. Zeitreisen, Paralleluniversen, originelle Spezies - alles schon dagewesen. Vigne ist - oder war - vergleichsweise originell, Banks sowieso, aber die anderen kochen Tütensuppe auf. Vergleichsweise niveauvoll, aber das hilft nicht wirklich weiter. Außerdem hat die Genretreue nachgelassen, den "klassischen" SF-Roman gibt es kaum noch.

  • Danke, Tom!


    Ich hab in der Tat keinen der Autorennamen je gehört und dachte, diese Literaturgattung sei endgültig hinüber. (Und ich war mal ein Fan von SF mit möglichst viel Technikgedöns.)


    Dadurch dass ich so lang raus bin aus der Szene, hat mich auch kein Verlag mehr als SF-Kenner auf dem Schirm. Mittlerweile bin ich beruflich so stark auf Krimis und Thriller festgelegt, dass ich wahrscheinlich ohnehin Schwierigkeiten hätte, mich in das Genre wieder einzufinden.

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    Ingo Baumgartner

  • Ich hab's vielleicht zu flüchtig gelesen, aber ich kapiere nicht so recht, worauf der Artikel hinauswill. Was haben die gegen das Urheberrecht?


    Wenn es abgeschafft würde und man alles gemeinfrei kopieren könnte, würde kein Mensch mehr was mit Texten oder Bildmaterial verdienen, weil sie ja für jedermann legal kostenlos verfügbar wären.


    Schön für die Verbraucher, schlecht für Autoren, Fotografen/Graphiker und Verlage.

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    Ingo Baumgartner

  • Vandam


    Ich hab's vielleicht zu flüchtig gelesen, aber ich kapiere nicht so recht, worauf der Artikel hinauswill. Was haben die gegen das Urheberrecht?


    Wenn es abgeschafft würde und man alles gemeinfrei kopieren könnte, würde kein Mensch mehr was mit Texten oder Bildmaterial verdienen, weil sie ja für jedermann legal kostenlos verfügbar wären.


    Schön für die Verbraucher, schlecht für Autoren, Fotografen/Graphiker und Verlage.


    Da hast du wirklich etwas zu flüchtig gelesen. Es geht um die Aushöhlung des Urherberrechts, mit dem die Verlage so gerne winken 70 Jahre stehen dir die Rechte zu. Pustekuchen.


    Und auf Seite zwei wird darauf hingewiesen, dass die Autoren sich langsam mal selbst was einfallen lassen müssen, um überhaupt noch im Markt Bestand zu haben.


    Kindle macht es vor. Du wandelst dein MS in PDF um, und schon ist es bei Kindle im download (somit auch bei Amazon) Deine Provision 75%, statt 5-10 beim Verlag.


    Anmerkung...hier wird mit einem Markt ohne Vertriebssystem geworben, der in den USA funktioniert, hier nicht.
    Hast du hier noch keinen Namen, wirst du ihn auch über dieses System nicht bekommen


    euer hef