Nicht weit vom Stamm - Oliver Uschmann

  • Sven hat die schiefe Bahn verlassen und ist am Ziel angekommen: ganz unten. Seine Tage verbringt er im Rausch, seine Nächte wahlweise mit Sex oder Prügeleien. Dabei stünden ihm alle Türen offen, sagt sein Vater – hätte Sven sie nicht vor fünf Jahren zugeschlagen. Als seine Schwester bedroht wird, findet sich Sven in seinem schlimmsten Albtraum wieder: Der einzige Weg, Lina zu retten, ist, so zu werden wie sein Vater.



    Der Autor:
    Oliver Uschmann, geb. 1977 in Wesel, brach eine Buchhändlerlehre nach einem Tag ab und arbeitete als Packer und Berufsrevolutionär. In Bochum studierte er Germanistik, in Berlin die Wirklichkeit. Uschmann ist Träger des Förderpreises NRW 2008, Dozent für Literaturpraxis sowie Journalist für Magazine wie 'GEE', 'Visions' und 'Am Erker'. Seit 2005 entwirft er mit seiner Frau Sylvia Witt die 'Hui-Welt' um eine skurrile WG. Uschmanns Romane sind Bestseller.


    Meine Meinung:


    Wir erleben Sven der mit 14 Jahren Visionen und Träume hat und sogar einen Preis gewinnt mit einer Zukunftsvision.


    Fünf Jahre später erleben wir denselben Sven aber total runtergekommen, er säuft er hängt rum und hat die falschen Freunde. Gut konnte ich mich in Sven hineinversetzen warum er so geworden ist. Der Vater ein Bestsellerautor der es fremden Leuten Recht machen will immer darauf bedacht zu schauen was sagen die Nachbarn, die Freunde etc.er kapselt sich ab in seinem Büro und ist für niemanden aus seiner Familie zuständig, sieht immer nur das was nicht gemacht wurde. Er sieht hilflos zu wie Sven immer mehr abdriftet. Die Mutter eine graue Maus. Die einzige die bedingungslos zu Sven steht ist seine Schwester Lina, die Sven auch am meisten liebt. Auch sie schafft es leider nicht Sven von der schiefen Bahn runter zu holen.


    Als Sven dann aber erpresst wird und es um seine geliebte Schwester geht , will Sven sich ändern. Er geht durch einige Höhen und Tiefen fällt immer wieder zurück auf die schiefe Bahn.
    Mich hat Sven manchmal mit seinem Selbstmitleid genervt gern hätte ich ihn geschüttelt und gesagt wach auf.


    Das Ende war für mich nicht ganz so überzeugend trotzdem hat das Buch einen Sog auf mich ausgeübt ich musste wissen wie es weitergeht. Mehr darf ich leider nicht verraten sonst würde ich zuviel von dem Buch preisgeben.


    Zu dem Buch gab es eine Leserunde



    edit:Rechtschreibfehler

  • Nicht weit vom Stamm – Oliver Uschmann


    Mein Eindruck:
    Oliver Uschmann hat mit „Nicht weit vom Stamm“ ein umfangreiches, mächtiges Buch geschrieben, das von Ausdrucksform und -stärke wirklich nicht ohne ist. Er gewährt uns einen intensiven Blick in die Gedanken eines unangepassten 19jährigen. Sven ist intelligent, steht aber außerhalb der Gesellschaft.
    Der Blick ins Innere enthüllt immer wieder Wutausbrüche, sein Verhalten ist nicht selten asozial und gewalttätig, schwankt jedoch immer wieder hin zu anderen Verhaltensformen. Das äußert sich zum Beispiel darin, dass er sich bei seinem Sozialdienst in einem Krankenhaus leidenschaftlich um eine kranke Frau kümmert, als er glaubt, es würde sonst niemand tun. Auch zu seiner jüngeren Schwester hat er ein gutes Verhältnis, nicht jedoch zu seinem Vater.
    Man glaubt schon, dass Sven nach einem anderen Lebens suchen würde, doch das „normale“ Spießbügertum der Gesellschaft schreckt ihn ab. Bis ein bestimmtes Ereignis ihn dazu zwingt.


    Der Roman ist sehr intensiv, Svens Empfindungen und Verhaltensschwankungen wirken so stark, dass man als Leser bei aller Qualität des Romans am Ende doch fast froh ist, endlich von ihm losgekommen zu sein. Davon abgesehen, gab es auch hervorragende, manchmal überraschende Passagen im Verlaufe der Handlung.

