DraperDoyle : Vielen Dank!
Tsunami in Japan und die Folgen/ beschädigte AKWs
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danke für die Informationen.
Aber ich halte es grundsätzloch für ein Problem, sich in einer solchen Situation angemessen, richtig, vernünftig zu verhalten, egal, in welchem Land.
Gibt es dafür wirklich Verhaltensmaßregeln?magali
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Zitat
Original von magali: Gibt es dafür wirklich Verhaltensmaßregeln?
Mit Verhaltensmaßregeln meinte ich lediglich auf die fehlenden Hinweise bezüglich der radioaktiven Strahlung.
Die Regierung zögert sehr, die Bevölkerung über das Tragen von Schutzkleidung zu informieren, kein Leitungswasser mehr zu trinken, feuchte Tücher bereit zu halten, Iodeinnahme, Abstellen der Klimaanlagen usw.
Insbesondere beim letzten Punkt muss man wissen, dass es in japanischen Haushalten keine konventionelle Heizung gibt. Hier wird auf Klimaanlagen zurückgegriffen und bei den jetzigen Temperaturen im Bereich Sendai/Tokyo um teilweise um 0 Grad Celsius ist es nur verständlich, dass die Geräte laufen.
Gerade vor dem Hintergrund, dass der überwiegende Teil der Bevölkerung keine Kenntnisse über Atomkraft hat, hätten diese Hinweise rechtzeitig erfolgen sollen.
Ansonsten verhalten sich die Japaner mehr als bewundernswert. -
Robert Hetkämper wurde heute in der ARD auf diese seltsame Kluft, die die japanischen Politiker tragen, angesprochen.
Er meinte, dass Japaner sich allgemein gerne uniformierten, und dass solche Overalls auch in Firmen verbreitet werden. Da könne es einem durchaus passieren, dass einem ein Geschäftsführer im rosa oder hellgelben Firmenoverall entgegen tritt.Ansonsten würde das, wie magali vermutet hat, für Japaner Kompetenz und Tatkraft suggerieren
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ehe wir wieder mal aneinander vorbeischreiben:
ich weiß, was Du meinst. Aber haben die Menschen denn Schutzkleidung? Feuchte Tücher welcher Art? Das muß alles besorgt werden, führt aber leicht zu Paniken, vor allem, weil die Vorräte schnell ausgehen.
Ich bin in einer Stadt aufgewachsen, in der ein Forschunsgreaktor stand, 25 km Luftlinie davon stand zudem ein AKW. Der deutsche Krebsatlas zeigte für die Gegend immer merkwürdige Einträge, nicht daß das jemanden geschert hätte.
Uns hat niemand gesagt, was wir im Fall eines Unfall, sei es im Reaktor, sei es im AKW, zu tun hätten.
Es gab mal so vage Hinwesie, daß Bettücher, alpha-Strahlung abhalten. Bloß ist das nicht das, was eine dann trifft.Meine Frage lautete aber wirklich: kann man denn überhaupt etwas tun?
Wer hat Schutzkleidung und welche? Habt Ihr Geigerzähler im Schrank? Jodtabletten?
Wißt Ihr, wo etwaige Sammelplätze für etwaige Abtransporte sind? Bis das über die Medien/Lausprecherwagen verkündet wird, kann es lange dauern.
Lauter so Organisationskrams. Ich hätte keine Ahnung.magali
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Hallo magali,
ich glaube nicht, dass wir aneinander vorbeischreiben, aber Dich unterscheidet etwas ganz Wesentliches von der japanischen Bevölkerung:
Würden wir uns in einer vergleichbaren Situation befinden, würdest Du nicht bedingungslos auf Merkels und Röttgens Aussagen vertrauen und auf Anweisungen warten, sondern Dich eigenständig informieren. Du hast im Gegensatz zu vielen Japanern eine Vorstellung von Atomkraft und wüsstest Dich zu informieren. Zudem kommt hinzu, dass die Japaner einfach darauf vertrauen, dass alle Waren vorrätig sind, was konkret bedeutet, dass bei einer Warnung durch die Regierung der durchschnittliche Japaner damit rechnet, sich vollständig im Handel versorgen zu können. Wenn es dann zu Engpässen kommt, dann entsteht Panik, weil man sich auf eine völlig neue Situation einstellen muss und Improvisieren meiner Meinung nach nicht gerade die Stärke der Japaner ist. -
Meine bessere apothekenhälfte meinte, die jodtablettenhysterie hierzulande sei lächerlich, und ziehe ihr den letzten nerv. Sie hat vorgestern gut 200 male erklärt, dass:
Die tabletten einzunehmen hier nichts nutzt, wir haben hier als erwachsene genug unverseuchtes jod im salz - nur in Japan, bzw leute, die vorhaben, in den nächsten wochen/monaten nach Japan, China, Taiwan, Korea zu reisen, sollten sie nehmen.
