Lesungen - do's and don't's of public readings

  • Hier sind zwei Links zu sehr interessant und witzig geschriebenen Artikeln ueber Lesungen - aus der Sicht der lesenden Autoren geschrieben. Sind auf englisch. Aber vielleicht moegen uns ja auch die Autoren unter den Eulen etwas dazu schreiben?


    http://arts.nationalpost.com/2…public-readings/#comments


    http://lynncoady.squarespace.c…-make-me-want-to-kil.html

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Beatrix,


    danke für die Links. Beide Beiträge sind arg interessant, abgesehen von den schönen Pointen.


    Was mir aufgefallen ist: sie klingen so schüchtern. Sind Lesungen nicht verbreitet in Kanada oder etwas neueres?


    Ich kann das nur als Zuhörerin beurteilen, aber die Lesungen gerade von U-Literatur, die ich erlebt habe, sind alles andere als als 'zurückhaltend' zu beschrieben. Manche sind regelrechte Show-Ereignisse, in die das Publikum aktiv miteinbezogen wird.


    Daß Autorinnen und Autoren strikt nur 20 Minuten vorlesen (sollen), kenne ich in der Form auch nicht. Ich gebe zu, daß es zuweilen wünschenswert gewesen wäre.
    Ein halbe Stunde ist aber weit üblicher, manchmal auch in zwei Blöcken.


    Gelesen wird ein wenig vom Anfang, ein bißchen aus der Mitte, die Figuren werden vorgestellt, eine spannende Szene preisgegeben, alles zum Appetitmachen. Manchmal wird ein Stück vorgelesen, dann ein wenig erzählt, dann wieder gelesen.
    Auf die aktuelle Stimmung des Publikums wird nicht eingegangen, warum auch. Diese soll ja erst geschaffen werden. Das gehört zur Abeit derjenigen, die lesen, dazu.


    Dann gibt es noch Zeit für Fragen und natürlich fürs Signieren.


    Hierzulande sitzen die AutorInnen meist an einem kleinen Tisch. Es muß ja nicht nur Platz für die Bücher, sondern auch fürs Wasserglas sein.

    Amüsiert haben mich die witzigen Hinweise zur richtigen Beleuchtung. Diskokugel. Mir fallen da AutorInnen ein, die sich das glatt mal überlegen würden, wenn sie einer draufbrächte. :lache




    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Ich glaube der wesentliche Unterschied zwischen Lesungen in Deutschland und angelsächsischen Ländern (zumindest den USA) ist dass hier oft der Schwerpunkt auf der eigentlichen Lesung liegt und dort auf die Frage & Antwort-Runde danach. Wenn also hier nach einer Stunde Lesung sich der Autor anschließend noch 10 Minuten mit dem Publikum unterhält, ist es dort oft eher andersherum. Das hat der eine oder andere englischsprachige Autor bei Lesungen, die ich in Deutschland besucht habe, erwähnt. Kazuo Ishiguro hat das z.B. positiv zur Kenntnis genommen.


    Und was die Show-Elemente bei Lesungen angeht, da gibt es hierzulande ja solche und solche, Event-artige Lesungen mit berühmten Schauspielern bei der Lit.Cologne oder dem Harbour-Front-Festival, Unterwäsche-Models, die ihre SF-Romane unter Einsatz von Video- und Musikelementen präsentieren, vielleicht die eine oder andere Genre-Lesung mit passend kostümierten Autor, aber auch die klassische Lesung in einer kleinen Buchhandlung, ohne Moderation oder sonstigen Schnickschnack.

  • Ich hab noch keine Lesung in D besucht und kann daher nicht vergleichen. Aber ehrlich gesagt stimmt fuer mich vor allem die Aussage


    -> lesen kann ich selber, bei einer Lesung moechte ich eben auch Fragen an den Autor stellen koennen

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Zitat

    Original von magali


    Dann gibt es noch Zeit für Fragen [...].


    Das ist für mich häufig der unangenehmste Teil einer Lesung. Vielleicht liegt das an der norddeutschen Zurückhaltung, aber bei den Lesungen, bei denen ich bisher war, habe die Besucher sich immer sehr schwer getan mit Fragen. Bei der letzten lesung mit Anna Mitgutsch, wurden - glaube ich - zwei Fragen gestellt, der Rest war dann Lesezeit. Find ich selbst aber auch ganz okay so.