  • Ich habe ebenfalls an der Leserunde teilgenommen und finde mich in vielem wieder, was meine Vorgänger geschrieben haben.
    Es dauerte einen Moment, ehe ich mit dem Buch warm wurde, dann aber hatte mich die Geschichte voll in ihren Bann gezogen und so konnte ich z. B. Svens Enttäuschung über seinen Vater dank der ausdrucksvollen Erzählkraft Oliver Uschmanns regelrecht mit-fühlen, als er vom Vater einmal ein Lob erwartete, als dieses ausblieb, an des Vaters Lippen hing, hoffend, der scherze nur und endlich würden die erlösenden Worte fallen.
    Der Autor hat großes Einfühlungsvermögen und viel Phantasie bewiesen. Die manchmal recht kräftige Sprache passt, auch die nicht immer appetitlichen Beschreibungen z. B. zum Thema Körperhygiene tun dieses.
    Weniger zufrieden war ich mit den letzten Seiten. Die Geschichte "kippte" mir zu oft, was sicher ein gutes Spannungsmittel ist, mir persönlich aber ein Hauch zuviel war, so dass ich - ähnlich wie Herr Palomar - letztendlich nahezu erleichtert war, von ihm loszukommen. Außerdem gefiel mir die Auflösung der "Kriminalgeschichte" nicht. Warum, kann ich hier nicht begründen, ohne zuviel zu verraten, in der Leserunde habe ich es aber bereits angesprochen.
    Meine Punktbewertung wird so bei 6-7 liegen, ich schwanke noch etwas.

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Ein tolles Buch! Eine umfangreiche, tiefgehende Geschichte, die einen packt und so schnell nicht mehr loslässt. Mitreißend, humorvoll und umgangssprachlich geschrieben.


    Auch nach einigen Stunden des "auslesens" mit ich mit meinen Gedanken noch in den Tiefen der Geschichte.


    Ich möchte ebenfalls nicht zu viel verraten, an dieser Stelle, um möglichen Interessenten nicht schon zu viel vorweg zu nehmen.


    Nur soviel noch: Mit diesem Buch wird es einem nie langweilig!
    10 von 10 Punkten.

  • Wer sich auf dieses Buch einlässt wird eine mehrstündige Achterbahnfahrt erleben und beim Aussteigen leicht schwindelig zurückbleiben.


    Oliver Uschmann erzählt uns die Geschichte von Sven. Besser gesagt, er lässt Sven selber erzählen und saugt den Leser mit Hilfe der Ich-Perspektive noch tiefer in die wilden Strudel verwirrter und verzweifelter Gedanken dieses jungen Mannes.


    Mit 14 Jahren ist Sven noch der Vorzeigesohn schlechthin. Er ist gut in der Schule, hat nette Freunde und sogar einen Preis für eins seiner Landschaftsprojekte bekommen. Dann macht er einen Fehler. Ein Fehler, der ihm eigentlich nicht angelastet werden kann, denn im Grunde ist er nur einen Moment unaufmerksam. Die Reaktion seines Vaters lässt jedoch keinen Zweifel an seiner Schuld und der Satz: „Wofür bist du eigentlich gut!“ brennt sich wie ein Brandzeichen in seine Seele.
    Mit 19 Jahren steht er auf der anderen Seite der Gesellschaft. Seine Beschäftigungen bestehen aus Pöbeln, Saufen, Drogen, Sex und Gewalt. Seine neuen Freunde Boris und Frederick stellen keine Ansprüche und haben keine Erwartungen. Zugedröhnt den Tag überstehen, provozierend und zur Not auch mit Gewalt ein bisschen Spaß haben. Das reicht.
    Erst als er seine Schwester Lina in Gefahr sieht wacht Sven auf und versucht sie zu beschützen, was aber in seinem Zustand gar nicht so einfach ist. Ständige Rückschläge lassen ihn immer wieder in seine prolligen Verhaltensmuster zurückfallen und oft steht er sich selbst am meisten im Weg.


    Oliver Uschmann nimmt kein Blatt vor den Mund. Sei es bei der Ausdrucksweise der ausgegrenzten Jugendlichen oder bei der Schuldfrage der Verantwortlichen. Da geht es des öfteren recht harsch zur Sache.
    Auf der anderen Seite werden unter dem Deckmäntelchen der angesehenen Familie - der Vater ist schließlich ein gefragter Bestsellerautor von Erziehungsratgebern - Svens Verfehlungen so gut es geht vertuscht und unter der Hand ins richtige Licht gerückt.
    Wirkliche Gespräche finden jedoch auf beiden Seiten nicht statt, sodass Svens Zwickmühle immer größer wird. Das wird sehr ausführlich und verständlich ausgeleuchtet. Bei seinen Eltern ist er wegen seines Nichtstuns untendurch und bei seinen Freunden eckt er an, wenn er mal was bürgerliches macht, um seiner Schwester zu helfen. (was er allerdings auch niemandem sagen kann).


