(K)ein Werk ... anlässlich Wiederbelebung des Schreibwettbewerbs

  • Hallo liebe Eulen,


    der Schreibwettbewerb wird wiederbelebt und ich habe mal ein wenig gekramt und einen bislang unveröffentlichten Beitrag gefunden, den ich zum Thema "Schlüsselerlebnis" (September 2007) verfasst aber nicht eingereicht hatte. Nach den neuen Regeln sieht man ja im Schreibmonat nicht, was die Konkurrenz zu bieten hat - das ist vielleicht ganz gut so. Denn dann hätte ich Euch ein solches Kunstwerk bestimmt nicht so lange vorenthalten. ;-)


    Viele Grüße,
    Ida



    (K)ein Werk


    Die Eule denkt sich: Wunderbar,
    ich werde Schreibwettbewerbstar!
    Werde bekannt am zwanzigsten Tag
    des Monats, dann geht’s Schlag auf Schlag:
    Ich sammle huldvoll Ruhm und Ehren,
    kann mich der Gönner kaum erwehren,
    lass‘ mich von Fans auf Händen tragen
    und nie von keinem Job mehr plagen.


    Quasi von selbst schreibt sich die Geschicht‘,
    wer kennt Schlüsselerlebnisse nicht?
    Zu erzählen gibt’s mehr als genug:
    vom ersten Eulen-Jagdausflug,
    von Liebeskummer, Fröhlichkeit,
    mühsamer Eierausbrütezeit –
    all das ist spannend, neu und gut,
    denkt Eule, und fühlt Dichterglut.


    Doch ach! Der Bildschirm, weiß und rein,
    will einfach nicht beschrieben sein!
    So sehr sie sich auch müht und tippt –
    es wird nichts. Ihre Stimmung kippt.
    Wie laut sie nun auch weint und flucht,
    nach der Geschichte sucht und sucht –
    die Schreibblockade setzt sich fest
    und gibt der Eule bald den Rest.


    Sie schaut: Die Konkurrenz ist hart,
    sieben Geschichten sind am Start,
    die Chance ist schlecht, muss sie sich denken,
    drei Punkte auf ihr Werk zu lenken,
    das noch immer ungeschrieben.
    Nur zwei Tage sind verblieben!


    Was nur soll die Eule tun?
    Kann nicht rasten, kann nicht ruh’n,
    liegt schlaflos fast die ganze Nacht.
    So war das aber nicht gedacht!
    Wollt‘ sie nicht auf Wolken schweben
    und berühmt und sorglos leben?


    Sie wirft das Notebook an die Wand
    und ihr Genie bleibt unerkannt.
    Und die Moral von der Geschicht‘:
    Das Schreiben ist so einfach nicht!