Der siebte Schwan
Lilach Mer
ISBN: 978-3453527492
Heyne Verlag
560 Seiten, 14,95 Euro
Über die Autorin: Lilach Mer, Jahrgang 1974, wuchs in Berlin und Schleswig-Holstein auf. Sie ist Juristin und ausgebildete Fachjournalistin und arbeitet an der Universität. Daneben gibt sie sich der Fabulierlust hin, wann immer sie die Zeit dafür findet. »Der siebte Schwan« ist ihr erster Roman.
Buchrückentext: Schleswig-Holstein im Jahr 1913: Die vierzehnjährige Mina lebt mit ihren Eltern auf einem einsamen Gutshof. Ihr Zeitvertreib ist es, auf dem Dachboden zur Melodie einer halbzerbrochenen Spieluhr zu tanzen. Diese Uhr jedoch birgt ein Geheimnis, das Minas Welt für immer auf den Kopf stellt und sie auf eine Reise schickt, auf der die Sagen des Nordens und die Magie der Freundschaft lebendig werden.
Meine Meinung: Bei meinen Lieblingsmärchen habe ich mir als Kind gewünscht, dass das Ende nicht so schnell kommen würde. Ich wäre oft gern noch ein wenig in der Geschichte geblieben und hätte mehr von den einzelnen Personen erfahren. Bei diesem Buch ist der Wunsch meiner Kindheit in Erfüllung gegangen. Lilach Mer nimmt einen mit auf die lange Reise ihrer Protagonistin Mina und lässt den Leser eintauchen in eine Welt aus Sagen und Mythen, in der die Grenzen oft verschwimmen.
Mina, die gern auf dem Dachboden ihres Elternhauses zur Musik ihrer Spieluhr tanzt, ist bisher behütet aufgewachsen und hat noch nie ohne Begleitung den Gutshof verlassen. Nachdem sie ein Gespräch ihrer Eltern mit einem bekannten Doktor belauscht hat, ist sie zutiefst verunsichert und flieht heimlich aus dem Haus. Ihr Ziel ist ein geheimnisvoller Drehorgelspieler, dessen Drehorgel die Melodie ihrer Spieluhr spielt. Als man sie im Haus vermisst, schickt man ihr Hunde auf die Fersen, doch plötzlich spricht sie ihr Hauskater an und rettet sie, in dem er sie in ein Taterlager (Zigeunerlager) führt. Hier scheint sie in einer anderen Welt zu sein, zu der ihre Eltern keinen Zugang finden.
Minas großer Wunsch ist es, ihre beiden Brüder zu finden, deren Bilder sie in einem Medaillon mit sich trägt, und die sie bei dem Doktor vermutet. Die Tater aber auch ihr Hauskater, der gesprächige „Tausendschön“ helfen ihr auf ihrem abenteuerlichen Weg, der sie zu Nixen und Geistern führt und der hart und beschwerlich sein wird, denn für jeden Schritt, der sie ihren Brüdern näher bringt, muss sie einen hohen Preis zahlen...
Es ist ein ganz eigener Schreibstil, der fast genauso verträumt daherkommt, wie Mina zu Beginn ihres Weges ist. Kleine Begebenheiten erinnern an bekannte Märchen und Sagen und wirken einerseits unbekannt, andrerseits aber auch irgendwie vertraut.
Mina verwandelt sich auf ihrer Suche von einem jungen und etwas weltfremden Mädchen in eine mutige junge Frau und jeder Schritt, den sie in Richtung Ziel macht, ist auch ein Schritt ins erwachsen werden. Die Menschen, die ihr helfen, ihre Geschichte zu erleben, haben ihre eigene Geschichte zu erzählen und so erlebt man nicht nur Minas Abenteuer mit, sondern man lernt auch etwas über die Roma-Familie und deren Schicksale kennen.
Mein Fazit: Ich war so begeistert von diesem Buch, das mit einer Fülle an interessanten Figuren, Märchen und Geschichten aufwartet, dass ich jede einzelne Seite mit Genuss gelesen habe und es gern weiter empfehle. Mein Lesetipp für alle, die ihre Liebe zu Märchen noch nicht verloren haben.
10 von 10 Eulenpunkten