    Mich hat das Buch sehr gefesselt und wenn es die Zeit zugelassen hätte, hätte ich es wohl an einem Stück durchgelesen. Die ein oder andere Passage war mir persönlich etwas zu ausführlich aber dennoch weit davon entfernt, um sie Länge zu nennen.
    Svens Geschichte macht betroffen und nachdenklich, gibt aber auch Hoffnung, dass eigentlich keine Situation wirklich hoffnungslos ist.
    Auch wenn eine Menge Klischees und Zufälle bedient werden, so hat es mich hier nicht gestört, denn das Leben hält doch auch immer Zufälle für uns bereit, und was bedeutet schon Klischee?


    Ein sehr lesenswertes Buch für Jugendliche, Eltern und sonstige interessierte Leser.

  • Sven ist vor Jahren auf die Schiefe Bahn geraten und kommt auch einfach nicht mehr raus. Mit seinen 19 Jahren ist er täglich betrunken und die Nächte sind nicht anders. Dann muss er auch noch eine Jugendstrafe ableisten. Zwar berappelt er sich wieder aber der nächste Absturz lässt nicht lange auf sich warten.
    Als dann aber seine Schwester bedroht wird, beginnt er zu handeln und sein Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen. Es klappt auch fast alles.
    Seine alten Freunde aus Kindertagen helfen ihm und werden wieder eine Einheit. Doch es steht alles auf wackeligen Beinen als er begreift wie es dazu gekommen ist.
    Ein Roman, der von Anfang an einen nicht mehr loslässt und man fast nicht mehr aufhören kann zu lesen um zu erfahren wie es mit Sven und seinem Projekt weitergeht.

  • So - heute nacht - also gestern nacht - eben heut morgen *verwirr* :grin hab ich das Buch zu Ende gelesen.
    Ich konnte einfach nicht aufhören bevor ich es duch hatte - so derart spannend, wie es war.


    Auch heute noch geht mir Sven nicht aus dem Kopf.
    Ich mag es, wenn Bücher solch eine "Nachwirkung" haben. Für mich ist es einfach ein Zeichen, daß es sich um ein saugutes Buch handelt.
    Und genau das ist es meiner Meinung nach - einfach nur richtig gut.


    Zum Inhalt brauch ich ja nicht mehr viel sagen, das meiste wurde ja gesagt und noch mehr dazu wär weniger, da es die Spannung nehmen würde.


    Oliver Uschmann ist es gelungen, die Charactere richtig zum Leben zu erwecken.
    So plastisch wurde sie - vor allem eben Sven - dargestellt.
    Gerade auch die Ich-Erzählweise machte es noch intensiver. (Ich mag ja sowieso Ich-Perspektiven meist am liebsten.)
    Es ließ sich sehr gut in Svens Gedankenwelt hineinversetzen und auch eintauchen.


    Auch wenn seine Verhaltensweisen oft nicht nachvollziehbar waren - sie waren zu verstehen. Warum er so handelt, weshalb es ihm so und so geht.


    Sein gesamtes Umfeld war interessant - sei es die eine oder die andere Seite.
    Auch die Figuren waren sehr gut beschrieben (Meiner Meiung nach auch die "Guten" :grin )


    Das ganze Buch war ein wahnsinniges Auf & Ab. Ein Hoch und Tief in atemberaubendem Wechsel.
    Wenn man gerade dachte:"nu aber" - dann kam es doch wieder anders.


    Und der Spannungsbogen ist dadurch nie abgerissen. Es war schwer, überhaupt Pausen einzulegen, so sehr war ich in dem Buch drin. (Aber so ein bißchen schlafen zwischendurch war irgendwie nicht vermeidbar :grin )


    Fazit:
    Ein sehr intensives Buch - fast schon eine Persönlichkeitsstudie eines Jugendlichen - die durchweg spannend bleibt - ein sehr rasantes Tempo vorlegt und einfach ein Genuß zu lesen ist.

  • Anfangs habe ich mich gefragt, was ich mir mit dem Buch überhaupt antue. Ich dachte, eine Geschichte über einen abgestürzten Kerl und dann noch aus der ich-Perspektive - das kann ja nur ein Reinfall werden. Nach kurzer Zeit ist mir dann aufgefallen, dass Sven ganz und gar nicht so ist, wie er sich darstellt.


    Dieser Eindruck wurde mit jeder Seite des Buches verstärkt - auch wenn es einige Rückschläge gab und ich dem guten Mann gern ab und an mal richtig den Kopf gewaschen hätte.


