Amy Chua - Battle Hymn of the Tiger Mother

  • This is a story about a mother, two daughters, and two dogs.
    This was supposed to be a story of how Chinese parents are better at raising kids than Western ones.
    But instead, it’s about a bitter clash of cultures, a fleeting taste of glory, and how I was humbled by a thirteen-year-old.


    Über die Autorin:
    Amy Chua ist John M. Duff Rechts-Professor and der Yale Law School, verheiratet und hat zwei Töchter.


    Inhalt:
    Amy Chua will ihre Töchter zum schulischen und vor allen Dingen musikalischen Erfolg zwingen - mit allen Mitteln. Und gemäß chinesischer Tradition ist dieser nur mit immens harter Arbeit zu erreichen. Dabei ist es ihr egal, dass sie sich in einem westlichen Umfeld befindet und dass ihre Obsession zuweilen sehr hysterische Züge bekommt.
    Die Autorin schreibt witzig, selbstironisch und auch mit dem Stilmittel der Übertreibung (Stichwort: Sie: Die Tochter konnte mit 18 Monaten das Alphabet, Ihr Mann: Sie brabbelt halt nach.).


    Meine persönliche Meinung:
    Mir hat das Buch sehr gut gefallen, ich musste oft über die Mutter lachen, auch wenn ich mit den Kindern teilweise Mitleid hatte. Allerdings kann man bei schwierigen Instrumenten wie der Geige offensichtlich nicht gut werden, wenn man nur eine halbe Stunde täglich übt. Ich hatte mal eine Japanische Bekannte, die auch während ihres Urlaubes bei uns täglich die ihrige zwei Stunden traktierte (und dabei ziemlich schlecht war). Genial sind die beiden Hunde, die wohl weil sie dumme Samoyeden sind, ihren Willen bekommen und sich die Autorin relativ schnell damit abfindet.

  • Das Thema "Sleepovers" hat sie auch so beschrieben, als nach einer Übernachtung mit Freundinnen ihre ältere Tochter übernächtigt und beunruhigt war, weil alle nur über nicht anwesende Klassenkameradinnen hergezogen hatten, dass sie sich dazu entschied ihre Töchter nicht mehr über Nacht bei Schulfreunden zu lassen.


    Bei den stundenlangen Fahrten am WE zur Klavierlehrerin in NYC habe ich mich schon an den Kopf gelangt. Da ist Amy Chua nicht anders als Eiskunstlaufmütter.

  • Amy Chua: Die Mutter des Erfolgs
    Wie ich meinen Kindern das Siegen beibrachte.
    Nagel&Kimche 2011. 256 Seiten
    ISBN 978-3312004706. 19,90€
    Originaltitel: Battle Hymn of the Tiger Mother
    Übersetzerin: Barbara Schaden


    Zur Autorin:
    Amy Chua ist in den USA geborenes Kind chinesischer Einwanderer. Chuas Eltern sind Akademiker, sie wuchs zusammen mit vier Schwestern auf. Die Großeltern wanderten aus der Provinz Fujian, die bekannt für ihre wirtschaftlich außerordentlich erfolgreichen Auswanderer und deren Zusammenhalt in der Fremde ist, zunächst auf die Philippinen aus. Beide Großväter wurden auf den Philippinen erfoglreiche Geschäftsleute, obwohl sie keine Neigung zum Geschäftsmann hatten. Eine der Großmütter war vom Auftreten amerikanischer Soldaten und in der Folge von den USA fasziniert, sie trat zum Katholizismus über. Die Autorin konnte sich zunächst nur schwer für einen Beruf entscheiden, sie studierte kurze Zeit Mathematik, dann Wirtschaftswissenschaften, schließlich Jura. Der Vater ihrer Töchter Sophia und Louisa ist Jed Rubenfeld, Autor von Morddeutung.


    Zum Inhalt:
    Chua benutzt den Begriff "chinesische Mutter" im übertragenen Sinn für harten Drill in der Erziehung, mit dem asiatische Einwanderer ihre Kinder zu Höchstleistungen in Schule und Ausbildung zwingen. Druck und Drohungen werden mit der Pflicht zur Gehorsamkeit und Dankbarkeit gegenüber den Eltern begründet. Die Eltern behaupten am besten zu wissen, was ihr Kind zu tun und zu lernen hat. Ihre Kinder dürfen keine eigenen Entscheidungen treffen und können nicht aus Fehlern lernen. Freunde, Hobbies, Schulveranstaltungen wie Theater oder Feste werden als Zeitverschwendung angesehen. Selbst ein ganzer Tag, den ihre Töchter mit der Oma verbringen würden, wäre für Amy Chua Zeitverschwendung und würde ihrer Karriereplanung im Weg stehen. Mit emotionaler Kälte und kultureller Überheblichkeit werden Menschen, die einen westlichen Erziehungsstil vorziehen, von ihr als Versager abgestempelt.


