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'Magnolienschlaf' - Seiten 001 - 062
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Hallo
Ich hoffe ihr schimpft jetzt nicht mit mir, aber da ich von gestern auf heute mal wieder eine fast schlaflose Nacht hatte, hab ich mit dem Buch bereits begonnen und bin mit dem ersten Teil durch. Es war aber schon nach Mitternacht!! Also schon der 5.3
Im ersten Teil geschieht noch nicht sehr viel. Wie lernen die Protagonistinnen Wilhelmine, deren Nichte Karin und die russische Pflegerin Jelisaweta kennen.
Die Geschichte beginnt mit einer Rückblende. Während draußen der Krieg tobt, verschanzt sich Wilhelmine mit einigen anderen Frauen in einem Keller. Die Stimmung ist bedrückend und Wilhelmine ist besorgt um das kleine, schlafende Mädchen in ihrem Arm. Dann folgt ein Schnitt.
Wilhelmine ist inzwischen 90 Jahre alt, pflegebedürftig, aber mit einem noch recht wachem Geist ausgestattet. Hauptsächlich kümmert sich Nichte Karin um sie. Da diese sich aber zunehmend mit Wilhelmines Pflege überfordert sieht und auf Urlaub fahren möchte, stellt sie das russische Mädchen Jelisaweta ein, die daraufhin ihre ersten Tage im Haus von Wilhelmine verbringt.
Anfangs scheint es so, dass sich die beiden Frauen gut verstehen. Wilhelmine mag Jelisaweta, die sich ihrerseits ordentlich um Wilhelmine kümmert. Plötzlich aber wendet sich das Blatt. Als Wilhelmine ein Telefongespräch von Jelisaweta mitbekommt und erfährt, dass sie Russin ist, werden grausame Erinnerungen an den Krieg wach. Wilhelmine wirft Jelisaweta aus dem Zimmer und beordert Karin zu sich nach Hause.....
Bisher gefällt mir das Buch wirklich sehr gut. Es ist flüssig geschrieben und die Charaktere sind mir sehr sympathisch. Ausnahme: Karin. Gespannt bin ich vor allem darauf, wer das kleine Mädchen war, das Wilhelmine in den Armen hielt und ob es noch Hinweise auf den Titel des Buches geben wird.
Ein wenig traurig macht mich, dass Wilhelmine sowohl zu Beginn der Geschichte, als auch am Ende des ersten Teils sich wünscht, schnell sterben zu dürfen. Ich hoffe das war nicht ihr Leben lang so und wir erfahren noch von glücklicheren Zeiten in Minnchens Leben.
LG Nala
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Das Cover und der Titel gefallen mir sehr gut, ivh bin -wie Nala- gespannt, ob wir noch einen Hinweis darauf bekommen, warum das Buch so heißt...
Jelisaweta kommt nach Deutschland um Wilhelmine zu pflegen. Allerdings scheint es auch in ihrer Vergangenheit (so jung sie auch noch ist...) dunkle Punkte zu geben. Was hat es zum Beispiel mit diesem seltsamen Dorf auf sich, das sie auf der Klassenfahrt heimlich besucht hat? Und mit ihrer Babka Ewa? Auch bin ich mir nicht ganz sicher, mit welchen Absichten sie nach Deutschland kam. Die Mutter scheint große Angst zu haben, sie könnte sich mit einem Deutschen einlasse und trotzdem ist Jelisaweta nicht das erste Mal in Deutschland. Früher schon war sie als Au-Pair in Darmstadt.
Karin ist mir auch absolut unsympathisch, aber erst seit Jelisaweta da ist. In der ersten Szene, als sie Wilhelmine auf den Toilettenstuhl hilft, war ich ihr gegenüber noch eher neutral eingestellt, aber kaum war Lisa da wurde sie zum totalen Monster. Stellt sich nicht vor, gibt ihr nur eine kurze Einweisung, haut dann zum Friseur ab. Eingekauft wird immer nur Dosenfutter und Lisa soll auch noch ihre Bügelwäsche machen :yikes. Ganz zu schweigen von dem Urlaub, bei dem sie ohne zu fragen voraussetzt, dass Lisa ihren freien Sonntag opfert...
Und dann die Szene, die alles durcheinanderbringt: Wilhelmine bekommt mit, dass Lisa Russin ist. Da will sie sie sofort aus dem Haus haben, obwohl sie ihr endlich mal wieder was Richtiges gekocht hat und auch die Sache mit dem Bett so souverän gemeistert hat...