Leute über 40 sollen die gar nicht mehr nehmen, denn da wären die nebenwirkungen auf die schilddrüse katastrophaler als das ergebnis, die sind ausschließlich für kinder, schwangere und stillende mütter, herzrasen sei des mindeste, was ein erwachsener davon bekäme. Jede der risikopersonen - nimmt im fall einer warnung durch die behörden - also in japan, und nicht hier in europa - EINE, damit ist die vorbeugung bereits zuuende, die notfallstabletten für kinder sollten zumindest in Ö in schulen und kindergärten für alle an der schule gemeldeten kinder lagernd sein.
Und weil jeder, der sich so eine kauft, dann wieder retour rennt, die wären 2009 abgelaufen: Kaliumjodid - hiess das so? - verdirbt normalerweise nicht, einige tabletten wurden untersucht - sie waren noch immer neuwertig, drum wurde die mindesthaltbarkeit um drei jahre verlängert (und wird vermutlich übernächstes jahr wieder um 3 jahre verlängert werden).Aber so sagte sie resignierend: da haben, leute, die nicht so aussahen als wären sie ein hilfdienst für japan nach großpackungen verlangt, so als hätten sie vor jeden tag mindestens eine halbe zu nehmen...
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möglich. Aber ich bin hier nicht der Maßstab. Es ging mir tatsächlich um das Problem allgemein.
Ich glaube nicht, daß die Lage hier so viel anders wäre, mit dem Unterschied, daß hierzulande Panik ausbrechen würde, noch bevor, sagen wir, H-Milch und Brot knapp werden würden.
Und viele Menschen hierzulande vertrauen selbstverständlich auf die Aussagen der PolitikerInnen. Und der Presse. 'Es stand in der Zeitung' hat hierzulande längst etwas von religiöser Überzeugung.
Ich hänge auch eher der Ansicht anheim, daß die japanische Bevölkerung extrem autoritätshörig ist. Gerade in dem Punkt habe ich aber zugleich wenig Illusionen über die hiesige.Andererseits muß man auch die Probleme politischer EntscheidungsträgerInnen in einem solchen Fall sehen: was sagt man wie, ohne daß sofort alle kopflos herumschwirren.
Vor allem dann, wenn man de facto wenig tun kann. Je größer die Zahl der Betroffenen ist, desto weniger kann man tun.@Magna
sag ich doch. Panik, unkontrolliert.
magali
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Geigerzähler sind wohl bei uns mittlerweile ausverkauft, Leute fragen nach Jodtabletten und Lehrer erzählen ihren Schülern, sie sollen nach dem Spielen die Kleidung wechseln und duschen...
Da kann ich echt nur mit dem Kopf schütteln, wer kann denn mit den Werten eine Geigerzählers was anfangen, wenn er keine Vergleichswerte hat? Und bevor ich irgendwas einwerfe, frag ich doch erstmal meinen Arzt.... Und bevor ich meinen Schülern gute Ratschläge gebe, mach ich mich erst mal schlau, ob das, was ich erzähle auch stimmt. Panik unter Schülern der dritten Klasse zu verbreiten finde ich echt verantwortungslos.
Ist das Misstrauen in unsere Medien schon so groß, daß die Leute meinen, bei uns wäre die Strahlung schon angekommen, oder verstehen die nicht, was da in Japan passiert? -
streifi : Das ist eben die typische "German angst", die Leute hyperventilieren.
Man kann nur für die Leute in Japan hoffen, dass das nicht noch schlimmer wird als es jetzt schon ist.
Ich habe Bekannte eingeladen, dass sie bei uns wohnen, bis sich das alles irgendwie gelöst hat. Mehr kann man nicht tun. -
Zitat
Original von streifi
Geigerzähler sind wohl bei uns mittlerweile ausverkauft, Leute fragen nach Jodtabletten und Lehrer erzählen ihren Schülern, sie sollen nach dem Spielen die Kleidung wechseln und duschen...Auch hier würde ich nicht alles glauben.
Geigerzähler sind nicht ausverkauft. Man kann sie wie gehabt jederzeit übers Netz kaufen. Wer das Gerücht in die Welt gesetzt hat, war wohl kurz bei Saturn. "Haben Sie Geigerzähler?" - "Äh. Ich glaub nö!" - "Muhaha, ausverkauft."
Es ist Blödsinn.Bei uns in der Apotheke wurde von älteren Leuten nach Jodtabletten gefragt. D.h. nicht, dass welche gekauft wurden, es wurde nur gefragt, ob es Sinn mache, welche zu kaufen, um sie für den Notfall aufzubewahren/ dem Enkel nach Amerika mitzugeben/ nach Japan zu spenden.
