Jodi Picoult - Schuldig

  • Beschreibung:
    Die 14jährige Trixie ist Daniels Augenstern. Er liebt seine Tochter mehr als sich selbst. Wie brüchig aber das Glück der Familie ist, wird ihm nur allzu bald klar, als Trixie eines Abends völlig aufgelöst nach Hause kommt. Die unschuldige Liebe ihres Freundes Jason hat sich in rohe Gewalt verwandelt. Wenig später stirbt der Junge unter merkwürdigen Umständen. Trixie flieht vor den Konsequenzen der Ereignisse nach Alaska. An einen Ort, mit dem Daniel enger verbunden ist, als er wahrhaben will...


    Über die Autorin:
    Jodi Picoult, geboren 1967 auf Long Island, lebt mit ihrer Familie in Hanover, New Hampshire, und gehört zu den beliebtesten amerikanischen Erzählerinnen weltweit. Ihr Roman "Beim Leben meiner Schwester" wurde erfolgreich mit Cameron Diaz verfilmt.


    Meine Meinung:
    Das Buch ist geteilt in die eigentliche Haupthandlung und ein paar Comicseiten, die zusammen eine eigene Handlung bilden, zwischen den Kapiteln.
    Die Comics sind nett anzusehen und auch gut gezeichnet, aber die Geschichte, welche sie erzählen, ist flach und nichtssagend. Was aber zu einem guten Teil daran liegt, dass es auch einfach zu wenig Strips sind um wirklich eine Geschichte erzählen zu können. So ist es eine nette Idee, welche das Buch zwar optisch etwas auflockert, aber nicht notwendig ist.


    In der Handlung, wie auch im Comic, ist oft die Sprache von Dante und seiner „Göttlichen Komödie“ und ich hatte öfter das Gefühl einige Anmerkungen dazu nicht zu verstehen. Es ist zwar nicht unbedingt für das Verständnis der Handlung wichtig, aber die Kenntnis des Klassikers wäre vielleicht doch bei ein paar Punkten hilfreich gewesen. Aber wie auch immer, neugierig darauf es zu lesen bin ich durch „Schuldig“ auf jeden Fall geworden.


    Die Handlung um Trixie und die Ereignisse in und nach jener schicksalhaften Nacht sind sehr spannend und fesselnd erzählt. Nach außen hin wirken Trixie und ihre Eltern wie eine glückliche, wenn auch etwas unkonventionelle Familie, aber schnell zeigt sich, dass das nur auf den ersten Blick zutrifft. Trixie hat die üblichen Teenager-Abgrenzungsprobleme, Daniel kämpft mit einer nicht bewältigten Vergangenheit und Laura, Trixies Mutter, hat auch so ihr Geheimnis, welches den Familienfrieden noch nachhaltig bedrohen wird. Alle Personen sind sehr glaubhaft und nachvollziehbar dargestellt, auch in den Veränderungen, welche sie alle nach der Vergewaltigung durchmachen. Der Autorin gelingt es hier sehr gut, die Thematik emotional und sensibel zu behandeln, ohne dass es zu kitschig oder so wird.
    Schon bald wird klar, dass Trixie über die Nacht und die Vergewaltigung nicht in allen Punkten die Wahrheit gesagt hat. Aber warum nicht? Und wo hat sie möglicherweise noch gelogen? Hier beginnt ebenso für den Leser wie den ermittelnden Polizist ein Kampf durch einen Dschungel aus Ausflüchten, Halbwahrheiten und Lügen aus den verschiedensten Motiven. Es präsentieren sich immer wieder neue Versionen, von dem, was passiert sein könnte, eine genauso glaubhaft wie die andere. Mehrmals wusste ich überhaupt nicht, was und wem ich nun Glauben schenken sollte.
    Die Auflösung am Schluss kam dann für mich auch ziemlich überraschend, auch wenn ich im Nachhinein sagen muss, dass es eigentlich einige Hinweise gegeben hätte. Aber es spricht ja nur für die Autorin, wenn man lange Zeit auf falsche Fährten reinfällt und am Schluss gar nicht mehr weiß, was denn nun stimmt. Ansonsten ist mir das Ende fast etwas zu offen. Es wird zwar restlos geklärt, was in jener Nacht geschehen ist, aber nicht wie die Trixie und ihre Familie damit weiterleben, was mich sehr interessiert hätte. Da könnte ich mir eine Fortsetzung wirklich gut vorstellen, auch wenn das unwahrscheinlich ist. Ist doch das englische Original schon 2006 erschienen.