  • Zitat

    Original von buzzaldrin: Zitat: Original von magali Dann gibt es noch Zeit für Fragen [...]. Das ist für mich häufig der unangenehmste Teil einer Lesung. Vielleicht liegt das an der norddeutschen Zurückhaltung, aber bei den Lesungen, bei denen ich bisher war, habe die Besucher sich immer sehr schwer getan mit Fragen. Bei der letzten lesung mit Anna Mitgutsch, wurden - glaube ich - zwei Fragen gestellt, der Rest war dann Lesezeit. Find ich selbst aber auch ganz okay so. __________________


    Schlimm wird es, wenn die Norddeutschen ihre Zurückhaltung ablegen ;-).
    Bei einer Lesung von Karen Duve habe ich es erlebt, dass sich eine Zuhörerin mit dem Schaffen Duves in ihrer Doktorarbeit auseinandersetzte, mit der Schriftstellerin während der Fragerunde in einen Dialog trat und Frau Duve ziemlich planlos ob der Nachfragen war.


    Ebenso so schlimm sind in diesen Fragerunden die Profilierungsversuche einzelner Leser. Oder ihre Deutungs- und Interpretationsansätze.
    Der Schriftsteller, der bis zu diesem Zeitpunkt sich vielleicht noch auf die anschließende Diskussion gefreut hatte, verharrt dann in Rat- und Antwortlosigkeit, während das Publikum peinlich betreten zu Boden schaut.


    Nein, nein, lieber soll der Vortragende erzählen. Auch gern ausschweifend.
    Das Publikum soll lieber schweigen.

  • Zitat

    Original von Salonlöwin
    Nein, nein, lieber soll der Vortragende erzählen. Auch gern ausschweifend.
    Das Publikum soll lieber schweigen.


    :write


    Mir ist es auch immer recht, wenn die Frage- und Antwortstunde kurz gehalten wird - vor allem bei der Lesung von Uwe Tellkamp in Dresden habe ich mich für den ein oder anderen Einwurf beinahe fremdgeschämt.

  • Ich kann die 'Fragestunde' auch nicht grad befürworten.
    'Herr XY, wann kommt denn das nächste Buch?
    'Frau YZ, wie kamen Sie denn zum Schreiben?'



    Ich kann mich auch noch gut an eine sehr heikle Situation erinern, als sich jemand aus dem Publikum über den Autor einer anderen Lesung, die der Betreffende einige Tage vorher besucht hatte, beschwerte. In dem Moment tat mir der Autor leid, owbohl ich ihm bis dahin alles mögliche an den Hals gewünscht hatte, weil seine Texte so mies waren. :lache
    Der veranstaltende Buchhändler griff dann ein und rief zur Signierstunde, weil er den Laden schließen wollte. Good guy!


    Ich erinnere mich aber auch an kleine Lesungen, mit wenig Publikum, eher unbekannte AutorInnen, bei denen sich rasch eine Gesprächsatmosphäre entwickelte und man wirklich angeregt plaudernd zusammensaß. Oder man sich wenigstens am Wein gütlich tun konnte. :grin



    Was mich seit einger Zeit aber mehr bei Lesungen stört, ist, daß sie recht spät abends stattfinden, 20.30 oder gar erst um 21 Uhr. Wenn ich erst um Mitternacht nach Hause taumle, ist der nächste Vormittag gelaufen. Und das geht nicht.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • fluffed = aufgeplustert


    So die woertliche Uebersetzung. Hier ging es drum, dass grosse Bestsellerautoren keine grosse Einfuehrung von den Veranstaltern brauchen um noch groesser zu erscheinen. Kleinere Autoren kann man da schon ein bischen mehr "aufbauschen" ;-)

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Zitat

    Original von Beatrix
    fluffed = aufgeplustert


    So die woertliche Uebersetzung. Hier ging es drum, dass grosse Bestsellerautoren keine grosse Einfuehrung von den Veranstaltern brauchen um noch groesser zu erscheinen. Kleinere Autoren kann man da schon ein bischen mehr "aufbauschen" ;-)


    Ah, danke für die Erklärung. :-)