Und die Schüler haben vielleicht etwas falsch verstanden? Meine Kinder fragen viel, was die japanischen Menschen nun tun, und dann erklärt man ihnen natürlich, dass die Leute versuchen, großen Abstand zu halten sowie diese kleinen Vorsichtsmaßnahmen, die man nutzen kann und die die meisten von uns noch aus dem Sommer nach Tschernobyl kennen.
Ich lebe mitten in Deutschland aber von German Angst habe ich noch nichts miterlebt, und das liegt sicher auch daran, dass die Menschen hier gut informiert werden.
Wer das anzweifelt, braucht nur mal (Achtung, Klischee und verallgemeinernd) den Durchschnittsamerikaner zu fragen, was er über nukleare Strahlung weiß -
Dass Geigerzähler ausverkauft sein sollen, kam hier in Berlin in den Radioeins- Nachrichten. Sogar mit Preisangabe. (Einige hundert Euro) Das hat mich auch sehr verwundert. Keine Ahnung, ob da was dran ist.
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Die Infos hatte ich aus dem Radio, bei dem gestern Fragen von besorgten Bürgern beantwortet wurden. Die Frage mit den Schülern kam von einer besorgten Oma, die das wohl von ihrem Enkel, der selbst in der Klasse ist erzählt bekommen hat.
Bei den Jodtabletten wär ich mir nicht sicher, ob es nicht doch Leute gibt, die es vorsichtshalber schon mal einschmeissen. Und dabei übersehen, daß es sich da um spezielle Jodtabletten handelt.
Aber gut, ich wunder mich eh nur drüber....
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Zitat
Original von rienchen
Dass Geigerzähler ausverkauft sein sollen, kam hier in Berlin in den Radioeins- Nachrichten. Sogar mit Preisangabe. (Einige hundert Euro) Das hat mich auch sehr verwundert. Keine Ahnung, ob da was dran ist.Ich glaub denen das schon - allerdings sind die Dinger ja nun auch sonst nicht gerade der Verkaufsschlager, d.h. man müßte mal nachfragen, wie viele denn im Bestand waren.
Das ist das Literaturnobelpreisphänomen - plötzlich rückt ein Autor ins Rampenlicht, der der breiten Masse vorher nicht bekannt war. Im Buchladen haben sie zwar noch ein Bestandsexemplar, aber das wird evtl noch am selben Tag verkauft - schon gilt der Autor in vielen Geschäften als "ausverkauft", obwohl Deutschlandweit nur ein Bruchteil dessen verkauft wurde, was bei anderen Büchern täglicher Standard ist.
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Danke, daß Ihr mir gerade die Bedenken bestätigt, die ich oben geäußert habe.
Es ist schön und gut zu sagen, daß man sich in Deutschland im Unterschied zu Japan im gegebenen Fall informieren könnte/würde.Die Frage ist aber doch: Wo? Wie? Wie entscheidet man, ob die Informationen verläßlich sind?
Im Radio hörte ich heute morgen, daß die japanische Regierung mit Evakuierungen früher angefangen hat als z.B. die sowjetische damals in Tschernobyl, und damit Zeit gewonnen für die Betroffenen.
Auf der anderen Seite wird sie für ihre Informationspolitik heftig kritisiert.Ich nehme an, daß beides richtig ist.
magali
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Zitat
Original von rienchen
Ich frage mich nur, wer um alles in der Welt einen Geigerzähler kauft, und was er sich davon verspricht.Soweit ich gehört habe, sind das in der Regel Firmen und Institutionen - Polizei, Feuerwehr, THW und andere Hilfsorganisationen, die sich vielleicht auf einen Einsatz in Asien/Japan vorbereiten.
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Hallo magali,
hast Du die Pressekonferenz von Tepco verfolgt, in der bekannt gegeben wurde, dass noch 50 Mitarbeiter im Atomkraftwerk arbeiten würden?
Niemand werde gezwungen, im Werk zu bleiben. Dann wieder betroffene Gesichter und ein rei (Verbeugung) durch die Geschäftsführung.
Glaubst Du an Aussagen der japanischen Regierung, dass die Strahlung sich nur auf einen Umkreis von 20 km bezieht?
Nach einer Woche der Katastrophe kommt man auf die Idee einer Evakuierung? Wie soll dann eine Evakuierung der Megalopolis Tokio/Yokohama erfolgen?
Und wo bleiben die zusätzlich freigegebenen Ölreserven, damit die Bevölkerung sich aus dem Krisengebiet selbst entfernen kann?
Gestriger Stand meines Japankontaktes war, dass es an den Tankstellen zwischen Tokyo und Sendai immer noch keinen Kraftstoff gibt.Der Vorsitzende der Internationalen Atombehörde, selbst Japaner, kommt erst nach Tagen auf die Idee, sich vor Ort einen Überblick zu verschaffen. Wäre hier nicht dringend nicht nur fachliche sondern auch ausländische politische Hilfe notwendig?