  • Jodi Picoults neustes Buch „Schuldig“ ist etwas anders als die anderen Bücher, die ich bisher von dieser Autorin gelesen habe. Es setzt sich zwar, wie auch Picoults anderen Titel, mit brisanten Themen wie Vergewaltigung, Ritzen, Selbstmord und Affären auseinander. Aber der Stil dieses Buches unterscheidet sich sehr von allen bisherigen. Die Anzahl der Personen, die Teil der Geschichte sind, ist viel geringer, so dass auch die Zahl der Sichtweisen, aus der die Handlung erzählt wird, sich verringert. Dadurch gewinnt die Geschichte an Übersichtlichkeit. Verwirrende Momente, die sich jedoch schnell aufklären, gibt es bei „Schuldig“ nur ganz am Anfang.
    Auch die Problematiken sind, im Vergleich zu anderen Picoult Büchern, deutlich reduziert und erschlagen den Leser nicht. Die Geschichte wird sehr viel realistischer, da dass, was den einzelnen Charakteren widerfährt, nicht übertrieben wirkt und durchaus vorstellbar erscheint.


    Neu sind die Comic- Passagen, die Jodi Picoult in ihre Geschichte eingebaut hat. Sie lässt Daniel Stone, den Vater der Protagonistin, als Comiczeichner arbeiten und ihn in seinen Zeichnungen sein Leben verarbeiten. Mir haben diese Comic- Einschübe gut gefallen, weil sie eine interessante Abwechslung vom restlichen Text bieten.


    Weniger gut gefallen haben mir die wahnsinnig langen Kapitel in diesem Buch. 400 Seiten wurden in gerade mal acht Kapitel unterteilt, so dass man nicht zwischendurch mal schnell ein Kapitel lesen kann. Dadurch wird der Lesefluss ein wenig gestört.


    Ansonsten hält „Schuldig“, was der Name Picoult auf dem Buchdeckel verspricht: dramatische Unterhaltung, feinfühlig beschrieben und von allen Seiten beleuchtet. Die Charaktere sind nachvollziehbar, man kann sich in sie hineinversetzen, die Geschichte ist grundsätzlich in sich stimmig. Lediglich an Spannung fehlt es an einigen Stellen, es gibt ein paar Längen, in denen die Story nur vor sich hinplätschert. „Schuldig“ ist sicherlich nicht Jodi Picoults bestes Buch, aber es beschert einige Stunden nettes Lesevergnügen und ist daher durchaus empfehlenswert.

  • Trixi Stone ist 14 Jahre alt und das erste Mal verliebt. Als der beliebte Eishockeyspieler Jason die Beziehung zu ihr beendet, fällt Trixie in ein tiefes Loch.
    Ihr Vater, Daniel Stone, ist bei den Yupik-Eskimos aufgewachsen, wurde dort allerdings niemals akzeptiert und verarbeitet seine Ängste in Comics, mit denen er seinen Lebensunterhalt verdient. Mit der Geburt seiner Tochter änderte er sein Leben komplett und lebte eigentlich nur noch für sie.
    Laura Stone, eine Collegeprofessorin, lebt für ihren Beruf.
    In einer einzigen Nacht verändert sich ihr Leben komplett und setzt eine Kettereaktion in Gang.


    Emotional und einfühlsam führt Picoult den Leser einen schmalen Grat entlang der Schuld und Unschuld, Wahrheit und Unwahrheit, vorbei an den Entscheidungen und Fehlentscheidungen.
    Was wissen wir wirklich über die, die wir lieben und wie weit würden wir gehen um sie zu schützen?
    Und sind wir bereit den Preis für unsere Entscheidungen zu zahlen.


    Etwas anders und doch zugleich typisch für die Autorin besticht dieses Buch dennoch durch Thematik und den außergewöhlich schönen Erzählstil.
    Ich fand die eingebrachten Comicausschnitte als eine unterhaltsame Abwechslung, zumal sie einerseits den Vater als auch die Mutter wiederspiegelten.


    Insgesamt konnte mich "Schuldig" allerdings nicht ganz so mitreißen wie frühere Romane der Autorin und ich vergebe sieben Punkte.

  • Produktinformation lt. Amazon
    Gebundene Ausgabe: 416 Seiten
    Verlag: Piper (Februar 2011)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 9783492050302
    ISBN-13: 978-3492050302
    ASIN: 3492050301
    Originaltitel: The Tenth Circle
    Größe und/oder Gewicht: 21 x 13,6 x 3,8 cm


    Inhalt - in eigenen Worten
    Der 40-jährige Daniel Stone vergöttert seine Tochter Trixie und arbeitet deshalb zu Hause als angesehener Comiczeichner. Seine 38-jährige Frau Laura widmet sich Dante und ihrer Karriere als Professorin an der Monroe Universität und ist nicht oft zu Hause. So auch in der Nacht, als die 14-jährige Trixie bei ihrer besten Freundin übernachtet und dort in Wahrheit eine Party stattfindet, wo auch Jason Underhill anwesend ist. Der Eishockeyspieler war bis vor kurzem mit Trixie liiert und nun möchte sie ihn mit allen Mitteln zurückgewinnen. Doch das artet in eine Vergewaltigung aus, wie Trixie ihrem Vater gegenüber behauptet, der daraufhin die Polizei einschaltet. Detective Mike Bartholomew ermittelt in dieser Sache und bekommt den Eindruck, das Trixie nicht die ganze Wahrheit sagt. Will sie sich an ihrem Ex-Freund rächen? Denn nicht nur für Trixie geht das Leben nicht mehr den gewohnten Gang, auch Jason hat mit den Nachwehen dieser Nacht zu kämpfen, denn sein Eishockey-Stipendium wird zurückgezogen. Kurz darauf stirbt Jason, indem er sich von einer Brücke stürzt, Trixie erträgt die Situation nicht mehr und flüchtet aus der Kleinstadt Bethel...



    Meine Meinung
    "Schuldig" heißt der neueste Roman der Bestsellerautorin Jodi Picoult. Die Geschichte spielt sich hauptsächlich in Bethel, Maine ab und der Prolog beginnt am 23.12.2005. Mit welchem Datum die Story endet, lässt sich nicht genau sagen - es sind schätzungsweise maximal 2, 3 Monate vom Beginn an.


    Daniel Stone wird als liebevoller, aufopfernder Vater dargestellt, der seinen Comic-Helden Ducan in Dantes Höllenkreise schickt und lässt ihn dabei zum Superhelden mutieren. Man fragt sich, wie viel von Daniel in Duncan steckt und erfährt mehr über seine schwierige Kindheit. Dagegen wirkt die Professorin Laura Stone wie eine richtige Karrierefrau, die wenig Zeit mit ihrer Familie verbringt und ein Geheimnis mit sich herumträgt. Trixie Stone scheint anfangs nur "normale" Teenagerprobleme zu haben (z.B. dass sie sich nicht hübsch findet), doch sie klammert sich an ihren Ex-Freund Jason und will ihn mit allen Mitteln zurückgewinnen. Da macht die frühreife 14-jährige auch schon mal bei Party-Sex-Spielchen mit oder ritzt sich und man kann sich nicht des Eindrucks erwehren, dass sie sich mit der Vergewaltigungsgeschichte an Jason rächen will...


    Alle Protagonisten, auch die Nebencharaktere wie z.B. Detective Bartholemew, Trixies beste Freundin Zephyr oder Eishockeystar Jason, wurden sehr vielschichtig und authentisch dargestellt. Sie besitzen Ecken & Kanten und entwickeln sich innerhalb der Geschichte weiter. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich von der Freizügigkeit der Teenager etwas schockiert war und hoffe, dass Partys mit solchen Spielchen bei Teenies nicht an der Tagesordung sind (zumal ich eine Tochter in dem Alter habe).


    Jodi Picoult versteht es, brisante Themen in ihren Romanen aufzugreifen und für ihre Leser interessant zu verpacken. Diesmal geht es um Vergewaltigung und die Autorin beschreibt eindrucksvoll, wie Trixies Vergewaltigung das Leben der Familie Stone und von Jason beeinflusst und verändert. Man bekommt einen detaillierten Einblick in den Ablauf der Untersuchungen, die ein Vergewaltigungsopfer über sich ergehen lassen muss und wie die Ermittlungen ablaufen. Hier merkt man sehr, dass über diese Thematik sehr gut recherchiert wurde.
    Eine Besonderheit sind die großartig gezeichneten Comics rund um Duncans Abenteuer, die vor jedem neuen Kapitel zu finden sind. Diese ergeben eine eigene Geschichte, die parallel zur eigentlichen Handlung verläuft und Dantes Auffassung zur Hölle zeigt. Die Idee, einen Comic in einen Roman einzubauen, finde ich sehr interessant.


    Wie schon so oft in Picoults Romanen, wird auch hier mit unterschiedlichen Sichtweisen gearbeitet. Wir erleben Daniel, der seine Tochter um jeden Preis beschützen möchte; Laura, die sich immer mehr vom Familienleben entfernt; Trixie, die nach der Vergewaltigung ums Überleben kämpft; Jason, der bestreitet, seine Ex-Freundin vergewaltigt zu haben und Mike Bartholemew, der die Ermittlungen in Trixies Fall leitet und die Wahrheit ans Tageslicht bringen möchte. Durch den ständigen Perspektivenwechsel können wir uns in alle Mitwirkenden einfühlen, mitfiebern, mitleiden und die packenden Ereignisse direkt miterleben. Jedoch wirkt der Erzählstil manchmal leicht sprunghaft, so dass man oft nicht gleich auf Anhieb weiß, wer denn nun der Erzähler ist.


    Leider muss ich einen Punkt abziehen: Manchmal kommen unnötige Passagen vor, was den Lesefluss ein klein wenig bremst. Außerdem wurde für meinen Geschmack die Handlung nicht genug aufgelöst, denn das Ende lässt mich mit ein paar offenen Fragen zurück. Aber vielleicht war es Absicht und die Autorin wollte unsere Phantasie anregen... Der Schreibstil ist sehr emotional, teilweise dramatisch gefärbt und schafft es doch, niemals kitschig zu werden. Was mich allerdings noch gestört hat, waren die ellendlangen Kapitel, die nur durch Absätze getrennt werden, denn ich bin ein Fan von kurzen Kapiteln.


    Fazit
    Mit "Schuldig" hat sich Jodi Picoult abermals ein sensibles Thema vorgenommen und dies mit interessanten Charakteren, einer spannenden Story und viel Gefühl versehen. Und so vergebe ich hiermit 8 PUNKTE.

  • Ich finde, "Schuldig" ist eins der besseren Bücher von Jodi Picoult. Wie immer geht es um ein kontrovers diskutiertes Thema mit immer wieder überraschenden Wendungen. Als Leser wird man ständig in die Irre geführt. Man weiß nie, ob das, was man gerade erfahren hat, richtig ist oder sich im nächsten Moment wieder ändert.

  • Ich habe das Buch innerhalb eines Tages gelesen.
    Ich lese sehr gerne die Bücher von Jodi Picoult und auch hier wurde ich sehr gut unterhalten. Es gab wieder Wendungen, die man so vielleicht nicht unbedingt erwartet hätte, aber das macht die Bücher von Frau Picoult ja aus. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, muss aber sagen, dass es für mich bisher das schwächste Buch war. Es war aber trotzdem ein gutes Buch.
    Die Comics dazwischen fand ich ein wenig komisch, aber das liegt wahrscheinlich daran, dass ich nicht wirklich ein Comic-Fan bin.


    Ich gebe 8 von 10 Punkte!

    Und manchmal ist ein Buch die Welt für mich!


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    Langzeitprojekte:
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  • Worte, die erst einmal den Mund verlassen haben, schweben im Raum und dringen in Gehöre ein, sie können nicht mehr zurückgenommen werden. Die sich daraus ergebenden Konsequenzen müssen getragen werden, von demjenigen, der die Worte hervorgebracht hat und von demjenigen, der sie hört. Manchmal sind sie federleicht und manchmal haut ihre Wucht riesige Kerben in zarte Gemüter. Sind sie erst einmal gesagt, ist es zu spät für Reue, dann sollte man zu seinem Wort stehen – und die Konsequenzen tragen.


    „Solche Sachen sah man in Modezeitschriften, Sachen, die fast pornografisch freizügig waren, wie Daniel fand, und getragen wurden von Models, die kaum älter als Trixie waren. Und die jungen Mädchen zogen so etwas zu einer Party an, weil sie es sexy fanden, ohne darüber nachzudenken, was es bedeutete, wenn ein Mann das auch fand.“ Seite 89


    Trixie wurde vergewaltigt. Von Jason, ihrer ersten Liebe und ihr erster Freund. Sagt Sie. Jason sagt was Anderes. Laut ihrem Umfeld hat Jason Recht und Trixie Unrecht. Jeder weiß doch, dass sie sich lediglich rächen will, da Jason mit ihr Schluß gemacht hat. Musste der allseits beliebte Eishockeystar, der doch nun wirklich jede bekommen kann, zu Gewalt greifen, um zu bekommen, was er wollte? Bei einem Mädchen, welches vor lauter Liebeskummer nicht mehr richtig am Leben teilnehmen kann? Allerdings gibt es nur diese zwei Zeugen und es wird wirklich schwierig werden, die Wahrheit herauszubekommen. Denn Aussage steht nunmal gegen Aussage. Und die Konsequenzen schlagen wie ein Donnerhall in das Leben aller Beteiligten ein. Denn nicht nur Trixie ist betroffen, auch Jasons Leben verändert sich, er wird verhört, verhaftet und muss sein Leben anders einrichten, denn außer Eishockeyspielen darf er nichts mehr außer Haus machen. Dabei hatte er ein Sportstipendium so gut wie sicher in der Tasche, ob er das wohl behalten kann? Trixie trifft es noch viel härter, sie wird gemobbt, verspottet und von allen verlassen, selbst von ihrer besten Freundin.


    „Daniel hatte geglaubt, ein Kind, das mit Stofftieren im Bett schlief, würde keinen Stringtanga tragen, doch jetzt erkannte Daniel, dass es Gestaltwandler schon gegeben hatte, lange ehe Comiczeichner Figuren wie Copycat oder The Changeling erfanden, und zwar in Gestalt pubertierender Mädchen.“ Seite 89


    Mit ihrer gewohnten Art verwischt Jodi Picoult wieder einmal gekonnt die Konturen zwischen Opfer und Täter, Schwarz und Weiß wird zu einem Graugemisch. Denn beide sind beides, Opfer sowie Täter, womit der Leser gezwungen wird, hinter die Kulissen zu schauen. Immer mehr Hinweise tauchen auf, die Zweifel säen und schon bald ist man sich nicht mehr sicher, mit wem man mehr Mitleid haben sollte. Trixie ist mit ihrer ersten Liebe Jason völlig überfordert, als er sie verlässt, bricht ihre Welt zusammen. Auf einer Party greift sie zu ungewöhnlichen Maßnahmen, um ihn wiederzubekommen, eingeflüstert von einer gutmeinenden Freundin. Den Ball, den sie damit ins Rollen bringt, kann sie alleine nicht mehr aufhalten. Als sie nicht mehr weiter weiß, flüchtet sie nach Alaska, an den Ort, an dem ihr Vater aufgewachsen ist. Ihr Vater Daniel hatte eine schwere Kindheit, als einziges weißes Kind unter lauter Inuits wurde er von Anfang an ausgegrenzt und gemobbt. Seine Mutter war Lehrerin in einem kleinen Dorf, was ziemlich weltabgeschieden war. So schnell er konnte, verließ er den Ort und erarbeitete sich einen Ruf als Comiczeichner. Laura, seine Frau, unterrichtet am College, für beide war es klar, dass Daniel zuhause bleibt und sich um Trixie kümmert. Aber jetzt hat sich das Mädchen in eine Situation gebracht, zu der auch ihr heißgeliebter Vater keinen Zugang mehr findet.


    „Daniel wusste, dass es darauf keine Antwort gab. Es war wie bei einer Trapeznummer: Wie wollte man sagen, in welcher Sekunde der Akrobat sich abstieß, in welchem Moment der Fänger losließ? Es war unmöglich. Man konnte nur ausgehend vom Ergebnis Rückschlüsse ziehen: der erfolgreiche Fang oder der Sturz in die Tiefe.“ Seite 189


    Interessant sind die Ausführungen über das Leben in Alaska und Dantes Inferno, Lauras Unterrichtsthema. Unterstützt durch einen eingebauten Comic, dem immer mal wieder ein paar Seiten gewidmet werden, erfährt man in anschaulicher Weise Näheres über Dantes Weg ins Inferno – oder ist es doch möglicherweise Daniel, der einen Weg aus dem Inferno sucht, in das er so plötzlich hineingeworfen wurde. Leider bleiben am Ende doch einige Fragen offen, das Buch endet ziemlich abrupt. Vorher bekommt man aber noch einen guten Einblick über das derzeitige Leben in Alaska, die Stille, die Kälte und die Hoffnungslosigkeit. Indem sie Trixie folgen, nähern sich Daniel und Laura wieder etwas an, ihre Ehe hatte so einige Rückschläge zu verkraften, besonders da Laura nicht sofort erreichbar war, als Trixie im Krankenhaus war. Aber ob das reichen wird und ob sie jemals wieder in der Lage sein werden, ein einigermassen normales Leben zu führen bleibt der Phantasie der Leser überlassen.


    Fazit


    Vergewaltigung oder nicht? Die Umstände entscheiden oft, wem man wirklich Glauben schenken will. Glaubt man einer Frau, die mit sichtbaren Wunden im Krankenhaus liegt eher als einer, die ihre Verletzungen nur auf der Seele hat? Und wieviele Frauen setzen eine Vergewaltigung bewusst ein, um jemandem zu schaden? Die Macht der Bezichtigung ist oftmals gar nicht abzusehen, Anschuldigungen, die unbedacht ausgestossen werden, ziehen weite Kreise und schlagen hohe Wellen. Wieder einmal schaffte Jodi Picoult es, eine Situation gnadenlos von beiden Seiten zu beleuchten, so dass man sich nie sicher sein kann, auf der richtigen Seite zu stehen.


    LG
    Patty

  • Das Buch ist für mich schwer zu rezensieren. Ich versuche mal auszuführen, wieso und damit gleichzeitig eine Rezension zu schreiben.


    Es wurde ja schon sehr vieles dazu geschrieben.


    Positiv für mich war die Figur Daniel. Seine Sichtweisen als Vater und seine Vergangenheit in Alaska machten ihn sehr interessant und besonders die Alaska-Passagen gefielen mir sehr gut.


    Das Buch wurde ja auch schlüssig mit seiner Tätigkeit verbunden, was die Darstellungsweise mit den Comics zu etwas Besonderem machte.


    Immer wieder wurde man auf eine falsche Fährte geführt, man wusste irgendwann nicht mehr, wem der Figuren man glauben bzw. was man den Figuren glauben konnte. Recht früh hatte ich allerdings eine Ahnung, wer da mehr weiß (und verschweigt) als er/sie vorgibt zu wissen.


    Das war mein erster Roman von Jodi Picoult und ich gebe dem Buch 8,5 Punkte.

  • Ich lese dieses Buch gerade und finde es bisher super. Es ist
    gut geschrieben, sehr fesselnd. Da ich Comics hasse, überspringe ich die eingeschobenen Seiten - ich hoffe, mir entgeht dabei nichts, was die eigentliche Geschichte angeht... Aber Comics sind mir zuwider :-(


    Was mich anfangs geschockt hat, was Teenies mit 14 !!!!! für Spiele auf einer Party spielen... :gruebel Ist das so??? Ich bin da echt etwas angewidert gewesen und werde meine Töchter wohl zu keinen Partys lassen :yikes