    Ich konnte das Buch sehr schwer aus der Hand legen, weil ich immer wieder herausfinden wollte, wie Sven sich weiterentwickelt oder - wahlweise - sich wieder aus dem Schlamassel, den er selbst verschuldet hat, rauswindet.


    Ab und an fand ich manches unrealistisch



    aber das hat meinen Lesefluss und vor allem nicht das Lesevergnügen gemindert.


    Ich vergebe die volle Punktzahl, weil das Buch mich meinen ganzen freien Tag über an meine Couch gefesselt hat :-)

  • Oliver Uschmann bekannt durch seine HUI-Romane ( Hartmut und ich ) legt hiermit sein zweites Jugendbuch in die Regale der deutschen Buchhandlungen.


    In "Nicht weit vom Stamm" geht es vor allem um Sven. Sven ist intelligent. Sven kennt die Wachstumszeit einer Kokosnuss, Sven kann Vögel beobachten und sie benennen, Sven liebt seine Schwester Lina. Aber was nützt das alles, wenn man auf die schiefe Bahn gerät und ganz unten ankommt? Gar nichts.


    Unten zählt nur, dass man pöbelt, dass man laut ist, dass man andere fertig macht. Und das können Sven und seine Freunde, Frederick und Boris, ziemlich gut.


    Doch plötzlich wird Sven bewusst, dass seine Schwester in Gefahr ist. Ein Stalker ist hinter ihr her und das in Australien. Was tun, wenn man viel Geld braucht und eher an der Flasche hängt?


    Zugeschlagene Türen müssen geöffnet werden und man muss werden wie sein Bestsellerschreiber und Vater. Oder?



    Als das Buch zur Leserunde ankam, bin ich erstmal erschrocken. Ein ganz schöner Wälzer erwartet da den Leser, ich hatte mit weniger Seiten gerechnet.


    Das Cover ist einfach spitze, obwohl es sich eigenartig anfassen lässt. Es ist durchweg geriffelt. Ein kleines, liebevolles Detail könnt ihr oben im Banner sehen. In der Kettensäge steht das Wort "Chain Saw", das mich gleich an "Texas Chain Saw Massaker" erinnert hat. Komisch, ich weiß. Von da ab, war ich dem Buch und Autor noch mehr zu getan.



    Die Geschichte von Sven war am Anfang für mich schwierig zu lesen. Es werden viel Kraftausdrücke verwendet und meistens geschrien und sich gekloppt. Das passt super zu Sven selbst, der sich in diesem Milieu bewegt und ein Assi ist, aber zum Lesen war es ungewohnt.


    Gerade aber, da Uschmann diese Dinge so gut beschreibt, kann man sich diese Dinge gut vorstellen. Ich selbst hatte mit solchen Typen alias Sven oder Boris, bis jetzt recht wenig zu tun. Aber nach diesem Buch, weiß man ein bisschen besser, was in solchen Menschen vor geht. Eigentlich kamen sie mir immer nur etwas verloren vor, ohne Perspektive und sind deswegen so aggressiv geworden. Aber das vermute ich nur.


    Oliver Uschmann pflegt einen angenehmen und packenden Schreibstil, so lange bis wir uns dem Ende nähern. Da überschlagen sich die Ereignisse derartig, dass ich manchmal nicht mehr mit kam und mir alles ein bisschen zu gestellt war. Zwar ist das Ende schlüssig, bis auf einige Kleinigkeiten, hat mir aber nicht so gut gefallen, wie der Rest. Die Kleinigkeiten möchte ich hier nicht aufzählen, weil ich nichts verraten will ;)


    Der Verlauf des Lebens eines Svens ist detailliert dargestellt und verläuft alles andere als einfach. Auch diesem Blickwinkel heraus, hat der Autor alles mögliche getan um die Geschichte realistisch wirken zu lassen. So gar alte Freunde kommen nicht einfach so zurück, wenn man sie einmal hat fallen lassen.




    10 Punkte, für ein tolles Jugendbuch mit minimalen Schwächen, die aber der echten Zielgruppe nicht auffallen werden. Und etwas daraus lernen kann man auch ;)

  • Ein klasse Buch, mein absolutes Monatshighlight, habe es auch gleich weiterverleiht und nur positives gehört.


    Die Geschichte um Sven berührt einen, er probiert aus der heilen Welt seines Vaters auszubrechen und bloß nicht so zu werden wie sein Vater es gerne hätte. Doch dann passiert ein Unglück und er wird an das erinnert was er schonmal in der Schule geschaffen hat und wofür er ausgezeichnet wurde. Doch so etwas durchzusetzen ist nicht einfach, das merkt er sehr schnell, das es nicht so einfach ist wie gedacht. Immer wieder fällt er in seine alten Verhaltensmuster zurück und schlägt sich damit eine Tür nach der anderen zu.


