Guttenberg - Der Werteverfall in dieser Gesellschaft hat einen Namen

  • Und ihn während seiner Amtszeit erst einmal nicht mehr getragen.
    Bevor er ihm aberkannt wurde.
    @ Groupie, ich bin kein Guttenberg-Fan, aber es gibt einiges, was mir in dem Ablauf dieser ganzen Sache sauer aufstößt. Tut mir leid, ist aber so.

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Zitat

    Original von maikaefer
    [Siehste!?
    DAS meine ich!
    Rienchen hat inzwischen oben eingeräumt, dass das Zitat doch nicht aus besagtem Film stammt. Aber weil es so gut passt, schmeißt man erst mal einen Joke oder eine Häme nach (ist jetzt nicht allein auf Dich bezogen!).
    Daher meine Forderung nach öffentlicher Aufarbeitung und rechtskräftigem Urteil in Sachen Doktorarbeit.


    Oh, der Nachtrag war zeitgleich. Gewundert hätte mich aber nichts mehr.
    Ich finde einfach, ihm ist die "Quadratur des Kreises" wirklich nicht gelungen und schließe mich allgemein Voltaire an.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Die Kritik an ihm hat nichts, aber auch gar nichts mit "fehlerfreiem Moralaposteltum" zu tun. Und die, die Guttenberg kritisieren, sind in ihrer Mehrheit ganz sicher auch keine sittensicheren Gutmenschen.


    Die Frage bleibt, welchen Maßstäben jemand genügen muss, um Politiker sein oder ein Amt bekleiden zu dürfen. Der Kettenraucher Helmut Schmidt war mal Bundeskanzler, weist in Interviews aber immer darauf hin, dass man Politiker nicht als Vorbild sehen solle - insbesondere nicht in solchen Fragen wie dem Rauchen. Die Guttenberg-Gegner scheinen das anders zu sehen.
    Ist ein Sigmar Gabriel wählbar? Offenbar ist er so disziplinlos, dass er sein Körpergewicht nicht im Griff hat. Dem optischen Eindruck nach ist er gesundheitsgefährdend übergewichtig - ein schlechtes Vorbild.
    Dieses Beispiel bezieht sich nur zufällig auf einen SPD-Politiker, ich bin mir sicher, dass wir kaum einen Politiker finden werden, der in jedem Aspekt seines Lebens fehlerfrei und vorbildlich handelt.

  • Dann traue ich mich noch mal ganz anonym unter meinem Stein hervor:
    obwohl ich die allermeisten Vergehen, die du erwähnt hast, selbst nicht begangen habe (eigentlich gar keines, sch*, ich bin ein Gutmensch :yikes), erlaube ich mir, mich über Fehlverhalten (oder eine Dummheit, falls zu Guttenberg tatsächlich keine Ahnung hat, wie man in einer Doktorarbeit ordentlich zitiert) aufzuregen. Nicht wegen dieser Arbeit, sondern wie er sich rausredet. Ich habe während meiner Doktorarbeit auch gearbeitet und hatte ein einjähriges Kind zuhause, für dass in erster Linie ich zuständig war. Meine Diss ist auch ganz sicher keine Glanzleistung der Wissenschaft, aber mich darauf rauszureden, dass ich als junge Mutti zu gestresst war, um ordentlich zu zitieren, wäre mir im Traum nicht eingefallen. Vielleicht habe ich es deshalb zu nichts gebracht :rolleyes


    edit meint:Tom, hast du nicht mal einen Artikel über Bohlen geschrieben, der auch nicht sehr nett war und in erster Linie Vorurteile durchgekaut hat?

