Beschränktes Leserecht für E-Books?

  • LeseMann


    Die Haltbarkeit des Materials ist nicht der entscheidende Punkt. Was das betrifft, können Bücher auch mehrere tausend Jahre alt werden. Das bislang älteste ist gut 3500 Jahre alt und zwar ohne, daß in der überwiegenden Zahl der Jahre auf seine Erhaltung geachtet worden wäre.
    Würde man auf die Erhaltung von Büchern penibel achten, würden sie wohl doppelt so alt werden können. Oder noch älter.


    Wenn Du schreibst: wer mit Daten richtig umgeht, hat sie auch, dann gilt das ebenso für Bücher.


    Aber das Material und die Umgangweise damit ist hier doch nicht das, worum es geht.
    Es geht um das Recht an der Nutzung des Inhalts. Wer darf wie lange daran teilhaben? Und: Wer bestimmt das?



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von LeseMann
    Und wie gesagt, wer mit Daten richtig umgeht, der hat sie auch!


    ...und wo war noch mal der falsche Umgang bei dem von agu geschilderten Erlebnis?


    Zudem muß ich bei Deinem Verweis auf die 'immer' mögliche Umformatierung darauf hinweisen, daß hier ja schon darauf hingewiesen wurde, daß der Text an sich zwar noch da ist, aber die Textformatierung evtl gewöhnungsbedürftig ist. Zudem stellt sich auch noch die Frage, ob man seine Bücher denn regelmäßig umformatieren will und wie oft das mit DRM überhaupt möglich ist.


    Auch wenn ich kein fundamentaler E-Book-Gegner bin, bleibe ich skeptisch.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)


  • Mir ist das mehr als klar, aber ich bin nur auf die Kommentare anderer User eingegangen!:


    Zitat


    Bei einem digital erworbenen Produkt ist man, egal was die Hersteller sagen, nie vor einem automatischen Löschen sicher. Hier bestimmt sinnvoll (weil Schadsoftware), aber wie war das vor einiger Zeit mit dem Amazon-Kindle? ...


    Zitat


    Drum: gehts in antiquariate und kaufts euch die bücher so... der elektronische krempel hält eh keine 50 jahr, so ein buch bei anständiger handhabung schon.


    Zitat


    aber die systeme, mit denen man sie ablesen könnte gibts nicht mehr, versuch heute nach 30 jahren eine brother floppy-disk zu lesen: impossible.


    :chen



    Zitat

    und wie oft das mit DRM überhaupt möglich ist.


    Mit DRM?
    Gar nicht! ... oder? :gruebel :chen

  • LeseMann


    dann bin ich ja beruhigt. :grin


    Ernsthaft:


    die Frage mit der Haltbarkeit der Bücher versus Daten kam unseligerweise durch die betroffenen Bibliotheken schon in den USA auf, unabhängig von der Wendung in dieser Diskussion hier im Forum.


    Die von HarperCollins vorgeschlagenen 26mal als Obergrenze der Zahl der Ausleihen haben eine Bibliothekarin dazu veranlaßt, ein Video ins Internet zu stellen, mit dem sie beweisen will, wieviel Bücher aushalten.
    Bloß beweist sie in gerade dieser Diskussion gar nichts damit, daß z.B. Gaimans Coraline 38mal ausgeliehen wurde und wie neu aussieht.


    Das Dumme ist, daß sich die halbe Presse ohne weiter zu recherchieren genau daran angehängt hat und prompt Unsinn verbreitet, anstatt über den Kern des Problems zu berichten.




    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • @ magali
    Also ich finde das auch alles Blödsinn, aber die "Leute" wollen mit den E-Books Geld verdienen und haben gleichzeitig große Angst vor dieser Technologie.
    Da kommt es eben zu solchen Blödsinn … die für manche eben kein Blödsinn ist.


    Egal, ich lese bis auf weiteres weiter meine normalo Bücher und warte die E-Book Entwicklung ab!


    Und das Thema Presse ... naja ... da läuft halt nicht immer alles Perfekt :grin

  • Na, nu, Blödsinn geht ein bißchen weit, oder?


    Tatsächlich ist es doch interessant. Wir stehen vor einer neuen technischen Entwicklung. Das löst ebenso Größenwahn wie Ängste aus. Die Folgen kann man nicht sofort überblicken, weder die positiven noch die negativen.
    Je früher man die Probleme erkennt, desto besser kann man darauf reagieren. Alle Beteiligten müssen sehen, wo sie dabei bleiben. Allerdings möglichst nicht auf Kosten anderer oder auch unter Aufgabe von etwas, das wir gelernt haben, als Recht anzusehen.


    Es muß darüber diskutiert werden, gerade auch von LeserInnen-Seite. Hier sind micht nur Text-ProduzentInnen und Text-VerkäuferInnen gefragt und betroffen, sondern auch die EndverbraucherInnen.
    Zugleich ist es eine Art 'learning by doing'.