Mich macht es wütend und traurig, dass die japanische Regierung ihre Bevölkerung im Stich lässt, geradezu abwartet und aus dem letzten großen Beben in Kobe immer noch nichts gelernt hat.
Nach diesen Beobachtungen würde ich meine eigenen Schlüsse ziehen und nicht mehr auf irgendwelche Informationen durch die Regierung vertrauen.
Für die allgemeine Bevölkerung kann ich nicht sprechen, aber aus dem privaten Umfeld kann ich Dir berichten, dass unter meinen japanischen Freunden sich ein Geologe befindet, der weitergehende Informationen hat und diese über Netzwerke verteilt. Andere Bekannte von mir haben in der Kansai Region Unterkünfte für Betroffene angeboten. -
ich glaube, daß jede Regierung mit einer solchen Verkettung von Unglücksfällen überfordert wäre.
Millionenstädte können nicht evakuiert werden. Nirgendwo. Nicht einmal Städte mit einer EinwohnerInnenzahl von auch nur einer Viertel Million können evakuiert werden.
Das Problem ist nicht nur die Evakuierung, sondern vielmehr das, was danach mit den Betroffenen geschieht, ihre Unterbringung, ihre Versorgung. Noch dazu in der spezifischen räumlichen Enge Japans.
Du sagst zurecht, daß dafür nie vorgesorgt wurde, nicht einmal ansatzweise. Mir fällt aber kein Industrieland ein, in dem das der Fall wäre.Woher soll die fachliche Hilfe, die Du Dir wünschst - die sich jede und jeder wünscht - herkommen? Die Lage ist völlig neu, es gibt nichts Vergleicbares.
Tatsächlich ist Hilfe da, auch ausländische, aber auch die HelferInnen können nur Versuche unternehmen. Was anderes als Versuche sind es denn, die zur Zeit in diesem AKW unternommen werden? Was immer man dort tut zur Kühlung, kann gelingen. Oder auch nicht.Du sagst, Du hast einen Bekannten, der als Geologe wichtige Informationen hat. Bloß: Es ist Dein Bekannter, jemand anders kennt ihn nicht. Wieso soll jemand ihm vertrauen?
Du schreibst, er gebe seine Informationen weiter. Gut. Im Internet? Per Telefon? Was ist, wenn der Strom ausfällt? Wenn auch Handy-Netze betroffen sind?Trauer, Betroffenheit und Zorn ist die eine Seite. Aber die Fragen, wie man angemessen handelt, damit nun eine so große Zahl von Menschen geschützt wird, beantworten sie nicht.
Was diese Verbeugerei angeht: es gehört vor Ort zum sozialen Code. Es mag uns schräg vorkommen, aber als Außenstehende muß man zunächst einmal davon ausgehen, daß es für diejenigen vor Ort wichtig ist. Es sagt ihnen etwas, das wir möglicherweise nicht verstehen.
Ich bin der Ansicht, daß die Einhaltung sozialer Codes gerade in Krisensituationen in gewissem Maß Spannungen abbauen bzw. vermindern kann, weil ein gewisses Maß an Sozialverhalten in Krisen stabiliserend wirkt. Das ist nicht nur Hilflosigkeit angesichts der schrecklichen Lage, sondern hat noch andere Dimensionen.Du schreibst ja, daß es sich um eine Pressekonferenz handelte. Also müssen bestimte Verhaltensweise gezeigt werden, nach außen. Es mag uns irritieren, aber das zählt nicht. Was zählt, ist, was geschehen würde, wenn sich die Geschäftsführung vor laufender Kamera nicht normgerecht verhielte.
Was würde geschehen, wenn der Bruch sozialer Codes eine Massenpanik auslöste? Wem ist damit geholfen? Einer 'Wahrheit'? 'Fakten'?
Welchen Fakten?
Das ist schrecklich verzwickt.In einer solchen Situation, in der sich übermäig große Probleme ballen, gibt es kein 'richtiges' Handeln mehr, wenn man das umfassend versteht. Man kann nur schrittweise und punktuell handeln. Manches richtig machen und sehr viel falsch.
magali
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Zitat
Original von LeSeebär
Soweit ich gehört habe, sind das in der Regel Firmen und Institutionen - Polizei, Feuerwehr, THW und andere Hilfsorganisationen, die sich vielleicht auf einen Einsatz in Asien/Japan vorbereiten.
Das würde Sinn ergeben. Es ärgert mich aber, dass diese Meldung in den Nachrichten so rüberkam, als ob die Menschen in Panik gerieten, und sich deshalb Geigerzähler kaufen würden.