Erlösung - Claus Cornelius Fischer

  • Kurzbeschreibung
    Die Zeit ist ihr größter Feind


    Für die junge Notärztin Ella Bach wird ein nächtlicher Routineeinsatz in Berlin zum Beginn eines Alptraums. Völlig unvorbereitet findet sie sich am Schauplatz eines Mordversuchs wieder, und das schrecklich zugerichtete Opfer – eine junge Französin – verschwindet noch in derselben Nacht spurlos aus der Notaufnahme der Charité. Als Ella am nächsten Tag auch ihren Rettungsassistenten und ehemaligen Liebhaber Max ermordet auffindet, begreift sie, dass sie einem Mörder in die Quere gekommen sind. Dass hinter dem Unbekannten mächtigere Feinde stehen, ahnt Ella allerdings erst, als auch die Polizei Jagd auf sie zu machen beginnt. Völlig auf sich allein gestellt, muss die Lebensretterin nicht nur ihr eigenes Leben retten, sondern auch die Französin finden. Die Spur führt in höchste Kreise der internationalen Bankenwelt ...


    Über den Autor
    Claus Cornelius Fischer wurde 1951 in Berlin geboren und lebt heute in München. Er schrieb unter anderem für "Die Welt" und "Die Zeit" und ist seit 1976 freier Schriftsteller, Übersetzer und Drehbuchautor. Seit 1989 hat er zahlreiche Romane und Drehbücher für Film ("Blueprint" mit Franka Potente) und TV ("Tatort") geschrieben.


    Bekannt ist er bislang vor allem für seine Bücher über den Amsterdamer Kommissar van Leuwen, die bei Lübbe erschienen sind.


    Meine Meinung
    Leichen pflastern ihren Weg. So könnte man diesen Roman kurz umschreiben, denn was zunächst als Routineeinsatz erscheint wird für Ella schnell zu einer Hetzjagd um ihr eigenes Leben. Die junge Frau, der sie gerade noch das Leben retten konnte, verschwindet noch am gleichen Abend aus der Charite. Nichts deutet darauf hin, das sie jemals dort eingeliefert wird. Als sich dann auch noch ein mysteriöser Kommissar telefonisch bei Ella meldet und die Ereignisse des Einsatzes bestens Bescheid zu wissen scheint, obwohl es gar keine entsprechende Meldung bei der Polizei gegeben hat, wird Ella klar, dass sie ins Fadenkreuz einer Verschwörung geraten ist. Als sie ihren Kollegen Max warnen will, kommt sie zu spät. Sie findet ihn ermordet in seiner Wohnung vor. Ella beginnt mit eigenen Nachforschungen und gerät damit ins Visir wirtschaftlicher Mächte, die mit allen Mitteln versuchen, sie kaltzustellen. Ihr Kollege Max bleibt nicht der einzige Tote auf dem Weg zur Wahrheit.


    Ich war sehr gespannt auf diesen Thriller von Claus Cornelius Fischer, der ja bislang mit seinen eher gemäßigten Krimis um den Amsterdamer Ermittler van Leuwen bei Krimifans beliebt war. Würde er den Sprung vom Krimi zum Thriller schaffen? Nun ich kann für mich sagen, dass er mich mit dem neuen Genre und der neuen Ermittlerin nicht enttäuscht hat. Von der ersten Seite an baut er kontinuierlich Spannung auf, sodass ich als Leser nicht nur den spannenden ersten Notarzteinsatz miterleben durfte sondern auch Ella auf ihrer temporeichen Flucht durch Berlin, die Bretagne und Paris miterleben durfte. Es mag sein, dass Claus Cornelius Fischers ausführlicher, beschreibender Schreibstil nicht unbedingt etwas für Puristen ist, denn der Autor legt viel Wert auf ausführliche Beschreibungen. Genau das mochte ich schon bei seinen Krimis und genau das hat mir auch hier gefallen, denn so kommt man Ella ganz nah, blickt in ihre Seele, ihr Wesen, genau wie bei ihrer Freundin Annika. Ella habe ich nicht als Überfrau empfunden, als Wonderwoman, der alles gelingt was sie anpackt sondern als verletzliche Frau mit ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn und einem Hang zur Aufopferung für andere. Eine Frau, die die Augen nicht verschließt sondern wissen will, warum all diese furchtbaren Dinge um sie herum passieren.


