Second Face - Carolin Philipps (14-15 Jahre)

  • Inhalt:


    Marie und Anne sind Zwillinge. Zweieiige zwar, doch sehen sie sich trotzdem recht ähnlich. Warum die Jungs dann immer nur auf Anne stehen, weiß Marie auch nicht so genau. Vermutlich weil Anne die offenere, lustigere, aktivere von beiden ist. Anne drängt sich einfach immer in den Vordergrund.


    „Zum ersten Mal seit langem wird das Frühstück wieder eine fröhliche Angelegenheit. Wie immer hängt das Stimmungsbarometer von Annes Laune ab und die könnte heute nicht besser sein. Den traurigen Unterton in Maries Lachen hört niemand.“ (S. 64)


    Als Marie mal wieder wegen Anne einen Jungen verliert, zieht sie sich in die virtuelle Realität zurück: Sie beginnt „Second Life“ zu spielen. Dort kann sie alles sein, was sie im realen Leben nicht ist. Dort hat sie Freunde und sogar Männer, die sich für sie interessieren. Doch bald zeigt sich: Die virtuelle Realität ist nicht immer so schön und unproblematisch, wie sie auf den ersten Blick erscheint…


    Meine Meinung:


    Eine tolle Idee, die hinter diesem Buch steht: ein Mädchen, das im wahren Leben nicht so sein kann, wie sie es sich wünscht; die Möglichkeit der virtuellen Realität; die Gefahren des Internets: Cybermobbing! All das sind Themen die heute aktueller den je sind und vor allem auch in Jugendbüchern thematisiert werden sollten.
    Doch leider hapert es in diesem Buch meiner Meinung nach ein wenig an der Umsetzung. Die Geschichte wird auf nur etwa 140 Seiten beschrieben, bietet aber Stoff für mehr. Viele Handlungen und Gefühle werden nur angedeutet, bzw. gar nicht richtig erzählt. Der Leser erfährt immer nur in kurzen Beschreibungen, was tatsächlich passiert ist. Er ist nie mittendrin.
    Ich hatte beim Lesen das Gefühl, eine Art Manuskript für ein kommendes Buch in der Hand zu haben. Ein gutes Manuskript – ohne Frage – aber etwas unausgegoren und überarbeitungswürdig. So findet man leider einfach auch einige inhaltliche Fehler in dem Buch: zum Beispiel wird der Haflinger mit langer weißer Mähne einige Seiten später zu einem Friesen. Bei solchen Fehlern und Unausgegorenheiten fiel es mir schwer, mich richtig in die Handlung hineinzuversetzen.


    Auch die beiden Hauptpersonen sind für mich nicht wirklich greifbar. Zu oft verhalten sie sich wie dumme kleine Mädchen, unreif und nicht nachvollziehbar. Damit möchte ich nicht sagen, dass sich Jugendliche nicht durchaus so benehmen dürfen und es in der Realität auch tun, aber gerade bei Marie hatte ich oftmals den Wunsch sie zu schütteln und ihr zu sagen: „Nun mach doch einfach. Erzähl es deiner Schwester, erzähl es dem Jungen und alles wird sich aufklären!“


    Trotzdem soll hier nicht der Eindruck entstehen, dass ich ein schlechtes Buch gelesen habe. Die Story an sich hat ein wirklich großes Potential und insbesondere für Jugendliche, die sonst eher lesefaul sind, eignet sich dieses Buch in seiner Kürze. Ich allerdings hätte mir mehr Tiefgang, Ausführlichkeit und Logik in der Geschichte gewünscht.


    Aufgrund der guten Idee und der Notwendigkeit in Jugendbücher vermehrt auf die Problematik der Onlineforen hinzuweisen, vergebe ich noch 3 von 5 Sternen.

  • Obwohl Anne und Marie eineiige Zwillinge sind und nur von Leuten unterschieden werden können, die sie länger kennen, sind die beiden Mädchen völlig unterschiedlich.
    Während Anne meistens durch ihr loses Mundwerk und übertriebenen Aktionen auffällt, verhält sich Marie eher verschlossen und lässt nur wenige Menschen an sich heran.