Ich hab ja so eine Ahnung, warum die beiden Vorbehalte gegen die jeweils andere haben und bin gespannt, ob sie es schaffen miteinander klarzukommen...
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Ob Lisa vielleicht das kleine Mädchen vom Beginn der Geschichte ist?? Das frage ich mich die ganze Zeit. Könnte doch irgendwie sein, oder? Freu mich schon auf die Fortsetzung.
Das Cover finde ich auch sehr schön. Ob es allerdings wirklich zu der Geschichte passt...?? Abwarten
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Dieses Buch hätte ich mir wegen des Inhalts und der Kurzbeschreibung nicht gekauft und ich hätte mich auch zu dieser Leserunde nicht angemeldet, ganz einfach weil mich die Thematik nicht anspricht. Aber da ist die Autorin die diese umwerfende und charmante Geschichte von Herr Mozart die mir so gefällt geschrieben hat...
Und die Sprache sowie der Erzählstil gefallen mir auch bei diesem Buch wiederum äusserst gut. Ich mag es wie ruhig und unaufgeregt auf die Gedanken, Gefühle und Empfindungen der beiden Hauptprotagonistinnen eingegangen wird. Jelisaweta und Wilhelmine sind die wichtigen Personen und sie haben bereits Farbe und Konturen angenommen und beide sind mir sehr sympathisch. Die restlichen Figuren sind eher blass und verbleiben diskret im Hintergrund. Ganz ehrlich gesagt habe im Moment auch kein Bedürfnis mich weiter mit ihnen zu beschäftigen.
Die Geschichte von Jelisawetas Familie dürfte aber noch zu einem grösseren Thema werden.
Der Gedanke mal 90 jährig zu sein und mit noch einigermassen wachen Geist in einem Körper "gefangen" zu sein der nicht mehr gehorcht bzw. nicht mehr das machen kann was man will hat etwas, hmmm klaustrophisches. Irgendwie ein blödes Wort und doch passt es zu dieser Situation. Ich habe mich noch nie mit diesen Dingen beschäftigt aber ich hätte wahrscheinlich genau die gleichen Gedanken und die Schamgefühle wie Wilhelmine.
Zitat von Nala
ZitatOb Lisa vielleicht das kleine Mädchen vom Beginn der Geschichte ist?? Das frage ich mich die ganze Zeit. Könnte doch irgendwie sein, oder?
Nein, das ist nicht möglich. -
Also ich bin bislang sehr angetan von diesem Buch. Sprachlich zieht die Autorin alle Register, in einem sachlichen Ton fächert sie die Geschichte von "Lisa" aus Smolensk und der uralten Wilhelmine auf, die pflegebedürftig ist. Sie ist auf Lisas Hilfe angewiesen. Zunächst beginnt die Beziehung der Beiden harmonisch, noch weiss Wilhelmine nicht woher Lisa, die eigentlich Jelisawete heisst, kommt. Eine Russin. Ausgerechnet. Kriegserinnerungen kommen bei Wilhelmine hoch, als sie von Lisas Herkunft erfährt.
Ich bin fast ein bisschen überrascht, wie gut mich die Geschichte hereinzieht. Dabei scheint vieles klar, denn auch in Lisas Vergangenheit versteckt sich ein Geheimnis, dessen Ursprung in den Feindschaften der beiden Völker verborgen liegt. Das ist technisch formidabel geschrieben. Bilderreich und lakonisch. Detailverliebt und tiefgründig. Dabei sehr emotional und plastisch. Grundsolider Aufbau.
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Ja die Sprache ist das, was das Büchlein hervorhebt aus der Masse. Und die feingezeichneten Charakter. Vor allem Jelisaweta hat es mir angetan. Ihre zupackende ruhige Art, wie sie anfängt Wilhelmine zu pflegen, wie sie der dummen Katrin den Wind aus den Segeln nimmt.
Nur Hunde essen immer aus der Dose.
