Im Labyrinth der Fugger – Rebecca Abe

  • Verlag: Gmeiner
    Broschiert: 466 Seiten
    2011 erschienen


    Kurzbeschreibung:
    Augsburg, Ende des 16. Jahrhunderts. Nach dem Tod des mächtigen Anton Fugger wird dessen Millionenvermögen gleichmäßig auf alle Nachkommen verteilt. Christoph Fugger, ein Egoist und Frauenfeind, will die Kinder seines Bruders Georg Fugger ins Kloster bringen lassen, um die Zahl der Erben zu dezimieren. Dazu verbündet er sich mit dem Jesuiten Petrus Canisius. Nur Georg Fuggers Tochter Anna ahnt, welch perfides Spiel der Augsburger Domprediger treibt …
    Ein Renaissance-Thriller auf den Spuren von Anna Jakobäa Fugger, die sich von einer künstlerisch begabten Träumerin zu einer eigenwilligen, starken Frau entwickelt und ein verbrecherisches Komplott innerhalb der eigenen Familiendynastie aufdeckt. Beste Unterhaltung für Fans spannender Historienromane!


    Über den Autor:
    Rebecca Abe wurde 1967 in Starnberg geboren. Nach einer Ausbildung zur Grafik-Designerin arbeitet sie seit 1989 als Schriftstellerin und Buchillustratorin und lebt mit ihrer Familie am Starnberger See.


    Meine Meinung:
    Das Buch ist ausgesprochen schön gestaltet, besitzt eine Karte von Augsburg, Nachwort und Glossar.
    Ein handelt sich um einen gründlich durchkomponierten historischer Roman, bei dem die Autorin sich sprachlich und inhaltlich in das 16.Jahrhundert begibt und dort unter anderen das Leben der Anna Fugger erzählt. Obwohl Anna als Mitglied dieser bedeutenden Familie im Prinzip ein gutes und sicheres Leben führt, ist sie aber auch Zwängen unterworfen.


    Es gibt noch weitere interessante Figuren, z.B. den stummen Kellenbenz, dessen Frau an der Pest starb und der daher seine Tochter Bianka alleine aufzieht. Sie führen ein hartes Leben außerhalb der Gesellschaft, sie werden zu meinen heimlichen Lieblingsfiguren im Buch. Ich finde es bemerkenswert, dass die Autorin diesen einfachen Menschen gleichfalls so gerecht wird und ihr Leben glaubhaft nachzeichnet. Rebecca Abe entwirft alle ihre Figuren als vielschichtige und sensible Menschen.


    Ein packendes Buch, in dem weder den handelnden Figuren noch dem mitleidenden Leser etwas geschenkt wird. Die Szenen im Alltag in Augsburg sind detailliert, ebenso die im Kloster, in dem schockierend harte Methoden angewendet werden.
    Auch andere Länder werden besucht, z.B. Venedig.


    Da es auch Intrigen gibt, wird dem Roman zusätzlich noch eine Thriller-Note verliehen.


    Der lebhafteste historische Romane, den ich in letzter Zeit gelesen habe. Hervorstechend ist die starke Atmosphäre. Wirklich lesenswert!

  • Als Anton Fugger 1560 stirbt, wird das Handelsunternehmen unter den Erben aufgeteilt, die es gemeinsam verwalten und weiterführen sollen. Christoph Fugger ist diese Aufteilung ein Dorn im Auge, er strebt die alleinige Macht an. Die Tatsache, dass sein Bruder zahlreiche Kinder und damit potenzielle Nachfolger hat, lässt ihn einen perfiden Plan fassen, den er mit Hilfe des Jesuiten Petrus Canisius umzusetzen gedenkt: Die Kinder müssen weg. Langsam aber stetig wächst der Einfluss von Petrus Canisius auf Elisabeth, die Mutter der Kinder, und schließlich kann er sie überzeugen, fast alle ihre Kinder ins Kloster zu geben und damit einem weltlichen Leben - und Erbansprüchen - zu entziehen. Für Anna beginnen Jahre der Qual, denn sie hasst dieses aufgezwungene Leben der Frömmigkeit. Er spät und mit großer Mühe gelingt es ihr, sich dem Einfluss von Petrus Canisius zu entziehen.


    Abenteuerlich klingt die Geschichte, die Rebecca Abe in ihrem neuen Roman erzählt, aber sie hat einen historisch belegten Hintergrund. Anna Jacobää Fugger gab es wirklich und es existiert ein von ihr geschriebener Bericht über die Ereignisse in ihrem Leben. Um diesen Bericht herum zeichnet die Autorin eine Geschichte von Verrat und Hass und Zwängen, aber auch der Hoffnung auf einen glücklichen Ausgang. Über 20 Jahre begleiten wir nicht nur Anna in diesem Buch, sondern auch eine Vielzahl von Personen, wie Annas Bruder Philipp, den stummen Kürschner Kellenbenz, der mit seiner Arbeit die ganzen Ereignisse praktisch erst ins Rollen bringt oder seiner Tochter Bianka, der Anna erst sehr spät begegnet. Alle tragen dazu bei, dass die Fäden am Ende zusammenlaufen. Rebecca Abe fordert aber auch viel von ihren Lesern, denn das Leben manches liebgewordenen Zwei- oder Vierbeiners endet abrubt und überraschend und löst beim Lesen einen kleinen Schock aus, weil man nicht damit gerechnet hat. Es ist der Zeit, in der dieses Buch spielt, angemessen, ebenso wie die Sprache, die nicht derb ist, aber in ihrer Art die Ausdrucksweise der damaligen Menschen sehr gut widerspiegelt.