    Das Buch ist spannend ab der ersten Seite, man fühlt mit Sven bei jeder Höhe und Tiefe.
    Ich gebe 10 von 10 Punkten

    Ich wünschte mir an meinem eigenem Grab stehen zu können, nur um die Trauernden zu fragen wo sie in meinem Leben waren


    Gelesene Bücher 2011: 14


    /Buchkaufverbot/

  • Wer ist Sven wirklich?
    Der intelligente, vielseitig interessierte Junge aus gutem Hause, Sohn eines erfolgreichen Autors
    oder der saufende, prügelnde Assi, mit Null-Bock-Einstellung und ohne Perspektive für die Zukunft?
    Diese zweite, dunkle Seite seiner Persönlichkeit hat sich erst entwickelt, als seine Schwester vor 5 Jahren einen Unfall hatte, an dem er sich selbst die Schuld gibt. Mit seiner Einstellung zu dem dramatischen Ereignis damals steht er nicht allein. Auch sein Vater ist der Meinung, dass Sven seine Aufsichtspflicht gegenüber der jüngeren Schwester missachtet und somit versagt hat, eine schwere Bürde für den, zu diesem Zeitpunkt erst 14-jährigen, Jungen.
    Man hat den Eindruck, der Ich-Erzähler will sich seitdem fortwährend bestrafen. Er benimmt sich so, dass es unweigerlich immer wieder negative Konsequenzen für ihn hat. Die Strafen für seine Missetaten sieht er gerne als Sühne für damals. Offen, schonungslos, teilweise recht brutal geht Sven mit seinen Mitmenschen und auch mit sich selbst um. Wenn er betrunken oder bekifft ist, kann er so wunderbar in Selbstmitleid baden, wobei dieses Bad die einzige 'Körperpflege' für ihn ist. Er vernachlässigt sich selbst, an Körper, Geist und Seele. Seine beiden Kumpels unterstützen ihn dabei aus vollen Kräften. Überschüssige Energie, die der Alkohol frei setzt, entladen sie gerne, indem sie eine Schlägerei anzetteln oder Stunk mit Schwächeren suchen.
    Wenn man genauer hinsieht und unter Svens schmuddelige Fassade guckt, erkennt man, dass sein momentanes Leben ein einziges Aufbegehren ist, eine Rebellion gegen den Vater, der nach außen hin immer den Schein der perfekten Familie wahren möchte, denn als erfolgreicher Verfasser pädagogischer Werke kann er sich nicht leisten, ein schwarzes Schaf in der Familie zu haben. Seine Frau wirkt daneben blass und angepasst, ist nur darauf bedacht, den Gatten in seinem öffentlichen Ansehen zu unterstützen, indem sie für die Gäste aus den Medien immer die entsprechenden Lieblings-Snacks und Erfrischungen vorrätig hat, die perfekte Dame des Hauses eben. Für Gefühle ist kein Platz.
    Svens Fehler werden kritisiert, seine guten Ansätze und Versuche, sich zu bessern, werden nicht beachtet. Sven bemerkt dazu sehr treffend: 'Es ist im Grunde wie mit Dreck und Flecken. Sind sie da, sieht sie jeder, aber wenn es plötzlich sauber ist, merkt kein Schwein etwas.'
    Der einzige Mensch, den Sven liebt, ist seine Schwester Lina. Sie nimmt ihn an, wie er eben ist und hat ihn nie für ihren schweren Unfall verantwortlich gemacht. Nun geht sie für ein Jahr nach Australien.
    Und dann wird Sven herausgerissen aus seinem Stumpfsinn und seiner Lethargie. Er wird erpresst und erfährt, dass ein Stalker Lina verfolgt und sie in Gefahr ist.
    Jetzt oder nie muss er reagieren, um seine Schwester zu retten, muss sein Leben ändern. Ob es ihm gelingt, das Ruder herumzureißen, bevor er vollends auf den Abgrund zusteuert?
    'Ruder' ist ein gutes Stichwort, denn der ganze Roman gestaltet sich wie eine Wildwasserfahrt. Da gibt es immer wieder gefährliche Strudel, ein stetiges Auf und Ab, bei dem man gucken muss dass man über Wasser bleibt. Zu groß ist die Gefahr, auf Grund aufzulaufen oder sich zu überschlagen. Auch ein Boot auf Erfolgskurs kann letztendlich jeden Moment noch kentern.