Endlich kommt etwas frischer Wind in das eingeschränkte Leben von Wilhelmine. Natürlich ist sie schon 90 Jahre alt, aber bis vor kurzen schien sie noch ein aktiver und klar strukturierter Mensch zu sein mit jeder Menge Wünsche und genauen Vorstellungen, wie alles zu funktionieren habe. Und jetzt diese Hilflosigkeit und Bewegungsarmut, die fehlende Ansprache für Körper und Gehirn. Man hat die Hoffnung, dass die Russin Lisa helfen wird, auch wenn ich weiß, dass dazwischen wohl erst noch etwas anderes kommt. Ein trauriges Erkennen der Lebensumstände und Lebenserfahrungen des anderen. -
Wilhelmine, 91, nach einem Sturz von der Leiter bettlägerig. Mit wachem Geist, eigentlich, aber doch gelegentlichen „Eintrübungen“. In Einsprengseln bekommt man mit, daß sie in den letzten Kriegstagen in Berlin furchtbare Dinge mit den Russen erlebt haben muß.
Ihre Nichte Karin, die sich mehr schlecht als recht um sie kümmert. Erst erscheint sie fürsorglich, ist aber eine lieblose alte Hexe: kümmert sich nur widerwillig um das Nötigste und gibt ihr nur Pichelsteiner Eintopf aus der Dose. Sobald Jelisaweta da ist, setzt sie sich in den Urlaub ab...
Was ist mit Babka Ewa und was hat es mit Jelisawetas Besuch in diesem Dorf auf sich? Auch finde ich das Benehmen von Ewas Mutter sehr befremdlich.
Sehr schnell merkt man (S. 44), daß auch Jelisawetas Mutter ihre Vorbehalte gegenüber Deutschen hat. Man könnte meinen, wir sind noch im Krieg.
Sobald Jelisaweta mit zuhause telefoniert und dabei Russisch spricht, brechen alte Traumata auf und Wilhelmine rastet aus. Sie will, daß „die Russin“, die sich vorher eigentlich gut um sie gekümmert hat, verschwindet. Doch sie kann nicht artikulieren, warum und so bleibt ihr Wunsch nur der irrationale Anfall einer Greisin. Man fragt sich unwillkürlich: was muß Wilhelmine mitgemacht haben, daß der Wille, Lisa „muß weg“ so viel größer ist als die Befriedigung darüber, endlich ordentlich gepflegt und versorgt zu werden?
Interessant fand ich auch Wilhelmines Gedankengänge, um sich selbst zu helfen, als Lisa z.B. nicht rechtzeitig vom Einkaufen zurückkommt. Wie oft kann man sich bei alten Menschen nicht erklären, warum sie etwas getan haben. Dafür empfand ich den Einblick in Wihelmines Denken wertvoll.
Ein guter und interessanter Einstieg. Man sieht bereits die Fallgruben, die sich hier auftun, auch wenn noch keiner der Protagonisten wirklich tief hineingefallen ist.
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Wilhelmine scheint die Tante von Karin zu sein, und Karin wahrscheinlich die Erbin. Sie geht ja sehr sparsam mit Wilhelmines Geld um.
Am Anfang kommen Wilhelmine und Lisa noch sehr gut miteinander aus, Lisa ist fleissig und Wilhelmine dafür dankbar.
Lisa ist allerdings nicht die schüchterne, zurückhaltende Arbeiterin, die sich Karin vorgestellt hat. Sie wird es sich auch sicher nicht gefallen lassen, wenn ihr freier Tag öfter gestrichen wird.
Am Telefon spricht Lisa wahrscheinlich russisch, was hätte sie sonst mit ein paar Worten und einem Lachen so schlimmes sagen können. Als Wilhelmine merkt, dass Lisa Russin ist, will sie nichts mehr mit ihr zu tun haben, wirft ihr sogar ein Glas an den Kopf, damit sie verschwindet.
Wilhelmine scheint mehr in ihrer Gedankenwelt zu leben, als in der Realität, aber das ist wahrscheinlich normal, wenn man den ganzen Tag im Bett liegen muss und sich langweilt. -
Ich fange gleich erst an und werde hoffentlich dann im Dienst gleich Zeit finden ein bißchen was zu posten...
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Also ich muss sagen, ich hatte am Anfang etwas Schwierigkeiten mich richtig in die Geschichte hineinzuversetzen, weil die Autorin so oft hin und her springt ohne dabei konkret zu werden. Aber so nach und nach begeistert mich die Geschichte immer mehr, da Eva Baronsky dieses "den Leser mit Häppchen füttern, aber irgendwie im Ungewissen lassen" gekonnt einsetzt, um Neugierde zu wecken.