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

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  • Zitat

    Original von Tom
    Voltaire : Ich verteidige keineswegs die "Wertevorstellungen des Herren zu Guttenberg" - ich kenne den Mann nicht persönlich, und er ist mir, ehrlich gesagt, als Person auch weitgehend egal. Ich rede gegen die Wortwahl und die Selbstgerechtigkeit der vielen tausend Laienrichter, die hier wie da und dort und eigentlich überall vollmundig Urteile fällen. Also gegen Leute wie Dich. ;-)


    Ich werde auch weiterhin vollmundig meine Meinung sagen. Egal ob es andere jetzt stört oder nicht..... :-) :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von *amanda
    Gewundert hätte mich aber nichts mehr.


    Eben.
    Obwohl es kein rechtsgültiges Urteil gibt.
    Ich wünsche allen hier Schreibenden, dass sie niemals vorverurteilt werden
    :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • @ Tom: Es ist aber eben ein recht großer Unterschied, ob man in der 5. Klasse abschreibt, oder bei einer Dissertation!!!!


    Ich hoffe, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der dieser Unterschied nicht nur den Akademikern klar ist.


    Im Übrigen hat man auch Frau Dr. Merkel überprüft und nichts zu beanstanden gehabt. Ob diese Überprüfungen üblich sind oder nicht, weiß ich nicht.



    Wollen wir hoffen, dass die ganze Angelegenheit jetzt richtig und gerecht geprüft wird - und nicht weiter Futter für bestimmte Medien ist.

    Anna Karenina (LR), Der blinde Mörder (LR), Alias Grace (LR), Die Bücherdiebin (LR), Das Rosenholzzimmer (LR), Töchter des Nordlichts

  • Zitat

    Original von Bernard


    Die Frage bleibt, welchen Maßstäben jemand genügen muss, um Politiker sein oder ein Amt bekleiden zu dürfen. Der Kettenraucher Helmut Schmidt war mal Bundeskanzler, weist in Interviews aber immer darauf hin, dass man Politiker nicht als Vorbild sehen solle - insbesondere nicht in solchen Fragen wie dem Rauchen. Die Guttenberg-Gegner scheinen das anders zu sehen.
    Ist ein Sigmar Gabriel wählbar? Offenbar ist er so disziplinlos, dass er sein Körpergewicht nicht im Griff hat. Dem optischen Eindruck nach ist er gesundheitsgefährdend übergewichtig - ein schlechtes Vorbild.
    Dieses Beispiel bezieht sich nur zufällig auf einen SPD-Politiker, ich bin mir sicher, dass wir kaum einen Politiker finden werden, der in jedem Aspekt seines Lebens fehlerfrei und vorbildlich handelt.


    Für mich ganz persönlich ist Gabriel nicht wählbar, jetzt nicht wegen seines Körpergewichts (davon habe ich auch zu viel), sondern wegen seiner politischen Einstellung. Und als CDU-Mitglied habe ich eh nicht allzuviel mit der SPD im Sinn.


    Aber zuviel Körpergewicht oder Kettenrauchen entschuldigen nicht das Fehlverhalten des Herrn von Guttenberg.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • wie kommst du auf die Idee, dass ihr verurteilt wird. Das kann schließlich nur ein Richter (der nach deiner Argumentation auch ein lupenreines Gewissen haben muss?). Wenn ich sage, ich finde Milchschnitte übel, ist das ja auch kein Urteil sondern eine Meinung. Und deshalb bin ich der Meinung, dass Guttenberg nicht tragbar ist.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • @ Rosenstolz:
    Wenn jemand über einen anderen sagt, dass ihn bei jenem nichts mehr wundern würde, hat er doch ein Urteil über ihn gefällt, das ihn zu eben dieser Aussage veranlasst. Jedenfalls verstehe ich das so.
    Und solange Herr zu Guttenberg nicht rechtskräftig als Betrüger verurteilt worden ist, würde ich mich hüten, ihn als solchen zu bezeichnen und ihm insoweit alles Mögliche unterstellen, dass mich nichts mehr wundern würde.
    Aber vielleicht ist das auch Wortklauberei. :gruebel :grin :knuddel1

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Zitat

    Original von DraperDoyle
    Und deshalb bin ich der Meinung, dass Guttenberg nicht tragbar ist.