    Ich finde es spannend. To boldly go where no man has gone before. :lache
    Vielleicht habe ich auch einfach zuviel Raumschiff Enterprise geguckt.
    :grin




    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Wenn das stimmt, was auf folgendem Link veröffentlicht wird, ein weiterer Grund dem Papier treu zu bleiben:


    http://www.gizmodo.de/2011/04/…t-die-ganze-sammlung.html


    Zusammengefaßt: Wenn ich ein Zeitschriftenabo fürs (Kindle-)Ebook habe und es abbestelle, bekomme ich nicht nur keine neuen Zeitschriften, sondern die bisherigen (bezahlten!) verschwinden auch alle. :pille

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Ich finde es einfach bedauerlich, wie die Anbieter sich bei ihrer Hysterie um entgangene Gewinne durch Raubkopien selbst Steine in den Weg legen, was die Verbreitung dieser Medien angeht.


    Genau solche Praktiken schaden der Verbreitung digitaler Inhalte auf elektronischen Medien mehr als alles andere. Hier gilt mal wieder das alte Prinzip, das bei jeder Kundenbeziehung zum Zuge kommt: Du kannst Deinem Kunden viele Jahre lang exzellenten Service leisten, aber versägst Du ein einziges Projekt und bringst ihn damit in Schwierigkeiten, wird er all das Gute vergessen und sich u.U. von Dir lossagen.


    Der Schock, den man erleidet, wenn man auf seine rechtmäßig erworbenen Inhalte plötzlich nicht mehr zugreifen kann, ist normalerweise so nachhaltig, dass alle Komfortfunktionen daneben verblassen.
    Für mich ist so eine Geschichte ein guter Grund, eben nicht auf ein Online-Abonnement zuzugreifen. Oder eben meine Bücher/Filme/Musik doch wieder auf physischen Datenträgern zu kaufen.


    Mir persönlich geht das nun nicht zu Herzen - ich mag physische Bücher eh viel lieber als eBooks, aber nachvollziehbar sind solche Praktiken nicht. Der (kurzfristigen) Gewinnmaximierung steht doch ein PR Desaster riesigen Ausmaßes gegenüber.

  • Zitat

    Original von agu
    Ich finde es einfach bedauerlich, wie die Anbieter sich bei ihrer Hysterie um entgangene Gewinne durch Raubkopien selbst Steine in den Weg legen, was die Verbreitung dieser Medien angeht.


    Der Schock, den man erleidet, wenn man auf seine rechtmäßig erworbenen Inhalte plötzlich nicht mehr zugreifen kann, ist normalerweise so nachhaltig, dass alle Komfortfunktionen daneben verblassen.
    Für mich ist so eine Geschichte ein guter Grund, eben nicht auf ein Online-Abonnement zuzugreifen. Oder eben meine Bücher/Filme/Musik doch wieder auf physischen Datenträgern zu kaufen.


    Stimme Dir ja im Ganzen zu, aber was genau ist denn bei dieser speziellen Form der Nutzen für den Anbieter?


    Raubkopien von alten Zeitschriften verhindern? Wenn das technisch machbar wäre, könnte man die Raubkopien ja schon erstellen, solange das Abo läuft, dann könnte man sich die alten Zeitschriften immerhin aufheben. Mir erschließt sich kein Sinn der ganzen Aktion.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Was der Sinn ist, da läßt sich nur spekulieren, aber ich tippe auf eines der folgenden beiden Szenarios:


    a) Es ist Absicht - das abgelaufene Abo soll in der Tat zum schmerzhaften Verlust der alten Daten führen. Damit der Kunde dann feststellt: Oh verdammt, ich muss sofort mein Abo verlängern, sonst habe ich ja kein Zugriff mehr auf mein Archiv!!
    Marketing- und Vertriebsleute denken so. Die denken nicht: Ich könnte meinen Kunden so fundamental verärgern, dass er nie mehr wiederkommt. Die kommen gar nicht auf die Idee, dass der Kunde sich gegängelt fühlen könnte, weil sie den Wert des eigenen Angebots derartig überschätzen ... der MUSS das doch dringend haben wollen!!


    b) Es ist Unwissen / Dummheit / schlechte Programmierung
    ... passiert öfters, als man denkt.
    Vielleicht haben die Entwickler des DRM-Systems es nicht anständig hingekriegt, dass frühere gekaufte Produkte auf dem System erhalten bleiben. Sondern sie implementieren nur eine einzige, generelle Abfrage, die testet, ob das System online oder das Abo aktiv ist, und falls ja, wird pauschal Zugriff auf die ganze Bibliothek gewährt.
    Falls nichts - alles gesperrt.
    Und dann dauert es Jahre, bis das gefixt ist, denn die Auftraggeber müssen sich ja erstmal längere Zeit mit den Entwicklern streiten, die behaupten, es ginge nicht anders usw. ...