Ich mag eh gern so Geschichten von früher. Hatte auch eine Bettlägerige Großmutter, die uns viel von früher erzählt hat ♥
Karin finde ich auch absolut unsympathisch!! Die geht ja mal gar nicht.
Lisa ist ja ein nettes Mädchen. Vermutlich hat sie auch eine sehr schwere zeit hinter sich. Sie kennt ihren Vater nicht...??!
Ich glaube aber nicht, dass sie das Mädchen vom Anfang ist. Passt ja zeitlich nicht. Aber ich bin schon sehr gespannt, was mit dem Mädchen, das ja Wilhelmines Tochter zu sein scheint, passiert ist. Ich hab da ja so eine Ahnung...Hoffe, dass ich nachher noch Zeit finde, weiter zu lesen...
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Huch, das ging jetzt schneller als erwartet, der erste Teil ist durch.
Bislang gefällt mir der Stil und die Geschichte eigentlich ganz gut, übrigens würde mich mehr interessieren, was die einzelnen Leserundenteilnehmer sich für Gedanken zu dem Buch machen, als daß jeder noch mal die Geschichte, die ich ja auch gelesen habe nacherzählt...
Ich persönlich bin weniger schockiert von dem Umgang von Karin mit Wilhemine. Ich bin allerdings auch davon überzeugt, daß Wilhelmine die Tante von Dieter ist und nicht von Karin. So daß die nur als seine Frau die häuslichen Arbeiten übernimmt, während er sich gar nicht kümmert. Warum sonst sollte sie Dieter anrufen und nicht Karin, als alles aus dem Ruder läuft?
Natürlich will man es sich leicht machen, wenn einem da plötzlich die Tante zur Pflege aufs Auge gedrückt wird und man neben dem eigenen Haushalt einen zweiten zu führen hat. Natürlich ist das keine Entschuldigung, aber einfach ist das sicher auch für Karin nicht. Und Wilhelmine versucht zwar es Karin leicht zu machen, aber durch ihr Schweigen in manchen Situationen macht sie halt noch mal mehr arbeit. Statt zu sagen, daß sie Durst hat kugelt sie aus dem Bett... sicherlich mit besten Absichten, aber ich kann mir durchaus vorstellen, daß man da als Pflegende irgendwann genervt ist.Von daher werde ich mich hüten hier den mahnenden Zeigefinger zu erheben, denn auch mir würde es sicher schwer fallen meinen Alltag so umzustellen, daß ich mich auch noch um einen alten Menschen und dessen Haus kümmern könnte.
Lisa kann nicht das Mädchen aus dem Bunker sein, dann wäre sie ebenfalls bereits mindestens 60 Jahre alt.
Bei Lisa bekomme ich es noch nicht ganz sortiert, wer da wo eine Rolle spielt, es sind mir zu viele Andeutungen auf einmal, die in ganz unterschiedliche Richtungen führen. Man darf gespannt sein.
Ich glaube übrigens, dass Wilhelmine in der Rückblende sterben will, weil ihrer Tochter etwas zugestoßen ist und sie sie nicht beschützen konnte. Das wird doch auch im Einleitungstext recht klar angekündigt.
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Ich war mir zwar nicht zu 100% sicher, dachte mir aber auch, daß Wilhelmine eher die Tante von Dieter als von Karin ist. Naja, es sagt sich halt auch einfacher "Tante" als zu sagen "die blöde Frau des ignoranten Neffen Dieter".
Ich denke, hier machen es sich aber alle Verwandten einfach: Dieter, der sich gänzlich aus seiner Verantwortung stiehlt und Karin, die einfach nur schäbig ist.
Verstehe mich nicht falsch: ich erwarte von niemandem, seine alte Tante (mit der er vielleicht nicht mal intensiven Kontakt gepflegt hat) zu pflegen und darüber seine eigene Familie zu vernachlässigen.
Aber so, wie Karin das anpackt, das geht einfach gar nicht. Dann muß ich mich eben um Pflege oder betreutes Wohnen etc. kümmern. Ja, das kostet... aber das ist ein Punkt, zu dem später noch etwas kommt, daher möchte ich an dieser Stelle nicht vorgreifen und darauf eingehen.
