Staunend, mit offenem Mund, schaut man auf die Umfrageergebnisse für den zurückgetretenen Minister Guttenberg. Da wird ein Plagiator, da wird jemand der betrügt und lügt nach wie vor als politische Lichtgestalt angesehen. Da wird dessen Rücktritt von der Mehrzahl der Menschen bedauert. Das ist mehr als erschreckend.
Kaum etwas macht den Werteverfall in diesem Lande so transparent wie die Affäre Guttenberg. Muss man nun davon ausgehen dass das Betrügen bei wissenschaftlichen Arbeiten, dass die Verletzung des Urheberrechtes, nichts weiter sind als simple Kavaliersdelikte? Wie soll man den Schülern und Studenten, die betrügen, denn nun disziplinarisch entgegentreten? Mit einem Achselzucken? Man darf in diesem Zusammenhang nicht vergessen, dass Guttenberg immerhin auch der Dienst- und Disziplinarvorgesetzter von zwei Bundeswehr-Universitäten war. Wird an diesen Universitäten nun nach den Wertestandards des ehemaligen Chefs gehandelt?
Genau genommen wundert es aber nicht, dass die Mehrheit der Menschen in diesem Lande kaum etwas Verwerfliches an Guttenbergs Handeln finden. Schließlich ist dieser Guttenberg die Personifizierung der Sehnsucht der Deutschen nach dem starken Mann, die (geheime) Sehnsucht der Deutschen nach einem „neuen Wilhelm“ sprich Monarchen. Was kann man aber auch von einem Volk erwarten, das Sendungen wie DSDS oder „Wetten das…..“ als kulturelle Highlights ansehen, einem Volk das mit Namen wie Thomas Mann, Ludwig van Beethoven, Immanuel Kant kaum etwas anzufangen weiß.
Guttenberg ist ein weiterer Beleg dafür, dass die Oberflächlichkeit auf ihrem Siegeszug kaum aufzuhalten ist. Schneidige Herrenreiter im Stile eines von Papen scheinen offenbar immer noch Hochkonjunktur zu haben. Es ist beschämend, dass eine Luftblase wie Guttenberg ein derart hohes Ansehen genießt. Glücklicherweise ist dieser Luftblase erst einmal die Luft ausgegangen. Hoffentlich pumpt sie niemand wieder auf. Und glücklicherweise war jetzt niemand greifbar, dem Guttenberg die Schuld in die Schuhe schieben konnte. Auch wenn er bei seiner Rücktrittsrede versuchte sich als Opfer einer Kampagne darzustellen, versuchte den Medien die Schuld zu geben. Nur, nicht die Medien haben seine Dissertation geschrieben – Urheber dieses Plagiats war niemand anders als dieser Guttenberg selbst, es sei denn, es gab vielleicht doch einen Ghostwriter. Und wer betrügt und die Menschen in diesem Land belügt und versucht sie für dumm zu verkaufen, disqualifiziert sich für jedes öffentliche Amt. Nicht nur in naher sondern auch in ferner Zukunft.
Man kann nur hoffen, dass in dieser Sache auch strafrechtliche Konsequenzen gezogen werden. So wie jeder Schwarzfahrer, jeder Parksünder wird von der Staatsmacht gnadenlos verfolgt wird – so sollte auch bei einem Herrn von/zu Guttenberg strafrechtlich verfahren werden.
Man muss Gott auf den Knien dafür danken, dass diesem Land mit großer Wahrscheinlichkeit ein Kanzler Guttenberg erspart bleibt – denn mit der Kanzlerin Merkel ist dieses Land schon genug bestraft.