    Was der Ich-Erzähler über sich und sein Leben berichtet, fühlt sich alles unheimlich echt an. Als Leser gerät man in ein emotionales Wechselbad, man schwankt fortwährend zwischen Unmut und Verständnis dem Protagonisten gegenüber. Manchmal möchte man ihn packen und schütteln, wenn er wieder einmal Gefahr läuft, sich zu vergessen und in alte, schlechte Gewohnheiten zurückzufallen. Der Schreibstil des Romans ist vielseitig und vielschichtig, umfasst die ganze Spanne zwischen kultivierten Dialogen und verbalen Ausbrüchen im Gossenjargon und passt sich den jeweiligen Situationen perfekt an. Gerade dadurch kann man den riesigen Spagat besonders intensiv nachvollziehen, den Sven hier mit seiner ganzen Persönlichkeit ausführt.
    Entstanden ist eine packende Story, nicht nur ein Jugendbuch, sondern auch für Erwachsene spannend und aufschlussreich. Es ist eine Geschichte, die sehr real wirkt, den Zeitgeist teilweise beängstigend gut trifft und einige Facetten unserer heutigen Gesellschaft ungeschminkt widerspiegelt.

  • Sven Lechner heißt die Hauptperson in Oliver Uschmanns Roman über einen Jugendlichen, der auf die schiefe Bahn gerät und der einen ungewöhnlichen Weg vor sich hat.


    Sven, Sohn aus gutem Hause, möchte nicht so werden wie sein Vater, der zwar ein sehr erfolgreicher Buchautor ist, aber der keine Zeit und kein Verständnis mehr für seine Familie hat. Der Vater schreibt Bücher über Pädagogik und tritt in gerne in Talkshows auf, wo er ausführlich über Erziehungsthemen referiert. Auf seinen eigenen Sohn allerdings kann er wirklich nicht stolz sein.


    Sven denkt gar nicht daran, dem Erziehungsideal seines Vaters zu entsprechen und hängt stattdessen lieber mit seinen Freunden herum, betrinkt sich schon morgens und von Körperpflege hält er nur noch wenig und ganz langsam rutscht er immer mehr in die Kriminalität ab. Er pöbelt und schlägt sich gern und hat schon fast vergessen, wie man sich normal artikuliert. Der übermächtige Vater ist Held und Antiheld zugleich und das Verhältnis der beiden geprägt von Missverständnissen und schwelenden Konflikten.


    Svens Schwester Lina ist die einzige in der Familie, die ihn so akzeptiert, wie er ist und als sie in Gefahr gerät, muss er sein altes Leben aufgeben, um sie zu retten, doch so leicht wird er weder seine alten „Freunde“, noch seine Vergangenheit los…


    Ich habe dieses Buch in kurzer Zeit durchgelesen. Voller Geschick hat der Autor die ganze Zeit die Spannung aufrecht erhalten. Wann immer die Handlung drohte, in ruhigere Gewässer abzugleiten, gab es bestimmt schon auf der nächsten Seite wieder einen großen Knall im unsteten Leben von Sven.
    Man wünscht ihm, dass er es wieder zurück in ein geordnetes Leben schafft, dass er ja eigentlich so verachtet und immer wieder lässt Oliver Uschmann ein wenig von dem guten Kern, der in seinem Protagonisten steckt, durchschimmern. Doch es ist eine lange und bittere Entwicklung, die Sven durchmachen muss – voller Rückschläge und Rückfälle und so schüttelt man den Kopf über sein Verhalten, hofft, bangt und leidet mit ihm und erlebt voll Staunen, was ihm alles widerfährt und wer die wahren „Bösen“ sind.


    Ich muss gestehen, ich war überrascht, dass mir das Buch so gut gefallen hat, denn es passt so gar nicht in mein Beutschema, doch es hat mich gut unterhalten und so gebe ich gern 8 Eulenpünktchen.

  • Das Buch hat mir ziemlich gut gefallen. Es ist aus der Sicht eines 19jährigen geschrieben und dementsprechen ist auch der Schreibstil. Wenn man mit Jugendsprache und Slangausdrücken nicht klar kommt, sollte man es vielleicht nicht lesen. Ich fand den Stil jedoch großartig, weil er doch sehr authentisch war.
    Die Geschichte ist sehr spannend, mir fiel es schwer aufzuhören. Es gibt einige Wendungen, gegen Ende werden es mir allerdings ein paar zu viele. Man könnte kritisieren, dass sie zu konstruiert und dadurch unglaubwürdig ist, aber das fand ich nicht so schlimm und hat mich nicht weiter gestört.
    Was ich besonders toll an dem Buch fand, waren die Erwähnungen von aktuellen Musikern und Fernsehsendern. Dadurch ist es sehr auf das Heute bezogen. Mich würde interessieren, ob das Buch in ein paar Jahren auch noch funktionieren würde. Und allein aufgrund der Tatsache, dass es so 2010/2011 ist, werde ich es behalten.