Was ich allerdings hier auch nicht verstehe, ist Wilhelmines Schweigen. Andererseits ist gerade das die Generation, die nur selten über ihre Gefühle spricht und es ist vor allem auch die Generation, die "keinem zur Last fallen will". DAS kenne ich noch von meinen eigenen Großeltern... da mäht man lieber mit 80 noch im Hochsommer den Rasen, als um Hilfe zu bitten (und nein, man muß das nicht selber machen, in der Nachbarschaft gibt es aber bestimmt Teenies, die sich gerne mal ein paar Kröten dazuverdienen...).
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Nun konnte ich mir auch einen ersten Blick in das Buch verschaffen, wollte eigentlich garnicht gleich mit dem ersten Abschnitt durch sein. Der Schreibstil und die immer wiederkehrenden Rückblenden sowohl von Wilhelmina als auch von Lisa (der Einfachheit halber nehme ich die Abkürzung) machen es einem leicht in die Geschichte reinzukommen.
So bestimmt wie Wilhelmine Karin gegenüber erwähnt dass es "ihre Sache ist" warum sie Lisa nicht mehr im Haus haben will, so verschwiegen ist diese Generation wenn es um Ereignisse in der Vergangenheit geht. Ich kenne das von meiner Mutter und auch von meinem Vater, die den Krieg noch in ihren letzten Zügen erlebt haben und nie, aber auch nie darüber gesprochen haben. Es wurden immer nur Andeutungen gemacht, den Rest musste man sich dazudenken. Aber mir wurde immer erzählt, dass Russen ein ganz gemeines, schreckliches und brutales Volk seien.
Durch dieses "Nichtsprechen" ist es für andere natürlich sehr schwer sich auch nur ansatzweise in das Erlebte hinein zuversetzen, bzw. zu verstehen.So auch hier. Hätte Wilhelmine Karin ihre Abneigung gegenüber Russen erklärt, so könnte ich mir vorstellen hätte Karin sich nach einer anderen Pflegekraft umgesehen. Das hätte sie schon in ihrem eigenen Interesse getan; nun muss sie ja auch sehen dass sie die Tante im Pflegeheim unterkriegt damit sie in den wohlverdienten Urlaub fliegen kann. Aber Wilhelmine hat sich ja nun anders entschieden und bleibt im Haus.
Über Karins Art mit der Pflege bzw. Betreuung umzugehen, möchte ich nicht urteilen. Ich könnte es auch nicht. Andererseits bin ich bisher auch noch nicht in die Lage gekommen. Aber es würde mir sehr, sehr schwerfallen.
Lisa scheint mir mit ihren 23 Jahren schon sehr erfahren zu sein und wie es aussieht hat sie auch schon das eine oder andere erlebt, das sie z.B. auf der Busfahrt nach Frankfurt in einem eher resignierten Tonfall die Vermutung aufstellen läßt dass Liebe und Arbeit wohl das Gleiche seien.
Der Schreibstil von Frau Baronsky gefällt mir sehr gut, meine Sympathien sind bei beiden Frauen....aber mal abwarten was die Geschichte noch an Überraschungen bereit hält.
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Zitat
Original von Batcat
Aber so, wie Karin das anpackt, das geht einfach gar nicht. Dann muß ich mich eben um Pflege oder betreutes Wohnen etc. kümmern. Ja, das kostet... aber das ist ein Punkt, zu dem später noch etwas kommt, daher möchte ich an dieser Stelle nicht vorgreifen und darauf eingehen.
Ich hab wirklich nur den ersten Teil gelesen, darum ich will auch gar nicht vorgegriffen haben, aber Wilhelmine äußert ja auch deutlich, daß sie nicht in ein Heim möchte.
Einen Floh, den meine Mutter auch im Ohr sitzen hat und den ich ihr sicher noch ziehen werde. Denn bei uns ist es schon allein vom Entfernungsfaktor her gesehen schlicht nicht möglich, daß ich jeden Tag nach Aachen fahre.
Bei den Mr. Eltern ist das was anderes, die wohnen neben an, da kann man sicherlich mehrmals am Tag hingehen und nach dem Rechten sehen. Aber 100 km legt man nicht so rasch zurück, da werden sich andere Möglichkeiten finden müssen.