    Ich hätte mir etwas mehr Zug in der Handlung gewünscht, durch viele Nebenhandlungen verliert sich leider etwas die Spannung, die erst auf den letzten 150 Seiten richtig aufkommen wollte, dann aber auch bis zum absolut überraschenden Schluss hält. Fast alle Figuren der Geschichte sind vielschichtig und mit Tiefgang gezeichnet, bis auf Petrus Canisius, der in diesem Buch Antagonist der ersten Güteklasse ist. Er war der einzige, mit dessen Darstellung ich mich nicht anfreunden konnte, da sie meiner Meinung nach dem von ihm bekannten Bild teilweise widerspricht und mir zu einseitig war.


    Für Rebecca Abe war dies der erste Roman im Segment historischer Unterhaltungsroman und sicherlich nicht der letzte. Eine Autorin, die durchaus das Potenzial hat, sich mit weiteren Büchern in diesem Segment zu etablieren.

  • Vielen Dank fuer die schoenen Rezensionen, die sehr viel Einblick geben.
    Auf das Buch habe ich mich ohnehin schon sehr gefreut - aber jetzt noch mehr.


    Herzlich,
    Charlie

  • Ich habe diesen historischen Roman im Rahmen einer Leserunde mit der Autorin gelesen.
    Und ich kann mich meinen "Vorrednern" nur anschließen - ein wunderschöner Roman aus dem 16. Jahrhundert mit stimmigen Personen, die authentisch dargestellt werden. Die Autorin schafft es ein sehr lebendiges Bild der damaligen Zeit zu zeigen - durch die verschiedenen Personen, die aus den unterschiedlichsten Schichten kommen. Wobei einige Szenen für mich fast schon zu realistisch waren...


    Für mich 8 von 10 Punkte!

  • Der Roman zeigt das Leben der Anna Fugger und ihrer Familie.
    Rebecca Abe hat es geschafft über die Personen lebendig zu erzählen.


    Auch Nebenfiguren, wie Kellenbenz und seine Tochter Bianka waren interessant.



    Die Zeit im 16. Jahrhundert in Augsburg war schön und manchmal dramatisch.


    Für Fans Historischer Romane sehr zu empfehlen

  • Ich habe es bis S. 214 geschafft und nun reicht es mir auch. Durch die positiven Meinungen meiner Vorredner war ich sehr neugierig auf dieses Buch, doch es zieht sich und zieht sich. Schade, da ich mir hier sehr viel mehr Fuggerei gewünscht hätte. Von meinen Vorstellungen, was ich mich den Fuggern verbinde, ist leider kaum etwas erwähnt worden, aber wahrscheinlich sind das die vorherigen Generationen.


    Auch von der Krimihandlung bin ich enttäuscht, es dauert mir einfach zu lange, bis mal etwas passiert und Licht ins Dunkel kommt.

  • Ich habe "Im Labyrinth der Fugger" von Rebecca Abe in der Eulen Leserunde gelesen und hier kommt meine Meinung:


    Fugger - Bücher interessieren mich immer besonders, denn ich bin in Augsburg geboren und aufgewachsen und in meiner Heimatstadt sind die Fugger nach wie vor an vielen Straßen und Ecken sehr lebendig. Rebecca Abes Roman behandelt nun im Gegensatz zu vielen anderen Autoren nicht den berühmten Jacob Fugger, genannt "Der Reiche" und seine Ehefrau Sybilla, sondern eine Nachfahrin (Großnichte?), Anna Fugger, über die mir auch nicht wirklich viel bekannt war.


    Der Autorin gelingt es sehr gut, ein Augsburg der beginnenden Neuzeit vor meinen Augen entstehen zu lassen - natürlich habe ich Vorteile, bin ich doch an den meisten Handlungsorten jahrelang täglich mit der Strassenbahn vorbeigefahren - die Personen sind allesamt glaubwürdig und vielschichtig, die Spannung wird bis zum Ende hoch gehalten. Die Sprache die Rebecca Abe benutzt hat mir sehr gut gefallen, nicht zu altertümlich geschnörkelt, aber doch so das sie hilft sich ins damalige Geschehen einzufinden.


    Ich vergebe 9 von 10 Punkten und freue mich auf den nächsten historischen Abe - Roman!