  • Sven Lechner (19) ist ein Assi wie er - im wahrsten Sinne des Wortes- im Buche steht: Schule ohne Abschluss abgebrochen, trinkt mit seinen Kumpels Bier in Massen, wirft sich Drogen rein, läuft in Trainingshosen rum, wäscht sich nicht und provoziert seine Mitbürger, wo er nur kann.


    Rückblick: 5 Jahre zuvor hat Sven von der Stadt einen Preis verliehen bekommen für den Entwurf eines Freizeitbades mit angeschlossener Kokosplantage und Koala-Streichelzoo. Er war ein absolut cleverer Kerl mit Ambitionen und Visionen.


    Was ist dazwischen passiert? Warum auf einmal dieser Abstieg? Und wird es Sven gelingen, die Kurve zu kriegen? Bzw. wird er es überhaupt wollen?


    Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen, auch wenn er mich als Mutter oftmals schier verzweifeln liess. Wie oft hätte ich Sven nicht gerne geschüttelt und gesagt: "Junge, mach doch mal die Augen auf!" Aber fairerweise muss man sagen, dass ich den Vater mindestens genauso oft gerne geschüttelt hätte... Und natürlich litt ich mit Sven und seiner Familie. Manchmal hatte ich das Gefühl, für einen Schritt nach vorne folgen zwei wieder zurück. An einigen Stellen vielleicht etwas zuuu dick aufgetragen, aber ich will an dieser Stelle nicht zu viel verraten, lest selbst...

    Liebe Grüße :wave


    Waldmeisterin


    Every day I give my family two choices for dinner: take it or leave it!


    Nulla unda tam profunda quam vis amoris furibunda

  • Mir hat dieses Buch auch sehr gut gefallen. Die Sprache und die Slnagausdrücke der Jugendlichen waren absolut gelungen und authentisch, die Geschichte spannend erzählt.
    Nur das Ende hat mich etwas enttäuscht, es wirkte auf mich ziemlich konstruiert.
    Deswegen gibt es "nur" 8 Punkte.

  • Ich habe dieses Buch auch im Rahmen der Leserunde gelesen. Für meine Verhältnisse habe ich unverhältnismässig lange gebraucht, bis ich das Buch beendet hatte. Das liegt sicher nicht am Schreibstil, dieser ist flüssig und leicht zu lesen.
    Auch die Story zieht einen in seinen Bann und man möchte wissen, wie es weitergeht.
    Was mich hingegen oft gestört hat, war das Verhalten von Sven. Das war für micht nicht immer nachvollziehbar, auch wenn er "ganz unten" war. Da war ich öfters an dem Punkt an dem ich dachte "oh nein, nicht schon wieder" oder "was soll das jetzt". Von daher brauchte ich manchmal eine Pause. ;-)
    Auch das Ende hat mich nicht überzeugt. Mir der Auflösung, von wem Sven erpresst wurde, kann ich noch leben - aber soviel Friede, Freude, Eierkuchen und soviele Zufälle und Glück und rettende Einfälle und Menschen, die doch wieder helfen oder denen geholfen wird, usw. usw., das war mir einfach etwas zuviel des Guten.


    Von daher kann ich dem Buch nur 6 von 10 Punkten, also ein befriedigend, geben.

  • Sven hat die schiefe Bahn verlassen und ist am Ziel angekommen: ganz unten. Seine Tage verbringt er im Rausch, seine Nächte wahlweise mit Sex oder Prügeleien. Dabei stünden ihm alle Türen offen, sagt sein Vater – hätte Sven sie nicht vor fünf Jahren zugeschlagen.


    Was passierte vor fünf Jahren, weswegen mutierte Sven vom Stolz seines berühmten Mustervaters zum Kernassi? Es steckt immer noch ein guter Kern unter der Schale aus Sex, Gewalt, Drogen und sinnlosem Nichtstun. Was ihn nicht vor dem Strafvollzug und dem damit verbundenen seelischen Bruch bewahrt. Sven muss endlich aufwachen, er muss sein Leben wieder auf die rechte Bahn lenken, denn er braucht Geld. Viel Geld. Ein Erpresser bedroht das Leben seiner über alles geliebten Schwester in Australien- Lina.