    Bereits bei ihrer ältesten Tochter Sophia, die sich brav der Mutter beugte und bis zu 6 Stunden am Tag Klavier übte, differenzierte die Autorin nicht zwischen sich und dem Kind. "Wir haben geübt" heisst Sophia übte unter Aufsicht der Mutter und nicht, dass beide Klavier geübt haben. Da die chinesische Erziehung Glück nicht kennt, so Chua, ist der Erfolg der Töchter mit dem Glück der Mutter identisch. Louisa, die zweite Tochter, zeigt schon als Baby das hitzige Temperament ihrer Mutter. Mit der Dreijährigen kommt es zur ersten Kraftprobe, als sie sich nicht zum Klavierspielen im Takt zwingen lassen will und lieber zur Strafe auf der Terrasse bibbert als klein beizugeben. Die Mutter will die Machtprobe unbedingt gewinnen, sie "rüstet auf" in der Auseinandersetzung und macht sich als Feldwebel vor der kleinen Tochter lächerlich. Jahre später sagt Lulu, immer noch mit der kontrollierenden Mutter im Nacken "Dein Hirn nervt mich", (auch wenn du nichts sagst) "ich weiß, was du denkst".
    Bei der Begegnung mit Lulus Suzuki-Lehrer, einem fähigen Pädagogen, der Kinder für Musik begeistern kann, werden die sozialen Defizite der Mutter deutlich, die nur Druck kennt. Lulus stark ausgeprägte Selbstachtung und ihr Gerechtigkeitsempfinden führen schließlich zum öffentlichen Eklat. Ihre Auflehnung gegen Autoritäten, die sie nicht respektiert, wäre in Familien asiatischer Herkunft undenkbar. Sogar die chinesische Großmutter bezweifelt, dass sich aus Louisa ein exaktes Abbild ihrer Mutter erzeugen lässt. Sophia und Lulu fühlen sich längst nicht mehr als Chinesinnen, die emotionale Erpressung ihrer ehrgeizigen Mutter verpufft. Obwohl Sophia längst als Pianistin auftritt, raubt Lulus Auflehnung Amy Chua den Lebenszweck.


    Im Rückblick auf Amy Chuas eigene Entwicklung wird klar, dass sie sich als Kind von Einwanderern nie von der Immigrantenrolle gelöst hat und von Abstiegsängsten für die Zukunft ihrer Töchter getrieben ist. Chua hat die eigene Erziehung, die zu ihrer Zeit vielleicht noch Sinn hatte, nicht reflektiert und nie überprüft, ob ihre unnachgiebige Härte den Töchtern gegenüber heute noch zielführend ist. Für Probleme, die man in chinesischen Familien nicht kennt oder über die man nicht spricht, findet sie keine Lösung und ist auch nicht in der Lage, sich den Sitten in der Familie ihres jüdischen Mannes zu öffnen. Schockierend fand ich, dass eine in den USA geborene, akademisch gebildete Mutter Geschwisterrivalität und Pubertät ignoriert, weil sie in der chinesischen Kultur angeblich kein Thema seien.


    Fazit:
    Amy Chua beschreibt, wie sie ihre Töchter zu musikalischen Höchstleistungen drillte bis sie schließlich am erbitterten Widerstand ihrer jüngeren Tochter scheiterte. Vielleicht schlummert in Lulu eine charismatische Politikerin oder eine erfolgreiche Unternehmerin? Ob die Tigermutter-Taktik eine Alternative zur westlichen Verweichlichung sein kann, die Chua beklagt, bleibt offen; denn die Autorin schweigt zu den sozialen Kompetenzen ihrer Töchter.


    Chua empört sich, dass die Generation ihrer Töchter meint, individuelle Rechte zu haben und wagt, Autoriäten zu widersprechen. Sie selbst hatte bereits als Studentin Probleme, sich aus der Sicherheit auswendig gelernter Fakten herauszuwagen, eine Meinung zu äußern oder Dinge zu hinterfragen. Nach Abschluss ihres Jurastudiums kann sie sich nur schwer für ihre Klienten interessieren und keine Freude am Beruf entwickeln. Wie viele auf intellektuelle Leistung gedrillte Überflieger kann Chua mit Niederlagen und Enttäuschungen nicht umgehen. Wer wie sie seine Kinder gezielt vom Kontakt zu Gleichaltrigen ausschließt und jeden Moment der Muße unterbindet, wird kaum soziale Kompetenzen oder Kreativität bei seinem Nachwuchs entdecken. Chuas Bericht hinterlässt bei mir Mitleid mit einer Mutter, die das Aufwachsen ihrer Kinder nicht genießen kann, während sie ihre Töchter um jeden Preis in ein vorgefertigtes Bild zu pressen versucht.

  • Haben wir das selbe Buch gelesen?


    Ich hatte in dem Buch eine hohe Bewunderung für die Schwiegermutter herausgelesen, die sich auch in dem Zusichholen während der Leukämiebehandlung zeigt. Und dass die Töchter jüdisch erzogen wurden spricht doch auch nicht für ein Unverständnis für die Kultur des Ehemannes.


    "Drill" im Englischen ist eine häufige Wiederholung, die einem in Fleisch und Blut übergeht und hat mit Militarismus nichts zu tun.