    Es gibt gut begründete und weniger gut begründete Meinungen.
    Wenn jemand sagt: "Guttenberg ist untragbar, weil er bei seiner Abschiedsrede aus Star Trek zitiert, ohne dies kenntlich zu machen", ist das eine Meinung.
    Wenn danach rauskommt, dass er gar nicht aus Star Trek zitiert hat, zeugt es nicht von Fairness, zu sagen: "Mir doch egal, mich hätte nicht gewundert, wenn er es getan hätte."

  • Euer Karl Theodor ist da nur die spitze eines eisbergs... die häme ist nur da, weil er so einen tollen spitzenposten hat, den andere auch gern hätten...


    Mir hat mal jemand ganz erstaunt gesagt: Du schreibst deine magisterarbeit tatsächlich selbst? Wozu? Das kostet doch nur 25.000 (damals schilling)


    Ich bin aus allen wolken gefallen, ich bin immer automatisch davon ausgegangen, dass man das selber schreibt, und keinen ghostwriter dafür bemüht, und wenn man schon passagenweise abschreibt, zitiert man, oder stellt zumindest den satzbau um, und verwendet die eigenen worte - drum verwundert mich gar nichts mehr...
    Aber es ist eigentlich üblich, aus zehn texten einen elften zu machen - immer um etwas eigenes, neues erweitert, wie groß oder klein das eigene auch immer ist.


    Aber dann hab ich mich umgehört und auch bei anderen gehört, dass sie leute kennen, die leute kennen, die leute kennen... die entweder schreiben lassen oder sogar gewissermassen berufsmässig für andere schreiben, und nicht unter den Autoren aufscheinen.
    Jus und Wirtschaft sind dafür direkt prädestiniert (und höre und staune: ghostwriter sind nichtmal immer vom fach).


    Heutzutage sind die leute etwas happiger, da wird sogar unter eine popelige zeichnung und ein schlechtes foto oder ein text-entwurf ein copyright geklebt; vor mehreren dekaden war das sogar üblich, dass irgendein akademischer adlatus die ganze vorarbeit macht, und dann wenn's hoch kam eine erwähnung als dank für seine mitarbeit erhielt.


    Sogar professoren klauen voneinander was das zeug hält:
    So hat etwa mein erzeuger vor etlichen dekaden als professoraler frischling ein lehrbuch herausgegeben, weil es in einem teilgebiet seines faches damals keines gab, er es aber unterrichten musste, und weil er sich schon schlau gemacht hatte, und ihm das schreiben leicht fällt, hat er sich also hingesetzt, und sein - er gab zu, zu dem zeitpunkt beschränktes und nicht sehr stichfestes - wissen in dem buch zusammen geschrieben (es hat vor fehlern nur so gestrotzt, sagt er heut).
    Das wurde auf einer anderen uni von einem fachmann in dem teilgebiet auch gehörig verrissen (der selber kein lehrbuch geschrieben hatte, weil sonst hätt mein vater ja nach seiner lehrmeinung als themen-koriphäe unterrichtet) Und kein halbes jahr später erschien ein anderes lehrbuch, das stellenweise im text gleich war - ohne ein einziges zitat des seinen. Er war ziemlich sauer, hat aber nichts getan - obwohl ... zerscht verreissen, und dann auch noch wörtlich seitenweise abschreiben und nicht zitieren... das ist extrem schlechter stil...