    Meine Meinung:


    Oliver Uschmann hat ein rasantes Buch geschrieben. Es ist ein Buch voller Gegensätze, voll mit bösen Jungs und Gossensprache, mit notgeilen Flittchen und gewalttätigen Partyexzessen. Dem gegenüber stehen Musterschüler, anbetungswürdige Schönheiten (Heilige, sozusagen) und jungdynamische Großprojektinvestoren. Und dann ist da Sven Lechner, der zwischen diesen beiden Extremen hin- und her titscht. Dieses Buch gleicht einer Achterbahnfahrt. Ich würde nicht sagen, dass es eine "Milieustudie" darstellt, dennoch ist es sprachlich sehr nah an der Realität gehalten. Es strotz vor Kraftausdrücken, und das macht es glaubwürdig. Das Verhalten von Sven kommt einem bekannt vor, wenn man so um die Dreißig ist. Und wenn man sich nicht selber so verhalten hat, so hatte man mit Sichererheit einen "Sven Lechner" im näheren Bekanntenkreis. Dieser Teil des Buches ist grandios gelungen, die Charaktere stimmen, die Musik und die Songtext- Auszüge fügen sich harmonisch ein.


    Was m.E. nach unglaubwürdig ist, ist diese ganze Geschichte mit Australien, dem Projekt, dem Haufen Kohle, die Sven aufbringen muss etc. Das war mir am Ende- wenn es letztentlich doch auch sehr konsequent ist- einfach zuviel des Guten, vielleicht wäre Weniger hier Mehr gewesen.


    Fazit
    Es ist ein lesenswertes Buch, welches mir nie langweilig wurde, im Gegenteil. Uschmanns Sprache hat etwas Mitreißendes, dem ich mich niemals hätte entziehen können. Dieses Buch ist ein Jugendroman, gleichermaßen spricht er Eltern an, die sich nicht von ihren Kindern entfernen, sondern sie verstehen möchten. Wegen dem Schluss und der in meinen Augen etwas an den Haaren herangezogenen Youngsters- Projektestory vergebe ich "nur" 8 Punkte. Dieses Buch inkl. der netten, persönlich begleiteten Leserunde haben mir sehr viel Spaß gemacht. Danke! :-]


    Edit: meine blöde Tatatur hat ein Problem mit dem S. SSSSSSSSSSSS. iehte? :grin

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

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  • Es hat sehr lange gedauert, aber ich habe es tatsächlich geschafft zu Ende zu lesen.
    Das Buch war ... die Geschichte war gut - aber ich habe mich dennoch durchgequält.
    Sven's Werdegang war absolut nachvollziehbar. Seine Familie vom Erfolg zerfressen, allein seine Schwester Lina die eine liebevolle Beziehung zu ihrem abgestürztem Bruder führt.
    Die Eltern haben soviel mit dem väterlichen Erfolg zu tun und in der Öffentlichkeit gut darzustehen, dass sie den Problemen von Sven recht ratlos gegenüber stehen.


    Durch eine pikäre Situation muss Sven sich entscheiden und will sich für die Sicherheit Lina's ändern. Es ist eine aufwühlende Talfahrt die zum Ende hin zurechtgebastelt wirkte.


    Warum ich mich durchquälen musste, kann ich garnicht recht beschreiben. Der Schreibstil fiel mir schwer, ein Lesesog entstand nicht und so bin ich wirklich froh jetzt durch zu sein.

  • Der Inhalt wurde hier ja schon von mehreren Leuten wiedergegeben, deshalb von mir nur noch meine Meinung zum Buch selbst:


    Nicht weit vom Stamm hat es geschafft, mich zu fesseln, am Anfang habe ich noch nicht so recht dran geglaubt, doch die Geschichte hat mich sehr schnell in ihren Bann gezogen.
    Es ist jetzt noch nicht so lang her, dass ich der eigentlichen Zielgruppe des Buches entwachsen bin und somit fiel es mir sehr leicht, mich in Sven und seine Freunde "hineinzufühlen", wenngleich ich das Verhalten von Boris, Frederick und Sven kein bisschen gut heiße.
    Svens Verhalten, was hier teilweise ein wenig bemängelt wurde, finde ich vollkommen nachvollziehbar, es ist nun einmal sehr schwer, aus alten Gewohnheiten auszubrechen und sich zu ändern, man muss oft Rückschläge und Rückfälle hinnehmen und eben so geht es auch Sven. Trotzdem schafft er es schließlich mithilfe Alter Freunde, immer weiter von der schiefen Bahn wegzukommen und arbeitet an sich, könnte also ohne Probleme als Vorbild für viele Jugendliche dienen, die von ihrem rechten Weg abgekommen sind.
    Doch dies ist nur Spekulation, Fakt ist, dass das Buch für mich genau das hält, was es verspricht, ein halbwegs spannender Jugendroman, der unsere momentane Gesellschaft beleuchtet und es schafft, selbst das Verhalten der "Assis" nachvollziehbar zu machen. Zudem war das Buch gut und schnell zu lesen, der Schreibstil hat mir trotz der vielen Schimpfworte zugesagt.


    Von mir gibt es 9 von 10 Punkten.