    Der Weg auf der Suche nach der Wahrheit führt in die Welt der Hochfinanz und der Bankenkrise und ihrer Auswirkungen. Hier merkt man, dass Claus Cornelius Fischer sich als Journalist in der Thematik auskennt. Das von ihm zugrunde gelegte Motiv ist so abenteuerlich, dass man zunächst ungläubig den Kopf schüttelt und sich fragt, auf was für eine Idee der Autor da bloß gekommen ist. Im Anschluss an die Lektüre kommt jedoch der Gedanke, dass die Idee vielleicht aufgrund ihrer Abenteuerlichkeit doch nicht so ganz abwegig ist. Wer weiß denn schon, was sich wirklich hinter den verschlossenen Türen der Hochfinanz abspielt...


    Kleiner Minuspunkt war für mich der Showdown, der zwar hochspannend war, bei dem ich aber irgendwann fast den Faden verloren hätte. Hier wäre weniger wirklich mehr gewesen, zumal ich mir ein solches Szenario nur unschwer in der Realität vorstellen kann.


    Gesamt gesehen bin ich aber sehr, sehr zufrieden mit diesem neuen Roman von Claus Cornelius Fischer, auch wenn ich dem guten Kommissaris van Leuwen weiterhin nachtrauern werde. Mit der Notärztin Ella habe ich aber wenigstens eine würdige Vertretung für ihn gefunden.

  • Meine Rezension:


    Als großer Fan der van Leeuwen-Reihe von Claus Cornelius Fischer war ich natürlich sehr gespannt auf seinen neusten Thriller, der nicht nur einen anderen Handlungsort, sondern auch eine ganz andere Protagonistin hat. Doch das sind nicht die einzigen Änderungen, die dem Leser sofort auffallen. Waren die van Leeuwen-Krimis von einer tiefen Melancholie geprägt und wurde dort dem Privatleben des Ermittlers großen Raum gegeben, ist "Erlösung" von Beginn an ein temporeicher Thriller, der den Schwerpunkt eindeutig auf die Haupthandlung legt und das Privatleben der Protagonisten fast völlig ausblendet. Das atemberaubende Tempo, das der Roman vorlegt, kann er jedoch leider nicht bis zum Ende halten. Manche Szenen sind selbst für einen Thriller unglaubwürdig und auch die kleine Liebesgeschichte, die sich wie nebenbei auf der rasanten Achterbahn entwickelt, passt nicht so recht ins Bild. Es werden viele Aspekte angestoßen, aber nicht alles am Ende zufriedenstellend aufgelöst, so dass ich für mich das Fazit ziehe: Ich bleibe lieber bei van Leeuwen.


    Deshalb von mir auch "nur" knappe 7 Punkte.

  • Auch ich war recht gespannt auf den neuen Thriller von C.C. Fischer, jenseits des bekannten Ermittlers van Leeuwen.


    Nun, die Spannung beginnt schon auf den ersten Seiten, als die junge Notärztin Ella Bach, verzeifelt versucht, einer wahrscheinlich gefolterten Notfallpatientin das Leben zu retten. Dies gelingt ihr und dem Sanitäter Max zwar, aber nach der Einlieferung in die Berliner Charite ist die Patientin plötzlich verschwunden.
    Ella Bach, die bei dem Notfalleinsatz den Eindruck hatte, dass der Täter noch in der Wohnung des Opfers anwesend war, beginnt auf eigene Faust zu recherchieren was geschah, und warum es geschah. Im Zuge dieser Recherchen wird bald klar, dass internationale Banker kein Interesse an der Beantwortung ihrer Fragen haben können, und bald weiss sie nicht mehr, wem sie vertrauen kann.
    Diese Spannung lässt auch nicht nach, im Gegenteil, sie wird mit jeder Entwicklung weiter gesteigert.
    Die von Bouquineur hier schon genannten ausführlichen Beschreibungen tragen auf jeden Fall viel zum Lesegenuss bei, denn so kann man als Leser die handelnden Personen, die Orte und natürlich letztendlich auch die Situationen in denen sich Ella Bach wiederfindet, verstehen und sehr gut nachvollziehen.
    Mit der Protagonistin Ella hat C.C. Fischer eine sympathische Figur
    geschaffen, die mit ihrem Mut und ihrer Empathie punkten kann.
    Einzig das Ende und die endgültige Lösung des Falls haben mich leider nicht überzeugt, erstens glaube ich nicht an einen Sinneswandel bei raffgierigen Bankern, gleich aus welchen Gründen, sei es ein schlechtes Gewissen oder die Intervention dritter, zweitens war mir das Ende ein bisschen zu actionreich, da konnte man recht schnell den Anschluss verlieren, hier wäre ein etwas gemäßigteres Tempo bedeutend besser gewesen.


    Bis zu eben diesem nicht überzeugendem Ende hätte ich dem Buch 9 Punkte gegeben, so bleiben 7 gute Punkte übrig.