    Ich hab mich allerdings damals, als ich dieses feld das erst mal entdeckte, gefragt, da meine eigene magisterarbeit nur 10 jahre meines lebens verschlungen und sonst nichts gebracht hat, ob ich vielleicht gegen so hm... 1000€... hm... gewisse akademische vorarbeiten zu geisteswissenschaftlichen themen leisten könnte... ich versuch mich an die großschreibung zu halten, und keine drei punkte im text zu machen :grin
    Beistriche, rechtsschreibungs und sinn-lektorat müsst's euch aber selber machen, dafür übernehm ich keine garantie...
    :unschuld

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von MagnaMater ()

  • Hallo Tom,


    wie sich doch die Zeiten und Ansichten ändern.
    Schau Dir Deine Beiträge zu Moral und zu Herrn Althaus nochmals an:
    Büchereule


    Übrigens, ich gehöre nicht zu denen die den Abgang von Herrn zu Guttenberg hämisch betrachten. Für mich ist die Angelegenheit eher ein Trauerspiel deutscher Politik, die in Starre verharrt und eine selten erlebte Lähmung gezeigt hat.
    Wenn ich auf etwas beschämt schaue, dann auf die Medien, die zu Guttenberg erst in den Olymp gehoben haben, dann zum Handlanger seines Rücktritts wurden und die wirklich wichtige Tagespolitik hinter diesen Skandal zurücktreten ließen.
    Im Ergebnis aber halte ich es nicht für falsch, dass zu Guttenberg seinen Hut genommen hat, denn er selbst war es, der das Spiel mit den Medien liebte und bei jeder passenden Gelegenheit auf seine Erziehung und Anstand gepocht hat.
    Diesen Anstand habe ich vermisst, als es um die Aufdeckung der nichtzitierten Quellen ging. Wenn zu Guttenberg rechtzeitig Rückgrat gezeigt hätte,
    dann wären sein und das Ansehen der deutschen Bundesregierung weniger in Verruf geraten. Letztlich hat er mit seinem zögerlichen Verhalten der Politiklandschaft in unserem Land einen Bärendienst erwiesen.
    Mögliche Auswirkungen werden wir bei den nächsten Wahlen sehen.

  • Zitat

    Original von maikaefer
    Aber vielleicht ist das auch Wortklauberei. :gruebel :grin :knuddel1


    Ja, bestimmt. :wave Ich hab das eben darauf bezogen, dass ja schon geklärt ist, dass er bei seiner Doktorarbeit "geschummelt" hat. Und allgemein darauf bezogen, fand ich die Aussage irgendwie nicht sonderlich schlimm. Aber ich denke mal, das ist das kleinste Problem. ;-)

  • Zitat

    Original von Bernard


    Es gibt gut begründete und weniger gut begründete Meinungen.
    Wenn jemand sagt: "Guttenberg ist untragbar, weil er bei seiner Abschiedsrede aus Star Trek zitiert, ohne dies kenntlich zu machen", ist das eine Meinung.
    Wenn danach rauskommt, dass er gar nicht aus Star Trek zitiert hat, zeugt es nicht von Fairness, zu sagen: "Mir doch egal, mich hätte nicht gewundert, wenn er es getan hätte."


    Ich habe das nicht gesagt ?(
    Wenn man mich aber als widerlichen Schleimscheißer bezeichnet, der unter seinem Stein nur darauf wartet, hervorzukriechen, um Herrn Guttenberg fertigzumachen (und womöglich heimlich seine Kinder schlägt), ist das auch nicht unbedingt die feine englische Art :kiss

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • was mich hier stört, ist die Aussage, die Medien tuen dies und das. Weder haben die Medien, die ich konsumiere, Guttenberg in den Himmel gelobt (die schienen eher etwas ratlos ob der Begeisterung der Bevölkerung), noch macht das deutsche Leitmedium schlechthin Guttenberg jetzt fertig

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • nun, ich hatte in Erinnerung, dass der Abschnitt zu Beginn des Textes ein fiktives Treffen mit Bohlen war, in dem sämtliche bekannten Klischees verwurstet wurden (mein persönlicher Eindruck).
    Aber ok, blödes Beispiel. Nehmen wir lieber die Mixa-Debatte ;-)

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)