Uwe Timm - Freitisch

  • Titel: Freitisch
    Autor: Uwe Timm
    Verlag: Kiepenheuer und Witsch
    Erschienen: Februar 2011
    Seitenzahl: 135
    ISBN-10: 3462043188
    ISBN-13: 978-3462043181
    Preis: 16.95 EUR


    Es sind die früheren Sechziger Jahre in München. Vier Studenten sitzen am Freitisch eines Münchner Unternehmens. Das Unternehmen stellte diesen Freitisch für Studenten zur Verfügung, die wenig Geld hatten und sich während ihres Studiums nur mit Mühe finanziell über Wasser halten konnte. An eben diesem Freitisch wurden diese Studenten umsonst beköstigt. Die Studenten reden über alles, insbesondere aber über den Autor Arno Schmidt.


    Vier Jahrzehnte später treffen sich zwei von ihnen in dem Städtchen Anklam wieder. Zufällig. Die beiden erinnern sich. Was ist aus ihnen, was ist aus ihren Träumen, was aus ihren Vorstellungen vom Leben geworden? Sie merken aber auch, dass der Lebensweg kaum noch zu verändern ist, dass die entscheidenden Weichenstellungen erfolgt sind und es keine neuen Weichen geben wird. Die beiden Männer resignieren nicht, sie nehmen ihre momentane Lebenssituation zur Kenntnis.


    Uwe Timm hat eine wunderbare Novelle geschrieben, für den Leser ein sprachliches Erlebnis. Eine durchgehende Handlung aber wird man vergeblich suchen. Es ist eine Aneinanderreihung von Momentaufnahmen, Momentaufnahmen der heutigen und vor allen Dingen auch der damaligen Zeit. Kleine Mosaiksteinchen, die aber nicht ein großes Ganzes ergeben. Der Autor stellt Fragen, die er aber nicht beantwortet, die Beantwortung überlässt er den Leserinnen und Lesern, Fragen, die diese sich unter Garantie selbst auch schon gestellt haben. Es sind Fragen zum Leben und zu den einzelnen Lebensentwürfen.


    Uwe Timm schafft es ein ganz banales Thema, eine ganz normale Lebenssituation wirklich eingehend und für den Leser beeindruckend zu beschreiben. Ein sehr lesenswertes Buch von einem der besten deutschsprachigen zeitgenössischen Autoren.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Vielen Dank für die überzeugende Rezension.


    Eine Frage noch: Ist es sehr wichtig für die Novelle, dass man Arno Schmidts Werk gut kennt?


    Nee. :grin
    Den Namen Arno Schmidt mal gehört zu haben, reicht aus. :wave
    Ansonsten werden in der Nobelle die notwendigen Erklärungen geliefert.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

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  • Nachdem jetzt endlich das Taschenbuch erschienen ist, habe ich mir auch dieses schöne kleine Büchlein zu Gemüte geführt.
    Allerdings glaube ich schon eine durchgehende Handlung gefunden zu haben. Oder habe ich nur eine hineingelesen :gruebel
    Sehr schön geschrieben - voll empfehlenswert.

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein