'Magnolienschlaf' - Seiten 001 - 062

  • Ich habe gestern Abend noch die ersten Seiten gelesen und diese haben mir richtig gut gefallen.


    Der Unterschied zwischen der Wilhelmine aus der Rückblende und der Wilhelmine aus der Gegenwart macht sehr deutlich, wie schlimm diese Hilflosigkeit im Alter für die Betroffenen ist. Ich konnte die Szene, als Wilhelmine selbst versucht hat, sich wieder ins das Bett zu ziehen, so gut nachvollziehen.


    Ich freue mich schon aufs Weiterlesen.


    Das Coveer gefällt mir auch sehr gut. :-)

  • [OT: Helau] Ich hinke etwas hinterher und poste erst im Detail, wenn ich die letzten paar Seiten im ersten Abschnitt gelesen habe (weil ich mich nicht durch Eure Postings selbst spoilern möchte.)


    Nur soviel: Bewundernswert Dein Umgang mit der Sprache, Eva. Sehr herausgemeißelte Sätze und natürlich perfektes Absetzen der Figuren durch ihre Sprache.
    Auch hast Du ein Protagonistenpaar, wie es gegensätzlicher nicht sein kann. Das muss ja irgendwann gewaltig knallen.

  • So, bin mit dem ersten Abschnitt (und etwas weiter) durch.


    Vom Thema her würde ich, wäre es von einem anderen Autor, nie danach greifen. Da es aber von Eva ist und ich den Mozart bezaubernd fand, wäre ich auch ohne Leserunde an dem Buch.
    "Eigentlich" mag ich Problemthemen nicht so sehr, und die zweitausendfünfhundertste Aufarbeitung von Kriegsthemen erst recht nicht. Ich bin zu einer Zeit auf einer Gesamtschule gewesen, in der man uns - als Gegenpol zum Totschweigen unserer Elterngeneration - mit dem Thema Kriegsgreuel, Verbrechen, Nazis in allen Varianten zu Tode geschmissen hat. Und zwar in allen möglichen Fächern.


    Dies vorausgeschickt, bin ich natürlich von der ersten Zeile an gefesselt. Evas Umgang mit der Sprache ist ein Genuss, hier ist nie ein Wort zuviel.


    Die Beklemmung im Keller ist spürbar, auch wenn man das nie erlebt hat.


    Es werden viele Geheimnisse angerissen. Wo ist z.B. Wilhelmines Tochter abgeblieben? Sie sind ja nur zu zweit in ihrem Haus gewesen.
    Was ist mit Babka? Ist sie das vielleicht? Kann vom Alter her nicht sein.
    Warum ist Lisas Mutter so merkwürdig und was hat es mit dem Dorf auf sich?


    Ferner merke ich an mir: ich könnte nie Altenpflege machen. Ich würde durchdrehen (und es gäbe einen Todesengelfall mehr ...)
    Lisa hat bisher in ihrem Leben nicht viel Erfreuliches gehabt. Sie kann mit der Freiheit nicht viel anfangen. Anfangs ist sie sehr freundlich, das kippt nach dem irrationalen Verhalten der Alten subtil.
    Es ist natürlich eine geniale Psychostudie, was Du veranstaltest, Eva - die Nichte wegpacken nach Malle und die Alte und das russische Mädchen auf Gedeih und Verderb aneinanderketten. Als Ausgangssituation genial.
    Karin ist ein Biest, aber ich würde u.U. genauso reagieren, ich vertrage keine durchgeknallten Alten, da ist meine Geduld sehr schnell weg. Ich finde auch, dass es keinem Berufstätigen abverlangt werden kann, Jahre seines Lebens zu opfern. Nicht, wenn er / sie es nicht wirklich will.

  • Ich bin hingerissen! Wie so viele hier, hätte ich wohl nicht zu dem Buch gegriffen, wäre es nicht von Eva Baronsky. aber die tolle Sprache, die feine Figurenzeichnung ziehen mich in ihren Bann, ob ich will oder nicht.
    ich habe übrigens gerade gesehen, dass Eva Baronsky am 19.03. auf der Buchmesse und später in der Stadt liest. Schade, dass ich da nicht hingehen kann!

    :lesendR.F. Kuang: Babel


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

  • ich bin mit dem ersten Abschnitt, der mir sehr gut gefallen hat, auch durch. Allerdings ist mir auch nicht ganz klar wie die Verwandtschaft zwischen Karin und Wilhelmine ist ? Oder ob Karin die Frau von Dieter ist und er der Neffe ? Naja das werden wir schon noch erfahren.


    Lisa scheint ja auch ein Geheimnis zu haben. Sie ist wohl erstmal froh, eine Weile weg von der dominanten Mutter zu sein und hatte gehofft, in der Großstadt zu landen.

  • Zitat

    Original von Nachtgedanken
    ich habe übrigens gerade gesehen, dass Eva Baronsky am 19.03. auf der Buchmesse und später in der Stadt liest. Schade, dass ich da nicht hingehen kann!


    Erst mal vielen herzlichen Dank für die Blumen und die Kommentare. Ich werde am 18. in Erfurt und am 19. zwei Mal in Leipzig lesen. Weitere Lesungen findet man auf der Verlagsseite unter Termine/Veranstaltungen.
    http://aufbau-verlag.de/index.php/magnolienschlaf.html


    Weiterhin gutes Lesen wünscht


    Eva Baronsky

  • Endlich habe ich es geschafft mit Magnolienschlaf anzufangen! Als das Buch bei mir ankam, war ich schon hin und weg vom Cover. Es ist sehr schön gestaltet und gefällt mir wirklich gut!


    Ich bin noch nicht ganz mit dem ersten Abschnitt fertig, daher habe ich Eure Kommentare noch nicht gelesen, aber morgen früh werde ich das dann nachholen können!


    In die Geschichte kam ich sehr schnell rein. Die ersten Seiten über die Bombadierung fand ich sehr gefühlvoll beschrieben. Man spürte regelrecht die Beklemmung und Angst die dort herrschte. Aber auch die Liebe zu dem kleinen Mädchen - wie das Vertrauen untereinander der Frauen. Es war m.M.n. ein guter Einstieg.


    Tante Minchen wirkt auf den ersten Eindruck sehr wach für ihr Alter. Der Körper spielt mit ihren Ü90 nicht mehr mit und sie benötigt dringend Hilfe für den Alltag. Aber ihre geistigen Fähigkeiten sind noch voll da. Sie ist aufmerksam, hat einen starken Willen und kann dennoch nicht wie sie will. Ich bin sehr gespannt auf das was noch folgen wird - wenn ich auch befürchte, dass es irgendwann im Laufe der Geschichte ein Ende finden wird :(


    Lisa wirkt als eine selbständige und starke junge Damen. Ihre Erinnerung an ihren Ausflug ließen durchblicken, dass sie auf eigenen Füssen stehen kann und eine starke Bindung zu ihren Großeltern hatte.

  • Erst einmal vielen Dank für das Buch, ich habe mich sehr gefreut, unter denen zu sein, die das Buch geschenkt bekommen.


    Mir gefällt Cover und Titel ausgesprochen gut. Klappentext machten mich neugierig. Ich habe Evas "Herr Mozarts wacht auf" bereits sehr toll gefunden und war gespannt, was der neue Roman zu bieten hat.


    Der Roman beginnt mit einem grauenhaften Szenario und mit Angst, beides hervorragend und einfühlsam beschrieben.
    Langsam geht der Roman dann weiter, ich lerne beide Hauptfiguren kennen, mit beiden kann ich gut mitfühlen. Das Schamgefühl, das Wilhelmine plagt, und auch Jelisawetas Flucht von ihrer Mutter und ihrem zu Hause. An erster Stelle steht dabei natürlich das Geld verdienen, aber ich habe das Gefühl, das Mädchen flüchtet. Beide kommen gut miteinander aus, anfangs. Wilhelmine ist froh, jemanden zu haben, der sich kümmert, und ihr dabei keine Gewissensbisse verursacht.
    Dann der Knall, das Mädchen spricht russisch. Wilhelmine will, dass sie verschwindet. Sofort. Warum erfährt der Leser noch nicht.
    Ich finde es mutig, dass das Mädchen bleibt, das sie aushält.

  • Ich kam schnell in die Geschichte rein und konnte es bisher (ich bin fast durch) zügig lesen ohne, dass mir langweilig wurde. Dies ist mein erstes Buch der Autorin und bisher gefällt mir der Schreibstil sehr gut.
    Wilhelmine Situation tut mir unglaublich leid. Sie ist anderen Menschen völlig ausgeliefert und das mit wachen und klarem Verstand. Kann es schlimmeres geben?
    Es muss grausam sein ans Bett gefesselt zu sein, denn wenn man sich kaum mit etwas beschäftigen kann, müssen die Gedanken im Kopf Karussell fahren. Dazu noch die weniger schönen Erinnerungen.
    Bei Lisa weiß ich noch nicht, ob ich sie mögen oder nicht mögen soll. Ihre Figur ist sehr russisch. Ernst und fleißig. Ich hoffe hier nicht mißverstanden zu werden.
    Was mir noch fehlt, wäre eine Erklärung, wie Lisa überhaupt zu diesem Job gekommen ist? Oder habe ich da was überlesen? Oder vielleicht wirds auch noch erklärt.

  • Der erste Abschnitt liest sich schnell und flüssig, obwohl nicht allzu viel passiert. Der Schreibstil gefällt mir sehr gut.


    Wir erfahren hier ein bisschen über die unterschiedlichen Frauen. Wilhelmine ist nach einem Sturz von der Leiter ans Bett gefesselt und kann sich nicht mehr alleine versorgen. Ich finde den Gedanken schrecklich komplett von anderen abhänngig zu sein und auch Wilhelmine fühlt sich hilflos und gar nicht wohl. Allein die Szene wie sie versucht sich das Wasser zu holen zeigt deutlich, dass sie ohne Hilfe gar nichts mehr machen kann. Ich finde es sehr traurig wie Karin mit Wilhelmine umgeht. Aber das ist wohl einfach die Realität. Ein Pflegefall in der Familie wird meistens
    nur als Last empfunden.


    Dann ist da die junge Russin Lisa. Sie nimmt den weiten Weg auf sich um zu arbeiten und Wilhelmine zu pflegen. Es ist super wie sie sich um Wilhelmine kümmert und alles als selbstverständlich hinnimmt. Auch Wilhelmine findet es anfangs noch toll, obwohl sie sich auch ein bisschen schämt.


    Als sie doch dann plötzlich mithört wie Lisa mit ihrer Mutter spricht und ihr dabei klar wird, dass Lisa Russin ist wird sie ganz hysterisch und möchte Lisa nicht mehr im Haus haben.


    Was mich hier etwas irritiert hat , ist das sie wohl erst bei dem Telefonat und der fremden Sprache merkt, dass Lisa Russin ist. Dabei hätte sie das doch bereits am Aussehen und vor allem am Dialekt erkennen müssen?


    Ich bin jedenfalls gespannt wie es weitergeht und was die zwei Frauen für eine Vergangenheit haben. Ein kleiner Einblick wird ja zwischendrinnen
    immer wieder gewährt.. Obwohl die Zeitsprünge nicht immer ersichtlich und etwas verwirrend sind..

    Einige Bücher soll man schmecken, andere verschlucken und einige wenige kauen und verdauen.

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  • So, jetzt habe auch ich den Abschnitt geschafft. Ich muss gestehen, dass mir das nicht sehr leicht fiel. Ich habe wirklich Probleme damit, Lisas richtigen Namen auszusprechen. Deswegen heißt sie bei mir auch nur noch Lisa :-]
    Und auch die Art udn Weise, wie das Buch geschrieben ist, macht mir schwer zu schaffen.


    Lisa scheint eine starke Persönlichket zu sein, die sich nicht von jedem was sagen lassen wird und ich denke auch, dass sie Karin irgendwann mal die Meinung sagen wird, wenn es um ihren freien Tag geht oder wenn ihr mal etwas missfällt. Auch die große Entfernung scheint ihr nichts auszumachen. Und ihr deutsch ist super.


    Karin wirkt auf mich sehr genervt. Oder sie ist einfach zu ungeduldig, um sich um eine alte, kranke Frau zu kümmern. Ich könnte das aber auch nicht.


    Weswegen Wilhelmine so ausgerastet ist, weiß ich leider noch nicht. Das werde ich aber auch erst erfahren, wenn ich an dem Buch weiterlese. Es ist jetzt nicht wirklich spannend, aber was nicht ist, kann ja noch werden ;-)

  • Es gibt diverse Vermittlungen von Krankenpflegern aus östlichen Ländern, über das "Wie" habe ich mir daher keine Gedanken gemacht. Selbst unterbezahlt verdienen die Frauen noch mehr als daheim.
    Und da Lisa gut Deutsch kann, ist es sicher nicht auf Anhieb von Wilhelmine erkennbar gewesen, ob der Akzent russisch, polnisch oder ukrainisch ist ... zumal sie sicher wenig Berührung mit Deutsch sprechenden Russen hatte.

  • So frisch aus dem Krankenhaus entlassen, durfte ich mir vor Ort nochmal ein Bild davon machen wie es mit alten pflegebedürftigen Damen ist.


    Eva hat es auf eine sehr genaue und feinfühlige Art erfasst, wie die Schwierigkeit zwischen "Ich will keine Hilfe brauchen" und "ich bin der Pflegerin ausgeliefert" liegt.
    Im Krankenhaus lag ich mit einer 88 jährigen Dame auf dem Zimmer, welche sich nicht einmal drehen konnte ohne Hilfe. Die Aussichtslosigkeit machte sich in der Dame immer wieder bemerkbar. Erst dachte ich, dass sie es vielleicht mag, wenn ich aus Eva's Buch vorlesen würde - aber ehrlich gesagt, habe ich mich nicht getraut, weil ich nciht wusste wie das Buch bzw. der Inhalt verläuft - und ich auch nicht der Dame im Zweifel noch mehr Bedenken bereiten wollte.


    Jetzt, da ich die Zeit zum lesen nutzte, bin ich durch und schreibe meine Bemerkungen in den weiteren Threads.

  • Ich war bei der Inhaltsangabe des Buches ja einwenig hin- und hergerissen, aber ich habe es jetzt nicht bereut, das Buch angefangen zu haben.


    Das Thema Altenpflege steht ja bei jedem irgendwann mal an. Direkt betroffen war/bin ich noch nicht, aber dem Thema muss man sich irgendwann stellen und einfach ist das nicht.


    Karin ist mir auch nicht sympathisch und Wilhelmine tut mir echt leid. Geistig voll dabei, aber wenn der Körper nicht mehr will und man durch so einen Unfall aus der Bahn geworfen wird... alles andere als schön.


    Lisa ist echt taff. Das scheint für sie eine Art Flucht aus Russland vor ihrer Mutter zu sein. Was ich allerdings nicht verstehe, wie ist Karin an sie als Kranken- oder Altenpflegerin gekommen? Gibt es da irgendwelche Plattformen im Internet, wo man dieses ganze Thema privat abwickeln kann? Der normale Weg wäre doch eher über die Krankenkasse bzw. warum zahlen wir in die Pflegeversicherung ein, oder? ?( Ok, es gibt natürlich auch Menschen, die so etwas privat machen, aber dann hätte Karin doch eine Deutsche nehmen können, wenn sie schon weiß, dass Wilhelmine ganz offensichtlich etwas gegen Russen hat.


    Na ich werde mal weiterlesen und vielleicht werden meine Fragen ja schon im nächsten Abschnitt beantwortet.

    :write "Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein." -Albert Einstein-


    :lesend

  • @ Toebi:
    Versuch dir mal die "Apothekenumschau" vom 15. März zu beschaffen.
    Da ist ab Seite 18 unter der Überschrift "Pflegedilemma/Schwarzarbeit" Interessantes zu dem Thema geschrieben. Mit der Pflegeversicherung kommst du nicht weit...

    Ich glaube nicht, dass Karin und ihrem Mann Wilhelmines Antipathie bewusst war.

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Ich denke auch, dass Karin und ihrem Mann garnicht bekannt war, dass Wilhelmine eine solche Vergangenheit hat und somit den Russen absolut abgeneigt ist.


    Hmm über das "Wie ist Karin an Lisa gekommen", habe ich mir gar keine Gedanken gemacht. Es scheint ja nicht wirklich etwas offizielles zu sein, denn sie musste sich ja anscheinend nirgends melden usw. !?


    Der richtige Name von Lisa war für mich auch nur schwer aussprechbar. Da habe ich mit "Lisa" ebenfalls immer nur drüber gelesen.

  • Und selbst wenn Karin es wüßte: so wie sie sich im ganzen Buch über gibt, ist doch anzunehmen, daß es ihr egal gewesen wäre. "Das ist alles schon so lang her, Wilhelmine soll sich zusammenreißen und froh sein, daß wir so eine tolle [SIZE=7](und billige!!!)[/SIZE] Pflege für sie haben!"

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Das ist jetzt eine ganz böse Unterstellung, aber ich glaube nicht dass es Karin egal sei! Sondern besonders wichtig, dass es billig ist. Ob Lisa eine gute oder schlechte Pflegerin ist, schien für Karin eine äußerst untergeordnete Rolle zu spielen