Ich finde es aber auch wichtig, sowas vorher zu klären, damit man dann nicht im Falle eines Falles ins Rotieren gerät.Natürlich geht Karin das falsch an, aber sie dafür gänzlich zu verteufeln, halte ich für ein wenig scheinheilig. Ich würde mir für eine eventuell fast fremde Erbtante sicherlich auch kein Bein ausreißen, würde aber ganz bestimmt auch kein Geld oder ähnliches haben wollen, wie Karin das ja offenbar doch möchte.
Ich persönlich finde es übrigens schrecklich erniedrigend, wenn Menschen ab einem bestimmten Alter mit der Verniedlichung angesprochen werden, weshalb ich Wilhelmine auch strickt Wilhelmine und keinesfalls Minchen nennen werde.
Lisa finde ich für ihr Alter und ihre Situation fast schon ein bißchen zu taff, um glaubwürdig zu sein.
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Ich konnte nun doch nicht erst morgen mit dem Lesen beginnen und freue mich sehr über das Buch, welches mir sogar noch besser als "Herr Mozart..." gefällt, obwohl man die beiden eigentlich kaum vergleichen kann.
Von den geäußerten Meinungen finde ich mich wohl am ehesten bei Babyjane wieder. Lisa kann vom Alter her unmöglich Wilhelmines Mädchen von früher sein und auch ich halte Wilhelmine eher für die Tante von Dieter als von Karin.
Ja, es ist schwer mit pflegebedürftigen älteren Personen, besonders, wenn diese, sei es charakterlich oder gesundheitlich bedingt, eben nicht sehr pflegeleicht sind.
Andererseits: Wer weiß, wie es einmal mit einem selbst werden wird?
So ein Buch liefert wieder einmal einen guten Denkanstoß, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Und da liegt mMn auch schon der Knackpunkt: Natürlich möchte man das Thema solange wie möglich hinausschieben und natürlich möchte man niemandem zur Last fallen und ebenso natürlich möchte man möglichst lange in den eigenen 4 Wänden verbleiben. Aber so wie früher, als Urahne, Großmutter, Mutter und Kind, wie es so schön im Gedicht heißt, in einem Hause wohnten, ist es eben heute nicht mehr. Oder jedenfalls nur noch ganz selten. Und wie BJ bereits angesprochen hat, kann nicht jedes Kind sich um seine Mutter kümmern. Oder seinen Vater. Manche Leute haben ja auch gar keine Kinder.
Dass man nicht gern in ein Heim geht, ist verständlich. Unter älteren werden dann auch immer mit wohligem Schauder und leicht vorwurfsvollen Ton in Gegenwart Jüngerer Geschichten erzählt von Menschen, die in ein Heim "gegeben" wurden und dort nach kürzester Zeit verstarben.
Eben. Gegeben. Vermutlich, als es anders nicht mehr ging.
Deshalb stehe ich immer auf dem Standpunkt, dass man, wenn es absehbar ist, dass man nicht von eigenen Kindern betreut werden kann, sich beizeiten schon freiwillig und nicht unter Zeitdruck mit dem Problem auseinandersetzen sollte. In Ruhe ein Heim aussuchen, dann den Umzug - möglichst nach einem Probewohnen - organisieren und anschließend genug Zeit haben, in der neuen Umgebung "Wurzeln" zu schlagen.
Wobei es bei Wilhelmine ja möglicherweise gar nicht um eine Dauerpflege gehen muss. Trotzdem denke ich, dass sie sich mal Gedanken machen sollte...
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@ Jane
"Minchen" wäre für mich akzeptabel, wenn das jemand zu ihr sagen würde, der sie liebt.
Was die Betreuung im Alter angeht: Es gibt Grenzen. Ich erlebe das gerade im Bekanntenkreis mit: Eine Frau ist nicht mehr in der Lage, sich völlig alleine zu versorgen und es wird erwartet, daß die Tochter jederzeit springt.
Die Tochter hat aber kleine Kinder, einen Job und eine eigene Familie. Sie hilft ihrer Mama gerne... aber sie kann eben nicht jedes Mal sofort hüpfen, wenn der Ruf nach Hilfe ("ich brauche aber HEUTE NOCH Dosenmilch, nein ich kann mir keine normale Milch in den Kaffee kippen") kommt. Von Kindern, die weiter weg wohnen, wird hingegen nichts erwartet. Es ist eine schwierige Sache.
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Ich bin noch mitten drin in diesem Abschnitt...
