Klappentext:
Sein ganzes, bisheriges Leben litt er unter Fernweh. Als er die Mitte seines Lebens sicher schon längst überschritten hatte, wagte er endlich den Ausbruch. Ein möglichst großes Abenteuer sollte es sein, bevor ihm so etwas nicht mehr möglich sein würde. Am besten etwas, was noch niemand vor ihm tat: Eine Erdumrundung mit zwei Pferden. Und wenn es sein Leben kosten würde, denn ungefährlich konnte es nicht sein, das war ihm klar. Und tatsächlich: Es wurde eine Reise voller Gefahren und Hindernissen. Unglaublich viel Durchhaltevermögen war notwendig und Einsamkeit und Verzweiflung waren oft seine Begleiter. Aber es gab auch viele schöne Erlebnisse unterwegs und vor allem wurde das Zusammenwachsen mit seinen Pferden die große Erfüllung für ihn. Viereinhalb Jahre hatte die Reise gedauert und aus seinen Tagebuchaufzeichnungen entstand die Aufsehen erregende Reiseerzählung: „Mit zwei Pferden um die Welt“. Doch unterwegs waren Dinge geschehen, über die er lange Jahre nicht sprach. Erst zehn Jahre später wagt er es nun, sie preiszugeben: Gedanken über das, was es zwischen Himmel und Erde wohl noch geben muss und das uns Menschen wohl niemals wirklich offenbar werden kann: Einsamkeits- Erkenntnisse? Und eine exotische Romanze, die besonders zu Herzen geht...
Rezension:
Wer kennt nicht dieses Phänomen: Während wir uns an unbekannten Orten aufhalten, prasseln Städtenamen, Stimmungen und Gesprächsfetzen nur so auf uns ein. Mehr oder weniger ausführliche Notizen helfen in solchen Fällen, alle persönlich bedeutsamen Begebenheiten in Reihe zu bringen. Und doch bedarf es meist eines räumlichen und zeitlichen Abstandes, um eine Reise noch einmal Revue passieren zu lassen.
Nicht anders erging es dem deutschen Extrem-Wanderreiter Manfred Schulze, der zuerst auf Basis seiner Reisetagebücher einen ausführlichen Reisebericht veröffentlichte und dann – mit einem Abstand von gut zehn Jahren – eine Zusammenstellung seiner persönlichsten Erinnerungen zu Papier brachte.
Mit „Dschingis Khans Tochter. Erinnerungen eines Abenteurers“ rückt Schulze die exakten Angaben zu Zeitpunkten und Örtlichkeiten seiner Weltreise in den Hintergrund, um weitreichende Gedankengänge und tiefe Emotionen mit dem Leser zu teilen. Trotz wechselnder Begleiter und unzähliger Begegnungen war seine viereinhalb Jahre dauernde Reise zu Pferde durchaus von einsamen Phasen geprägt, die Schulze zum Nachsinnen über grundsätzliche Lebensfragen angeregt haben.
Während in „Mit zwei Pferden um die Welt“ die Beziehung zu seiner in der deutschen Heimat wartenden Frau und seinen Kindern kaum angekratzt wird, erfährt der Leser in „Dschingis Khans Tochter“ von einer sich langsam entwickelnden Beziehung zu einer Mongolin namens Muuggi. Vor dem Hintergrund, dass Schulze beim Entstehen des zweiten Buches bereits Witwer ist, ist die Aufarbeitung dieser Romanze nachvollziehbar und darüber hinaus wunderschön zu lesen.
Reisebericht und Erinnerungsbuch ergeben zusammen genommen ein umfassendes Bild der physischen und psychischen Belastungen, die Schulze auf sich genommen hat, um seinen Traum zu leben. In beiden Büchern stehen die individuelle Selbstverwirklichung, die enge Beziehung zu den Pferden und die gelebte Interkulturalität im Fokus – wenn auch bewusst aus ein wenig veränderten Blickrichtungen. Als Nachfolgeband und ergänzendes Werk wirkt „Dschingis Khans Tochter“ noch lange nach. Als alleinstehendes Buch, ohne Schulzes Erstlingswerk zu kennen, ist es meiner Meinung nach jedoch kaum geeignet, um die Leistung des Weltumreiters wirklich zu wertschätzen.
Manfred Schulze Eigenverlag
Ausstattung: Hardcover
Seitenzahl: 185
Preis: EUR (D) 18,50
ISBN 978-3-00-033305-7
1. Auflage 2008