  • Dieser Roman beschreibt das Leben der Anna Jacobäa Fugger (1547 - 1587), die im 16.Jahrhundert einen Skandal verursachte, indem sie aus dem Kloster, in dem sie 20 Jahre lang unfreiwillig gelebt hatte, entfloh.
    Dem Prolog, der am Ende ihres relativ kurzen Lebens angesiedelt ist und in dem sie auf dem Krankenbett innere Rückschau auf ihr Leben hält, folgen vier Hauptteile, in denen sehr ausführlich ihr Leben im Elternhaus, ihr Leben in zwei verschiedenen Klöstern und schließlich ihr leider nur kurzes Dasein als Ehefrau und Mutter geschildert wird.
    Drahtzieher von Annas Elend ist ihr Onkel Christoph Fugger, der das reichhaltige Erbe seines verstorbenen Onkels Anton Fugger zusammenhalten will und deshalb beabsichtigt, die zahlreiche Nachkommenschaft seines Bruders Georg als Erben auszuschalten, indem er die Kinder ins Kloster verfrachten lässt. Zu diesem Zweck heuert er - unter dem Versprechen von Gegenleistungen für die Jesuiten - den Jesuitenpater Petrus Canisius (1521 - 1597) an, der sich im Haus des Georg Fugger einschleimt und dessen lutherische Ehefrau Ursula zum Katholizismus bekehrt. Während der Hausherr in seinem Alchimistenlabor herumwerkelt, wird die Dame des Hauses zu Wachs in den Händen des durchtriebenen Paters und lässt ihre Kinder, mit Ausnahme der beiden ältesten Söhne und der ältesten Tochter, die sich rechtzeitig in eine Ehe flüchten kann, in ein Kloster bringen.
    Der erste dieser Hauptteile ist sehr lang und beschreibt neben den Vorgängen im Fuggerhaus auch noch das von Tragik und Armut geprägte Leben des Kürschners Kellenbenz. Dieser ist im Gegensatz zu den anderen Romanfiguren fiktiv, dient aber als Beispiel für das harte Leben der einfachen Leute. Der erste Teil des Romans hat mir nicht gefallen: ich vermisste den roten Faden und fand den Handlungsverlauf sehr verzettelt und teilweise unverständlich. Das änderte sich, als die Geschwister Fugger gewaltsam ins Kloster gebracht wurden und die Handlung sich (endlich) auf Anna Jacobäa konzentrierte. Hier erfährt der Leser Interessantes und Schockierendes über das Leben in Klausur und über Annas unermüdliche Energie, sich ihrem manipulativen Peiniger Canisius immer wieder zu widersetzen. Auch wenn sie als Buchmalerin im Kloster halbwegs zufrieden ist, ist sie innerlich nie zur Katholikin und zur Nonne geworden und ergreift die Gelegenheit, als sich ihr die Chance bietet, in das weltliche Leben zu fliehen.


    Ich habe während der Lektüre des Romans in der Sammelbiographie "Die Frauen des Hauses Fugger " von Martha Schad quergelesen und dabei festgestellt, dass die Autorin die Geschichte der Familie Georg Fugger sehr gut recherchiert hat. Dennoch stellt sich mir die Frage, inwiefern man sich auf die Schilderung des Petrus Canisius verlassen kann. Dieser hat nachweislich die Bekehrung von Lutheranern zum Katholizismus betrieben und als eifriger Betreiber der Gegenreformation auch in der Familie Fugger sein Unwesen getrieben, inklusive Zensur und "Reinigung" der Fugger´schen Bücherregale von ketzerischen Büchern. War er aber wirklich der heuchlerische, verlogene Intrigant, als der er hier vorgestellt wird?
    Auch beim Ende des Romans hat die Autorin sich offensichtlich dichterische Freiheiten herausgenommen, was mir nach den vorherigen, historisch weitgehend korrekt geschilderten Vorgängen nicht gefallen hat.
    Positiv aufgefallen sind mir der Stadtplan von Augsburg im 16. Jahrhundert, die Worterläuterungen und das Personenverzeichnis im Anhang. Das Nachwort hätte meiner Meinung nach umfangreicher ausfallen und mehr auf (den historischen) Petrus Canisius eingehen sollen.


    7 Punkte

  • Eigentlich habe ich im Vorhinein eine Geschichte über die Fuggerdynastie in Augsburg erwartet. Jedoch erzählt die Autorin hiervon nichts. Es geht um die potenziellen Erben des verstorbenen Anton Fugger, zu der auch eine seiner Nichten Anna zählt. Annas Geschwisterzahl ist sehr groß und deshalb schmiedet ihr Onkel einen hinterhältigen Plan die Erben aus dem Weg zu räumen. Es handelt sich also um einen historischen Krimi, der die Ränkespiele der mächtigen Fugger behandelt. Sehr authentisch erzählt die Autorin aus jener Zeit des 16ten Jahrhunderts in Augsburg, weil sie sich sprachlich sehr auf die Vergangenheit einlässt und auch grausige Details nicht zu umgehen scheut. Eine ansruchsvolle historische Geschichte über reale Figuren eingesponnen in eine Krimanalfall über die Dauer von zwanzig Jahren.