    Ihr Leben in Hamburg ist chaotisch. Während Anne von Kai hintergangen wird, verzieht sich Marie mit Liebeskummer hinter ihrem Laptop.
    Auch ein Umzug auf die Insel Ummanz bringt keine Ruhe in ihr Leben.
    Während Anne noch flippiger wird und damit beginnt, die Männer um sich herum zu hintergehen, verliebt sich Marie in Lirim. Doch bevor es zur Beziehung kommt, werden die beiden durch Anne getrennt.


    Für Marie bricht eine Welt zusammen und auch der Kontakt zu ihrer Schwester wird weniger. Erst durch ihren Mitschüler Tom blüht sie wieder auf und entdeckt im Internet das Rollenspiel "Second Life", bei dem sich Marie eine völlig neue Identität ausdenkt und immer mehr Zeit am Laptop verbringt. Immer mehr verliert das Mädchen vor lauter Sehnsucht und Liebeskummer den Bezug zur Realität, doch als Anne sie braucht, ist sie für sie da...


    Carolin Philipps neuester Roman "Second Face" hat mich sehr gut unterhalten. Obwohl ich zunächst dachte, dass sich in dieser Geschichte (fast) alles ums Internet dreht, wurde ich positiv überrascht.
    Denn diese Geschichte umfasst deutlich mehr als nur das Thema Internet.
    Hier kommen Pferdeliebhaber und Fans von Jugendbüchern voll auf ihre Kosten. Aber auch Themen wie Betrug, erste Liebe und das einsame Leben auf einer Insel kommen nicht zu kurz.


    Der Schreibstil ist recht einfach und dadurch liest sich die Geschichte sehr flüssig.
    Mit seinen knapp 140 Seiten ist "Second Face" recht kurz gehalten. Ich hätte sehr gerne noch mehr über die Zwillinge und ihr Leben erfahren. Eine Fortsetzung oder eine Weiterführung dieser Themen würden mir sehr gefallen.


    Die Charaktere sind der Autorin besonders gelungen.
    Die Zwillinge können unterschiedlicher nicht sein. Anne ist laut, launisch und will stets im Mittelpunkt stehen. Viele Leute lieben sie, aber mindestens genauso viele hassen sie.
    Marie ist dagegen sehr ruhig und oft in sich gekehrt. Anstatt sich mit ihren Freunden zu treffen, chattet sie lieber mit diesen und ihre große Leidenschaft sind die Pferde.


    Mir hat Marie deutlich besser gefallen als Anne. Sie wirkt sympathischer und ihre Gedanken und Gefühle sind nachvollziehbarer als die ihrer Schwester. Das liegt aber auch hauptsächlich daran, dass Marie hier die Rolle der Protagonistin einnimmt.


    Aber auch Lirim oder Tom haben mir sehr gut gefallen. Während Lirim eher genauso ruhig wie Marie ist, ist Tom wiederrum das genaue Gegenteil. Obwohl er und Anne sich in bestimmten Teilen sehr ähnlich sind, können sie sich nicht leiden.


    Die Insel Ummanz wird sehr liebevoll von der Autorin beschrieben. Die Sonnenuntergänge, Wiesen und Strände werden so klar und deutlich beschrieben, dass man sich sehr schnell alles bildlich vorstellen konnte.


    Sehr gut gefallen hat mir auch, mit welcher Behutsamkeit die Autorin auf die Gefahr Internet, bzw. Soziale Netzwerke hinweist. Hier wird schnell klar, dass Internet zwar Spaß machen kann, aber auch mit Gefahren versehen ist. Besonders das Spiel "Second Life" verleitet dazu, den Bezug zur Realität zu verlieren. Aber auch Netzwerke wie Facebook werden hier genannt und darauf hingewiesen, was alles hochgeladen und verbreitet werden kann.


    "Second Face" ist ein großartiges Jugendbuch, dass nicht nur eine wunderbare Geschichte erzählt, sondern auch auf die Gefahren des Internets aufmerksam macht.
    Aber auch Pferdefreunde werden mit dieser Geschichte ihren Spaß haben.


    Sehr empfehlenswert!