ZitatOriginal von pepperann
Also ich muss sagen, ich hatte am Anfang etwas Schwierigkeiten mich richtig in die Geschichte hineinzuversetzen, weil die Autorin so oft hin und her springt ohne dabei konkret zu werden.An die Sprünge musste ich mich auch erst gewöhnen, lag aber sicher auch daran, dass ich nicht wirklich Ruhe zum Lesen hatte und ein paar Mal unterbrochen wurde.
Mittlerweile bin ich aber gut in der Geschichte gelandet und finde bis jetzt Wilhelmine und auch Lisa sympathisch. Und ich bin gespannt, was die beiden verbindet - außer der Pflegesituation. Die Tochter von damals kann sie nicht sein, aber irgendeine andere Verbindung gibt es bestimmt. Enkelin vielleicht?
Mal sehen.Karin wirkt nicht gerade sympathisch, wobei ich auch verstehen kann, dass die Pflegesituation belastend ist. So ist die russische Pflegerin sicher eine vernünftige Lösung.
So, aber jetzt werde ich endlich mal weiterlesen...
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Guten Morgen
Da ich am Wochenende Besuch hatte, komm ich erst jetzt zum Posten.
Mir gefällt das Buch bisher auch sehr gut. Es liest sich nur zu schnell.
Wilhelmine tut mir sehr leid. Sie kämpft mit den täglichen Leben und wünscht sich einen schnellen Tod und vor allem bemängelt sie, dass ihr Verstand noch so gut arbeitet. Ist für einen gesunden Menschen unvorstellbar, aber ich kann mir vorstellen, dass sie sich wünscht, lieber nichts mitzubekommen. Muss wirklich schwer sein, sich von Fremden pflegen zu lassen.
Karin kann ich auch ein bisschen verstehen. Es ist nicht leicht, andere zu pflegen. Es geht sehr viel Zeit drauf und man muss sich schon überwinden. Ich weiß auch nicht, ob ich das könnte. Klar, wenn man muss dann kann man. Und ins Pflegeheim würde ich sie auch nicht stecken. Urlaub machen könnte ich allerdings auch nicht, wenn Wilhelmine Lisa erst so kurz kennt und jetzt schon Probleme mit ihr hat.
Lisa ist sehr nett und tut ihre Arbeit ohne Murren. Ich fand es schön, dass die beiden sich gut verstanden haben, aber dann bekommt Wilhelmine mit, dass Lisa Russin ist und alles ändert sich. Bin gespannt, wie es weitergeht.
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Das Cover finde ich wirklich schön und das Buch liest sich flüssig und ich war gleich in der Geschichte drin. Da ich leider öfters beim Lesen unterbrochen wurde, fand ich die Einschübe etwas verwirrend, aber das klärt sich sicher noch.
Irgendwie kann ich beide Seiten verstehen. Karin, die mir übrigens unsympathisch ist, hat wahrscheinlich nicht viel Zeit und Lust die Tante von Dieter zu pflegen. Macht es wohl aber, aus Liebe zu Dieter, der sich gar nicht kümmert. Ich kann mir auch vorstellen, dass Karin mit der Zeit überfordert und etwas genervt ist und endlich zur Erholung in den Urlaub fahren möchte. Gerade dann ist immer etwas mit Wilhelmine und sie musste deshalb schon mal den Urlaub verschieben. Ich habe eine Freundin, die eine alte Frau, die bei ihr zur Miete wohnte, gepflegt hat. Zufällig, wenn meine Freundin mal mit ihrer Familie in den Urlaub fahren wollte, war etwas mit der Frau. Sie hat es mit Absicht gemacht, damit meine Freundin nicht in den Urlaub fährt und hat es auch geschafft. Das fand ich ganz schön bösartig.
Deshalb kann ich auch verstehen, dass sie um fast jeden Preis fahren möchte und hat auch Pflegeersatz gefunden. Wie Karin mit Lisa umspringt finde ich auch nicht ok.
Allerdings kann ich Wilhelmine auch verstehen. Das ganze Leben ist sie unabhängig und kann tun und lassen was sie möchte. Plötzlich ist sie auf jemanden angewiesen und muss bei jeder Kleinigkeit um Hilfe bitten und das fällt ihr sehr schwer und sie möchte keine Umstände machen. Wahrscheinlich merkt sie auch, dass Karin genervt ist und alles wird für sie noch schlimmer. Vor allem, dass Karin Wilhelmine immer mit dem Altersheim droht.