    Ja, Amy Chua ist "socially awkward" in mancher Hinsicht, aber sie ist darin typisch chinesisch und somit im Kontext verständlich und gar nicht schockierend.

  • Zitat

    Original von Oryx
    Haben wir das selbe Buch gelesen?
    Ich hatte in dem Buch eine hohe Bewunderung für die Schwiegermutter herausgelesen, die sich auch in dem Zusichholen während der Leukämiebehandlung zeigt. Und dass die Töchter jüdisch erzogen wurden spricht doch auch nicht für ein Unverständnis für die Kultur des Ehemannes.
    "Drill" im Englischen ist eine häufige Wiederholung, die einem in Fleisch und Blut übergeht und hat mit Militarismus nichts zu tun.
    Ja, Amy Chua ist "socially awkward" in mancher Hinsicht, aber sie ist darin typisch chinesisch und somit im Kontext verständlich und gar nicht schockierend.


    Zwischen der persönlichen Beziehung zur Schwiegermutter und Amy Chuas Wahrnehmung, wie Amerikaner mit Kindern umgehen, unterscheide ich. Ihre Schwiegermutter war der Meinung, das Sophia eifersüchtig auf ihre jüngere Schwester ist. Chua kann das nur schwer wahrnehmen, weil es für sie selbst kein Thema ist. Ebenso wahrscheinlich könnte die Oma Geschwisterrivalität "sehen", weil Kinder in ihrer Kultur eben eifersüchtig sind und ihnen das auch zugestanden wird. Hier hatte ich den Eindruck, dass die "chinesische Art" gnadenlos durchgezogen wird und ein dritter Weg, der beide Kulturen einbezieht, oder auch nur eine Diskussion über kindliche Eifersucht für Chua ausgeschlossen ist. Was sie nicht kennt oder nicht wahrhaben will, darf nicht sein.


    Ein anderes Indiz für Chuas Nichtwahrnehmen ist die Pubertät. Sophia war so brav, dass Amy Chua erst bei Lulu aufmerksam wurde und von ihrer älteren Tochter erklärt bekommen musste, dass Lulu mit 13 in der Pubertät ist und Mädchen sich da eben furchtbar fühlen.


    Den Drill in Bezug auf Klavier- und Geige-Üben habe ich in dem Zusammenhang genau so verstanden wie du.


    Socially awkward fand ich z. B. die Aktionen, wenn sie ihre Kinder frühzeitig aus dem Schulunterricht abgeholt hat, weil die Schulzeiten ihre persönliche Musik-Unterrichts-Planung störten und sowieso völlig unwichtig waren. Das Verhalten tendiert stark Richtung Eislauf-Mum.

  • Ich muss gestehen, dass ich diese Geschwisterrivalität auch nicht als solche wahrgenommen habe. (Meine Schwester ist 8 Jahre jünger und ich hatte und habe da auch keine kennengelernt.)


    Die Geschichte mit dem Herausholen aus in ihrer Sicht unsinnigen Unterricht war wirklich obssesiv, das konnte sie aber auch nur bringen, weil Soso eine überragende Schülerin war. Ansonsten hätte die Schule das verweigert.

  • Zitat

    Original von OryxIch muss gestehen, dass ich diese Geschwisterrivalität auch nicht als solche wahrgenommen habe. (Meine Schwester ist 8 Jahre jünger und ich hatte und habe da auch keine kennengelernt.)


    Die Geschichte mit dem Herausholen aus in ihrer Sicht unsinnigen Unterricht war wirklich obssesiv, das konnte sie aber auch nur bringen, weil Soso eine überragende Schülerin war. Ansonsten hätte die Schule das verweigert.


    Wenn ich über die einzelnen Anekdoten länger nachdenke, fehlt mir im System Tigermutter der konsequente Unterbau. Warum sucht eine so qualitätsbewusste Mutter nicht die beste Privatschule der USA mit musischem Schwerpunkt für ihre Töchter oder lässt sie gleich zu Hause von einem Lehrer ihrer Wahl unterrichten? Hat sie sich das falsche Heimat-Land ausgesucht, das keine adäquate Schule für ihre Bedürfnisse anbietet, oder hat sie ihre eigene Karriere falsch geplant, wenn sie sich erstklassige Schulen für zwei Kinder nun nicht leisten kann? :staun

  • Ich denke, sie macht das so wie alle Asiaten:
    Die beste Schule aussuchen und dann nachmittags extra-curriculare Aktivitäten hinzufügen. Ohne diese "Extracurriculars" gibt es in den USA normalerweise keinen Zugang zu den wirklich guten Colleges.


    Allerdings kann z.B. die deutsche Schule in NYC schon monatlich mehrere Tausend USD kosten.


    Ich habe hier japanische Nachbarn, deren Söhne im Westhill auf die Schule gingen und habe denen eine zeitlang Englischunterricht gegeben, um sie auf die SATs vorzubereiten. Den Nachmittag und frühen Abend vollzustopfen ist normal.


    Edit: Machen meine jüdischen Nachbarn aber auch - da wird Amy wohl mit ihrem Mann kongruent gewesen sein.